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Veröffentlicht am 19.06.2022

Berührend, tragisch und wirklichkeitsnah

Morgen werden wir glücklich sein
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„Morgen werden wir glücklich sein“ ist nicht nur der Titel des Romans von Lea Korte, sondern auch die Hoffnung der drei jungen Frauen Marie, Amiel und Geneviève, die 1940 in Paris leben. Die drei sind ...

„Morgen werden wir glücklich sein“ ist nicht nur der Titel des Romans von Lea Korte, sondern auch die Hoffnung der drei jungen Frauen Marie, Amiel und Geneviève, die 1940 in Paris leben. Die drei sind seit ihrer Schulzeit befreundet und haben im Leben ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während Marie als Lehrerin tätig ist, hat Amiel Medizin studiert und Geneviève, auch kurz Gigi gerufen, spielt als Pianistin in einem Varieté.

Eine zweite Zeitebene des Romans spielt in der Gegenwart. Dort sucht Maries Enkelin Malou den Kontakt zu Josephine, einer Enkelin von Geneviève. Mir wurde bald deutlich, dass die Erzählungen ihrer Großmütter über das Geschehen im Zweiten Weltkrieg in Frankreich und ihrer Aktivitäten in dieser Zeit, die beiden geprägt haben. Es entsteht ein Streit, aus dem es aufgrund des Settings kein Entkommen gibt und bei dem jede versucht, ihre Meinung zu verteidigen.

Während die Perspektive immer wieder kurz zu den Enkelinnen wechselt, verweilt sie hauptsächlich auf den schicksalhaften Ereignissen zwischen 1940 und 1944, denn der weitere Lebensweg der jungen Frauen wird maßgeblich von dem Einzug der Deutschen in Paris beeinflusst.

Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Einerseits verdeutlicht die Autorin, dass der Alltag der Pariser Bevölkerung weitergeht, andererseits wird aber auch veranschaulicht, welche Auswirkungen die Erlasse der Deutschen auf jeden Einzelnen haben. Vor allem Amiel hat als Jüdin täglich mit neuen Beschränkungen zu rechnen. Doch ihr Status Ärztin, aufgrund dessen sie dringend benötigt wird, schützt sie lange Zeit. Marie sieht die Ungerechtigkeit in der Behandlung der Juden und schließt sich dem Widerstand an, um aktiv gegen die Besatzung vorzugehen.

Währenddessen freut Geneviève sich darüber, weiter als Künstlerin arbeiten zu können. Ihr ist es egal, dass dadurch zum größten Teil Deutsche ihr Vergnügen finden, kommt aber aufgrund ihrer Einstellung in Konflikt mit ihren beiden Freundinnen.

Lea Korte beschreibt ihre Protagonistinnen gut vorstellbar. Ihr agieren im Umfeld empfand ich als realistisch. Durch ihren familiären Hintergrund und ihrer Berufswahl sind die Freundinnen so geprägt, dass sie verschiedene Meinungen vertreten. Sie spiegeln den Zeitgeist wieder, der damals unter den Einwohnern von Paris vorherrscht.

Der Weg jeder der drei jungen Frauen ist kein einfacher. Ihre Freundschaft wird immer wieder auf die Probe gestellt und das Vertrauen zueinander schwindet zusehends. Aufgrund der beiden Handlungsperspektiven machte Lea Korte mich von Beginn an darauf neugierig, welches Ereignis so schwerwiegend ist, dass es zu einem Bruch zwischen den Freundinnen kommen konnte.

Vertrauen und Respekt prägt die Freundschaft der drei Protagonistinnen zu Beginn der 1940er Jahre im Roman „Morgen werden wir glücklich sein“ von Lea Korte. Auf einer weiteren Handlungsebene in der Jetztzeit zeigt sich, dass es aufgrund verschiedener Auffassungen der jungen Frauen über Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe zu einem Streit gekommen sein muss. Berührend, tragisch und wirklichkeitsnah schildert die Autorin fiktive Lebenswege auf der Basis des wahren gesellschaftspolitischen Geschehens. Gerne empfehle ich das Buch weiter an Lesende historischer Romane.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Bringt auch mit dem zweiten Teil unterhaltsame Lesestunden

Das Glück kommt in Wellen
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Im zweiten Band der Triloge „Zauberhaftes Lütteby“ vermittelt Gabriella Engelmann den Lesenden erneut das anhaltende Gefühlschaos der Protagonistin und Ich-Erzählerin Lina Hansen. Passend dazu ist auch ...

