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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2022

Beklemmend

Der Kreidemann
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Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals begegnete der Zwölfjährige dem Kreidemann zum ersten Mal. Und der erzählte Eddie von den Zeichnungen – geheimen Botschaften, die ...

Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals begegnete der Zwölfjährige dem Kreidemann zum ersten Mal. Und der erzählte Eddie von den Zeichnungen – geheimen Botschaften, die außer Eddie und seinen Freunden niemand verstand. Erst hat es Spaß gemacht, aber dann führten die Kreidefiguren sie zu der ersten Toten. Dreißig Jahre später erhält Ed einen Brief, der die alten Wunden brutal aufreißt: Die Vergangenheit kehrt zurück, und der Kreidemann geht wieder um – rätselhaft, bedrohlich, unberechenbar.

Die Geschichte wird aus Eddies Sicht erzählt und spielt sich auf zweit Zeitebenen ab Zeitebenen erzählt. 2016, dem Jahr, in dem Eddie bereits Anfang 40 ist und 1986, als er 12-jahre alt ist. So setzten sich die Puzzlestücke nach und nach zu einem großen Ganzen zusammen. Besonders gut hat mir der Wechsel zwischen dem jungen, kindlichen und dem erwachsenen Eddie gefallen. In beiden Charakteren steckt eine Menge Eddie und doch rücken ganz andere Dinge in den Fokus.

Eine gewisse Bedrohung und Beklemmung sind durch jede einzelne Seite hinweg spürbar und schweben ständig über den Leser:innen, dennoch gibt es keine sich aufbauende Handlung, die auf ein großes Finale am Ende hinarbeitet.

Ich hatte eine gute Zeit, während ich die Geschichte las, jedoch hätten ein paar unvorgergesehene Wendungen dem Thriller keinen Abbruch getan. Der Klappentext hat meiner Meinung nach der Geschichte viel vorweg genommen, sodass man bereits wusste, auf was man sich einlässt und auf was sich beschränkt wird.

Die letztendliche Auflösung war für mich zu schwach und daher ein wenig enttäuschend. Es wurden zwar alle offenen Enden aufgenommen und geklärt, dennoch hatte ich auf etwas Spektakuläreres gehofft. Dennoch hat mir die Aufklärung der letzten Frage total gut gefallen, weswegen ich dem Buch 4 Sterne gebe.

Ein solider Thriller, der zwar nicht sonderlich actionreich, aber dennoch beklemmend und bedrohlich ist.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Ganz eigene Dynamik

Als das Böse kam
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Juno ist 16 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Boy in vollständiger Isolation auf einer Insel. Obwohl Juno sich nach dem unbekannten Festland sehnt, weiß sie, dass dort das Böse ...

Juno ist 16 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Boy in vollständiger Isolation auf einer Insel. Obwohl Juno sich nach dem unbekannten Festland sehnt, weiß sie, dass dort das Böse lauert. Fremde, die ihrer Familie schaden wollen und nach ihrem Leben trachten. Daher hat der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben, in dem sie sich sicher fühlen können. Zumindest für den Moment, denn Juno merkt, dass etwas nicht stimmt und das Böse näher ist, als zunächst gedacht.
Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich, weswegen ich einige Zeit brauchte, um in die Geschichte reinzukommen. Durch die Ich-Perspektive der 16jährigen Juno, die sehr einfache Sprache und die kurzen Sätze hab ich mich zunächst nicht wirklich gut aufgehoben gefühlt. Hinzu kam noch die Zerrissenheit der Protagonistin, die selbst nicht wusste, wo sie steht und wo sie hingehört, aber mehr und mehr entwickelte sich daraus eine ganz eigene Dynamik, die die Geschichte immer schneller vorantrieb und ein Eigenleben entwickelte, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Ich hab schon viele Bücher gelesen, bei denen man durch die Augen der Protagonist:in eine Geschichte erlebte, aber dieses Mal war es wirklich etwas ganz Besonderes. Ich war emotional so stark an sie gebunden, dass ich mich gleichermaßen betrogen und hintergangen fühlte wie sie. Spürte Enttäuschung, Schmerz, Wut, Trauer und war wirklich einfach in den Bann ihrer Geschichte gezogen. Beeindruckend!
Auch wenn die Geschichte wirklich einige Logiklöcher und Schwachstellen hatte, habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und konnte von der Dynamik so stark mitgerissen werden, dass es für mich ein solider Spannungsroman gewesen ist.

