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Veröffentlicht am 20.07.2022

Erschrecken real

Der dreizehnte Mann
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Timo Krampe und Jörg Grünewald sind beide Opfer eines verabscheuenswürdigen Experiments geworden. In ihrer Kindheit gab das Jugendamt Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen in die Obhut von pädophilen ...

Timo Krampe und Jörg Grünewald sind beide Opfer eines verabscheuenswürdigen Experiments geworden. In ihrer Kindheit gab das Jugendamt Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen in die Obhut von pädophilen Männern.
Alle Versuche diesen Skandal aufzudecken und publik zu machen sind bisher gescheitert. Als jetzt eine Journalistin mit einem Interview den Leidensweg der Beiden veröffentlichen will, verschwindet Jörg Grünewald.
Die Journalistin und Timo Krampe bitten Rocco Eberhardt um Hilfe.


Der dreizehnte Mann – ein Justiz-Krimi, geschrieben von dem Strafverteidiger Florian Schwiecker und dem Professor und Rechtsmediziner Michael Tsokos.
Vor Jahren habe ich John Grishams Justiz-Romane geliebt und regelrecht verschlungen. Ich lernte viel über das amerikanische Justizsystem aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.
Die Bücher waren spannend, aber ich hatte nie das Gefühl, dass Grisham mich belehren wollte.
Der dreizehnte Mann war auch spannend und erzählte eine schier unglaubliche Geschichte, die wie im Nachwort erklärt, zwar fiktiv erzählt, dennoch an realen Vorgängen angelehnt war, aber die ständigen Erklärungen, was rechtens ist und wer mit wem über was nicht sprechen darf, haben mich irritiert und abgelenkt.
Die beiden Autoren sind Experten auf ihren Gebieten und wollten wahrscheinlich alles korrekt niederschreiben. Mich hat es gestört und mir die Spannung genommen.
Der eigentliche Skandal beziehungsweise das Verbrechen, was das Jugendamt mit seinen Vertretern an den Kindern begangen haben, kann gar nicht genug angeprangert werden. Der Aufwand, der betrieben werden musste, um an die Akten des Jugendamtes und den Justizbehörden zu kommen, fand ich sehr gut beschrieben.
Die Protagonisten wurden sehr gut charakterisiert und ihre vorherige Zusammenarbeit erwähnt. Das machte es den Lesern, die wie ich nicht das Vorgängerbuch gelesen hatten, leicht in die Geschichte reinzukommen.
Alles in allem war es ein aufregender und spannender Plot, mir allerdings zu wissenschaftlich und juristisch aufbereitet.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Berührend, aber etwas fehlt

Das Haus der Frauen
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Laetitia Colombani erzählt auf zwei Zeitebenen von Solidarität und Nächstenliebe für obdachlose, missbrauchte und gedemütigte Frauen.
In der Zeitebene der Vergangenheit erleben wir den Werdegang der Blanche ...

Laetitia Colombani erzählt auf zwei Zeitebenen von Solidarität und Nächstenliebe für obdachlose, missbrauchte und gedemütigte Frauen.
In der Zeitebene der Vergangenheit erleben wir den Werdegang der Blanche Peyron bis zur Spitze der pariser Heilsarmee. Ihr Lebenswerk krönte sie mit dem Palast der Frauen, in den jede obdachlose, hilflose Frau aufgenommen wird.
Die Haus existiert noch im heutigen Paris. Manch ehrenamtlicher Helfer oder Helferin therapieren sich selbst, indem sie diese Frauen unterstützen.