Im zweiten Band der Triloge „Zauberhaftes Lütteby“ vermittelt Gabriella Engelmann den Lesenden erneut das anhaltende Gefühlschaos der Protagonistin und Ich-Erzählerin Lina Hansen. Passend dazu ist auch der Titel „Das Glück kommt in Wellen gewählt“. Ein Glücksrezept aus der Sammlung von Linas Mutter besagt, dass die Liebe als Welle kommt und stärker ist als der Verstand. Daher sollte man sich von ihr tragen lassen.

Lina hat eine Postkarte ihrer Mutter gefunden, die ihre Tochter als Kleinkind bei der Großmutter Henrikje zurückgelassen hat. Von Henrikje fühlt Lina sich betrogen, denn sie hat immer gedacht, dass diese keinerlei Kontakt mehr zu ihrer Mutter hatte. Ihr Unverständnis vergrößert sich noch, als sie erfährt, dass anscheinend auch eine gute Bekannte Verbindung zu ihrer Mutter hat. Außerdem steht ihre gerade erwachte Liebe zu Jonas auf dem Prüfstand, weil sie vermutet, dass er sie und die Bewohner des kleinen fiktiven Orts Lütteby bewusst täuscht. Nur Sinje, der Freundin von Kindertagen an, schenkt sie noch ihr bedingungsloses Vertrauen.

Gabriella Engelmann taucht auch diesmal tief in die Gefühlswelt von Lina ein. Die Protagonistin leidet unter Verlustängsten. Nach einer Auseinandersetzung ist Henrikje nicht wie erwartet nach Hause zurück und nachdem ihre langjährige Beziehung in die Brüche ging, befürchtet sie nun, von Jonas enttäuscht zu werden.

Verständlich stellt die Autorin dar, warum Lina sich sorgt, doch als Ausgleich zu manch dunklen Gedankenwolken durfte ich wieder das behagliche Ambiente von Lütteby genießen und den Zusammenhalt der Lüttebier. Trotz ihrer eigenen Sorgen hat Lina auch immer ein Ohr für die Probleme anderer Dorfbewohner und findet Lösungen und mitfühlende Worte. Sie ist mir sympathisch, weil sie sich nicht lange ins Selbstmitleid zurückzieht, sondern Aussprache sucht und eine zweite Chance einräumt.

Die Kapitel rund um Lina und Lütteby werden wie im ersten Band von einer weiteren, in kursiver Schrift gesetzten Geschichte unterbrochen, die dem aufmerksamen Leser und der Leserin den Hintergrund einer wichtigen Bezugsperson der Protagonistin aufzeigt. Dadurch erhalten die Lesenden einen Informationsvorsprung gegenüber Lina von dem ich vermute, dass er beim abschließenden dritten Band der Reihe hilfreich sein kann.

Mit dem Roman „Das Glück kommt in Wellen“ hat Gabriella Engelmann es erneut geschafft, mir unterhaltsame Lesestunden zu schenken. Die Geschichte nimmt einige unerwartete Wendungen, nicht nur für die Protagonistin Lina, sondern auch in Sachen Liebe für ihre Freundin Sinje. Ich bin sehr gespannt, ob der letzte Teil die noch offenen Fragen zu den Familiengeheimnissen aufklären wird und freue mich darauf. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Über die Möglichkeit der Neuorientierung im Leben

Morgen kann kommen
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„Morgen kann kommen“ ist nicht nur der Titel des Romans von Ildikó von Kürthy, sondern auch ein Motto der liebenswerten Figur Rudi in der Geschichte. Er nimmt damit Bezug auf eine gewisse Ordnung im Leben, ...

„Morgen kann kommen“ ist nicht nur der Titel des Romans von Ildikó von Kürthy, sondern auch ein Motto der liebenswerten Figur Rudi in der Geschichte. Er nimmt damit Bezug auf eine gewisse Ordnung im Leben, die Mut macht und Zuversicht verbreitet. Das Cover ist wieder wunderschön gestaltet mit einer Illustration von Peter Pichler, der in kräftigen Farben die Sonne am Horizont aufgehen lässt.

Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die beiden Schwestern Gloria und Ruth. Seit einem Vorfall auf der Hochzeit von Ruth haben die beiden sich nicht mehr gesehen und nicht mehr miteinander gesprochen. Ruth hält ihre Schwester für eine Verräterin, für anmaßend und egoistisch. Doch fünfzehn Jahre später fasst sie Tages den Entschluss einen Neuanfang zu starten und niemand anderes als Gloria fällt ihr dazu ein, ihr dabei zu helfen. Also macht sie sich von ihrem Wohnort München aus mit ihrer gerade erst aus dem Tierheim geholten Dogge auf den Weg nach Hamburg. Dort lebt Gloria, die eine Buchhandlung führt, im Haus Ohnsorg der verstorbenen Großeltern, in dem sie gerne Zimmer an ihre Freunde vermietet. Der Grund, der sie entzweit hat, bleibt lange unbesprochen, aber auf ihre je eigene Weise gelingt es beiden zum Ende der Geschichte hin, die Wahrheit zu erkennen.

Die 51-jährige Ruth führt ein Leben im Verborgenen, denn das wird von ihrem Ehemann Karl so gewünscht. Karl ist ein erfolgreicher Schauspieler. nicht nur im Beruf, sondern auch in der Ehe. Er ist sehr auf sein Bild in der Öffentlichkeit bedacht. Ein vergessenes Foto in einem Drogeriemarkt setzt bei Ruth einen Denkprozess ungeahnten Ausmaßes in Gang, bei dem sie eine wechselhafte Gefühlswelt durchläuft. Sie ist wütend, zornig, traurig und dennoch hat sie große Zweifel daran, ob die Dinge wirklich so liegen, wie sie vermutet. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie auf ihrem Weg zur Entwicklung von mehr Selbstwert wieder umkehrt und hoffte darauf, dass sie neue anregende Impulse findet.

Ihre Schwester Gloria ist zwei Jahre älter und hat den Vorfall, der zum Zerwürfnis geführt hat, ebenfalls nicht vergessen. Ihr Haus und ihr Herz stehen ihren Freunden offen. Von Jugend an hat sie in der Familie um eine freie Meinungsäußerung gekämpft und sich Respekt für sich als Person gewünscht. Sie ist hilfsbereit, was sich momentan unter anderem darin äußert, dass sie ihrem alten Freund Rudi zur Seite steht, der zu ihr gezogen ist, um seine letzten Tage im Haus Ohnsorg zu verbringen. Ildikó von Kürthy gibt die Sorge um ihn bis zum Buchende an ihre Leserschaft weiter. Daher liegt während des Lesens über allem ein leichter Schatten.

Obwohl der Schreibstil wieder sehr beschwingt ist, überwiegt die ernste Seite aufgrund des dramatischen Ereignisses in der Vergangenheit der Geschwister und deren gegenwärtigen Probleme. Aber Glorias guter Freund Erdal, der aus früheren Büchern der Autorin bekannt ist, liefert erneut durch sein exzentrisches, selbstironisches und warmherziges Verhalten Heiterkeit. Diesmal unterzieht er sich einer Fastenkur. Seine Cousine Fatma bringt frischen Wind in die Handlung und ihre pubertierende Tochter ist einer der Gründe warum Ildikó von Kürthy dieses schwierige Alter etwas genauer betrachtet.

„Morgen kann kommen“ von Ildikó von Kürthy ist ein Roman über die Möglichkeit der Neuorientierung im Leben, durchgehend bezaubernd illustriert von Peter Pichler. Es ist auch eine Aufforderung dazu, seine Abhängigkeit von anderen Personen zu überdenken und sich von zu hohen Ansprüchen zu befreien. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und daher empfehle ich es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Liebe und Drama in Andalusien in der Gegenwart und zur Franco-Ära

Das Geheimnis von Granada
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„Das Geheimnis von Granada“ ist nicht nur der Titel des Romans von Emma Wagner sondern auch das Mysterium in der Geschichte, das den Tod der Mutter einer der Protagonistinnen umgibt. Es wird im Prolog ...

