Cover-Bild Liebe ist gewaltig
(3)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 18.05.2022
  • ISBN: 9783423440882
Claudia Schumacher

Liebe ist gewaltig

Roman | »Ein sprachgewaltiger, erschütternder, psychologisch kluger Wurf.« Benedict Wells
Von Gewalt, von Zärtlichkeit und von der Macht der Befreiung 
Juli wächst in einer Vorzeigefamilie auf: Die Eltern sind Rechtsanwälte, sie ist Klassenbeste. Doch in der Kleinstadtvilla herrscht das Grauen. Der Vater drillt die Kinder auf Leistung, prügelt sie und seine Frau. Juli wird älter, fordert ein Ende der Gewalt, deren Realität von der Mutter vehement abgestritten wird. Einzig ihre Geschwister und eine Maus geben Halt. Doch wie kann man sich befreien, wenn man weder den Eltern noch den eigenen Erinnerungen traut? Die Befreiung gerät zum Feldzug – gegen die Eltern und das eigene Ich. Drei Jahrzehnte folgen wir Juli, die mit aller Macht versucht, die Deutungshoheit über ihr Leben zu erlangen. Ein eindringlicher Roman über Verletzungen und eine mögliche Heilung, voller Originalität und Wärme.
»Intensiv, wach, klug!« Helga Schubert
»Das hier ist nicht einfach nur ein starkes Debüt, es ist ein sprachgewaltiger, erschütternder, psychologisch kluger Wurf. Wie so oft im echten Leben liegt in diesem Roman alles dicht beisammen; das Komische neben dem Verstörenden, das Traurige und Schmerzhafte beim Zärtlichen. Es ist nicht leicht, die Worte für eine solche Geschichte zu finden, und ich kann mir nur zwei Personen vorstellen, die das so hinbekommen hätten: Der eine ist der wütende junge J.D. Salinger, in Bestform. Der Name der anderen Person steht auf dem Cover dieses Buchs.« Benedict Wells
»Ein viel zu oft beschwiegenes Thema, eine kraftvolle Sprache, eine Geschichte, die wütend macht und befreit. Dieser Roman tröstet, ohne zu lügen.« Teresa Bücker
»Die Geschichte ist so berührend wie brutal. Traurig, und doch immer wieder komisch. Ein Debüt, wie ich selten eines gelesen habe.« Ronja von Rönne
»Ein gefährlicher Roman. Weil man zwischendurch vor Spannung das Atmen vergisst. Und weil die Heldin einem mit ihrer Schnoddrigkeit ganz nebenbei das Herz zerreißt.« Bernd Ulrich
»Achtung: nicht niedlich – Claudia Schumacher haut uns unerbittlich und voller Poesie die Welt ihrer Heldin um die Ohren. Ein Debüt mit phänomenaler Wucht, komplett unweglegbar.«  Simone Buchholz
 »Hammermäßig!« Oliver Polak

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2022

Gewalt zerstört – Liebe heilt

0

Als jüngstes von vier Geschwistern wächst Juli Ehre in einem Stuttgarter Vorort auf. Die Eltern sind erfolgreiche Rechtsanwälte, sie selbst ist in der Schule stets Klassenbeste. Nach außen hin ist eitel ...

Als jüngstes von vier Geschwistern wächst Juli Ehre in einem Stuttgarter Vorort auf. Die Eltern sind erfolgreiche Rechtsanwälte, sie selbst ist in der Schule stets Klassenbeste. Nach außen hin ist eitel Harmonie in der protzigen Villa, doch hinter den verschlossenen Türen herrscht das Grauen. Der Vater prügelt die Kinder auf Leistung und macht in seinem unbeherrschten Zorn auch vor seiner Frau nicht halt. Diese versucht eine gewisse Normalität aufrecht zu erhalten, indem sie die Prügeleien des Vaters verharmlost und zu vertuschen versucht. Jetzt, mit 17, konnte Juli dem Druck nicht mehr standhalten, ist „durchgeknallt“, war auf Reha und geht nun nach Berlin, wo sie sich Jules nennt und versucht, ihr Leben zu ordnen. Doch das ist nicht einfach, nach all den Gewaltexzessen und Verletzungen in der Kindheit …

