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Veröffentlicht am 23.05.2022

Moncomble testet die Grenzen aus

Bet On You
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Eine sehr spannende Sache bei der französischen NA-Autorin Morgane Moncomble ist definitiv, dass sie sich immer wieder neu ausprobiert. Sei es das Setting, sei es das Alter, sei es die berufliche Situation, ...

Eine sehr spannende Sache bei der französischen NA-Autorin Morgane Moncomble ist definitiv, dass sie sich immer wieder neu ausprobiert. Sei es das Setting, sei es das Alter, sei es die berufliche Situation, sei es die Themen und deswegen ist schon jeder Klappentext von ihr wieder eine neue Überraschung, weil man eben nicht weiß, was kommt jetzt? In „Bet On You“ geht es dem Titel recht gut entsprechend ums Pokern, wobei das natürlich nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist, denn natürlich geht es vor allem um eine Liebesgeschichte. Und dennoch ist der große Rahmen eben die Pokerweltmeisterschaft in Las Vegas, was auf jeden Fall wieder so ein typischer Moncomble-Überraschungseffekt ist.

Zunächst ist das Pokern inhaltlich wirklich ein fester Anker der Geschichte, denn es ist eine Leidenschaft, die das Protagonistenpärchen Rose und Levi gemeinsam teilen. Deswegen war es schon nett, dass zu Beginn einige grobe Poker-Grundlagen erklärt wurden. Ich bin zwar nicht völlig unwissend, aber auch wahrlich kein Profi, so dass die Begrifflichkeiten auf jeden Fall eine gute Hilfe waren. Dennoch muss man sagen, dass sie eben nur für das erste Drittel entscheidend waren, denn später hat das Pokern immer mehr an Bedeutung verloren. Während man zunächst als Leser und Leserin noch mit an den Pokertisch oder zum Üben zwischen Rose und Levi mitgenommen wurde, hat sich das irgendwann aufgelöst. Die Weltmeisterschaft war zwar immer noch im vollen Gang, aber dennoch waren andere Themen wichtiger. Fand ich das schade? Nicht vollständig, zumal das Thema Pokern jetzt auch nicht mein Hauptgrund war, „Bet On You“ zu lesen und dennoch muss ich sagen, dass ich es immer etwas schade finde, wenn gewisse Themen einfach fallen gelassen werden, weil sie nicht mehr gebraucht werden. Das erscheint mir immer etwas schludrig.

Kommen wir also stattdessen zur Liebesgeschichte. Das Knistern zwischen Rose und Levi ist wirklich durchgängig toll geworden, so dass es wirklich eine gemeinsame Geschichte war, bei der man gut und gerne mitgefiebert hat. Dennoch ist es eine Geschichte, die definitiv am Rand der Überdramatik pendelt. Ich fand es für das Setting, für die Geschichte von Levi und vor dem Hintergrund, was Tito als Antagonist für ein Typ ist, dennoch so gerade eben passend, denn eine süße Liebesgeschichte hätte wahrlich nicht gepasst. Zudem muss man auch sagen, dass die Thematik einer vorgegebenen Beziehung immer wunderbar zieht. Es war wunderbar, wie das zwischen Rose und Levi in allen Zügen ausgespielt wurde, denn es hat doch einige sehr prickelnde Szenen mit sich gebracht. Dennoch haben sich diese beiden Figuren auch wirklich viel wehgetan. Das ist für mich immer so eine kleine rote Flagge, wo ich immer schaue, ist es nicht irgendwann zu viel, aber gerade vor dem Hintergrund ihrer ganzen Geheimnisse hat es schon noch gepasst und ich habe mich nicht völlig dran gestört, weswegen ich auch ihr letztliches Happy End sehr gut genießen konnte.