„Das Geheimnis von Granada“ ist nicht nur der Titel des Romans von Emma Wagner sondern auch das Mysterium in der Geschichte, das den Tod der Mutter einer der Protagonistinnen umgibt. Es wird im Prolog aufgeworfen und erst zum Ende des Buchs hin geklärt. Das Cover gibt einen reizvollen Eindruck von den Gärten der Alhambra, wie sie in der andalusischen Stadt zu finden sind. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, einerseits in der Gegenwart und andererseits im Jahr 1974. Eine Verbindung zwischen den Geschehnissen und den Figurengruppen ergeben sich im Laufe der Geschichte.
Während der Regierung Francos lebt die siebzehnjährige Mina mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Geschwistern in Granada. Als Schneiderin verdient sie gerade genug, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Ihre Familie hat genauso unter den Repressalien der Diktatur gelitten wie die des Gitarrenbauers und Gitarristen Diego, der nur wenig älter ist als Mina. Die beiden versuchen sich an die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Regierung und Konventionen zu halten. Doch ihr Streben nach einer gemeinsamen Zukunft steht unter keinem guten Stern.
Marisol ist neben Mina die zweite Protagonistin. Sie ist Frauenärztin an einer Kieler Klinik. Aufgrund eines Anrufs folgt sie der Bitte ihrer Großmutter, zu ihr an die südspanische Küste zu kommen. Doch mit ihrem letzten Besuch bei den Großeltern vor sechs Jahren verbindet sie die Erinnerung an den Unfalltod ihrer Mutter. Vor Ort lernt sie schon bald den gleichaltrigen Fabio kennen, der ihr seltsame Fragen zu ihrer Verwandtschaft stellt. Marisol erlebt ein Wechselbad der Gefühle, denn sie fühlt sich nicht nur von Fabio angezogen, sondern kann sich sein Interesse in Bezug auf frühere Ereignisse nicht erklären.
Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten in der Ära von Franco zu denen die Autorin die Hintergründe gut recherchiert hat. Es gelingt ihr ein passendes Umfeld für die dramatischen Begebenheiten zu schaffen, wodurch sich von Beginn an eine Spannung im Hintergrund aufbaute. Dank des flüssigen Schreibstils konnte ich mich gut auf das Erzählte einlassen und mich in die Welt von Mina und Diego in den 1970er Jahren einfinden. In den andalusischen Orten wird und wurde gerne gefeiert und Emma Wagner nahm mich als Leserin mit zu einigen Flamencoveranstaltungen.
Während die Autorin das Geschehen in der Vergangenheit als allwissende Erzählerin beschreibt, lässt sie Marisol in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive das Erlebte schildern. Dabei bemüht sie sich stets zur besseren Nachvollziehbarkeit um Erklärungen für Handlungen und Gefühle ihrer Figuren. Die Unterschiede im gesellschaftlichen Miteinander gestern zu heute werden auf mehrfache Weise sichtbar.
Emma Wagners Roman „Das Geheimnis von Granada“ baut auf tragischen wahren Ereignissen im Spanien unter Franco auf. Liebe und Drama machen die Geschichte unterhaltsam und sorgen für Spannung, wobei die Verhaltensnormen der Andalusier auf den beiden Handlungsebenen erkennbar werden. Die wunderschöne Landschaft bildet einen ansprechenden Rahmen für die Geschichte, die ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Familiengeheimnis einer Partisanin der Residenzia im Aostatal

Gran Paradiso
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Der Roman „Gran Paradiso“ von Grit Landau erzählt eine von einem Geheimnis umhüllte Geschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt. Im Jahr 1982 wird die in Turin lebende Journalistin Gianna Perrin von der ...

Der Roman „Gran Paradiso“ von Grit Landau erzählt eine von einem Geheimnis umhüllte Geschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt. Im Jahr 1982 wird die in Turin lebende Journalistin Gianna Perrin von der im kleinen Ort Sant’Amato an der Riviera lebenden Mafalda Amoretti angerufen. Mafalda ist die inzwischen 82-jährige Cousine ihrer vor zwei Jahren verstorbenen Mutter Maria, die die erste Bürgermeisterin von Turin war. Im zweiten Weltkrieg hat Maria sich aktiv als Partisanin betätigt. Über diese Zeit hat sie ein Tagebuch geschrieben und veröffentlicht. Mafalda hat Gianna angerufen, damit sie baldmöglichst kommt um den Inhalt eines Koffers durchzuschauen, den Maria nach dem Krieg bei ihr abgestellt hat.
Gianna, Mitte 30, hat sich von ihrem Mann getrennt. Im Beruf benötigt sie eine Auszeit, darum folgt sie dem Anruf von Mafalda. Im Koffer findet sie Kleidung, ein paar Postkarten, eine Kette mit Anhänger sowie eine Kladde und zwei Notizbücher. Schnell erkennt Gianna, dass es sich dabei um das Tagebuch ihrer Mutter handelt. Doch nachdem sie mit dem Lesen begonnen hat, fallen ihr einige Abweichungen auf und sie findet eine Zeichnung, die einem ihr bekannten Bild ähnlichsieht. Giannas Interesse ist geweckt und auch ich wurde neugierig und begleitete die Protagonistin auf die zweite Handlungsebene, die im Jahr 1944 im Aostatal spielt.
Das Buch ist betitelt nach einem über 4000 m hohen Berg in den Grajischen Alpen, an denen die Regionen Aostatal und Piemont Anteil haben. An seinem westlichen Fuss liegt das Dorf Cogne in einem Hochtal in dem die Handlung des Jahrs 1944 spielt. Der Roman basiert auf der Geschichte des Orts. Dank der sehr guten Recherche der Autorin, auch vor Ort, erweckte sie die Bergwelt in Gedanken vor meinen Augen beim Lesen.
Das Erzbergwerk und seine Materialeisenbahnlinie spielen eine große Rolle im Kampf der Partisanen. Auch der Leiter des Werks und seine Familie sind mit dem Widerstand im Aostatal verbunden. Grit Landau bringt ihre Begeisterung für Geschichte hier ein, drängt diese aber nicht in den Vordergrund, sondern fügt sie erklärend und beschreibend in den Gesamtkontext.
Wie bei ihren ersten beiden Romanen besteht auch in „Gran Paradiso“ wieder eine Verbindung zur fiktiven Familie Lanteri. Jeder Band ist problemlos unabhängig von den anderen lesbar. Maria ist die Tochter des aus Sant’Amato stammenden Wildhüters Enrico Lanteri, einem Bruder von Leo, der in den 1920er Jahren für den Widerstand kämpfte. Gianna kämpfte als Jugendliche und junge Frau mit dem in öffentlichen Bild ihrer Mutter, die als "Maria Mortale" bezeichnet wurde. Das Verhalten zu ihr stellt sie dem ihrer jüngeren Brüder gegenüber und fühlt sich weniger geliebt. Erst mit dem Lesen der Aufzeichnungen von Maria findet sie eine Erklärung für den Unterschied und den Beinamen. Sie befindet sich in einer Phase, in der sie ihr Leben hinterfragt und neu ausrichtet.
Ihrem bisherigen eigenen Schreibstil treu bleibend lässt Grit Landau italienische Wörter und Sätze einfließen, deren Bedeutung sich im Zusammenhang erschließt, die aber auch in einem Glossar am Ende des Buchs nachgeschlagen werden können. Dort findet sich auch ein Nachwort zur Realität und Fiktion im Roman, Kurzbiografien über vier Partisanninen des Aortatals, die die Autorin zur Figur der Maria inspiriert haben, sowie eine Literaturliste für diejenigen, die tiefer in die geschichtlichen Hintergründe eintauchen möchten. Um beim Lesen den Überblick über die handelnden Personen zu behalten, sind die wichtigsten am Anfang des Romans mit einer Kurzbeschreibung aufgelistet.
Mit ihrem Roman „Gran Paradiso“ lässt Grit Landau den Kampf um die Freiheit im Herbst 1944 im italienischen Aostatal wieder aufleben. Dabei steht die selbstbewusste Partisanin Maria im Mittelpunkt. Ihre Tochter Gianna deckt viele Jahre später ein Familiengeheimnis auf, das ihr Verhältnis zur inzwischen verstorbenen Mutter und ihr ganzes Leben verändert. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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