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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2022

Gestörte Idylle in der Toskana

Flüssiges Gold
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Dem Autor ist hier ein Spagat gelungen: ein spannender Wohlfühlkrimi.
Die Beschreibungen von Land und Leuten in der Toskana versetzen den Leser direkt in Urlaubslaune. Es geht in Monte Giardino sehr beschaulich ...

Dem Autor ist hier ein Spagat gelungen: ein spannender Wohlfühlkrimi.
Die Beschreibungen von Land und Leuten in der Toskana versetzen den Leser direkt in Urlaubslaune. Es geht in Monte Giardino sehr beschaulich zu. Luca, der alleinerziehende Dorfpolizist, weiß die Gemütlichkeit seines Jobs zu schätzen. Schlagartig ändert sich alles. Mitten auf dem Dorfplatz wird eine Olivenbäuerin angeschossen. Hat sich etwa die Oliven-Mafia aus Süditalien unbemerkt in den hiesigen Handel eingeschlichen? Die Vice Questora aus Florenz, eine äußerst attraktive und durchsetzungsfähige Frau, ist davon fest überzeugt. Luca lässt sich so schnell das Heft der Ermittlungen nicht aus der Hand nehmen, und letztendlich ist es  seine Sachkenntnis, die alles aufklärt.
Neben den malerischen Schauplätzen tragen auch die sympathischen Hauptfiguren dazu bei, dass man sich, wie schon gesagt, sehr wohl in dieser Handlung fühlt. Der ein oder andere Flirt rundet das Ganze ab. Alles wirkt auf mich authentisch und nicht allzu weit hergeholt. Eigentlich möchte man persönlich mal in dieses toskanische Dörfchen fahren und alles mit eigenen Augen sehen.
Die Krimihandlung finde ich ebenfalls absolut logisch, und das nicht nur, weil man der Mafia alles zutrauen kann.
Ich hoffe sehr, dass es noch ein weiteres Buch mit Luca geben wird. Es scheint, dass er in der Vergangenheit einiges erlebt hat, bevor er sich für seinen ruhigen Posten in Monte Giardino entschieden hat. Die diesbezüglichen Andeutungen haben mich neugierig gemacht.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

spannend und überraschend

Kaltherz
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Nach einem guten Drittel des Buches war ich mir völlig sicher, wie alles zusammenhängt und wer der Täter ist. Obwohl der Autor fesselnd und anschaulich schreibt, hatte ich nicht das Gefühl, kriminalistisches ...

Nach einem guten Drittel des Buches war ich mir völlig sicher, wie alles zusammenhängt und wer der Täter ist. Obwohl der Autor fesselnd und anschaulich schreibt, hatte ich nicht das Gefühl, kriminalistisches Neuland zu betreten.
Einem skrupellosen Manager und seiner labilen Ehefrau kommt ihr kleines Mädchen abhanden. Eine Entführung ohne Lösegeldforderung. Die Mutter versucht, sich in ihrer Verzweiflung das Leben zu nehmen. Sie schöpft erst neue Hoffnung, als Kommissarin Kim Lansky den Fall übernimmt. Dieser Einsatz in der Vermisstenstelle ist quasi Kims letzte Möglichkeit im Polizeidienst zu verbleiben. Zu viel hat sie durch ihre impulsiven, aufsässigen Alleingänge schon verbockt. Sie engagiert sich eben hundertprozentig für ihren Beruf. Er ist ihr Leben, sie will Menschenleben retten. Hierarchien und Paragrafen empfindet sie dabei als hinderlich.
Den Einstieg in die Handlung fand ich zwar spannend, aber wie gesagt, die Klischees las ich nicht zum ersten Mal.
Doch dann legt der Autor richtig los und bugsiert den Leser von einer überraschenden Wendung in die nächste. Es gibt Action, aber nicht rohe Gewalt, sondern vielmehr Köpfchenarbeit und Instinkt sind die Hauptpfeiler dieser Ermittlung.
Lansky wird mir zwar als übereifrige Person in unangenehmer Erinnerung bleiben, aber der Krimi hat es wirklich in sich. Es gibt keine Längen, stattdessen häufen sich die Momente, in denen neue Erkenntnisse alles wieder auf den Kopf stellen.
Für mich ist "Kaltherz" der absolute Pageturner.

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Antikriegsbuch

Die letzten Tage unserer Väter
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J.Dicker ist ein Autor, der mich immer wieder mit seiner lebendigen Erzählkunst mitreißt.
Sein erster Roman beschreibt das Leben junger Rekruten, die vom Secret Service als Widerstandskämpfer gegen die ...

J.Dicker ist ein Autor, der mich immer wieder mit seiner lebendigen Erzählkunst mitreißt.
Sein erster Roman beschreibt das Leben junger Rekruten, die vom Secret Service als Widerstandskämpfer gegen die Nazis in Frankreich eingesetzt werden. Er hat sich auf eine spezielle Truppe fokussiert. Der Leser lernt jeden Einzelnen von seiner persönlichsten Seite kennen und kann den Werdegang der jungen Leute verfolgen. Nicht alle schaffen es durch den Krieg, aber ihr Zusammengehörigkeitsgefühl bleibt ungebrochen. Sie sind aller sehr unterschiedlich, sowohl von Geburt als auch von der Einstellung her. Es gibt einen angehenden Priester, es gibt eine junge Frau, es gibt den romantischen Dichter, den gewaltliebenden Grobian und den scheuen Dicken. Es prallen Weltanschauungen aufeinander, doch der gemeinsame Feind verschweißt sie zu einer Einheit, auch wenn sie bei ihren Einsätzen auf sich allein gestellt sind.
Es gibt auch eine sehr tragische Wendung in der Handlung. Eine Entscheidung, aus Liebe gefällt, reißt viele in den Abgrund. Mich hat diese Passage sehr berührt.
Neben den persönlichen Schicksalen, die einen das ganze Buch über nicht loslassen, erfährt man auch einige sehr interessante Details über die Kriegsführung der Partisanen hinter den Kampflinien.
Alles in allem ist es ein sehr emotionaler, aber auch ein sehr spannender Roman und mit keinen von den späteren Werken des Autors zu vergleichen.