Was „Bet On You“ aber definitiv auch zu bieten hat, das ist viele Wendungen. Die passen so gerade eben noch auf eine Hand und das ist für NA schon ungewöhnlich. Zudem muss ich sagen, dass in den jeweiligen Perspektiven von Rose und Levi nahezu nichts zuvor verraten wurde. Es gab keine Andeutungen, die man sofort entschlüsseln konnte, sondern dann gab es einen Perspektivwechsel und prompt die Antwort und das hat mich doch sehr unterhalten, weil es der Geschichte auch immer eine neue Schicht noch verliehen hat. Zudem ist das Set an Nebencharakteren auch wirklich liebenswert. Auch sie sind der Geschichte angemessen alle am Rand des Figurenspektrums angesiedelt, aber wie gesagt, es passt, die Extremen sorgen hier für die das gewisse Extra.

Fazit: „Bet On You“ von Morgane Momcomble überrascht wieder mit einer ganz anderen Idee. Auch wenn das Pokern zunehmend als Thema untergeht, aber es bietet ein interessantes dramatisches Setting, in dem sich der Rest dann abspielt und da wird wirklich alles an Emotionen ausgespielt. Auch wenn „Bet On You“ so einige Grenzen austestet, ich war insgesamt sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Überdeutliche Verbesserung

The Reason of Love
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„The Dream of Us“ war meine erste Begegnung mit Ivy Kazi und während ich mir stilistisch sofort sicher war, hier eine gute Autorin zwischen zu haben, gab es leider auf inhaltlicher Ebene einige Enttäuschungen, ...

„The Dream of Us“ war meine erste Begegnung mit Ivy Kazi und während ich mir stilistisch sofort sicher war, hier eine gute Autorin zwischen zu haben, gab es leider auf inhaltlicher Ebene einige Enttäuschungen, die eine bessere Bewertung verhindert haben. Mir war aber gleich klar, dass ich die Reihe vom St. Clair Campus weiterverfolgen würde, denn falsche inhaltliche Entscheidungen zu treffen, den Zirkel kann man durchaus durchbrechen. Und was soll ich sagen? Der zweite Band, „The Reason of Love“ ist definitiv eine deutliche Verbesserung.

Gerade in Bezug auf Haley hatte ich bereits Großes erwartet, weil sie mit ihren Eigenarten und ihrer Klappe, die vor allem gerne dann aufgeht, wenn es nicht passend ist, mir sofort im Gedächtnis geblieben ist und ich wollte sie unbedingt näher kennenlernen und dadurch verstehen können. Mateo war mir noch etwas zu sehr Player im ersten Band, wobei man dennoch gemerkt hat, dass er etwas Gutes an sich hat und das wird hier im zweiten Band auch voll ausgespielt, weswegen ich absolut nichts dagegen machen konnte, ich habe mich in Haley und Mateo als Paar einfach verliebt. Ich kann es auch gar nicht so genau erklären, aber es sind mir eh immer die liebsten Paarungen in NA, bei der mir einfach das Gefühl sagt, es passt und wo es weniger rationale Argumente für gibt. Und dennoch habe ich natürlich auch ein paar Begründungen parat.

Haley ist wirklich ein herzensguter Mensch. Ich konnte im ganzen Buch wirklich keine Stelle finden, wo mir konkret ihr Verhalten als seltsam ins Auge gefallen wäre. Ich mag es auch, dass sie aufgrund der Tatsache, dass sie immer schon eine Außenseiterin war, sich einen optischen Panzer angelegt hat, um alten Vorurteilen zu ergehen, weil ich es echt gut nachvollziehen kann. Am meisten mag ich aber, dass sie trotz der Traumata ihrer Jugend nicht verschüchtert ist. Sie sagt, was sie denkt, sie steht für Meinungsschwache ein und generell ist sie eine Kämpferin für das Gute. Es ist daher leicht gewesen, ihr ihr Happy End zu wünschen. Ich fand es auch gut, dass Haley nicht von einer überdramatischen Geschichte begleitet wurde. Ihr Vater ist lieber in der Weltgeschichte als bei der Familie unterwegs, aber daraus musste kein Geheimnis gemacht waren. Bei Mateo war es etwas anders, weil wir auch seine Perspektive nicht miterleben und deswegen gleich klar war, dass wir über seine Vergangenheit definitiv erst noch etwas erfahren müssen. Aber auch das wurde nicht ewig hinausgezögert, auch das wurde nicht dramatisiert, sondern es wurde damit gearbeitet und das hat mir wirklich gefallen. Zudem ist Mateo trotz seines Rufs als Frauenheld definitiv Feminist. Es war spannend zu begreifen, wie er über die Frauen in seinem Leben denkt. Er spielt mit keiner, alle kennen vorher die Wahrheit und auch wenn er für sein Leben gerne flirtet, es ist immer ehrlich. Deswegen war sein Werben um Haley auch einfach das Beste an dem ganzen Buch, weil es wirklich um sie als Mensch ging und das hat mich sehr berührt.