Das Haus der Frauen in Paris hat eine gute Geschichte. Erzählt wird sie uns von Laetitia Colombani, die wunderbar berührende Geschichten über starke Frauen schreiben kann, aber dieses Mal fehlt mir etwas. Eigentlich kann ich es gar nicht benennen. Tatsächlich ist es mir nicht gelungen eine Beziehung wenigstens zu einer der Protagonisten aufzubauen. Die einzelnen Schicksale der Frauen im Haus der Frauen wurden auf verschiedenste Weise beleuchtet. Vielleicht waren es für mich zu viele. Ich hatte den Eindruck, dass ihnen zwar Obdach gewährt wurde, aber sonst wurden sie allein gelassen.
Ich glaube, aus diesen Grund verzagt auch Solène nach Cynthias Selbstmord, sieht eine Sinnlosigkeit ihres Handelns und bricht zusammen. Bis auf wenige Ausnahmen erfahren wir zu wenig von den Frauen. Das ist mir alles zu oberflächlich.
Ähnlich geht’s mir bei der Lebensgeschichte von Blanche Peyron. Bei den ersten entscheidenden Jahre fühl ich mich noch wohl, lerne ihre Einstellung zum Leben kennen. Danach lese ich nur noch wie viele Vorträge sie hält, wie unerschrocken viel sie arbeitet, Ihre Gesundheit ruiniert und einen sie stützenden Partner an der Seite hat. Sie entscheidet sich den Palast der Frauen aufzubauen und kämpft um Spenden und kämpft um Spenden….
Wir erleben kaum Szenen innerhalb ihrer Familie oder mit anderen Mitgliedern der Heilsarmee. Sie ist nicht zu fassen. Vielleicht war ihr Leben genauso, aber mich hat es nicht gefesselt.
Auch wenn ich nicht ganz zufrieden war mit diesem Buch, hat Laetitia Colombani uns doch die Geschichte der Pariser Heilsarmee und die Bedeutung des Haus der Frauen näher gebracht.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Historisches von meiner Lieblingsinsel

Die Frauen vom Inselsalon
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Norderney, Anfang des 20. Jahrhunderts lernen sich die Fischertochter Frieda und Greta, die Tochter einen wohlhabenden Industriellen aus Berlin kennen. Zu Greta, die Linderung ihrer entzündeten Ekzeme ...

Norderney, Anfang des 20. Jahrhunderts lernen sich die Fischertochter Frieda und Greta, die Tochter einen wohlhabenden Industriellen aus Berlin kennen. Zu Greta, die Linderung ihrer entzündeten Ekzeme und ihres starken Husten sucht, entwickelt sich bald eine innige Freundschaft. Greta ermutigt Frieda, ihre Träume zu leben. Während Frieda Greta an die heilsame Wirkung der Nordsee und dem einfachen Leben heranführt.
Die Insulaner von Norderney unterstützen ihre Bemühungen.

Die Frauen vom Inselsalon ist ein unterhaltsamer historischer Roman über Norderney vor gut 100 Jahren. Ich habe schon über zehn Mal auf Norderney Urlaub gemacht und fand mich in den Beschreibungen der Umgebung gut zurecht. Die Karte im Innenteil des Covers hat allen Lesern als Hilfestellung gedient. Obwohl ich sie in diesem Fall nicht benötigte, liebe ich diese Karten, weil man damit immer den Überblick hat, wo die Protagonisten sich aufhalten und welche Wege sie gehen.
Die Zeitachse des Romans war gut recherchiert. Das geschichtliche Geschehen wurde immer begleitend erwähnt und diskutiert. Der Personenkult gegenüber dem Kaiser und dem Reichskanzler von Bülow ist gut dargestellt worden.
Die Geschichte von Frieda und Greta war mit aber etwas zu flach. Trotz einiger Dramatik in beider Leben kam mir die Erzählung ziemlich gleichförmig vor. Eigentlich konnte die Geschichte mich erst im letzten Viertel packen.
Ich bin immer noch im Zweifel, ob ich den zweiten Teil der Serie lesen werde.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Langsamer Spannungsaufbau

Einsame Entscheidung
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In der ruhigen Vorsaison nach einer gescheiterten Undercover Aktion wird die Polícia Judiciária in Faro durch den Fund einer männlichen Leiche aufgeschreckt. Der Tote ist britischer Staatsbürger, während ...

In der ruhigen Vorsaison nach einer gescheiterten Undercover Aktion wird die Polícia Judiciária in Faro durch den Fund einer männlichen Leiche aufgeschreckt. Der Tote ist britischer Staatsbürger, während seine portugiesische Begleitung flüchtig ist.
Leander Lost, Graciana Rosado, Carlos Esteves und Miguel Duarte sind anfänglich ratlos.
Unerwartet übernimmt Daniel Vasco aus Lissabon den Fall und drängt die Ermittler aus Faro raus.


Ein Portugal-Krimi „- eine einzigartige Mischung aus Spannung, Humor und portugiesischem Lokalkolorit“
Anfänglich habe ich sehr ob dieser Ankündigung gezweifelt.
Die Spannung kam nur langsam auf und wird, meiner Meinung nach, nur durch tollpatschige und unprofessionelle Planung und Handlung der Akteure konstruiert.
Wobei ich den Hut ziehe vor der Beschreibung einzelner Wettläufe und Verfolgungsjagden. Die waren wirklich gut. Die Kontrollverlust-Panikattacke war so real beschrieben, dass mich ein beklemmendes Gefühl beschlich und ich meinte danebenzustehen.
Der Kriminalfall an sich erschien mir konstruiert und unrealistisch. Der Großkonzern geht über Leichen. Die vermeintlichen Gutmenschen, die einen Skandal aufdecken wollen, gehen naiv und stümperhaft an die Sache ran. Der „Aspie“, wie der Kommissar liebevoll von seinen Freunden bezeichnet wird, beobachtet und durchschaut das Ganze.
Wären da nicht die skurrilen, kleinen Nebenschauplätze gewesen und die liebevolle Zeichnung von Leander Lost, wäre mein Urteil wohl schlechter ausgefallen.
Aber einen weiteren Fall von Leander Lost und der portugiesischen Polizei werde ich wohl nicht lesen. Andere Bücher des deutschen Autors haben mir besser gefallen.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Die Spannung kämpft sich durch

Tiefwasser für Nordstrand
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Jan de Fries und seine Freunde Uz und Onno entdecken auf einer stürmischen Fahrt mit ihrem Kutter Sirius nahe Borkum drei Taucher auf ihrem Schlauchboot in Not.
Als die Taucher den Kutter gewahr werden, ...

Jan de Fries und seine Freunde Uz und Onno entdecken auf einer stürmischen Fahrt mit ihrem Kutter Sirius nahe Borkum drei Taucher auf ihrem Schlauchboot in Not.
Als die Taucher den Kutter gewahr werden, verändern sie plötzlich ihre Position. Sie wollen auch keine Hilfe, obwohl einer der Taucher schwer am Bein verletzt ist.
Wonach tauchen die drei Männer? Warum wollen sie ihre Position geheim halten?
Der Anwalt Jan de Fries geht der Sache auf den Grund.



Für meinen Geschmack kam der Krimi sehr schwer in Gang.
Der Autor Dirk Trost hat einen Erzähl -und Schreibstil, der mir ständig die beginnende Spannung verhagelt.
Dies ist der neunte Fall der Jan de Fries-Reihe. Meiner Meinung nach verliert der Autor sich ständig in Bezügen auf Vorgängerfälle oder in Gedanken, Beschreibungen und Charakterisierungen der Gegend, der Vegetation oder dem Klimawandel an der Nordsee. Auch die zu langen und zu ausführlichen Erklärungen zu jeder einzelnen Person, haben mir jegliche Spannung genommen. Natürlich ist es wichtig zu wissen, dass Uz lange Jahre Landarzt war und deshalb die Menschen in Greetsiel gut kennt, aber ob eine Kommissarin, die Jan gerade befragt, die Nachfolgerin eines anderen Kommissars ist, der beinahe Jan Freund geworden wäre und… Das interessiert mich nicht, insbesondere wenn gerade eine Leiche gefunden wurde.
Ungefähr nach der Hälfte des Krimi kam endlich Spannung auf. Nach mehreren Morden, Verfolgungsjagden und Slapstick-Einlagen passten die Erklärungen des Autors und man konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Leser fieberte mit Jan und anderen Protagonisten. Es ging rauf und runter und gegen Ende erlebten wir so viele Wendungen, dass mir fast schwindelig wurde.
Dirk Trost hat zum Schluss noch mal alle Fäden in die Hände genommen und alle Fälle logisch aufgedröselt.
Trotzdem weiß ich nicht, warum mich die erste Hälfte so genervt hat. Andere Autoren von Krimi-Reihen müssen auch Vergangenes in den aktuellen Fall einflechten. Ich bin oft dankbar über diese Erklärungen, aber sie stören mich nicht. Ich glaube, es liegt am Timing und das hat hier nicht gestimmt. Schade

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