„Liebe ist gewaltig“ ist das Debüt der 1986 in Tübingen geborenen Autorin Claudia Schumacher. Ihre Jugend verbrachte sie in Stuttgart, studierte in Berlin und lebte und arbeitete danach sieben Jahre in Zürich als Journalistin und Kolumnistin und war Redakteurin bei der NZZ am Sonntag. Heute lebt sie in Hamburg, wo sie u.a. für DIE ZEIT schreibt.

Kein Wohlfühlbuch, das uns die Autorin hier präsentiert, sondern eine Geschichte über die Abgründe des menschlichen Lebens, über Gewalt, seelischen Verletzungen, Flucht ins bürgerliche Leben, die Suche nach Liebe und die Unfähigkeit, eine harmonische Beziehung zu führen. Wir lernen Juli in verschiedenen Lebensphasen kennen und begleiten sie in den Jahren 2007, 2014 als Jules, 2016 als sie sich Julia nennt und zuletzt heute im Epilog. Wir erfahren mehr über die Familie, die Geschwister und über Julis jeweilige Versuche, die Vergangenheit zu bewältigen. Es stellt sich dabei die Frage, ob man die Schuld für ein verkorkstes Leben einfach auf die Eltern abwälzen kann, oder ob man nicht selbst für sein chaotisches Dasein die Verantwortung trägt?

Ein starkes Debüt der Autorin, sprachgewaltig, aufrüttelnd und klug aufgebaut. Man wird als Leserin nicht geschont, sondern beinahe brutal mit den Tatsachen konfrontiert. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, Tragik und Komik, Schmerz, Liebe und Trauer, alles ist hier versammelt. Sämtliche Personen wirken sehr lebensecht und authentisch, besonders da die Protagonistin als Ich-Erzählerin von ihren verschiedenen Lebensphasen sehr plastisch berichtet und sich ihr Verhältnis zu den Eltern und Geschwistern im Laufe der Jahre auch verändert. Ein ergreifender Brief von Julis Bruder Bruno und der abschließende Epilog runden das Geschehen gekonnt ab.

Fazit:* Eine großartige Familiengeschichte über Macht und Dominanz, über körperliche und seelische Verletzungen und über die Kraft der Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2022

Realistische Darstellung einer Familie, die unter dem Vater leidet

0

Das Debut von Claudia Schumacher hat mir direkt auf jeder Seite das Herz gebrochen und ich habs geliebt. Liebe ist gewaltig ist so eine echte, tragische Geschichte, die sich genau so überall um uns rum ...

Das Debut von Claudia Schumacher hat mir direkt auf jeder Seite das Herz gebrochen und ich habs geliebt. Liebe ist gewaltig ist so eine echte, tragische Geschichte, die sich genau so überall um uns rum abspielt.

Juli und ihre Geschwister wachsen unter der Tyrannei ihres Vater auf. Sie selbst bezeichnet ihn als ‚sadistischen Narzissten‘, was gar nicht so abwegig scheint. Leistung ist für den angesehenen Rechtsanwalt alles was zählt, sie wird auch regelmäßig mit Gewalt eingefordert. Julis Mutter, ebenfalls Rechtsanwältin, übt sich im Aushalten und im Verschleiern. Die Flecken auf dem Wohnzimmerteppich? Nicht das Blut ihres Bruders Bruno, sondern Julis eigene Kotze. Eigene Erinnerungen werden in Frage gestellt, bis Juli selbst irgendwann nicht mehr sicher ist, was passiert ist. Dennoch scheint sie die einzige zu sein, die wirklich aus dieser Familie fliehen will. Aufmerksamkeit erzeugt das Treiben Zuhause natürlich nicht. Erfolgreiche Eltern, erfolgreiche Kinder, da muss doch alles gut sein.
Juli schafft es dem Haus zu entfliehen, doch die Erinnerungen trägt sie in sich. Es folgen toxische Beziehungen und eine innere Unruhe, die sie über Jahrzehnte begleitet. Sich von ihren Eltern zu lösen ist auch noch keine richtige Option und so begleiten wir sie etwas weiter auf dem Weg nach unten. Bis sie Heilung irgendwann doch in Betracht zieht und sich von ihren Mustern löst.