All diese Punkte haben mich lange glauben lassen, dass wir auf eine überzeugte 5-Sterne-Bewertung hinsteuern, aber letztlich haben sich in der zweiten Hälfte dann doch wieder ein paar inhaltliche Schwächen ergeben. Manchmal war der Aufbau der Beziehung der beiden nicht ganz konsequent, oder vielleicht hätte ich nur einfach eine andere Konsequenz gesehen, aber nach Küssen hätte ich es definitiv normal gefunden, da mal tiefer einzutauchen. Spätestens dann aber die Fake-Beziehung war leider ein Punkt, den ich nicht mittragen konnte. Argumentativ habe ich das alles nachvollziehen können, aber das war kein Hindernis, das ich mir vorher so hätte ausgemalt, zumal es eben auch viele prickelnde Aspekte verhindert. Da nun alles ‚verboten‘ war, war nicht mehr viel Unbeschwertheit da und deswegen wurde nach hinten heraus einiges etwas ausgebremst. Auch die Nachhilfe war plötzlich überhaupt kein Thema mehr. Ich bin zwar froh, dass Bo nun auch sein Glück gefunden hat, aber nee, das war nicht ganz so passend. Dennoch gab es durch diese Aspekte noch tolle Momente, wie das Coming-Out und auch sonst viele beschützende Momente. Das war dann auch nötig, denn ich wollte doch mit einem guten Gefühl aus der Geschichte gehen und das wurde erfüllt: Haley und Mateo haben definitiv mein Herz erobert und werden da auch bleiben.

Fazit: Ivy Kazi verbessert sich mit „The Reason of Love“ deutlich, denn gerade die Paarung Haley und Mateo ist für mich völlig durch die Decke gegangen. In der zweiten Hälfte schleichen sich wieder inhaltliche Schwäche ein, aber das ist deutlich weniger und für mich bleibt im Gedächtnis, dass es einfach Liebe auf den ersten Blick mit dem Protagonistenpärchen war.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Thematisch spitze, aber etwas einseitig

Someday, Someday
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Mit „Someday, Someday“ ist nun also der letzte Band aus der Only Love-Reihe von Emma Scott erschienen und ich war im Vorfeld doch wirklich gespannt. Zwar gibt es bei New Adult inzwischen tendenziell deutlich ...

Mit „Someday, Someday“ ist nun also der letzte Band aus der Only Love-Reihe von Emma Scott erschienen und ich war im Vorfeld doch wirklich gespannt. Zwar gibt es bei New Adult inzwischen tendenziell deutlich mehr LGBTQ-Geschichten, oft bei den Nebenfiguren, aber auch bei dem Hauptpärchen, wobei es dann oft so ist, dass es spezielle Autor*innen gibt, die sich dieses Themas annehmen und die sich dann oft auch selbst als queer bezeichnen. Es ist ganz ähnlich wie bei der Diskussion, von wem queere Rollen dargestellt werden sollen, aber ich finde es gut, dass Scott uns hier ein homosexuelles Paar anbietet, denn sie trägt dazu dabei, diese Liebesgeschichten auf dem Buchmarkt zu etablieren, weil es traditionell einfacher ist gehört zu werden, wenn man ohnehin schon einen Namen hat. Wie hat mir nun also die gemeinsame Geschichte von Max und Silas gefallen?

