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Veröffentlicht am 01.06.2022

Stevens ist eine Meistererzählerin!

Tief in den Wäldern
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Auf dem Cold Creek Highway verschwinden seit Jahren immer wieder junge Frauen. Fotos der Opfer zieren die Straße als Mahnmal, nicht zu trampen und keine Anhalter mitzunehmen.

Zitat Pos. 207:
Ich fuhr ...

Auf dem Cold Creek Highway verschwinden seit Jahren immer wieder junge Frauen. Fotos der Opfer zieren die Straße als Mahnmal, nicht zu trampen und keine Anhalter mitzunehmen.

Zitat Pos. 207:
Ich fuhr schon tagsüber nicht gerne an dem Schild vorbei, und mitten in der Nacht war es noch unheimlicher. Die Gesichter und Namen der Frauen schienen zu leuchten, und die Worte schimmerten weiß. Frauen – fahrt nicht per Anhalter. Gefährlicher Highway!

Dies ist die Geschichte der Mädchen und Frauen, mit der die Autorin die wahre Begebenheit des "Highway der Tränen" im Norden von British Columbia in den 70er Jahren aufgreift und zugleich den Opfern von einst gedenkt.

Zitat Pos. 9:
Niemand wacht einfach so auf und denkt: Heute Abend werde ich auf einer dunklen Straße sterben, aber genau darum geht es.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert, erzählt von einer unbekannten Person und beginnt mit Hailey, die nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Tante und deren Mann Vaughn wohnt. Nach einigen Vorfällen ist sie davon überzeugt, den Mörder zu kennen, und sucht Schutz in den tiefen Wäldern.
Im zweiten Teil geht es um Beth, deren Schwester eines der Opfer war. Auf der Suche nach Antworten gerät sie selbst ins Visier des Mörders.

Beide Protagonisten haben eine ergreifende Geschichte zu erzählen, die spannend, aber auch emotional daherkommt.
Stevens schafft es, dem Leser ein Bild vor Augen und eine tolle Atmosphäre zu zaubern. Ein tiefer Wald in Kanada, den man förmlich riechen und dessen Geäst man knacken hören kann. Eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt.
Die Bedrohlichkeit einiger Situationen kommt authentisch rüber und hält einem vor Augen, dass der Schuldige nicht immer offensichtlich ist.
Beide Storys laufen am Ende zusammen und überraschen mit der Auflösung - lassen einen aber auch betreten zurück.

Fazit: Chevy Stevens ist für mich eine Meisterin darin, Geschichten zu erzählen, die man erlebt, als wäre man selbst hautnah dabei. Spannend, emotional und für mich eine Pflichtlektüre. Für euch auch?

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Alten Geheimnissen auf der Spur...

Das Haus der stummen Toten
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Nach einem beunruhigenden Anruf findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne, mit der sie ein schwieriges Verhältnis hatte, niedergestochen vor. Sie sieht sogar noch den Täter, der an ihr vorbeistürmt. Doch ...

Nach einem beunruhigenden Anruf findet Eleanor ihre Großmutter Vivianne, mit der sie ein schwieriges Verhältnis hatte, niedergestochen vor. Sie sieht sogar noch den Täter, der an ihr vorbeistürmt. Doch aufgrund ihrer Gesichtsblindheit ist sie nicht in der Lage, diesen zu identifizieren.

Zitat Pos. 53:
Ich nahm nicht ab, aber sie hinterließ mir eine Nachricht nach der anderen auf dem Anrufbeantworter. Vier am Dienstag, sechs am Donnerstag. Spät am Freitagabend eine einzige. Ich höre sie in den Wänden. Sie flüstern mir zu. Beim letzten Satz war es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen.

Einige Monate später erfährt Eleanor, dass sie das alte Gut Solhöga geerbt hat, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Sie reist mit ihrem Lebensgefährten Sebastian dorthin, um den Nachlass zu inspizieren. Dort stoßen sie jedoch auf ein altes Familiengeheimnis, das sie alle in Gefahr bringt.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum Einen begleitet der Leser Eleanor auf das Gut Solhöga, zum Anderen wird die Geschichte vom Hausmädchen Annuschka, mit der man anfangs keinen Zusammenhang erkennt, in den späten 60er Jahren erzählt.

Camilla Sten versteht sich absolut darin, eine geheimnisvolle und düstere Atmosphäre zu schaffen. Die Figuren sind authentisch und jede für sich interessant, so dass man jeden verdächtigt, mit den Geschehnissen zu tun zu haben. Auch wenn man immer wieder das Gefühl hat, dass die Geschichte ins Mystische abdriftet, wird letztlich alles logisch und realistisch aufgeklärt.

Bis zum Schluss tappte ich im Dunkeln; die Auflösung kam tragisch daher und hat so viele vorher unbeantwortete Fragen aufklärt.

Zitat Pos. 3557:
Ich glaube, in dem Haus ist etwas Schreckliches geschehen. Das kann ich nicht abstreiten. Jedenfalls nehme ich selbst es ganz ähnlich wahr. Es ist, als sitze es in den Wänden. Als lauere etwas unter den Bodenbrettern, das mich anstarrt.

