Cover-Bild Ich fühle was, was du nicht fühlst
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 22.08.2016
  • ISBN: 9783453265905
Amelie Fried

Ich fühle was, was du nicht fühlst

Roman
India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2017

Ich fühle was, was du nicht fühlst

0

Ich fühle was, was du nicht fühlst ist ein wunderschönes Buch über eine ganz besondere Familie mit einzigartigen Problemen. India, die Empfindungen hat, die andere Jugendliche in ihrem Alter nicht kennen, ...

Ich fühle was, was du nicht fühlst ist ein wunderschönes Buch über eine ganz besondere Familie mit einzigartigen Problemen. India, die Empfindungen hat, die andere Jugendliche in ihrem Alter nicht kennen, die Hippie-Eltern, die auf seltsame Art und Weise mit Lügen und Dramen zu kämpfen haben und Indias Bruder, der sein eigenes Geheimnis hütet, geben eine perfekte Mischung aus rührender Geschichte, durchgängiger Unterhaltung und anhaltender Nachdenklichkeit.

Der Plot wird aus Indias Perspektive erzählt, ein junges, aufgewecktes Mädchen, das sich sehr nach Anerkennung und Freunden sehnt, aber aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen in der Schule und ihrer Wahrnehmung von Zahlen und Liedern immer wieder zur Außenseiterin wird. Sie erlebt vor allem Musik viel intensiver und leidenschaftlicher, als ihre Mitschüler und Mitmenschen. Sie erschien mir als eine sehr besondere und auch liebenswürdige Figur, die in ihrer eigenen Welt gefangen ist. Sie möchte zwar gefallen und integriert werden, möchte nicht anecken, aber in Extremfällen vertritt sie auch ihre Prinzipien, was sie für mich zu einem tollen Charakter gemacht hat. Insgesamt ist Indias Familie sehr besonders. Ihre Eltern sind sehr mit sich selbst beschäftigt, mit ihrem Lebensstil und ihrer "Arbeit", kümmern sich weder um Essen, um Noten, noch um den Haushalt und setzen ihren Kindern keine Grenzen. Es gibt keinerlei Regeln, was gerade Indias Bruder Che sehr ausnutzt.

Die verschiedenen Höhepunkte der Geschichte emfand ich als durchdacht. Sie ziehen sich gut durch das Buch, so dass die 400 Seiten schnell gelesen waren. Allerdings hätte ich mir gerade im Bezug auf den Spannungsbogen rund um den Klavierlehrer Christian mehr Auswirkungen gewünscht. Dieser Twist war mir persönlich viel zu schnell abgehandelt und könnte eine falsche Signalwirkung haben. Menschen, vor allem junge, die nicht in seiner solchen Situation sind, sehen das vielleicht nur als eine Geschichte an, aber Mädchen, die diesem Twist im wahren Leben ausgsetzt sind, denen sollte eine andere Vorgehensweisen und ein anderer Ausgang beschrieben werden. Auch das Ende à la "ausgleichende Gerechtigkeit" hat das nicht wirklich verbessern können. Damit die Rezension einigermaßen spoilerfrei bleibt, werde ich an dieser Stelle auch nicht weiter darauf eingehen.

Am besten gefallen hat mir Amelie Frieds Schreibstil. Sie schreibt wunderschön; so, dass man sich sehr gut in die Gedanken und Gefühle einer 13-Jährigen hineinversetzen kann, ohne über zu große Naivität oder Genervtheit zu klagen. Amelie Frieds bildhafte Sprache hat mir schöne Lesestunden bereitet. Ihre anderen Bücher werde ich mir auf jeden Fall noch anschauen.

Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Anfangs hielt ich es unter anderem deswegen für ein Jugendbuch, auch wegen der Beschreibung der 13-jährigen Protagonistin, doch die Geschichte behandelt unter anderem sehr ernste Themen in einer nicht ganz so einfachen Zeit. Es regt zum Nachdenken an, berührt und ist deswegen nicht unbedingt als ein Jugendbuch einzuordnen.

Fazit
Ich fühle was, was du nicht fühlst ist ein wunderschöner Titel für ein wunderschönes, berührendes Buch, das den Leser ein wenig nachdenklich zurücklässt. Das Ende war stark, der Schreibstil sehr schön und bildhaft, die Charaktere realitätsnah und die Geschichte gut durchdacht. Alles in allem ein empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Mein Fazit zu "Ich fühle was, was du nicht fühlst"

0

Die komplett struktuierte Welt von India die damit chaotischer nicht sein könnte, haben mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Ich musste immer wieder lachen, den Kopf schütteln und mich fragen ...

Die komplett struktuierte Welt von India die damit chaotischer nicht sein könnte, haben mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Ich musste immer wieder lachen, den Kopf schütteln und mich fragen wie ich in ihrem Alter reagiert hätte. India übernimmt mit ihren jungen Jahren nicht nur die Verantwortung für sich selbst sondern auch für Che. Der Mensch dem sie dann noch am meisten Vertraut, fällt ihr in den Rücken. Ich dachte wirklich teilweise, das es schlimmer nicht werden könnte.

Das Ende hingegen fand ich sehr hart und für mich sogar noch ein Stück weit unbefriedigend. Ich hätte mir andere Menschen an anderen Stellen gewünscht. Die Charakteristische Veränderung und Entwicklung hingegen fand ich bei Che und India super getroffen und freute mich sehr darüber. Für mich steht fest, das „Ich fühl was, was du nicht fühlst“ nicht das letzte Buch von Amelie Fried für mich war.

Von mir bekommt "Ich fühle was, was du nicht fühlst" von Amelie Fried

4.7/5 Sternen!

Für die komplette Rezension, besucht mich doch gerne auf meinem Blog :)

http://calipa.de/2018/05/19/ich-fuehle-was-was-du-nicht-fuehlst-buchrezension/

Veröffentlicht am 25.01.2017

Einfühlsame Familiengeschichte

0

INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die ...

INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

COVER:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gefallen. Vor allem auch deswegen, weil es von typischen Cover von Amelie Frieds Romanen abweicht. Die bunten Farbspritzer erinnern mich an die diversen Holi Colour Festivals, welches sehr gut zu den 1970ern passt, in denen der Roman spielt. Ich bin großer Freund von diesen matten Broschur-Ausgaben, aber es ist fast unmöglich, dass der Rücken des Buches nach dem ersten Lesen nicht schief ist. Für mich als Buchliebhaber immer ein kleiner Wehmutstropfen.

MEINUNG:
Ich habe bisher noch nie einen Roman von Amelie Fried gelesen, auch mir ihr Name schon lange geläufig ist. Die von Amelies Fried bisher geschriebenen Romane werden ja eher dem Bereich der Frauenliteratur (auch wenn ich den Begriff überhaupt nicht mag) zugeordnet und das ist nicht so mein Genre. Umso mehr wurde ich auf dieses Buch aufmerksam, welches ich als Coming-of-Age-Roman bezeichnen und auf Grund des Alters der Protagonistin auch als Jugendbuch einordnen würde.

Weil es aus dem Klappentest nicht hervor geht, war ich überrascht, dass es in den 1970er Jahren spielt. Damit ist es nicht ein Jugendbuch, sondern auch ein gesellschaftlicher Roman, denn er gibt Einblick in die Generation der 68er, zu denen Indias und Ches Eltern zweifelllos gehören. Sie sind eine
Nachkriegsgeneration, die auf der einen Seite immer noch mit nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer Eltern zu kämpfen haben und die auf der anderen Seite bei ihren eigenen Kindern völlig mit dem damaligen Erziehungsstil brechen und diese völlig anti-autoritär erziehen. Was für viele Jugendliche der heutigen Generation ein erstrebenswertes Ziel wäre, ist etwas, woran Che und India sehr zu leiden haben.
Bei beiden ist sehr deutlich spürbar, dass sie unter dem Anders sein ihrer Eltern, aber auch mit deren Vernachlässigung, jeder auf seine Art zu kämpfen habe. Beide wünschen sich feste Regeln oder auch mal Bestraffungen für ihr Handeln. Ches und India Eltern ecken auch häufig mit ihrer Lebensweise in der klein-bürgerlichen, christlich geprägten, schwäbischen Kleinstadt an und sorgen damit auch nicht selten bei den beiden für peinliche und unangenehme Momente (India) und Ausrastern (Che). Dennoch gehen beide ganz unterschiedlich mit der familiären Situation um.
Es ist deutlich spürbar, dass bei Che der Leidendruck sehr groß ist und er flüchtet sich während des Verlaufs in zwei völlig konträre Richtungen mit dem deutlich Wunsch irgendwo dazu zu gehören und auch endlich die gewünschten Regeln zu haben, die er bei seinen Eltern so schmerzlich vermisst. Beiden gemeinsam ist, dass nirgendwo wirklich dazu gehören. India ist weitaus klüger und intelligenter als es für ihr Alter üblich ist und wird von ihren Mitschülern nur als Streberin betrachtet. Ich mochte an ihr, dass sie bereits ihr eigenes Verhalten und das der Erwachsenen sehr klug reflektiert. Auch wenn sie lieber normal und durchschnittlich sein würde, hat die Erziehung ihrer Eltern bzw. eher das Fehler auch einen positiven Einfluss auf sie. In meinen Augen ist sie deutlich offener für alternative Lebensweisen. Selbst als die Ehe der Eltern anfängt zu zerbrechen, geht sie damit bewundernswert um. Obwohl ihre Eltern sich eigentlich nur um sich selbst kümmern und nicht mal für das Essen sorgen, spürt man bei India keine Verbitterung gegenüber ihnen (auch wenn ich das gut verstanden hätte).

Der Roman zeigt auch auf, wie Vorwürfe gegenüber einer Person, die einen guten Ruf hat, in einer Kleinstadt gehandhabt werden. Man glaube der anschuldigenden Person einfach nicht und da unterscheiden sich auch Hippies von Nicht-Hippies nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in einigen ländlichen Regionen auch noch immer so ist. Es wurde aufgezeigt, dass es dann besser ist zu schweigen bevor sich die Anschuldigungen noch gegen einen richten könnten. Das hat mich wirklich wütend gemacht.

FAZIT:
Mir hat es manchmal etwas an Spannung gefehlt, aber es ist in diesem Genre einer der besten Romane, die ich je gelesen habe. Trotz vieler schwieriger Themen, die Amelie Fried sehr einfühlsam aufgegriffen hat, verliert der Roman niemals an Leichtigkeit und Humor, was vor allem an Ich-Erzählerin India liegt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Sie trägt diesen Roman als Schlüsselfigur.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 08.10.2016

Gelungene Contemporary Story

0

Worum es geht:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet ...

Worum es geht:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.
[Quelle: Verlag]

Was ich über ... denke:

... die Geschichte...:
Die Geschichte fand ich wirklich interessant. Das Buch hat alle möglichen Themen angesprochen, über die noch heute eher selten in der Gesellschaft gesprochen wird: Missbrauch, egal welcher Art, wie sehr sich Kinder und Jugendliche von den Erwachsenen in ihrem Leben beeinflussen lassen und wie schwer es hochbegabte Kinder haben. Aber auch viel alltäglichere Themen wie Ehekrisen, Scheidungen, die unaufgearbeitete Vergangenheit und wie sehr die Menschen, auch auf Kosten der Menschen, die sie lieben, versuchen sich selbst zu finden.
Ich war vom ersten Moment an in der Geschichte drin und habe gemeinsam mit India erlebt, was es heißt erwachsen zu werden und wirklich schwere Entscheidungen zu treffen.

... die Charaktere...:
India hat mir als Charakter wirklich gut gefallen. Allerdings hatte ich manchmal etwas Probleme sie als Charakter zu verstehen, was schlicht und ergreifend daran lagt, dass sie hochbegabt ist und ich das einfach nicht nachvollziehen kann, da ich es nicht bin.
Ich fand es unglaublich interessant zu erleben, wie sie ihr Leben mit einer alles anderen als normalen Familie meistert und wie sie Entscheidungen trifft, die ihr ganzes Leben verändern.
Auch Che fand ich wirklich interessant. Er ist das Paradebeispiel für jemanden, der niergendwo so ganz dazu zu gehören scheint und alles versucht, um irgendwo dazu zu passen. Auch wenn das heißt, dass er vom einen in das andere Extrem wankt.

Was mir am meisten gefallen hat:
Die Geschichte hat mich einfach gefesselt. Daher hab ich es auch richtig schnell beenden können. Ich wollte einfach wissen, wie es mit India weitergeht, welche Entscheidungen sie trifft und welchen Lebensweg sie im Endeffekt gehen wird.