Max kennen wir schon aus dem zweiten Band, wo er der Sponsor von Darlene war. Leider war sein Auftritt dort geringer, als man zunächst hätte vermuten können, da er doch recht früh nach Seattle gegangen ist. Nun erleben wir ihn vor Ort und lernen ihn als Person richtig kennen. Mit ihm hat Scott auch fantastische Arbeit geleistet, weil er einfach eine Figur ist, die man schon mit der ersten Seite lieben lernt. Es ist zu merken, dass Max ein durch und durch guter Mensch ist, der sich oft selbst zurückstellt zum Wohle anderer und der genug eigene Dämonen hat. Schon alleine die Szene, als er mal wieder eine Schicht in der Notaufnahme beendet hat, psychisch völlig ausgeknockt ist, aber aus einem Pflichtgefühl heraus einfach arbeitet und arbeitet. Seinen inneren Kampf dazu, habe ich sehr gut nachvollziehen können. Aber vor den Hintergründen ist es kein Wunder, dass Max das Herz der Geschichte ist. Er ist der, für den man am meisten fiebert, der mit seinen Taten alles in mir berühren konnte und der so viel Verständnis für seine Mitmenschen hat, dass es ein riesiger Sieg ist, als er zum Ende hin einmal ganz für sich alleine einstehen kann. Das war dann eine Verneigung wert. Dennoch fand ich es insgesamt etwas schade, dass an Max‘ Fassade nicht etwas mehr gerüttelt wurde. Bei Darlene im ersten Band fand ich es positiv, dass wir keinen Rückfall von ihr erlebt haben, weil es nicht immer sein muss, aber bei Max hätte es in dieser Geschichte schon gepasst, ihn ganz an seine Grenze zu treiben.

So toll Max auch war, hat sich bei mir nämlich der Eindruck aufgedrängt, dass es eigentlich die Geschichte von Silas war, weil bei ihm wirklich alle Register gezogen worden sind. Es war natürlich auch eine Geschichte von ihnen als Paar, weil Max Silas geholfen hat, zu seiner Sexualität stehen zu können und er ihm wiederum geholfen hat, seinen Berufsweg zu finden und seine Grenzen zu setzen. Dennoch liest man in meiner Beschreibung ein gewisses Ungleichgewicht heraus, weil Silas definitiv die größere Reise hinter sich hat und weil er dabei Max viel zu oft vor den Kopf gestoßen hat. Deswegen will ich jetzt nicht argumentieren, dass Silas der Falsche für ihn ist, aber das ist eben der Grund, warum mir Silas so dominant erschien. Dennoch ist auch er eine sympathische Figur, die etwas Anlauf braucht, weil er zunächst ja völlig dichtmacht, aber spätestens mit den Gedanken, dass er den Weg des Unternehmens beenden wollte, Sucht zu fördern, war für mich völlig klar, dass auch Silas eine spannende Figur werden wird. Und dem war auch auf jeden Fall so, weil Scott an ihm auch eindrucksvoll die Folgen von PTBS dargestellt hat. Es war absolut authentisch, dass Silas immer wieder in alte Muster zurückgefallen ist, weil es nur kleine Auslöser braucht, um das Trauma zu entfachen. Es war zwar anstrengend für mich als Leserin manchmal, aber das habe ich gerne in Kauf genommen dafür, dass ich den Eindruck hatte, dass es hier um eine authentische Darstellung geht.

Ein riesiges Kompliment möchte ich auch dafür aussprechen, wie sich Scott hier mit Sucht ausgesetzt hat. Sie hat es weniger an den Figuren selbst gezeigt (was vielleicht noch das letzte I-Tüpfelchen gewesen wäre), sondern an der Opioid-Krise, die sie im Nachwort mittels des Sachbuchs „Dopesick“ anspricht und das inzwischen sehr empfehlenswert von Hulu adaptiert wurde. Die gleichnamige Serie ist bei uns in Deutschland bei Disney+ zu streamen und viele Kernpunkte hat Scott hier durch Marsh aufgegriffen und natürlich wirkt Silas Vorhaben am Ende eigentlich zu gut, um wahr zu sein, aber es hat eben auch gezeigt, dass es die mit viel Geld braucht, um das Ruder bei vielen Themen auf der Erde rumzureißen. Insgesamt hat es aber wieder eindrucksvoll gezeigt, dass NA nicht immer nur „Liebesgedöns“ ist, sondern dass es abseits davon sich mit sehr relevanten Themen anschaulich auseinandersetzen kann.

Fazit: „Someday, Someday“ ist ein gelungener Abschluss der Only Love-Reihe, die eine überzeugende LGBTQ-Geschichte abbildet. Ich fand beide Herren als Einzelfiguren herrlich, ich mochte auch ihr Miteinander, aber die Geschichte war mir auch etwas zu einseitig, Max hätte ich manchmal noch gerne mehr gegönnt. Nichtsdestotrotz sehr empfehlenswert, weil auch die Themen Opioid-Krise und PTBS ansprechend dargestellt worden sind.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Tolle Lektüre mit einigen langatmigen Aspekten

Keeping Hope
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Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch ...

Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch waren und auch gerade die Geschichte, wenn aus Freunden Liebende werden, mich immer sehr zu begeistern wissen. Der zweite Band hat mich zwar auch schon sehr begeistert, aber das konnte ich im Vorfeld nicht abschätzen, weil Lily als Figur noch eine Unbekannte für mich war und ich mich an der Stelle überraschen lassen musste. Bei Ella und Jamie war es aber definitiv einplanbar und im Grunde wurde ich zum Glück auch nicht enttäuscht.

Ohne Frage: Ella und Jamie haben definitiv ihre sympathischen Wesen beibehalten und es war ein tolles Erlebnis, in ihre Köpfe einzutauchen und sie noch besser kennenzulernen. Gerade Jamie hat es mir wirklich sehr angetan, weil gerade die Liebe zur Musik, sein Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber und auch seine Opferbereitschaft mich sehr an mich selbst erinnert haben. Dementsprechend war er mir als Figur sehr vertraut. Mit Ella hatte ich weniger gemeinsam, aber auch ihre Liebe für die Literatur, der Prozess, wie ihre Kreativität gewirkt hat, auch das konnte ich gut, weswegen ich mir wirklich beide Figuren sofort für meinen Freundeskreis hätte vorstellen können. Die Voraussetzungen mit den Figuren waren also wirklich allerbestens und dennoch ist bei mir die restlose Begeisterung nicht entstanden. Es war ein sehr gutes Buch, aber keine so intensive Liebe, weil ich zwischendurch doch zu viel denken konnte, denken abseits des eigentlichen Themas.

Hier kommt ins Spiel, dass Anna Savas einen typischen Erzählstil hat, der leider oft zu Längen neigt. Das zeigt sich gleich zu Beginn der Geschichte, wenn Ella ihren Freund Mason beim Fremdgehen erwischt. Diese Trauerphase, die natürlich zurecht ist, hat aber viel zu lange angehalten und ist für den Einstieg in so ein Buch auch echt schwere Kost. Ich könnte mir vorstellen, wenn man den dritten Band als Standalone liest, dass es dann einfach zu lange zu traurig ist. Da die meisten von uns mit der Reihe vertraut sind, kennen wir natürlich die Figuren schon, wir können da aus allem mehr herausziehen und so bekommt man sich auch abgelenkt, aber geschickt ist es eben nicht, um die Leser*innen bei der Stange zu halten. Das zieht sich dann im weiteren Verlauf ein wenig durch die Geschichte, weil eigentlich jeder Wendepunkt der Geschichte mindestens ein bis zwei Kapitel zu spät gesetzt ist. Man hat eben immer wieder gemerkt, dass Savas lieber noch eine Schleife dreht, aber es ist eben ihr Stil. Bei Lily und Julians Geschichte in Band 2 hat sie es dennoch besser hinbekommen, weil die Schlenker da nicht so viel auffielen.