Die psychischen Auswirkungen dieses Geheimnisses sind enorm, und erst zum Ende des Buches erkennt man die wirklichen, schlimmen Ausmaße dieser alten Lüge.

Fazit: Erneut konnte mich die Autorin mit ihrem Schreibstil und einem spannenden Thriller überzeugen. Wer gerne miträtselt und alten Familiengeheimnissen auf der Spur ist, wird mit diesem Buch hervorragende Unterhaltung finden.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Was 'ne Knaller-Story

City on Fire
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1986, Providence, Rhode Island. Danny lebt sein Leben. Die irische und die italienische Mafia existieren friedlich nebeneinander. Doch die Bosse werden älter, die Jungen wittern ihre Chance und wollen ...

1986, Providence, Rhode Island. Danny lebt sein Leben. Die irische und die italienische Mafia existieren friedlich nebeneinander. Doch die Bosse werden älter, die Jungen wittern ihre Chance und wollen sich als Nachfolger würdig erweisen. Langsam aber sicher kann der Frieden nicht mehr gewahrt werden, und Eines führt zum Anderen. Danny muss sich entscheiden, auf wessen Seite er steht und was sein Leben und das seiner Familie ihm wert sind.

Der Plot ist wegen der Verwirrungen nicht leicht zu beschreiben. Es war auch gar nicht so einfach, in die Story zu finden. Das lag vorrangig an den vielen Namen, die sich auch noch sehr ähnlich lasen, und an den Verbandelungen innerhalb der Clans.

Im organisierten Verbrechen lauern viele Fallstricke, und man muss aufpassen, mit wem man sich anlegt. Danny ist eigentlich nicht der Typ, der in das Milieu passt, wurde aber dort hineingeboren und fügt sich seinem Schicksal. Zumindest vorerst. Denn als ihm im Verlauf der Geschichte die Dinge über den Kopf steigen, muss er sich entscheiden zwischen den Werten, mit denen er aufgewachsen ist, und dem Wissen, dass seine Familie nicht überleben wird, sollte er sich am Krieg beteiligen. Er steht ständig unter dem Druck, Entscheidungen zu treffen, die schwere Konsequenzen nach sich ziehen, und will irgendwann einfach nur noch raus.

Don Winslow hat es geschafft, den Ton und Dialekt dem jeweiligen Charakter so anzupassen, dass man sich fühlt als wäre man selbst in den rauen Straßen von Providence unterwegs. Sein altbekannter Schreibstil lässt den Leser nicht zur Ruhe kommen: Man riecht den Rauch, spürt den Wind - und die Hitze, die deutlich macht, dass die Straßen der Stadt ein brennendes Pflaster sind. Das macht Winslows Bücher aus. Oft ist der Vergleich zu Homers Helena von Troja gefallen. Ich selber musste hin und wieder an die Tragödie von Romeo und Julia denken. Der Pate und die Sopranos können sich auf jeden Fall warm anziehen!

Fazit: Hart, actionreich, mit verflochtenen Beziehungen und Hintergründen - eine Knaller-Story, die man lesen sollte! Teil 2 wird sehnsüchtig erwartet.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Ich bin verknallt!

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Ich! bin! verknallt!
Und zwar in Nick und Charlie. Charlie und Nick. Chick. Narlie. Zwei Typen, die einfach zusammengehören wie Sahnetorte und Kirschen. Ich war vom ersten Augenblick fasziniert von ihnen. ...

Ich! bin! verknallt!
Und zwar in Nick und Charlie. Charlie und Nick. Chick. Narlie. Zwei Typen, die einfach zusammengehören wie Sahnetorte und Kirschen. Ich war vom ersten Augenblick fasziniert von ihnen. Sie haben mein Gefühlsleben einfach komplett auf den Kopf gestellt. Und ihres übrigens auch!

Charlie ist ein schüchterner 14-jähriger Junge, der eine Jungenschule besucht und sich dort als homosexuell geoutet hat. Dass das auch für Mobbing sorgte, muss ich euch nicht erzählen. Allerdings hat Charlie es geschafft, diese schwere Zeit zu überstehen. Trotzdem merkt man deutlich, wie vorsichtig und skeptisch er u.a. dadurch geworden ist.
Nick ist bekannt, weil er Teil der Schul-Rugby-Mannschaft ist und mit den "richtig coolen" Jungs abhängt. Er ist sportlich, größer und stärker gebaut (als Charlie) und hat eine lässige Art an sich.
Nun dreht das Schicksal ganz fleißig seine Rädchen und schwupps sitzen beide im Unterricht nebeneinander. Hachzzz! Am liebsten wäre ich gerne genau an dieser Stelle. Dort, wo noch nicht alles passiert ist, von dem ich weiß, dass es passiert. Einfach noch einmal alles von vorne lesen.

