Dass was die Fans vom ersten Portugal-Krimi geliebt haben, bekommen sie von Luis Sellano auch im zweiten Teil seiner Reihe serviert.
Der Wiedererkennungswert zum ersten Band ist super, zwar versprühte das erste Cover ein wenig mehr Flair, aber jedem Leser ist sofort klar, dass diese beiden Bücher zueinander gehören. Der Klappentext verrät zwar leider schon einiges, dennoch ist die Spannung gut dosiert. Denn dieser Roman ist mehr als nur ein Krimi, für mich ist er in erster Linie ein Roman der in Portugal spielt, der Mordfall und die Entführung kommen für mich erst an zweiter Stelle.
Luis Sellano schafft es sehr gekonnt das Flair, das Lebensgefühl und die eigentümliche Lebensweise der Portugiesen einzufangen, ob es der Fado ist, der Tejo, der die Quelle der Stadt ist, die Cafés, die Touristen, alles schafft ein herrliche und vor allen Dingen stimmiges Bild dieser Stadt.
Zudem hat der Autor mit Henrik Falkner eine Figur geschaffen, die äußerst facettenreich und damit authentisch wirkt. Er ist ein Mann der Wiedersprüche und Gegensätze, dennoch verrät er seine hohen und idealistischen Werte als Polizist nicht. Er ist ein Mann der gezeichnet ist vom Schicksal, der versucht neu anzufangen und dennoch nicht die Konsequenz zu 100% aufbringen kann.
Da der Roman zum größten Teil aus seiner Perspektive erzählt wird, bekommen wir als Leser auch sehr viel vom „Innenleben“ des Henrik Falkner mit. Beim Lesen haben mir besonders die guten und abwechslungsreichen Dialoge gefallen. Mit Helena hat Henrik eine Gegenspielerin und Partnerin, die dem Leser eben so viel Freude bereitet. Sie hat viele Gemeinsamkeiten mit Henrik und ein Happy End ist bei den Beiden hoffentlich nicht ausgeschlossen.
Für Krimi-Fans, die sich vor allen Dingen einen spannenden Kriminalfall erhoffen, mag dieses Buch nichts sein. Denn der Fall ist ein verworrenes Konstrukt, welches der Autor zwar schlussendlich aufdröselt, welches aber nicht unbedingt sehr überzeugend und spannend daherkommt. Wer fesselnde Unterhaltung sucht, wird mit diesem Roman sicherlich nicht allzu glücklich sein.
Diesen Portugal-Roman kann ich aber allen nur ans Herz legen, die in diese Stadt eintauchen wollen, die in Lissabon Urlaub im Kopf machen wollen. Ein absolut solider und atmosphärischer Portugal-Roman, der einen wunderbar auf den nächsten Urlaub in Lissabon einstimmt. Der Kriminalfall ist etwas schwächer als noch im ersten Band, dennoch löst der Autor das Rätsel und den Fall sehr geschickt und zum Schluss auch dramatisch auf.
Der Roman kann meiner Ansicht nach unabhängig vom ersten Teil gelesen werden, dennoch ist es gerade bei den zwischenmenschlichen Beziehungen von Vorteil die Story und die Hintergründe aus Band 1 zu kennen.