Dennoch werden diese Langatmigkeiten zwischendurch durch viel Tolles wettgemacht und das ist einfach die gemeinsame Geschichte von Ella und Jamie, die mich doch sehr berührt hat. Zwar fand ich das Geheimnis um die Affäre des Vaters etwas zu sehr aufgebauscht, aber alles andere drum herum hat echt gut gepasst. Mir ist nur noch aufgefallen, dass gerade die Hobbys von Savas Figuren nicht immer optimal dargestellt sind. Während bei Ella alles super war, weil ihr Hobby der Beruf der Autorin ist, so hat man bei dem musikalischen Entstehungsprozess von Jamie gemerkt, dass Savas gerne Musik hört, aber eben nicht Musik produziert. Das war mir auch schon bei Lily und dem Tanzen aufgefallen, das ist alles nett, aber es muss schon wirken, als ob es wirklich vertraut ist. Jetzt bin ich aber wieder abgeschweift, denn die Liebesgeschichte war toll, die ganzen Freundschaftsmomente großartig. Man hat hier wirklich deutlich gemerkt, dass es eine Familie für Savas und damit auch für uns geworden ist. Eine echte Wohlfühlreihe eben!

Fazit: Als Individualpersonen haben mir Ella und Jamie definitiv am besten gefallen, als Paar kommen sie knapp hinter Julian und Lily über die Ziellinie. Eine etwas schwächere Bewertung leitet sich auch davon ab, dass die langatmigen Stellen, die ein wenig zu Savas Stil gehören, hier augenscheinlicher sind. Insgesamt aber dennoch ein sehr gut zu lesendes Buch verbunden dann mit einem doch bittersüßen Abschied aus Faerfax.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Macht Lust auf Staffel 2 mit Anthony und Kate

Bridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount?
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Julia Quinn wird bis 2020 nur einer eingeschworenen Fangemeinde ein echter Begriff gewesen sein, aber die Autorin von historischen Liebesromanen ist dank des riesigen Erfolgs von „Bridgerton“ bei Netflix ...

Julia Quinn wird bis 2020 nur einer eingeschworenen Fangemeinde ein echter Begriff gewesen sein, aber die Autorin von historischen Liebesromanen ist dank des riesigen Erfolgs von „Bridgerton“ bei Netflix inzwischen weltweit bekannt. Auch wenn ihre Buchreihe zu den Bridgerton-Geschwistern eine tendenziell losere Vorlage ist, war es spannend, nach der ersten Staffel auch den ersten Roman der Reihe zu lesen, der in Deutschland wieder neu unter „Der Duke und ich“ aufgelegt wurde. Bevor nun für März 2022 die zweite Staffel angekündigt ist, wollte ich den Spieß diesmal umdrehen und zuerst zu Band 2, „Wie bezaubert man einen Viscount?“ greifen. Es war auf jeden Fall auch wieder ein echt anderes Lesevergnügen, denn von den meisten Figuren schon ein Bild vor Augen zu haben, macht es zu einem ganz speziellen Leseprozess.