„Aber was sind das für Fragen? Haben wir dir nicht immer alles gegeben? Ja, bravo: Dresche und Streuselkuchen.“

Ich war selten so sprachlos nach dem Lesen eines Buches. Was Claudia Schumacher hier geschrieben hat, ist einfach beeindruckend. Sie hat eine besondere Beobachtungsgabe und schafft es, vermeintliche Kleinigkeiten einzufangen, die die ganze Geschichte realistisch machen. Der Vater ist so gut ausgearbeitet. Ich hatte noch nie so einen Hass auf eine fiktive Figur. Dafür ist mir Juli umso sympathischer. Ihre Handlungen sind nicht immer klug, oft reitet sie sich noch mehr in die Scheiße, aber hat sie es denn je anders gelernt? Ihr Schmerz ist auf jeder Seite greifbar und dafür muss sie nicht mal weinen. Je sturer sie wurde, desto mehr wollte ich sie beschützen.

„Eine wie ich müsste vom vielen Einstecken längst Elefantenhaut haben. Aber es ist gerade andersherum: Puste mich an und ich plärre los oder spucke Feuer.“

Ich habe zum Lesen verhältnismäßig lange gebraucht, was an dem wundervollen Schreibstil der Autorin lag. So viele Sätze hab ich mehrfach gelesen, weil sie mit wenigen Worten so viel ausgesagt haben. Claudia Schumacher schafft es, Dinge an den richtigen Stellen wunderbar poetisch auszuführen, und im nächsten Moment knallhart und brutal die Realität zu benennen.

„Doch auf meine Gefühle ist kein Verlass. Sie sind mir fremd, befallen mich. Sie flackern.“

Das Buch wird nicht nur von seiner Traurigkeit getragen. Auch, wenn es immer wieder erdrückend und schmerzhaft ist, hat es viele lustige Momente, die aufatmen lassen, ohne die Ernsthaftigkeit zu nehmen. Ein wunderbar intensives Buch, das sich kaum aus der Hand legen lässt. Von mir gibts auf jeden Fall eine große Empfehlung, aber nicht ohne Triggerwarnung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2022

Der Buchtitel irritiert. Liebe ist auch gewalttätig – würde mir hier besser gefallen!

0

Beim Lesen dieses doch sehr zerstörerischen Verhaltens des Vaters, Anwalt, gegenüber seinen Kinder und seiner Ehefrau musste ich abschnittweise Lesepausen einlegen, um Abstand zum traurigen Inhalt des ...

Beim Lesen dieses doch sehr zerstörerischen Verhaltens des Vaters, Anwalt, gegenüber seinen Kinder und seiner Ehefrau musste ich abschnittweise Lesepausen einlegen, um Abstand zum traurigen Inhalt des Buches zu bekommen, da es kein leicht verdaulicher Sommerurlaubsroman ist, auch wenn der Buchtitel Ähnliches suggerieren könnte. Ein Kampf gegen die eigenen Eltern, wobei die älteren Geschwister frühzeitig aus dem Elternhaus zu flüchten wissen und die jüngsten sich in ihrer Not aneinanderklammern und sich helfen, soweit dies machbar ist.
Aber auch das eigene ICH besonders von Juli als Hauptakteurin leidet, was an ihren Unterarmen als Ritzungen ihrer Haut mit Narben sichtbar ist. Selbst die Mutter verteidigt ihre Kinder nicht, selbst als Anwältin Opfer Ihres brutalen Ehemannes.
Das Cover ist ein Ausschnitt aus dem Ölgemälde »Baywatch« von Xenia Hausner.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere