Cover-Bild Ocean State
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 22.03.2022
  • ISBN: 9783498002688
Stewart O′Nan

Ocean State

Thomas Gunkel (Übersetzer)

Über Schwestern, Mütter und Töchter – und die schrecklichen Dinge, zu denen uns die Liebe treiben kann. Eine ergreifende Kriminalgeschichte, angesiedelt am Rand der amerikanischen Gesellschaft.

Westerly, eine Arbeiterstadt in Rhode Island, dem kleinsten Bundesstaat der USA. Die Highschool-Schülerin Birdy wird umgebracht  – sie hatte sich in den Falschen verliebt. Die Täterin: ihre Mitschülerin Angel. Beide verband die Liebe zu Myles, Sohn wohlhabender Mittelschichtseltern mit einem traumhaften Sommerhaus am Meer, und die Hoffnung, der Perspektivlosigkeit der eigenen Herkunft auf diesem Wege zu entkommen.

In «Ocean State» erzählt Stewart O’Nan die Vorgeschichte und die Folgen des Mordes aus wechselnden Perspektiven. Da ist Angel, die Täterin, Carol, ihre alleinerziehende Mutter, die mit den beiden Töchtern in einem verfallenden, mitunter gespenstischen Haus am Fluss lebt, und Birdy, das Opfer – drei Menschen, deren Schicksale auf tragische Weise zusammenlaufen. Beobachterin bleibt Angels jüngere Schwester Marie, die zu viel allein ist, zu viel fernsieht und nascht.

Stewart O’Nan, der mit diesem Roman zu seinen gefeierten Anfängen zurückkehrt, «Engel im Schnee» und «Die Speed Queen», zeichnet ein bewegendes Porträt von vier Mädchen und Frauen am unteren Ende der Gesellschaft. Tiefgründig und mitreißend erzählt er vom Leben der Armen in einer Welt, in der es Reiche so viel leichter haben.


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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

Wenn man nichts zu verlieren hat...

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Rhode Island, der titelgebende „Ocean State“ in New England, kleinster Bundesstaat der USA. An der Küste die Luxusvillen der Superreichen, in den Kleinstädten Häuser, an denen die Farbe abblättert, die ...

Rhode Island, der titelgebende „Ocean State“ in New England, kleinster Bundesstaat der USA. An der Küste die Luxusvillen der Superreichen, in den Kleinstädten Häuser, an denen die Farbe abblättert, die Blumen verwelkt sind, das Gras hüfthoch in den Vorgärten steht und die ausrangierten Hummerfallen vor sich hin rosten.

Es sind diese Gegensätze, die gesellschaftlichen Verwerfungen, für die Stewart O’Nan ein Auge hat und sie in fast allen seiner Romane zum zugrunde liegenden Thema macht. So auch in seinem neuen Roman, der uns schon mit dem ersten Satz mitten hinein in die Story katapultiert: „Als ich im achten Schuljahr war, half meine Schwester dabei, ein anderes Mädchen zu töten.“

2009, Ashaway, ein heruntergekommenes Haus nahe der stillgelegten Mühle. Neuer Wohnort der Olivieras. Carol, die alleinerziehende Mutter, arbeitet als Hilfspflegerin in einem Altenheim und lebt mit ihren Teenagertöchtern Angel und Marie in einem heruntergekommenen Haus draußen bei der alten Fabrik. Was ihre Männerbekanntschaften angeht, ist sie nicht sonderlich wählerisch, jeder einzelne stellt sich als Fehlgriff heraus. Auch wenn sie ihnen kein gutes Vorbild ist, liebt sie doch ihre Mädchen und sorgt für sie, würde ihnen gerne mehr bieten. Marie, die dreizehnjährige Erzählerin, fühlt sich als die Außenseiterin der Familie. Zu pummelig, zu unbeholfen, zu unbeliebt. Ganz anders Angel, ihre große Schwester, die sie vergöttert und die all das ist, was sie gern wäre. Groß, hübsch, beliebt und selbstbewusst. Angel wiederum macht sich keine Illusionen über ihre Zukunft. Zu schlecht sind ihre Startbedingungen, da bleibt nach dem Schulabschluss nur ein schlechtbezahlter Job, Mann und Kind. Kein Platz für Träume, ausgeschlossen ein gemeinsames Leben mit ihrem High School Sweetheart, dem Jungen aus reichem Hause, der das College besuchen, eine passende Frau finden und Angel vergessen wird. Myles, der sie bereits jetzt schon mit Birdy betrügt, die einen ähnlichen familiären Hintergrund wie Angel hat und alles daran setzt, Myles für sich zu gewinnen, womit die Tragödie ihren Lauf nimmt und nicht mehr aufzuhalten ist.

Mit feinem Gespür für die Lebenssituation der vier Frauen erzählt O’Nan eine Geschichte von großen Erwartungen, enttäuschter Hoffnung, falschen Entscheidungen und der Gewissheit, dass auch in Amerika nicht jede Frau ihres Glückes Schmied ist. Einzig Myles bleibt blass, ist nur ein verwöhnter Schnösel.

Es sind die beiden alternierenden Erzählstränge, die das Geschehene so eindringlich wirken lassen. Das Wissen um ein Leben ohne Perspektive, aus dem es kein Entkommen gibt, man nichts zu verlieren hat und deshalb alles riskieren kann. Eine Handlung, die wie der Blick auf einen Zug wirkt, der in hohem Tempo ungebremst auf ein Hindernis zurast, weil eine Weiche falsch gestellt wurde.

Veröffentlicht am 19.11.2022

Ocean State

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Ocean State – Stewart OˋNan
Wäre da nicht dieser eindrucksvolle erste Satz, könnte man den Eindruck haben, eine ganz gewöhnliche Teenie-Liebesgeschichte zu lesen. Mit den typischen Auf und Abs. Doch da ...

Ocean State – Stewart OˋNan
Wäre da nicht dieser eindrucksvolle erste Satz, könnte man den Eindruck haben, eine ganz gewöhnliche Teenie-Liebesgeschichte zu lesen. Mit den typischen Auf und Abs. Doch da ist dieser allererste Satz:
„Als ich im achten Schuljahr war, half meine Schwester dabei, ein anderes Mädchen zu töten.“ (Seite 9)
Im Prinzip ist damit alles gesagt. Der Roman beschäftigt sich mit den Umständen, die zu dieser Tat führten und hinterher, den Folgen.
Es ist die Geschichte von vier Mädchen bzw. Frauen am unteren Ende der Gesellschaft, die den berühmten American Dream nur träumen können. Drei von ihnen versuchen, bewusst oder unbewusst, einen sozialen Aufstieg durch wohlhabendere Männer zu erreichen. Vor diesem Hintergrund schlägt nun auch noch die Liebe zu: Sowohl Angel als auch Birdie lieben denselben jungen Mann, der mit beiden spielt. Mit fürchterlichen Folgen.
Tatsächlich fand ich die Hinführung zur Tat etwas zu lang. Ein ewiges Hin und Her in dieser unglückseligen Dreierbeziehung. Das hätte man meiner Meinung nach etwas abkürzen können.
Den angenehm nüchternen Schreibstil des Autors mochte ich allerdings sehr. Die Frauen erzählen abwechselnd, was die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Sehr interessant auch, da man das spätere Opfer dadurch sehr gut kennenlernt. Eine wundervolle Beobachterin ist Angels kleine Schwester Marie und deren Liebe zum Roman „Wer die Nachtigall stört“.
Überhaupt hat der Autor ein feines Gespür für die Beziehungen der Frauen untereinander und ihre Beweggründe. Es dauerte etwas bis sich die Atmosphäre entfaltete, doch dann hatte mich der Sog dieser Geschichte erwischt.
Ein nachdenklicher und ernster Roman, der mich sehr angesprochen hat. 4 Sterne und eine Leseempfehlung von mir!

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