Unterhaltsam
Belles of London - Die Nähe, die uns trenntDas Cover finde ich passend, weil man direkt erkennt, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Ich mag auch, dass man das ganze Kleid der Protagonistin sieht, denn Kleider spielen eine zentrale ...
Das Cover finde ich passend, weil man direkt erkennt, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Ich mag auch, dass man das ganze Kleid der Protagonistin sieht, denn Kleider spielen eine zentrale Rolle.
Die Geschichte wird aus der Sicht von beiden Hauptfiguren geschrieben. Zum einen ist das Evelyn Matravers, die für ihre erste Saison nach London reist, um mithilfe eines wohl situierten Ehemanns ihre jüngeren Schwestern zu unterstützen. Ich konnte ihre Beweggründe sehr gut nachvollziehen und mag an ihr, dass sie sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst ist und auch weiß, diese einzusetzen. Sie ist eine selbstbewusste und eigensinnige Frau, die sich immer eine eigene Meinung bilden möchte. Ihre großen Leidenschaft ist das Reiten, was man auch beim Lesen immer wieder spürt und ihre habe ihre Momente mit ihrem treuen Pferd geliebt. Der männliche Protagonist ist der halb-englische/halb-indische Schneider Ahmad Malik. Aufgrund seiner Herkunft muss er immer mehr um seine Anerkennung und gegen Vorurteile kämpfen. Ich bewundere ihn dafür, dass er nie aufgegeben hat und seiner Leidenschaft, dem Schneidern, nachgeht, für sich selbst, aber auch für seine Cousine. Vor allem machen es ihm einige Kundinnen nicht leicht, da sie ihn als Objekt sehen. Er tat mir da manchmal Leid, weil man seine Ohnmacht spürt, denn er ist nun mal auch auf sie angewiesen.
Die Protagonisten treffen früh aufeinander, als Evelyn Ahmad darum bittet, ihr Reitkostüme zu schneidern, mit denen sie potentielle Heiratskandidaten auf sich aufmerksam machen möchte. Man kann bei den beiden auf jeden Fall von Liebe auf den ersten Blick reden und das war leider auch mein größtes Problem mit dieser Geschichte. Ich bin eher ein Fan davon, wenn sich die wahren Gefühle langsam entwickeln. So konnte ich diese bei Evelyn und Ahmad nicht ganz nachvollziehen und mir fehlte etwas der Aufbau bei ihrer Romanze. Trotzdem muss ich sagen, dass mir die beiden als Paar eigentlich gefallen. Sie akzeptieren sich so, wie sie sind und waren von Anfang an ehrlich miteinander, selbst in schwierigen Momente. Aber aufgrund des Unterschieds ihres sozialen Standes und ihre jeweiligen Pläne für die Zukunft steht Ihnen doch vieles im Weg. Ich muss sagen, dass ich das alles realistisch und authentisch fand und in meinen Augen auf unnötiges Drama verzichtet wurde.
Ganz besonders haben mich aber auch die anderen zwischenmenschlichen Beziehungen überzeugt, die in diesem Buch eine Rolle spielen. Seit Jahren sind Ahmad und seine Cousine auf sich selbst gestellt und man merkt dadurch, wie eng ihre Bindung ist. Ahmad hat immer ihr Wohlergehen im Hinterkopf. Evelyn liebt ihre Schwestern auch, aber in London lernt sie auch drei neue Freundinnen kennen. Jede von ihnen ist ganz eigen und die Dynamik der jungen Frauen brachte mich oft zum Schmunzeln. Ich hoffe, jede Freundin bekommt mich ihren eigenen Band.
Das ganze Buch spielt im London zu Beginn des 19. Jahrhunderts, das heißt, vieles ist noch anders. In meinen Augen hat die Autorin viele interessante Aspekte miteinbezogen und ihnen auch Raum gegeben. Ganz zentrale Punkte sind natürlich der Stand von Indern und halb-indischen Engländern in der Gesellschaft, der alles andere als leicht war, und die Rolle von Frauen. Aber auch einige wahre geschichtlichen Ereignisse und Personen werden thematisiert. Auf alles geht die Autorin auch noch einmal in ihrem Nachwort ein.
Insgesamt ist es ein historischer Liebesroman, den man schnell und leicht wegsnacken kann. Leider hatte ich meine Probleme mit der Instalove, aber das ganze Drumherum konnte mich überzeugen.
FAZIT: 3/5⭐️
Lockere Unterhaltung