Nicht immer ist weniger mehr ...
NachtblauFür die damalige Zeit ist die Witwe Catrijn eine sehr starke junge Frau. Allein den Mut aufzubringen nach dem Tod ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Mannes in eine fremde Stadt aufzubrechen, ist doch ...
Für die damalige Zeit ist die Witwe Catrijn eine sehr starke junge Frau. Allein den Mut aufzubringen nach dem Tod ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Mannes in eine fremde Stadt aufzubrechen, ist doch sehr ungewöhnlich. Sie macht ihr Glück kurzzeitig in Amsterdam, wo sie bei einem bessergestellten Ehepaar im Haushalt unterkommt. Die Frau, von ihrer eigenen Malkunst recht eingenommen, ermöglicht ihr einen kleinen Einblick in das Leben der Kunst, ja sogar eine Stippvisite bei dem bekannten Rembrandt findet statt. Doch dieses Glück ist ihr nicht vergönnt und so zieht sie schweren Herzens weiter nach Delft. Auch hier erlaubt es ihr ein Wink des Schicksals, wieder mit der Malkunst verbunden zu sein und unter anderem den bekannte Maler Jan Vermeer zu treffen, vielen bekannt durch „Das Mädchen mit dem Perlohrring“. Wird sie hier am Ende glücklich werden?
Die Autorin hat mit diesem Buch ein vielseitiges und höchst interessantes Thema angerissen, die Kunst der Herstellung des „holländischen Porzellans“. Jeder der sich für Porzellan und Keramik interessiert, kommt an der berühmten Delfter Keramik natürlich nicht vorbei. Während Frau van der Flugt es geschafft hat, den roten Faden durch das ganze Buch hindurch aufrecht zu erhalten und so eine in sich stimmige und runde Geschichte zu schreiben, hätte ich mir an vielen Stellen noch mehr Detail und Tiefgang gewünscht. Es war eine spannende Zeit im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, wie viele Ereignisse im Buch sehr schön beweisen. Ich hatte jedoch oft das Gefühl, dass die Autorin durch das Buch rennt und genau diese nur am Rande streift. Beispielsweise den „Delfter Donnerschlag“ – die Explosion eines riesigen Pulverarsenals – bei dem auch unsere Protagonistin verletzt wurde und die hunderten von Delftern das Leben kostete, oder der Ausbruch der Pest, und, und, und … ich könnte noch einiges aufzählen. Am Anhang im Buch kann man erkennen, dass die Autorin durchaus gut recherchiert hat. Schade, dass sie dieses Recherchewissen nicht ein bisschen gründlicher im Buch verarbeitet hat.
Alles in allem eine schöne Geschichte, die meines Erachtens nach leider zu schnell zu Ende war.