Wie würdest du entscheiden?
Ich muss gestehen, dass ich dem Inhalt des Buches mit gemischen Gefühlen gegenüber gestanden habe und es auch noch immer tue. Sterbehilfe ist ein Thema, das gerne unter den Tisch gekehrt wird. Moralisch ...
Ich muss gestehen, dass ich dem Inhalt des Buches mit gemischen Gefühlen gegenüber gestanden habe und es auch noch immer tue. Sterbehilfe ist ein Thema, das gerne unter den Tisch gekehrt wird. Moralisch nicht vertretbar. Ein Thema, über das man selten spricht, aber über das so mancher von uns mit Sicherheit schon nachgedacht hat.
Das Buch beginnt mit einem Prolog, der es bereit in sich hat. Er regt zum Nachdenken an und lässt den Leser damit auch nach dem Lesen nicht sonderlich los.
Mit Sprüngen in die Vergangenheit, die Max und seine Jugendzeit betreffen hat der Autor zudem ein Wollknäul gesponnen, dass es zu entwirren gilt.
Durch mehrere Perspektiven gelingt es dem Autor einen Zusammenhang zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu schreiben, der dem Leser erst nach und nach ein Gesamtkonzept ermöglicht.
Immer dann, wenn ich dachte, ich habe mich in der Geschichte zurecht gefunden und Hintergründe erfragen oder erahnen können, hat Markus Thile einen neuen Faden gesponnen, der alles wieder zunichte gemacht hat.
Durch das von ihm gewählte Thema hat er die moralische Seite in mir in Frage gestellt und ich habe mich nicht nur einmal gefragt, wie ich entscheiden würde.
Es gibt einene Aspekt in meinem engeren Familienkreis, der ähnlich ist und bei dem ich meine moralischen Aspekte auch in Frage stellen muss, aber das möchte ich hier nicht weiter erläutern.
Jedenfalls hat mich der Roman des Autors sehr beeindruckt und Markus Thiele hat es geschafft, dass die Handlung auch jetzt noch in mir nachhallt.
Juristische Fakten, Realität und Fiktion. Markus Thiele hat es geschafft, alles in einem Buch zu vereinen und dabei auch an die eigenen Moralvorstellungen appelliert.
Das Buch hat dafür gesorgt, dass ich mich im Nachhinein nicht klar positionieren kann und auch nicht will, aber es hat zum Nachdenken angeregt. Dem Autor ist es gelungen, dass ich mich auf Gedankengänge eingelassen habe, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich habe einiges wieder verworfen oder neu überdacht.
Für mich ein gelunger Roman, der nicht nur das Thema Sterbehilfe aufgreift und die eigene Moral hinterfragt, sondern sich noch mit viel mehr Thematik beschäftigt, über die nicht nur längst nachgedacht wird, sondern auch noch viel mehr nachgedacht werden müsste: Psychologische Entwicklung nach einem Traum, Schwangerschaftsabbrüche und Alkoholsucht. Um die Entscheidung um Leben und Tod. Um die Frage nach dem richten Umgang mit Leben und Tod und dem Wunsch eines Menschen, ihm letzteres zu ermöglichen.
Wie würdest du entscheiden?