Was schnell augenscheinlich ist: Quinn hat offenbar eine Art, sehr gekünsteltes Drama sich auszudenken, um dem ausgewählten Liebespaar das ewige Glück nicht gleich zu gönnen. Während es in Band 1 für den Duke das Versprechen an seinen Vater war, von dem er aus Wut nicht abweichen wollte, ist es hier für Anthony die Überzeugung, nicht älter als sein Vater werden zu können. Das sind schon Ausgangslagen, bei denen man vor Staunen mal schlucken muss. Natürlich könnte man noch den historischen Kontext heranziehen, gerade das Verhalten des Dukes lässt sich damit erklären, aber die Überzeugung, kein echtes Glück erfahren zu dürfen, da man eh nicht mehr lange zu leben hat, das ist doch eher an den Haaren herbeigezogen. Auch ansonsten kann man eine sehr ähnliche Struktur zum ersten Buch feststellen, denn es geht um Eheschließung zwischen Liebenden, die aber nicht einfach der Natur nach geschlossen werden, sondern den gesellschaftlichen Zwängen nach. Es ergibt für die generelle Stilistik der Reihe natürlich Sinn, aber ich bin gespannt, ob wir in der Buchreihe noch einmal etwas anderes erleben werden.

Aber abgesehen von diesen Gemeinsamkeiten entwickelt der zweite Band dennoch seinen ganz eigenen Charakter und das liegt sicherlich auch daran, dass Anthony ein ganz eigener Kopf ist und wir mit Kate und ihrer Familie ganz neue Figuren präsentiert bekommen, die erst charakterlich eingeführt werden müssen. Die Familiendynamik dort ist wirklich herzallerliebst, denn normalerweise lädt das Stiefmutter-Szenario zu gewissen Vorurteilen ein, aber dem ist hier erfreulicherweise nicht so. Aber nicht nur Kate und ihre zweite Mutter sind interessant, sondern auch sie und ihre Schwester, die ein wirklich liebevolles Duo abgeben. Es war zudem erfrischend, dass Edwina nicht gleich als klassisches Dummchen dargestellt wurde, um so Kate in ein besseres Licht zu rücken. Sie mag naiver sein, aber sie ist dennoch vor allem jemand mit einem eigenen Kopf, sie ist sehr gebildet und sie sucht gleichrangige Erquickung. Damit steht sie doch auch für eine moderne Frau. Dennoch steht sie natürlich hinter Kate zurück, wenn auch nicht in Sachen in Schönheit. Ich finde es zwar immer zweifelhaft, wenn immer so sehr die Schönheit betont werden muss, ob sie denn nun da ist oder doch nicht, aber gut, Kate lässt sich davon ja nicht völlig erniedrigen und sie bewahrt sich auch ihr Selbstbewusstsein, obwohl schon oft zurückgewiesen.

Das führt zu einer interessanten Paarung zwischen Anthony und Kate, denn die beiden können sich bis aufs Blut reizen, aber gleichzeitig dabei immer beweisen, dass sie miteinander auf einer Augenhöhe sind. Es ist lustig, in was für unterschiedlichen Situationen sie aufeinandertreffen und wie sehr auch Colin seine Finger im Spiel hat. Ansonsten ist aber auch wieder augenscheinlich, dass es fast nur um die beiden als Paar geht. Die meisten Geschwister werden nur mal kurz erwähnt, Daphne und der Duke haben noch einmal ein etwas längeres Gastspiel, aber ansonsten eigentlich nur Colin. Dementsprechend bin ich jetzt schon wieder sehr auf die zweite Staffel gespannt, denn die Serie hat schon bewiesen, viel breiter die Handlung darzulegen und ich will auch wissen, wie es für die anderen weitergeht. Natürlich bin ich auch speziell auf die Umsetzung einiger Szenen gespannt, hoffend, dass diese auch aus dem Buch übernommen werden, wie beispielsweise die Spielsequenzen, die sooo interessant klangen.

Fazit: Der zweite Band der Bridgerton-Reihe, „Wie bezaubert man einen Viscount?“, ist schematisch sehr ähnlich zum ersten Band, inhaltlich manchmal arg an den Haaren herbeigezogen und dasselbe Hochzeitsschema. Ansonsten entwickeln aber Anthony und Kate eine ganz eigene Liebesgeschichte, die in Erinnerung bleibt. Nun bin ich gespannt, wie das in der Serienadaption alles umgesetzt wird.

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