interessant, aber nicht so zauberhaft wie erwartet
Nik Sharma ist nicht nur als begeisterter Koch tätig, sondern in den USA bekannt für seine Kolumne „A Brown Kitchen“ sowie seinen Blog „A Brown Table“, in denen er Rezepte weitergibt. Zudem hat er sich ...
Nik Sharma ist nicht nur als begeisterter Koch tätig, sondern in den USA bekannt für seine Kolumne „A Brown Kitchen“ sowie seinen Blog „A Brown Table“, in denen er Rezepte weitergibt. Zudem hat er sich in den USA einen Namen als Foodfotograf gemacht und dieses Kochbuch wurde von einigen Zeitungen in den USA und UK als bestes Kochbuch hochgelobt.
Schon beim ersten Durchschauen wirkt das Kochbuch sehr hochwertig, mit den goldenen Lettern und Streifen auf dem Cover, dem goldgelben Lesebändchen und den vielen hochwertigen Fotos. Ich mag es, das die gezeigten Speisen im Vordergrund stehen und der Hintergrund, meist schwarz gehalten, auch in eben diesen rückt. Einige, farbige Fotos zeigen Szenen indischer Straßen und Märkte und geben eine gute Einstimmung, genau wie die Fotos einzelner Zutaten und Gewürze. Persönliche kurze Geschichten, beispielsweise über seine Großmutter in Indien und ihre Kochkünste runden für mich das Gesamtkonzept ab, denn es geht hier nicht einfach nur um Rezepte, sondern auch darum, wie Nik Sharma zum Kochen kam und mit wieviel Begeisterung er es ausführt. Das Aromaglossar gefällt mir sehr gut, denn es gibt einen kleinen Einblick in verschiedene Geschmacksrichtungen.
Die über 100 Rezepte sind kapitelweise eingeteilt in. Vorspeisen und Snacks, Salate und Suppen, Getreide und Gemüse, Meeresfrüchte, Eier und Geflügel, Fleisch, Süßspeisen, Getränke und Grundnahrungsmittel. Mich hat der große Anteil an nicht vegetarischen Rezepten verwundert, da ich gerade mit der indischen Küche etwas anderes verbinde. Aber das Buch soll ja indische und westliche Küche neu kombinieren; ich muß gestehen, dass mir vor Lesen des Buches nicht bewußt war, dass damit eher die Küche der USA gemeint war. Es finden sich Fast Food Rezepte wie Chicken Nuggets, mit besonderer Würze genauso in diesem Buch wie aufwändige Rezepte. Die Rezepte wurden jeweils sehr gut erklärt und, wie schon erwähnt durch ein professionelles Foto ergänzt. Zu jedem Rezept gbt es auch Extra Tipps & Tricks. Wir lieben internationale Rezepte und haben eine große Gewürzsammlung; die meisten verwendeten Gewürze haben wir eh zu Hause, einzelne müssten wir vielleicht besorgen oder durch eine andere Zutat ersetzen. Es kommt sogar vor, dass in den Rezepten oder bei der Vorstellung einzelner Zutaten direkt ein Austauschprodukt vorgeschlagen wird. Ich hätte bei einem Rezept beispielsweise Schwierigkeiten Granatapfelmelasse und Anardam (Granatapfelkernpulver) zu besorgen, würde es von mir aus dann durch Granatapfelsaft oder -sirup als Würze ersetzen. Manchesmal benötigt man Jaggery oder Muscovadozucker; da würde ich den vorrätigen Palmzucker nehmen. Statt Kokosessig wird im Buch die Verwendundung von Apfelessig vorgeschlagen. Die Zutaten stellen also insgesamt eher keine Hürde beim Nachkochen dar.
Die Rezepte finde ich schon zu einem guten Teil ansprechend; eben die vielen Fleischrezepte hätten es für mich nicht sein müssen. Auch habe ich den Eindruck, dass viele grundlegenden Zubereitungen geübteren Kochenden geläufig sind, lediglich die Würzung neu interpretiert wurde. Für mich fallen dann schon mal die Details und manchmal auch ganze Gerichte besonders spannend aus: das süße Tamarindendressing zum Capresealat, die gegrillten Garnelen in Weinblattpäckchen, die Krabbenküchlein mit Zitronengras und grüner Mango, die Lammhack-Kartoffeltaler mit Sambal Olek, der Dattel- und Tamarindenkuchen und, ganz besonders, die wunderbaren Getränke wie Ingwer-Tamarinden-Limonade, Rhabarber-Scharbat mit Rosenwasser und Kardamon oder die Safran-Kardamon-Milch (mit Mandeln). Das sind allesamt Rezepte, die ich so niemals selber ausprobiert hätte; bei vielen anderen sieht das schon anders aus, beispielsweise bei gebratenem Speck, bei einer Lammkeule, Hühnersuppe, einer Naan-Pizza oder Würzhackbraten. Sehr gut gefällt mir, dass es ein Rezept für selbstgemachte Chorizo gibt, die man bei einem Rezept gegen eine fertige austauschen kann.
Insgesamt finde ich die Rezepte schon recht abwechslungsreich, halte sie aber besonders für etwas unroutiniertere Kochende geeignet, die sich vielleicht noch gar nicht an eigene Experimente oder direkt indische Rezepte herantrauen und hier sehr gut an die Hand genommen werden. Für mich persönlich habe ich ein paar interessante Rezepte gefunden.