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Antikriegsbuch

Die letzten Tage unserer Väter
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J.Dicker ist ein Autor, der mich immer wieder mit seiner lebendigen Erzählkunst mitreißt.
Sein erster Roman beschreibt das Leben junger Rekruten, die vom Secret Service als Widerstandskämpfer gegen die ...

J.Dicker ist ein Autor, der mich immer wieder mit seiner lebendigen Erzählkunst mitreißt.
Sein erster Roman beschreibt das Leben junger Rekruten, die vom Secret Service als Widerstandskämpfer gegen die Nazis in Frankreich eingesetzt werden. Er hat sich auf eine spezielle Truppe fokussiert. Der Leser lernt jeden Einzelnen von seiner persönlichsten Seite kennen und kann den Werdegang der jungen Leute verfolgen. Nicht alle schaffen es durch den Krieg, aber ihr Zusammengehörigkeitsgefühl bleibt ungebrochen. Sie sind aller sehr unterschiedlich, sowohl von Geburt als auch von der Einstellung her. Es gibt einen angehenden Priester, es gibt eine junge Frau, es gibt den romantischen Dichter, den gewaltliebenden Grobian und den scheuen Dicken. Es prallen Weltanschauungen aufeinander, doch der gemeinsame Feind verschweißt sie zu einer Einheit, auch wenn sie bei ihren Einsätzen auf sich allein gestellt sind.
Es gibt auch eine sehr tragische Wendung in der Handlung. Eine Entscheidung, aus Liebe gefällt, reißt viele in den Abgrund. Mich hat diese Passage sehr berührt.
Neben den persönlichen Schicksalen, die einen das ganze Buch über nicht loslassen, erfährt man auch einige sehr interessante Details über die Kriegsführung der Partisanen hinter den Kampflinien.
Alles in allem ist es ein sehr emotionaler, aber auch ein sehr spannender Roman und mit keinen von den späteren Werken des Autors zu vergleichen.
Auch das Hörbuch ist sehr zu empfehlen.
Torben Kessler ist die perfekte Besetzung als Vorleser.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Endlich der 2. Band

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Auf den zweiten "Totengräber"-Band war ich schon sehr gespannt.
Man kommt auch ohne Vorkenntnisse gut mit der Handlung zurecht, die von Anfang an sehr lebendig durchstartet.
Im Wiener Kunsthistorischen ...

Auf den zweiten "Totengräber"-Band war ich schon sehr gespannt.
Man kommt auch ohne Vorkenntnisse gut mit der Handlung zurecht, die von Anfang an sehr lebendig durchstartet.
Im Wiener Kunsthistorischen Museum findet eine diebische Putzfrau in den Sarkophagen keinen alten Pharao, sondern den einbalsamierten Leichnam eines bekannten Ägyptologen. Dieser Mordfall muss mit äußerster Diskretion behandelt werden, weil feinste Wiener Kreise involviert sind.
Zeitgleich gilt es auch eine Mordserie an jungen Strichern aufzuklären, die scheinbar einem Phantom zum Opfer fallen.
Es macht Freude, die alten Bekannten aus dem ersten Band wieder zu treffen. Kommissar Herzfeldt hat immer noch einen schweren Stand unter seinen Kollegen, der sich nur allmählich bessert. Auch seine Beziehung zu Julia kriselt stark.
Der pfiffige Totengräber Augustin Rothmayer hat allerlei Tricks auf Lager, um zu verhindern, dass seine Ziehtochter von Amtswegen in ein Waisenhaus gesteckt wird. Ich hätte mir noch mehr Szenen mit diesem brummigen Kerl gewünscht.
Die Handlung wird straff und sehr lebendig erzählt. Genaugenommen gefällt sie mir noch besser als im ersten Buch. 
Man erfährt wieder sehr realistisch, wie das Leben im ausklingenden 19. Jahrhundert in Wien aussah. Nicht nur die gehobene Gesellschaft wird dargestellt, nein auch die Schattenseiten werden beleuchtet. Und immer regieren Dünkel und Vorurteil. Besonders die Juden werden gern verunglimpft, man hört schon das dumpfe Trommeln der Nationalsozialisten zwischen den Zeilen.
Dazu passt die Völkerschau im Wiener Tiergarten. Schwarzafrikaner werden zur Belustigung der Bevölkerung vorgeführt, und als der Häuptling verhaftet wird, erfährt er im Gefängnis eine unmenschliche Behandlung. Für die damalige Zeit waren schwarze Menschen keine Menschen.
Als Leser wird man in eine andere Zeit versetzt. Ich denke, der Autor hat sich ziemlich eng an den damaligen Gegebenheiten orientiert, und dennoch ist "Das Mädchen und der Totengräber" ebenso ein vollwertiger Krimi, der in der Manier von Agatha Christie mit einer intelligenten, unerwarteten Lösung endet.
Das Hörbuch wird hervorragend gesprochen von Hans Jürgen Stockerl. Sein Dialekt ist authentisch, sein Timbre wohlklingend. Er ist die perfekte Besetzung.

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