Was mir nicht gefallen hat:
Die Charaktere waren zwar wirklich intressant, konnten mich aber irgendwie nicht 100%-ig überzeugen, woran es genau lag, kann ich allerdings nicht benennen. Außerdem hat mich das Ende etwas verwirrt und schien nicht so wirklich zum Rest der Geschichte zu passen.

Bewertung: 4 von 5 Sternen


Das Buch hat mir insgesamt wirklich gut gefallen, hatte aber eben seine kleinen Macken. Dennoch kann ich es wirklich empfehlen.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Lässt mich zwiegespalten zurück

0

Kurzmeinung:
Bei diesem Buch bin ich zwiegespalten. Einerseits gibt es sehr interessante und komplexe Charaktere und es werden viele spannende Themen behandelt. Das alles verpackt in einem wunderschönen ...

Kurzmeinung:
Bei diesem Buch bin ich zwiegespalten. Einerseits gibt es sehr interessante und komplexe Charaktere und es werden viele spannende Themen behandelt. Das alles verpackt in einem wunderschönen Schreibstil.
Allerdings wird das zentrale Thema viel zu schnell abgehandelt und zu unreflektiert dargestellt.

Zum Buch:
Die Geschichte wird aus Sicht der 13-jährigen India erzählt. Als Leser merkt man schnell, das India anders ist, als andere Kinder in ihrem Alter. Mit ihren Klassenkameraden kann sie nicht so viel anfangen und zur Beruhigung zählt sie Primzahlen. Ihr Blick auf die Welt ist herrlich klar und schonungslos ehrlich. Sie sieht Sachen, die andere übersehen würden. Auf der einen Seite besitzt sie eine große Empathie und emotionale Intelligenz. Auf der anderen Seite ist sie aber sozial so ungeschickt.

"Ich nahm mein Ausgeschlossenen hin wie eine unheilbare Krankheit und versuchte nichts, um mich bei den anderen beliebter zu machen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 69)

Dabei sehnt sie sich eigentlich danach, einfach dazuzugehören.

Zur Familie gehören außerdem der Künstler Vater, der eigentlich hauptsächlich für seine Kunst lebt und kein echtes Interesse an den anderen zeigt und seine Rolle als Vater nur spielt.

"Er war recht gut, als Vaterdarsteller, und andere ließen sich von ihm täuschen. Aber mir konnte er nichts vormachen, ich spürte sein Inneres Unbeteiligten, die Unsicherheit, das fehlende Interesse." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 10)

Die Mutter ist eine "Suchende" und verbringt ihre Zeit mit Meditation und der Frage nach dem Sinne es Lebens. Sie ist auch viel zu sehr mit sich beschäftigt, um auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen.

"Weil die Momente, in denen sie sich mit mir beschäftigte so selten und deshalb kostbar waren, ließ ich alles mit mir geschehen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 35)

Indias 16-jühriger Bruder Che leidet unter diesen Umständen am meisten. Ihm fehlen Grenzen und Regeln. Er weiß nicht so richtig, wer er ist und wo er hingehört. Er sucht verzweifelt nach Orientierung und versucht, seinen Platz zu finden. Dabei gerät er auf die schiefe Bahn und rutscht vom einen ins andere Extrem.

"Ich spürte schon damals, dass Che um ihre Liebe bettelte die, er -hätte er sie bekommen- wahrscheinlich gar nicht hätte annehmen können." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 39)

Alles in allem also ein eher unkonventionelles Elternhaus, wenn man es nett ausdrücken möchte. Nicht so nett, sprechen manche Nachbarn auch von emotionaler Verwahrlosung.
Neben der Hippie- Familie, wird auch noch die typisch bürgerliche Familie von nebenan portraitiert. Doch die oberflächliche Idylle trügt und auch hier schlummern hinter der heilen Fassade einige Probleme und Konflikte.


Meine Meinung:
In diesem Buch steckt so viel drin und größtenteils hat es mir wirklich unglaublich gut gefallen.
Die Sprache ist wunderschön und es gibt so viele tolle Zitate in dem Buch, dass ich beim Lesen kaum vorangekommen bin, weil ich mir gefühlt jeden zweiten Satz rausschreiben musste.

