Kindheits- und Jugenderinnerungen
Der Vater aus Leer in Ostfriesland, die Mutter aus einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb. Man kann es sich gut vorstellen, dieses Leben in zwei Welten, aufgewachsen bilingual, wie es ihr Vater scherzhaft ...
Der Vater aus Leer in Ostfriesland, die Mutter aus einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb. Man kann es sich gut vorstellen, dieses Leben in zwei Welten, aufgewachsen bilingual, wie es ihr Vater scherzhaft bemerkt.
Sylvie Gühmann erzählt in ihrem Buch "Die junge Frau und das Meer" ihr Leben in der Kindheit und Jugend in diesen beiden so verschiedenen Lbensräumen.
Bei jedem Satz den ich lese, merke ich, wie groß ihre Liebe zu ihrer Heimat Ostfriesland und zum Meer ist. In einer sehr offenen, ehrlichen, manchmal witzigen, manchmal traurigen Art beschreibt sie kleine Episoden aus ihrem Leben.
Ich stehe ihr zur Seite, wie sie mit 8 Jahren im Familienurlaub an der Adria das erste mal einen toten Menschen sieht. Ich begleite sie ins Heim zu ihrer Oma, wo sie versucht die Demenz zu verstehen. Genau wie ich als Kind hat sie versucht mit einer Taschenlampe im Bett zu lesen. Ich sitze mit ihr im Auto und mir wird bei den Serpentinen hoch auf die Schwäbische Alb beinahe selbst schlecht, wenn ich lese, wie mies es ihr da beim Auto fahren geht. Dieses Gefühl kann ich sehr gut nachvollziehen - mir ging es als Kind genauso. Ich sitze mit ihr und ihrer Mutter auf der kleinen Insel Dysterhusen im Nirgendwo am Ende der Welt. Sie erzählt mir von den Unterschieden im Winter zwischen Nord- und Süddeutschland und wie sie bei einer Lotterie im Ferienkamp zum Leidwesen ihrer Eltern und zum Ärger ihrer Schwester mal sehr viele Gewinne abgeräumt hat. Sie nimmt sich aber auch sehr selbstkritisch unter die Lupe und analysiert, wie sie ihre Seepferdchenprüfung versemmelt und ihr süddeutscher Opa sich ihrer annimmt um ihr das Schwimmen beizubringen. Überhaupt ist sie um ihre beiden Opas, die, wie sie klarstellt, opern, zu beneiden. Sie erzählt von falschen Alibis und wie sie ihren ersten Kuss buchstäblich verlor. Ihre Betrtachtungen machen auch vor dem Klimawandel und der Meeresverschmutzung nicht halt.
Sie beschreibt ihre Erlebnisse so lebhaft und bildlich vorstellbar, dass ich bald Bilder im Kopf habe und bei ihren Unternehmungen immer direkt dabei bin. Sie hat mir mit ihren kleinen Geschichten und Episoden einige sehr unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Lesestunden geschenkt.
Sehr unterhaltsame Geschichten, bei denen nicht nur Ostfriesen ihren Spaß haben werden.