Mitzuerleben, wie Nick und Charlie sich kennenlernen, was sie unternehmen, was sie erleben, was sie durchstehen, wie sie über sich hinauswachsen, wie mutig sie werden, mit welchen Themen sie sich befassen und vor allem inwiefern sie sich selbst reflektieren, war so, so, so wunderschön. Und hat mich an manchen Stellen nachdenklich gestimmt, denn hier werden sozial- und gesellschaftskritische Aspekte angesprochen.

Hinzu kommen die für einen Schwarz-Weiß-Comic typischen (oft süß verschnörkelten) Illustrationen, die so viel an Ausdruck und Tiefe besitzen, dass man jede noch so kleine Mimik und Gestik wahrnimmt und einfach mittendrin steckt. Man fiebert mit, man hibbelt, man hat Angst, man zweifelt, man schämt sich, man wird dabei Rot... man er- und durchlebt alles von den beiden Hauptfiguren. W-a-h-n-s-i-n-n!

Ich muss nicht erwähnen, dass ich die anderen Teile ebenfalls durchsuchten werde? Nein, gell? Weil das klar wie Kloßbrühe ist. Und ich wünsche mir, dass ihr auch mal einen Blick reinwerft. Vielleicht können euch Nick und Charlie ebenso begeistern wie mich. I am hooked!

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Wahnsinnig (interessant)!

Wie Psychopathen denken
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„Die ist eine Eintrittskarte in die hochgradig verstörenden, dunklen Abgründe des Geistes von Psychopathen und Bestien. Ich darf dabei Ihr »Reiseführer« sein und nun, da Sie dieses Buch lesen, müssen Sie ...

„Die ist eine Eintrittskarte in die hochgradig verstörenden, dunklen Abgründe des Geistes von Psychopathen und Bestien. Ich darf dabei Ihr »Reiseführer« sein und nun, da Sie dieses Buch lesen, müssen Sie mir folgen, ob Sie wollen oder nicht! [...] So viel vorweg: Einen schönen Tag werden Sie beim Lesen der folgenden Seiten sicher nicht haben. Punkt!“ (Zitat, Seite 23/24)

Nun, wenn man diese Zeilen liest, sollte man wohl vorgewarnt sein. Noch besteht die Chance, dieses Buch sofort und unwiderruflich aus der Hand zu legen. Es lässt sich erahnen, was da auf den folgenden Seiten auf uns zukommen könnte. Und doch war ich schon hier so fasziniert davon, dass ich all das, was da kommen sollte, verschlungen habe. Wie im Rausch habe ich die Fakten und Fallstudien inhaliert, hin- und hergerissen zwischen gefesselt und schockiert sein. Denn eines sage ich euch vorweg: Das, was ihr euch nach dem kurzen Zitat vielleicht ausmalt, ist nichts im Vergleich zu dem, was Berry-Dee im Folgenden aufdeckt.

Christopher Berry-Dee versteht es, seine Recherchen, Erfahrungen und Erlebnisse mit dem nötigen Schuss Sarkasmus zu erzählen, ohne dabei despektierlich zu sein. Doch ohne seine wortgewandte, teils lockere Art zu erzählen, wäre so manche Fallstudie kaum zu ertragen. Wirklich alle Fälle sind auf ihre eigene Arte und Weise brutal und widerwärtig. Ohne auch nur einem dieser Fälle die Dramatik abzusprechen, hat mich der Blick in die Köpfe der Psychopathen allerdings am meisten beängstigt. Denn wie diese Serienmörder, Betrüger und Vergewaltiger mit ihren Mitmenschen spielen, selbst Fachleute und Wissenschaftler hinters Licht führen, einzig und allein um sich zu profilieren, ist unfassbar gruselig.

In „Wie Psychopathen denken“ schafft Berry-Dee zunächst die nötigen Grundlagen, die es braucht, um sämtliche Begrifflichkeiten einordnen und den Fallstudien folgen zu können. Dabei findet er die nötige Leichtigkeit, um nicht zu sehr ins Wissenschaftliche abzurutschen. Anschließend führt Berry-Dee seine Leser durch neun Fallstudien. Eine grauenhafter als die andere. Angefangen bei Oscar Pistorius und Harold Shipman, den meisten von euch bestimmt ein Begriff, bis hin zu Kenneth Alessio Bianchi, dessen Fall mich persönlich am meisten schockiert hat, und Arthur »Art« John Shawcross, blickt Berry-Dee tief in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wollt ihr wissen, wer hinter diesen Namen steckt? Dann greift zu diesem Buch! Aber Vorsicht: Der eine oder andere Fall ist nichts für schwache Nerven!

Fazit: Es ist ziemlich beängstigend wie manipulativ und gestört manche Menschen sind. Trotzdem hat mich Christopher Berry-Dees Buch „Wie Psychopathen denken“ extrem fasziniert. Wer also von euch zu den True Crime-Fans gehört und gerne auch mal hinter die „Kulissen“ schauen will, dem lege ich diese Psychostudie wärmstens ans Herz!

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