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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2017

Genre-Mix

Wolf Road - Die Angst ist immer einen Schritt voraus
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Beth Lewis hat mit "Wolf Road" eine interessante Mischung aus Dystopie, Thriller und Abenteuerroman geschrieben. Die 17-jährige Ich-Erzählerin Elka lebt in einer dystopischen Welt. Sie hält sich vorwiegend ...

Beth Lewis hat mit "Wolf Road" eine interessante Mischung aus Dystopie, Thriller und Abenteuerroman geschrieben. Die 17-jährige Ich-Erzählerin Elka lebt in einer dystopischen Welt. Sie hält sich vorwiegend in der freien Natur bzw Wildnis auf, wo sie das eigenständige (Über-)Leben perfektioniert hat. Schließlich gerät sie in eine Jagd durch die Wälder, bei der sie sowohl Gejagte als auch Jägerin ist.

Die Genre-Mischung macht für mich den großen Reiz dieses Buches aus. Die Autorin kombiniert aus den verschiedenen Aspekten einen guten Unterhaltungsroman. Leider steht die eigentliche Story dahinter zurück. Diese finde ich etwas lang gezogen mit einigen Wiederholungen. Ich finde das Buch aufgrund seiner ungewöhnlichen Hauptdarstellerin und des interessanten Genre-Mixes aber dennoch lesenswert.

Manchmal mutet der Text sprachlich und inhaltlich wie ein Jugend- oder All-Age-Buch an. Dort würde ich es aufgrund der Gewaltszenen allerdings nicht einordnen und auch nicht für Jugendliche empfehlen.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Identitätssuche einer jungen Frau

Swing Time
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Die namenlos bleibende Ich-Erzählerin berichtet in "Swing Time" aus ihrer Kindheit, Jugend und der Zeit als junge Erwachsene. Dabei scheint sie immer im Schatten starker, dominanter Frauen zu stehen - ...

Die namenlos bleibende Ich-Erzählerin berichtet in "Swing Time" aus ihrer Kindheit, Jugend und der Zeit als junge Erwachsene. Dabei scheint sie immer im Schatten starker, dominanter Frauen zu stehen - ihrer Mutter, der Jugendfreundin Tracey und der Pop-Sängerin Aimee, bei der sie arbeitet. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in London, jettet sie als junge Erwachsene mit Aimee um die ganze Welt, was schließlich in längeren Aufenthalten in Westafrika gipfelt.
Die Geschichte wird mit vielen Zeitsprüngen zwischen Kindheit/Jugend und Erwachsenenalter erzählt.

Ich habe das Buch lange Zeit sehr gerne gelesen. Auch wenn mir ein erkennbarer roter Faden fehlte und die Handlung eher anekdotenhaft erzählt wird, fand ich das Buch interessant und gut zu lesen. Der Schreibstil von Zadie Smith ist angenehm ruhig und flüssig und wurde von der Übersetzerin Tanja Handels gut ins Deutsche übertragen.
Irgendwann in der Mitte des Buches stieß mir aber der mangelnde erkennbare Fortschritt der Handlung und die Passivität der Ich-Erzählerin immer mehr auf. Ich hatte außerdem immer stärker das Gefühl, dass die Autorin in diesem Buch zu viele einzelne Themen abhandeln will - und das auf eine Art und Weise, dass ich manchmal das Gefühl hatte, sie möchte mit bestimmten Personengruppen abrechnen. Zugute halten möchte ich, dass es hier nie richtig klischeehaft wird. Obwohl man fast alle behandelten Themen in Zusammenhang mit der 'braunen Haut' der Ich-Erzählerin (ihre jamaikanische Mutter stammt von afrikanischen Sklaven ab, ihr Vater ist Weißer) setzen kann, spielt z.B. offener Rassismus quasi keine Rolle.
Im letzten Drittel wurde es dann wieder besser, die Handlung läuft auf ein logisches Ende hinaus, das aber auch vieles offen lässt.

Ein Buch über eine junge Frau, die auf der Suche nach der eigenen Identität ist - mit Schwächen, aber für Leser, die sich für das Thema Rassismus und Identitätssuche von people of color interessieren, dennoch zu empfehlen.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Verschiedene Lebensumstände in Haiti

Kein anderes Meer
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Das Buch "Kein anderes Meer" als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens zu bezeichnen, kann missverstanden werden. Tatsächlich zieht die Autorin Edwidge Danticat einen Kreis, in dem sie nacheinander ...

Das Buch "Kein anderes Meer" als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens zu bezeichnen, kann missverstanden werden. Tatsächlich zieht die Autorin Edwidge Danticat einen Kreis, in dem sie nacheinander einige Bewohner der fiktiven haitianischen Stadt Ville Rose auftreten lässt, die alle miteinander zu tun haben, aber vordergründig wenig Verbindung zu der verschwundenen Claire. Die Beschreibung dieser verschiedener Leben in Haiti machte für mich aber gerade den Reiz dieses Buches aus. So unterschiedlich ihre Leben und Schicksale sind, so gemeinsam ist ihnen allen, dass keiner wirklich glücklich ist. Das Leben, die mystische Weltsicht und die Umstände in Haiti, wie sie im Roman beschrieben werden, sind mir als Westeuropäerin doch sehr fremd - umso spannender fand ich es, darüber zu lesen. Auch mit überaus geringer Kenntnis über das Land Haiti kann man dem Buch gut folgen - immerhin hat die aus Haiti stammende Autorin das Buch ja für eine US-amerikanische Leserschaft geschrieben.