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Wenn die Tür halb offen steht ...

Der Kinderflüsterer
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Nachdem Tom Kennedys Frau plötzlich verstorben ist und sein kleiner Sohn Jake sie aufgefunden hat, brauchen die beiden einen Neuanfang. Eine neue Stadt, ohne Erinnerungen – Featherbank scheint perfekt. ...

Nachdem Tom Kennedys Frau plötzlich verstorben ist und sein kleiner Sohn Jake sie aufgefunden hat, brauchen die beiden einen Neuanfang. Eine neue Stadt, ohne Erinnerungen – Featherbank scheint perfekt. Doch der beschauliche Ort hat eine düstere Vergangenheit, denn vor knapp zwei Jahrzehnten wurden eine Handvoll kleine Jungs in Jakes Alter entführt und vom "Kinderflüsterer" ermordet. Er taucht am Fenster der Jungs auf und flüstert ihnen Dinge zu, ehe sie verschwinden. Obwohl dieser damals geschnappt wurde, verschwindet zwanzig Jahre später erneut ein kleiner Junge. Alle Zeichen deuten auf den Kinderflüsterer hin, doch der sitzt noch immer im Gefängnis. Hatte er etwa einen Komplizen? Zu allem Übel beginnt Jakes, sich merkwürdig zu verhalten und erzählt, dass er ein Flüstern an seinem Fenster gehört hat ...

Die Geschichte wird in mehreren Teilen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Hauptsächlich jedoch aus dem Blickwinkel von Tom, an dessen Seite wir nicht nur den Alltag eines alleinerziehenden Vaters erleben, sondern vielmehr die Ängste, die damit verbunden sind, die tiefe Trauer, die er empfindet und die unüberwindbar zu scheinenden Hürden zwischen ihm und Jake.

Die Atmosphäre ist durchweg unheimlich, bedrohlich und zutiefst bedrückend. Ich hatte unentwegt das Gefühl, irgendwas Schlimmes könnte gleich passieren, ohne jedoch genau zu wissen, von wem die Gefahr eigentlich genau ausging.
Nicht nur Tom, sondern auch auch Jake waren mir immer wieder unheimlich und ich wusste nicht, wer sich auf der nächsten Seite eventuell als die Quelle des Bösen entpuppen könnte. Auch einige Nebencharaktere machten es mir nicht gerade leicht, Vertrauen aufzubauen, bzw. taten ihr Übriges, um mir ein unbehagliches Gefühl zu verschaffen.

Alles in allem ein sehr kurzweiliger und atmosphärischer Roman, der mich für kurze Zeit in seine Abgründe blicken ließ.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Anspannung

Die Frau vom Strand
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Nach Rebeccas Fehlgeburt droht ihr von Trauer durchzogener Alltag, aus den Fugen zu geraten. Doch ehe man es sich versieht, ist Rebecca erneut schwanger. Um in die Zukunft zu blicken, zieht sie mit ihrer ...

Nach Rebeccas Fehlgeburt droht ihr von Trauer durchzogener Alltag, aus den Fugen zu geraten. Doch ehe man es sich versieht, ist Rebecca erneut schwanger. Um in die Zukunft zu blicken, zieht sie mit ihrer Frau Lucy in ein Ferienhaus an der Ostsee. Da Lucy beruflich viel unterwegs ist und Rebecca keine neuen Freundschaften geknüpft hat, verbringt sie die Wochentage allein mit ihrer Tochter. Bis sie eines Tages eine sympathische Frau am Strand kennenlernt: Julia. Die beiden Frauen freunden sich schnell an und treffen sich von nun an täglich – bis Julia eines Tages spurlos verschwindet. Sofort macht sich Rebecca auf die Suche nach ihr, doch die Spuren scheinen im Sande zu vergehen. Die meisten Dinge, die Julia ihr erzählt hat, waren Lügen, ihr Kennenlernen am Strand sorgfältig geplant. Doch warum das alles?