"Deshalb haben wir euch immer große Freiheit gelassen. Aber Freiheit beinhaltet nicht die Freiheit, andere zu verletzen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 145)

Die Themenvielfalt in dem Buch ist bemerkenswert. Es geht um Familie, Erziehung, Freundschaft und erste Liebe. Aber auch um Kunst, Musik, um Religion und Glauben. Um Emanzipation. Um Synästesie. Aber auch die Aufarbeitung bzw der Umgang mit der Nazi- Vergangenheit wird thematisiert.


"Die Welt war so viel komplizierter, als sie erschien. Wie konnte man auf den Gedanken kommen, sie in handliche Kästchen zu füllen und Etikette mit der Aufschrift richtig und falsch daraufzulegen?" (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 88)

Zwischendurch hat die Geschichte aber leider auch einige Längen. Es gibt ausführliche Schilderungen von Dingen, die für den Verlauf der Handlung nicht unbedingt nötig gewesen wären. Dennoch habe ich auch diese Stellen meist gern gelesen, weil sie eben trotzdem schön geschrieben waren.

-- Achtung, die folgenden Abschnitte könnte kleine Spoiler enthalten--
Der "Spoiler" ist aber ein wichtiger Punkt, der mir an dem Buch nicht gefallen hat, deswegen war es für mich wichtig, das hier aufzugreifen und zu besprechen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Klappentext schon viel zu viel von der Handlung verrät. Der Klappentext lässt vermuten, dass der Missbrauch das Hauptthema des Buches sein wird. So ist es aber nicht. Der Missbrauch geschieht erst im letzten Viertel des Buches. Und so kommt es, das man als Leser quasi die ganze Zeit darauf wartet und immer eine dunkle Vorahnung hat. Ich hatte Thema die ganze Zeit im Hinterkopf und habe das Buch nach Hinweisen abgesucht, wann dieser Teil der Handlung wohl geschehen wird.

Wenig Raum für das Hauptthema
Negativ aufgefallen ist mir außerdem, dass der Missbrauch so kurz abgehandelt wurde.
Die buddhistischen Rituale der Mutter werden über mehrere Seiten ausführlich beschrieben, aber der Missbrauch wird in einem Absatz abgehandelt? Bitte was? Ein weiteren Absatz lang hadert India mit sich, in einem weiteren Absatz vertraut sie sich ihren Eltern an. Und das war es dann auch fast schon. Ein so sensibles Thema hätte findet ich eine ausführlichere und komplexere Darstellung verdient. Obwohl die Vorbereitung des Übergriffes schon sehr gelungen war. Man kann den typischen Verlauf erkennen: Das Auserwähltsein, dann einen Pakt schließen, ein Geheimnis haben. Das wird gut dargestellt. Eine ähnlich ausführliche Entwicklung hätte ich mir für den Verlauf nach dem Übergriff gewünscht.
Ich verstehe allerdings nicht, warum man diese Handlung schon im Klappentext andeuten muss, wenn es erstens nicht so relevant für die Handlung ist und zweitens erst so spät im Buch passiert.

Eine fragwürdige Message
Aber am meisten gestört hat mich die Message des Buches. India wird missbraucht, vertraut sich schließlich ihren Eltern an, und die glauben ihr nicht. Niemand glaubt ihr. Schon allein das ist ungeheuerlich. Dann missbraucht der Lehrer auch noch zwei weitere Mädchen, und auch denen wird nicht geglaubt. Sie werden von der Schule geschmissen, während der Lehrer sich bejubeln lässt. Was ist das denn für eine Aussage?
Ich als erwachsene Leserin kann das reflektieren und weiß, dass es in solchen Fällen leider manchmal wirklich so läuft.
Aber was ist, wenn das Buch junge Mädchen lesen, die eine ähnliche Situation erlebt haben? Sollen die sich dann denken, dass es eh nichts bringt, sich jemandem anzuvertrauen, weil ihnen eh niemand glauben wird und es nur negative Konsequenzen für sie haben wird? Also lieber runterschlucken und so tun, als wäre nichts passiert? Das ist nämlich der Eindruck, der in dem Buch vermittelt wird. Und das finde ich wirklich problematisch.
Deswegen kann ich dieses Buch leider nicht uneingeschränkt weiterempfehlen.


Fazit:
Eigentlich ein großartiges Buch, das durch seine schöne Sprache, seine Themenvielfalt und die komplexen Charaktere besticht.
Leider kann ich das Buch dennoch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, da mit dem Thema Missbrauch in meinen Augen nicht sorgfältig genug umgegangen wurde.