Packender Roman auf einer Reise zu sich selbst
Wir sehen uns zu HauseChristiane Wünsches Buch "Wir sehen uns zu Hause" ist ein echter Roadtrip-Roman. Erschienen ist das Buch im S.Fischer Verlag.
Anne und ihr Mann Peter haben eigentlich den Urlaub ihres Lebens geplant. ...
Christiane Wünsches Buch "Wir sehen uns zu Hause" ist ein echter Roadtrip-Roman. Erschienen ist das Buch im S.Fischer Verlag.
Anne und ihr Mann Peter haben eigentlich den Urlaub ihres Lebens geplant. Ein Jahr lang mit ihrem Oldtimer-Camper Willi durch Skandinavien reisen. Doch alles kommt anders als geplant, Peter verstirbt überraschend und plötzlich ist Anne ganz allein auf sich gestellt. Sie entschließt sich dennoch, die Reise zu unternehmen und sich ohne Peter auf den Weg zu machen.
Doch die geplante Reiseroute wird recht schnell über den Haufen geworfen, denn Anne bricht nicht nach Skandinavien auf, sondern in die Vergangenheit ihres Mannes. Sie begibt sich auf eine Spurensuche in die Zeit der ehemaligen DDR. Denn obwohl sie mehr als 20 Jahre mit ihrem Mann verheiratet war, stellt sie fest, dass sie über sein Leben in der DDR im Grunde gar nichts weiß.
Unterwegs auf ihrer Reise begegnet Anne unheimlich liebevoll gezeichneten Fremden, ob auf dem Campingplatz, auf der Landstraße oder am Rastplatz. Die Autorin hat all diese Bekanntschaften so wunderbar beschrieben, dass sie vor meinem Auge lebendig wurden. Einige davon vielleicht auch mit zu viel Klischee belegt, aber dennoch raubeinig, herzlich, verrückt und liebevoll beschrieben. Ich konnte sie mir rege vorstellen, so lebendig waren sie geschildert.
Die zahlreichen Nebencharaktere und -schauplätze machen das Buch unheimlich lebendig und bringen Energie in die Geschichte. Die ganze Story wirkt sehr authentisch und echt.
Insgesamt gefällt mir der Schreibstil der Autorin super, ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. An den spannenden Stellen gibt es Brüche, so dass wir die Geschichte aus Annes Perspektive, aber auch von Alinas Seite, Annes Tochter, miterleben. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Ronny, dessen Rolle im Roman sich nach und nach erschließt. Alle diese Geschichtsstränge verbinden sich einer schönen, manchmal sehr traurig und nachdenklich machenden Geschichte. An vielen Stellen ist das Buch auch ein wenig vorhersehbar, aber das schadet der Story nicht und ändert auch nichts an der Spannung.
Ich fand es besonders toll, mit dem Buch auch wieder historisch dazu zu lernen. Denn von zahlreichen Aspekten aus der DDR-Geschichte hatte ich noch nie zuvor gehört und fand es faszinierend und gleichzeitig erschreckend, davon zu lesen.