Ich bin sehr gut in die Geschichte gestartet und hatte danach auch Schwierigkeiten, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Ich wurde sofort in den Bann gezogen und konnte es kaum erwarten, rauszufinden, was hinter all den Lügen und falschen Fährten steckt.

Die Geschichte wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die ersten und die letzten Kapitel sind aus Rebeccas Sicht geschrieben und der große Hauptteil wird aus Sicht der Ermittlerin Edda erzählt. Ich muss gestehen, dass mir Rebeccas Sicht ein wenig besser gefallen hat und ich traurig war, dass den Großteil aber aus Eddas Blickwinkel geschrieben war.

Die Charaktere fand ich eigenwillig, aber dennoch sehr authentisch. Auch wenn Rebecca nicht gerade eine Sympathieträgerin für mich war, hab ich ihr dennoch gern über die Schulter gesehen und konnte ihre Emotionen größtenteils nachvollziehen.
Auch die anderen Nebencharaktere wirkten für mich nicht konstruiert, sondern sehr real.

Die Spannung erreichte für mich nur am Ende einen kleinen Höhepunkt, dennoch war durch all die Seiten hinweg eine ständige Anspannung spürbar, die mich von Anfang bis Ende hat unbehaglich fühlen lassen.

Auch wenn sich ab der Hälfte ein grobes Bild erahnen ließ, wie die Geschichte ausgehen könnte, hat sie mir dennoch sehr gefallen.

Eine kurzweilige Geschichte, die den:die Leser:in in konstanter Anspannung durch die Seiten fliegen lässt.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Fesselnd trotz Startschwierigkeiten

Die Stieftochter
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Die Buchhandlung einer beschaulichen bayrischen Kleinstadt braucht einen Nachfolger. Der vierunddreißigjährige Erik verlässt aufgrund seiner Vergangenheit seinen Heimatort und beschließt, sich in Neukirchen ...

Die Buchhandlung einer beschaulichen bayrischen Kleinstadt braucht einen Nachfolger. Der vierunddreißigjährige Erik verlässt aufgrund seiner Vergangenheit seinen Heimatort und beschließt, sich in Neukirchen niederzulassen und der neue Buchhändler zu werden.
Der Neustart scheint super zu laufen, denn auch Freunde hat Erik schnell gefunden. Bis die Tochter eines Freundes das Elternhaus in aller Früh verlässt und nicht wieder nach Hause kommt.
Die Suche übernimmt Hauptkommissarin Judith Plattner, die sich nach einem persönlichen Trauerfall in der Familie eigentlich geschworen hat, keine Ermittlungen zu leiten. Bald wird deutlich, dass jemand aus dem Umfeld mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun haben muss. Schon bald gerät Erik, der Neue, ins Visir.

Ich bin wirklich gut in die Geschichte gestartet und konnte das Buch auch kaum aus der Hand legen.

Die Charaktere sind für mich alle so authentisch gestaltet, dass ich zeitweise fast dachte, sie wären real und anfassbar. Es fühlte sich so an, als wär diese Geschichte nicht fiktiv, sondern würde sich in der Nachbarstadt ereignen.
Ich fühlte mit einigen so intensiv mit, als würde ich sie kennen und als wären sie Teil meines engen Freundeskreises. Wirklich unglaublich und wahnsinnig toll!

Auch wenn der Spannungsbogen nicht durchgehend bis zum Äußersten gespannt war, so hatte ich keine Durchhänger, die sich für mich unnatürlich oder extrem lang anfühlten.

Ebenso war ich begeistert von den vielen Pageturnern, die mehrfach auf den:die Leser:in warteten.

Eine durchgehend fesselnde Geschichte, die es mir manches Mal eiskalt den Rücken runterlaufen ließ, da mir nicht bewusst war, zu was alltägliche Menschen teilweise fähig sind.

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