Das Ende ist zwar rund - alles findet zusammen - aber das Verschwinden von Claire, also die eigentliche Grundstory wird dann für mein Empfinden etwas zu schnell aufgelöst.

Insgesamt aber ein interessantes, gut geschriebenes Buch!

Veröffentlicht am 25.06.2017

Guter Thriller für Jugendliche (und interessierte Erwachsene)

Niemand wird sie finden
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Mit dem 15-jährigen Ich-Erzähler Flynn durchläuft der Leser zwei parallele Handlungsstränge: einerseits geht es um das spurlose Verschwinden von Flynns Freundin January, andererseits um seinen Umgang mit ...

Mit dem 15-jährigen Ich-Erzähler Flynn durchläuft der Leser zwei parallele Handlungsstränge: einerseits geht es um das spurlose Verschwinden von Flynns Freundin January, andererseits um seinen Umgang mit seiner Homosexualität. Obwohl sich eine Kombination dieser zwei Thematiken nicht unbedingt anbietet, gelingt dem Autor Caleb Roehrig damit ein sehr gutes Jugendbuch, das auch ich als Erwachsene gerne gelesen habe.

Die Geschichte ist gut geschrieben. Kritischen Lesern wird auffallen, dass Flynns Erzählsprache nicht unbedingt die eines 15-jährigen ist - sie klingt sehr viel erwachsener. Für mich überwiegt allerdings die gute Lesbarkeit der Geschichte über diesem Manko - zudem fände ich es schlimmer, wenn der Autor versuchen würde Jugendsprache zu imitieren. Durch die Ich-Perspektive ist man als Leser ganz nah dran am Geschehen und auch in Flynns Gedankenwelt - gefällt mir sehr!

Veröffentlicht am 08.06.2017

Taiwan in den 1980'ern

Meine 80er Jahre
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Sean Chuang beschreibt in Comicform seine Kindheit und Jugend in den 1980'er Jahren in Taiwan. Der Chinabooks-Verlag hat den ersten Band dieser Comic-Reihe zweisprachig veröffentlicht: die erste Hälfte ...

Sean Chuang beschreibt in Comicform seine Kindheit und Jugend in den 1980'er Jahren in Taiwan. Der Chinabooks-Verlag hat den ersten Band dieser Comic-Reihe zweisprachig veröffentlicht: die erste Hälfte besteht aus der deutschen Übersetzung von Marc Hermann, die zweite (von mir mangels Sprachkenntnisse hier nicht bewertete) bildet die chinesische (in Kurzzeichen) Ausgabe ab. Somit ergibt sich ein recht dickes Buch, das nicht ganz leicht in der Hand liegt.
Es gibt in beiden Sprachen ein Vorwort und einen Zeitstrahl der - für den Autor erwähnenswerten - Ereignisse in den 1980'er Jahren. Die deutsche Ausgabe verfügt außerdem über Fußnoten, die manchmal interessante Infos bieten, manchmal aber auch sehr special interest sind - z.B. Alternativtitel zu Kinofilmen.

Episodenhaft und nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge beschreibt Sean Chuang seine Erlebnisse zu bestimmten Themen. Schule ist hier natürlich ein großes Thema, aber auch z.B. Baseball oder Dating werden behandelt.
Diese Erlebnisse werden wertungsfrei von Chuang erzählt. Er beschreibt zwar, wie er als Kind und Jugendlicher erlebt und gefühlt hat, bewertet sein Handeln und das anderer - mit einer Ausnahme - nicht rückblickend. Einerseits ist das eine interessante Erzählweise, die die Bewertung dem Leser überlässt, andererseits ist diese Bewertung und Einordnung bei einer fremden Kultur natürlich manchmal schwieriger als es bei einem mitteleuropäischen Text wäre.
Zusätzlich erschwerend ist, dass oftmals nicht zu erkennen ist, wie alt Sean in den einzelnen Episoden gerade ist. Diese Information wäre aber hilfreich, um das Beschriebene in Relation zum Alter des Protagonisten zu setzen und somit besser einordnen zu können.

Die Zeichnungen sind schwarz-weiß, teils sehr realistisch, teils stark überzeichnet. Ich fand sie eingänglich und aussagekräftig.

Auch für jemanden, der sich bisher so gut wie garnicht mit Taiwan beschäftigt hat, ist es insgesamt ein interessantes Comic, dem ich gut folgen konnte. Manchmal hätte ich mir allerdings doch ein paar (Hintergrund)-Informationen gewünscht. Manchmal blieb die Geschichte (auch deswegen) dann doch auf einem etwas oberflächlichen Niveau.
Die Zielgruppe, die durch die zweisprachige Ausgabe vorwiegend angesprochen wird, ist aber vermutlich recht gut über Taiwan informiert und wird diese von mir vermissten Informationen wahrscheinlich nicht benötigen.