Als Gesellschaftskritik getarnter Roman verliert sich in Absurditäten und unnötiger Obszönität.
Oh je. Wo fange ich an? Gelockt hat mich nicht das Cover, auch nicht der Titel, sondern der Klappentext. Mit Chuck Palahniuks „Beautiful You“ hatte ich eine Gesellschaftssatire erwartet, die wohl auch ...
Oh je. Wo fange ich an? Gelockt hat mich nicht das Cover, auch nicht der Titel, sondern der Klappentext. Mit Chuck Palahniuks „Beautiful You“ hatte ich eine Gesellschaftssatire erwartet, die wohl auch da ist, nur leider habe ich sie vor lauter überzogenen und lächerlichen Handlungssträngen leider nicht finden können. Ich hatte mich vorher über das Buch informiert, bei einem Goodreads Rating von 2,96 war ich skeptisch, aber einige Menschen haben dann doch 5 Sterne vergeben; die Reviews mit niedrigen Bewertungen wirkten doch etwas, hm, empört von feministischer Seite. Da dachte ich, hey, wieso nicht? ? Dass ich mit diesem Buch leider einen Fehlgriff begangen habe, habe ich dann ca. nach 100 Seiten gemerkt. Aber jetzt mal zum Inhalt!
Penny ist ein normales Mädchen, das drei mal durch die Anwaltsprüfung gefallen ist und nun als Mädchen für alles in einer Kanzlei arbeitet. Sie hat ein wenig Babyspeck auf den Rippen und weiß nichts von der Schönheit, die in ihr schlummert. Tollpatschig und jungfräulich ist die Gute auch. Das Ganze mag jetzt an 50 Shades erinnern, aber… heben wir uns das auf. Zufällig lernt sie den berühmten Maxwell kennen, der sich gerade mit 50 Millionen Dollar für „seelische Grausamkeit“ aus seiner letzten Beziehung gekauft hat. Penny wird in die Jet-Set Welt entführt und trotz der Warnung seiner Ex, bloß keinen Sex mit Maxwell zu haben, geht sie gleich mit ihm aufs Zimmer… Was dann geschieht, ist kein romantischer Akt der Liebe, sondern eine Reihe von Experimenten, in denen Maxwell verschiedenste Spielzeuge und Pülverchen verwendet, um Penny in Ekstase zu bringen. Wer jetzt denkt „Pff, da kann ich auch 50 Shadeslesen“, sei gewarnt! Diese Sextoys sind nämlich der Prototyp für eine ganze Reihe neuer Produkte, die bald schon auf den Markt kommen sollen. Als es jedoch so weit ist, hat Penny schon längst verstanden, dass hier etwas gewaltig faul ist und dass Maxwell irgendetwas plant. Nur was? Als die Sextoys dann auf dem Markt sind, stehen alle Frauen Schlange vor den Läden und schon sehr bald findet man Frauen nur noch in ihren Schlafzimmern vor, wo sie sich ihren tiefsten Instinkten hingeben. Die Männer und Kinder verzweifeln derweil und prozessieren durch die Stadt. Alle Frauen außer Penny scheinen nicht zu merken, was hier vor sich geht… Doch kann sie etwas gegen die sich anbahnende Epidemie unternehmen? Was ist Maxwells Geheimnis? Und was haben Nano-Roboter und eine Sexhexe namens Baba Graubart mit der ganzen Sache zu tun?
Chuck Palahniuk ist eigentlich jedem seit „Fight Club“ ein Begriff. Deshalb habe ich auch etwas mehr Erwartungen in diesen Roman gesteckt, die aber leider alle unterboten wurden. Palahniuk erzählt hier zwar mit einer flüssigen Schreibe und einer direkten Art die Geschichte um Penny, es ist aber die Geschichte, die mich nicht überzeugen konnte. Die Idee, dass man mittels primitiver Instinkte die Frauen alle in ihre Schlafzimmer verbannen kann und ein großer Konzern es durch weitere Manipulation dann noch schafft, die ganzen Einkaufsgewohnheiten der Frauen zu verändern, mag ja an sich interessant sein, jedoch nicht sonderlich realistisch. Dass Maxwell durch seine Sextoys 93% der weiblichen Weltbevölkerung unter Kontrolle haben will, erscheint mir doch sehr hoch gegriffen. Dazu noch der Zustand der Benutzerinnen… Ausgelaugt, dürr, apathisch und für keinen Rettungsversuch zu begeistern. Dann spinnt Palahniuk den Faden noch weiter und überstrapaziert die Handlung immer mehr, indem er zusätzliche, teilweise auch sehr alberne Handlungsstränge einbaut. Ich habe beim Lesen zwar gemerkt, dass die ganze Handlung ein wenig ins Abstruse abrutscht, und erst, als ich jemandem von dem Buch berichtet habe, wurde mir klar, wie albern das alles klingt. Da hilft dann selbst der beste Schreibstil nichts, um das Buch aus seiner Höhle hervorzulocken.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com