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Veröffentlicht am 19.05.2022

Bittersüß und nostalgisch

Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau
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'Cause it's a bittersweet symphony, that's life (The Verve)

Die Welt der Wörter ist für Sascha ein Territorium, in dem er sich Zuhause fühlt. Alleine der Klang, die Schreibweise oder die Betonung bieten ...

'Cause it's a bittersweet symphony, that's life (The Verve)

Die Welt der Wörter ist für Sascha ein Territorium, in dem er sich Zuhause fühlt. Alleine der Klang, die Schreibweise oder die Betonung bieten so viel Möglichkeiten all das auszudrücken, was er empfindet. Denn mit den Wörtern gelingt, was in der Plattenbausiedlung nicht möglich ist - sie bringen Farbe in sein Leben und zeigen ihm, dass irgendwo da draussen das Leben tobt. als Juri in die Siedlung zieht, wird aus dem Einheitsgrau ein Kaleidoskop der Farben.....


Björn Stephan ist ein Wortpoet, ein Buchstabenjongleur, der mit einem unglaublichen Feingefühl einen (n)ostalgischen Roman verfasst, der vom Sitzen zwischen den Stühlen erzählt und die erste große Liebe nachfühlbar macht.

Dabei zeigt der Autor sowohl trostlose Einblicke in die Plattenbausiedlung als auch die gemischten Gefühle, die mit der Veränderung durch die Wiedervereinigung eingetreten sind. Wie soll sich auch ein/e Jugendliche/r damit zurecht findet, wenn das, was gestern noch gut und richtig war, plötzlich nicht mehr existiert und die westliche Denkweise Einzug hält.

Die Figuren entwickeln ein Eigenleben und führen die Leser:innnen durch Klein Krebslow, zeigen ihnen ihre Wohnsituation und vor allen Dingen die damit verbundenen Sorgen und Probleme. Frau Kletsche ist wie ein Tauchsieder, hat die Augen und Ohren überall und ihr entgeht nichts.

Björn Stephan nutzt die Gefühls- & Gedankenwelt der Jugendlichen, um die Erinnerungen der Lesenden anzuknipsen, damit sie sich besser in die Figuren einfühlen können. Das Rebellieren gegen die eingefahrenen Denkweisen und Vorschriften, die Neugier auf das, was Leben heißt und die ersten Erfahrungen mit der Liebe fasst er in melancholischen Worten zusammen. Es gelingt Stephan, das Grau aufzureißen, in dem er Juri die Möglichkeit gibt, ihre Sicht auf das Abenteuer Leben mit bunten Farben zu schildern und Sascha aus seiner Lethargie zu befreien.

Leise und trotzdem kraftvoll erzählt, zeichnet sich das Bild einer Jugend nach der Wende ab und bietet die Möglichkeit, die Menschen besser zu verstehen. Bittersüße Erinnerungen, ein Hauch von Wehmut und das Erkennen von verpassten Gelegenheiten machen dieses Buch zu einer ganz besonderen Lektüre.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Auf der Suche nach dem schwarzen Schaf in der Gemeinschaft

Sturm über den Highlands
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Ganz Caithness steht Kopf, als ein Tierschlächter sein Unwesen treibt und aus der Herde von Douglas MacKeith ein Schaf regelrecht hinrichtet. Das ruft Alison Dexter auf den Plan, denn als private Ermittlerin ...

Ganz Caithness steht Kopf, als ein Tierschlächter sein Unwesen treibt und aus der Herde von Douglas MacKeith ein Schaf regelrecht hinrichtet. Das ruft Alison Dexter auf den Plan, denn als private Ermittlerin will sie versuchen, den Übeltäter ausfindig zu machen. Sie reist nicht allein, hat Backpackerin Kimberly im Gepäck und ab da keine ruhige Minute mehr. Denn das kleine schottische Dorf wird zum Schauplatz eines weiteren Verbrechens...


Sibylle Baecker entführt mit einer sehr bildhaften Schreibweise die Leser:innen direkt in die schottischen Highlands, deren dramatische Landschaften die perfekte Kulisse für ihren Krimi bilden. Auch wenn der Wind ab und an wirklich heftig durch die Ritze der Cottages pfeift und sich bedrohliche Wolken über dem kleinen Ort zusammenziehen, gelingt es Baecker, dass sich die Lesenden in der Umgebung wohlfühlen.

Kimberly ist zu beginn eine sehr verschlossene und rätselhafte Persönlichkeit, die ihr Geheimnis gut zu verbergen weiß. Auch ihre manchmal etwa schroffe, abweisende Art trägt dazu bei, dass die Mauern, die sie um sich errichtet hat, sämtliche Gefühle an ihr abprallen lassen. Es gelingt aber der Schreibenden trotzdem sehr gut, dass ihre Leserschaft Zugang zu Kimberly erhält, denn nach und nach öffnet sie sich und gibt ihre Gedanken und Emotionen preis.

Alison dagegen hat den Drang, ihre Nase in alles hineinzustecken, um mit ihren doch recht unkonventionellen Ermittlungsmethoden ans Ziel zu kommen Dass sie dabei bei den Dorfbewohner:innen aneckt, nimmt sie gerne in Kauf. Trotzdem mag ich sie, denn sie ist auf ihre Art herzlich und sie weiß,wie man den Finger in die Wunde legen muss, damit es ziept und wie sie an die Informationen kommt, die sie haben will.

Die Handlung lebt von den charakterlichen Eigenarten der schottischen Bewohner;innen, denn sie dürfen ihre Ecken und Kanten nach Herzenslust ausleben. Vorurteile, Klatsch und Tratsch, falsche Verdächtigungen und Klüngelei sind ein guter Nährboden, um dem Täter immer wieder einen Grund zu geben, sein Unwesen zu treiben.

Der Fall ist gut aufgebaut und lässt die Lesenden lange im Dunkeln tappen, denn die Autorin streut falsche Fährten genauso geschickt wie echte Hinweise, die es zu unterscheiden gilt. Kimberlys Geheimnis wird dabei auch recht spät gelüftet, was natürlich die eigenen Spekulationen um den Täter anheizt.

Zwischen Pints und Pie, Schafen und Schurken vergeht die Lesezeit wie im Flug, denn der Krimi bietet jede Menge Spannung und aufregende Ereignisse, die die Lesenden an die Seiten fesseln.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Ein kleines Buchjuwel

Kanaltal
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Kanaltal - ich muss zugeben, ich habe bisher von diesem Fleckchen Erde noch nie gehört. Nach dem Lesen dieses Büchleins muss ich sagen, dass das nicht nicht nur eine Wissens-, sondern eine echte Genusslücke ...

Kanaltal - ich muss zugeben, ich habe bisher von diesem Fleckchen Erde noch nie gehört. Nach dem Lesen dieses Büchleins muss ich sagen, dass das nicht nicht nur eine Wissens-, sondern eine echte Genusslücke ist, denn die Autorin zeichnet ein traumhaft schönes Bild einer Region, die es zu bereisen gilt.

Zwischen rauen Bergen und augenschmeichelnden Landschaften liegt ein kleines Paradies, das die Geschichte Europas erzählt, Brauchtum und Tradition regelrecht atmet und zu jeder Jahreszeit einzigartige Eindrücke formt.

Claudia Lux führt die Leser:innen charmant und herzlich durch die Seiten, zeigt ihnen "ihr "Kanaltal und eröffnet ihnen die Möglichkeit, drei Länder (Slowenien, Italien und Österreich) gedanklich zu bereisen und die Sahnestücke kennenzulernen.

Auch scheut sie nicht davor zurück, die Schattenseiten der Vergangenheit anzusprechen, denn diese haben deutliche Spuren hinterlassen und sind ein Teil der gemeinsamen Geschichte.

Flora und Fauna, Gaumenschmeichler und Sehenswürdigkeiten - all das findet in diesem Büchlein Erwähnung, wird kurzweilig vorgetragen und mit vielen wunderschönen Fotos belegt. Die Autorin weiß die Neugier auf dieses schöne Gebiet in der Alpen-Adria-Region zu wecken und mit reichlich Tipps und Anregungen zu Touren und Ausflugszielen regelrecht zu füttern.

Absolut empfehlenswert für alle, die das Besondere suchen und sich immer wieder neu verzaubern lassen möchten.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Am Puls der Zeit

Verschwörung im Kinzigtal
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Gleich der erste Fall nach seiner Rückkehr in den aktiven Dienst hat es wirklich in sich, denn Dr. Caspari sieht sich mehreren Ungereimtheiten gegenüber gestellt. Was veranlasst eine Elitepolizistin dazu, ...

Gleich der erste Fall nach seiner Rückkehr in den aktiven Dienst hat es wirklich in sich, denn Dr. Caspari sieht sich mehreren Ungereimtheiten gegenüber gestellt. Was veranlasst eine Elitepolizistin dazu, sensible Daten von einem Firmencomputer zu klauen ? Nachdem sie sich sich mit dem Wachpersonal des Sicherheitsdienstes eine wilde Schießerei geliefert hat, schweigt die Polizistin und es gelingt niemanden, an sie heran zu kommen. Als Caspari die Zeichen deuten kann, ist es fünf vor zwölf und die Uhr tickt gegen ihn...


Matthias Fischer ist mit "Verschwörung im Kinzigtal" erschreckend nah am Puls der Zeit, greift aktuelle Themen (u a. Zugehörigkeit von Polizisten zu rechten Gruppen, Verschwörungstheorien) auf und formt daraus einen Fall, der es in sich hat und unter die Haut geht.

Von der ersten Seite an ist der Spannungsbogen konstant gestrafft, sodass die Nerven ab und zu wirklich blank liegen, weil der Autor hier sehr reale Szenen beschriebt. Die Bilder sind sehr plastisch und vermitteln so den Lesenden, dass sie sich vor Ort befinden und ein Teil des Ermittlungsteams sind.

Es gelingt Fischer, die Gedanken und Gefühle seiner Protagonist:innen für die Leser.innen zugänglich zu machen und in ihnen zu lesen wie in einem offenen Buch. Gerade bei Tom ist es erschreckend, wie das Saatkorn des braunen Sumpfes auf fruchtbaren Boden fällt und aufgeht. Seine Veränderung vom liebenswerten Schüler zum verblendeten Anhänger hirnverbrannter Ideologien ist beängstigend und zeigt, wie leicht sich Menschen manipulieren lassen.

Der Autor jagt sowohl seinen Figuren als auch die Lesenden von einem packenden Ereignis zum Nächsten. Die unterschiedlichen Handlungsfelder sind einzeln betrachtet schon bedrohlich, aber erst zusammen ergeben sie ein verhängnisvolles Szenario, das es gilt, aufzuhalten, bevor es zu spät ist.

Die Aufklärung des Falles bietet den Lesenden jede Menge Möglichkeiten, eigene Ermittlungsarbeit zu bestreiten, Vermutungen anzustellen und Bösewichte zu enttarnen. Der flüssige und temporeiche Schreibstil lässt keine Atempausen zu, denn Anspannung und Nervenkitzel geben sich die Klinke in die Hand.

Ein Regio-Krimi, der sich nicht scheut, die Dinge beim Namen zu nennen - aktuell, gesellschaftskritisch und brisant.

Sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

La Dolce Vita am Gardasee

Spontan mit Plan – Gardasee
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Ich liebe den Gardasee, habe schon etliche Reiseführer gelesen und irgendwie sind sie sich alle ähnlich, aber "Spontan mit Plan - Gardasee" von Beate Giacovelli ist anders als all das, was bisher auf dem ...

Ich liebe den Gardasee, habe schon etliche Reiseführer gelesen und irgendwie sind sie sich alle ähnlich, aber "Spontan mit Plan - Gardasee" von Beate Giacovelli ist anders als all das, was bisher auf dem Markt erschienen ist.

Schon die ausgestanzten Gucklöcher zeigen erste Impressionen, und verbreiten Urlaubsfeeling. Die erste Überraschung wartet beim Aufschlagen des Büchleins, denn die Ausstanzungen lassen im oberen Teil die Sonne scheinen und unten ersetzen sie den Vorderreifen eines Fahrrades. Doch das ist längst noch nicht alles, denn ein kleiner "Wegweiser" führt zu ersten möglichen Unternehmungen, die im Innenteil des Büchleins warten. Eine wundervolle Idee, die mit ganz viel Liebe zu Detail umgesetzt worden ist.

Und dann entfaltet jede einzelne Seite genau dieses zauberhafte Flair, das den Urlaub am Gardasee zu etwas ganz Besonderem macht - die italienische Küche lockt mit verführerischen Düften, das grüne Gold (Olivenöl) und der herrlich erfrischende Limoncello sind begehrte Mitbringsel und einzigartige Aussichten schaffen Erinnerungen, die sich für immer ins Herz brennen.

Die Autorin stellt den Gardasee und seine pittoresken Örtchen mit so viel Liebe und Herzblut vor, nimmt die zukünftigen Urlauber:innen mit auf eine Entdeckungsroute rund um den See und zeigt ihre Lieblingsorte.

Es ist, als würde sie guten Freund:innen "ihren" See zu Füßen legen - Genussmomente, prickelnde Abenteuer und Familienauszeiten - für jeden Geschmack und für jedes Bedürfnis bietet der Reiseführer genügend Inspirationen, um den Urlaub unvergesslich zu machen (Heller-Garten, Canyoning, Gardaland, Geisterdorf, Panoramasteig - & Radweg)

Hilfreiche Tipps zum Einkaufen, dem Bummel über den Markt, den leckersten Ristaurante oder besondere Sehenswürdigkeiten lassen das Herz höher schlagen und zeigen, dass der Gardasee nicht nur in der Sonne glitzern kann, sondern auch für glitzernde Augen bei den Urlauber:innen sorgt.

Eine Liebeserklärung an die Region, an die Menschen am See und an die kleinen Auszeiten, die am, auf, in und um den See möglich sind.

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