Zeitgenössischer Coming-of-Age-Roman
Dieses ganze LebenIch hatte mich schon auf diesen Roman gefreut und bin umso froher das Buch als Rezensionsbuch vorablesen zu können.
Paola ist ein ganz normaler Teenager, die mit sich selbst hadert, sich hässlich fühlt, ...
Ich hatte mich schon auf diesen Roman gefreut und bin umso froher das Buch als Rezensionsbuch vorablesen zu können.
Paola ist ein ganz normaler Teenager, die mit sich selbst hadert, sich hässlich fühlt, überall aneckt und sehr oft einfach nur wütend auf ihre gesamte Umgebung ist. Das alles versucht sie mit ihrer Ironie zu überspielen. Wohlbehütet wächst sie in einer sehr gut situierten Familie in einem großen Haus auf. Alle Möglichkeiten stehen ihr offen, allerdings ist Geld wie so oft nicht alles. Paola leidet unter den schwierigen familiären Verhältnissen. Dem physisch wie emotional abwesenden Vater und der überbehütenden, kontrollsüchtigen Mutter.
Am schlimmsten trifft sie, dass Niemand sich für ihre Bedürfnisse oder Probleme interessiert und über allem Familiengeheimnisse liegen, welche aber nie besprochen werden.
„Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Art unglücklich, und unsere Art ist das Schweigen. […] Das Schweigen klebt an dir, ist wie Leim, eine Angewohnheit wie das Rauchen, du möchtest aufhören, kannst es aber nicht.“ S.193
Und so „bricht“ sie immer wieder aus mit ihrem einzigen Freund und Verbündeten, ihrem körperlich behinderten Bruder Richi. Mit ihm kann sie sich offen geben, bespricht das Mobbing und die Ablehnung in der Schule, die Ärgernisse mit den Eltern.
Paola macht sich auf die Suche nach dem wahren Leben, Antworten auf ihre Fragen und findet dabei doch auch Freundschaft und ihren ganz eigen Stil.
Für mich war es ein wunderbar unterhaltsamer Roman, ich habe mit Paola mitleiden, lachen und sehnen können. Sie ist eine nahbare und irgendwie sehr sympathische Figur mit ihren Fehlern und Problemen ohne dabei der typische Abklatsch einer nullachtfünfzehn Teenie Vorlage zu sein.
Sehr gut hat die Autorin Raffaella Romagnolo zeitgenössische Themenpunkte mit eingearbeitet ohne dabei kitschig zu werden. Ihr Schreibstil ist flüssig, leichtverständlich so dass man den Roman direkt wegsuchten kann. Besonders fand ich das Paola als Ich-Erzählerin uns als Leser direkt anspricht, uns zu ihren imaginären Freunden und Mitwissern macht.
Nach dem ich das Buch beendet hatte, wollte ich Paola und ihre Familie einfach noch ein bisschen weiterbegleiten dürfen. Ihre Beziehungen und Entwicklungen weiterverfolgen. Sehen wie sie ihren Weg weiter geht. Für mich hätte es also gerne noch etwas weiter und mehr in die Tiefe gehen dürfen. Nichtsdestotrotz eine klare Leseempfehlung.