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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2022

Melancholisch und berührend

Ein unendlich kurzer Sommer
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Lale rennt davon, vor ihrer Vergangenheit, vor schmerzlichen Erinnerungen und vor ihrem Alltag. So landet die junge Frau auf dem Campingplatz von Gustav, gefühlt am anderem Ende der Welt. Der Senior ist ...

Lale rennt davon, vor ihrer Vergangenheit, vor schmerzlichen Erinnerungen und vor ihrem Alltag. So landet die junge Frau auf dem Campingplatz von Gustav, gefühlt am anderem Ende der Welt. Der Senior ist wortkarg, ein Eigenbrötler und eigentlich nicht besonders zugänglich. Doch Lale schafft es, das unter einer harten Schale schlummernde Herz zu erwärmen. Mit viel Tatendrang und der Unterstützung von neuen Bekannten, bringt Lale den Campingplatz auf Vordermann und schon bald wimmelt es an diesem besonderen Ort, den Lale mehrfach als ihr 'Paralleluniversum' bezeichnet, von Touristen. Doch auch der geheimnisvolle Christophe hat den Weg hier her gefunden, der Brief seiner kürzlich verstorbenen Mutter brachte ihn hier her. Zwischen Christophe und Lale entwickeln sich schnell intensive Gefühle, aber haben diese auch in der 'echten Welt' eine Chance?
Durch den gesamten Roman zieht sich eine melancholische Stimmung, die teilweise etwas erdrückend ist aber wunderbar zur Handlung passt. Über mehrere Wochen begleiten wir Lale, Christophe und mehrere andere, teils herrlich schräge, aber allesamt unglaublich sympathische Charaktere. Selbst der grantige Gustav zeigt irgendwann seine liebevolle Seite.
Dies ist kein klassischer Wohlfühl-Roman und trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Die Geschichte ist wie aus einem Guss, auch wenn ich hier und da die Handlungen und Reaktionen einzelner Charaktere nicht immer nachvollziehen konnte. Die Autorin schafft es, die Stimmung eines Sommers perfekt einzufangen. Ob Hitze, ein Sprung in den See, lange Abende und Nächte mit Freunden oder ein Sommergewitter, man ist direkt mit dabei.
Ein Sommer-Roman der besonderen Art, der zum Nachdenken anregt, dazu auffordert Chancen zu ergreifen und das Leben zu leben.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Biologie oder Schicksal?

Tiefes, dunkles Blau
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Zürich: Rosa Zambrano ist Ermittlerin bei der Seepolizei. Sie liebt ihren Job und vor allem die Stadt und Umgebung, in der sie arbeitet. Ihr vollkommenes Glück wird jedoch durch einen unerfüllten Kinderwunsch ...

Zürich: Rosa Zambrano ist Ermittlerin bei der Seepolizei. Sie liebt ihren Job und vor allem die Stadt und Umgebung, in der sie arbeitet. Ihr vollkommenes Glück wird jedoch durch einen unerfüllten Kinderwunsch getrübt. Rosa weiß, ihre biologische Uhr tickt, und so entscheidet sie sich dazu, Eizellen einfrieren zu lassen. Als kurze Zeit später ihr Arzt, Dr. Jansen, tot im Zürichsee aufgefunden wird, ist Rosa von Beginn an in die Mordermittlungen involviert. Sie und ihr Kollege stoßen schon bald auf mehrere Verdächtige, unter anderem aus der Gen-Forschungsszene. Haben die wissenschaftlichen Experimente und Forschungen von Dr. Jansen ethische Grenzen überschritten? Wollten Konkurrenten seine Forschungsergebnisse stehlen? Und was hat ein dubioses Start-up damit zu tun?

Dies ist der erste Fall für Rosa Zambrano und gleichzeitig der Auftakt einer neuen Zürich-Krimi-Serie. Die Autorin, Seraina Kobler, lässt es die Protagonistin sehr bedächtig angehen. Dies ist ein ruhiger Krimi, der sich vor allem mit Rosa, ihrem Privatleben und ihrer Leidenschaft für's Kochen und Gärtnern beschäftigt. Auch die Stadt Zürich wird bei vielen Gelegenheiten vorgestellt und mit Liebe für's Detail beschrieben.

Mir persönlich hat ein wenig das Tempo bei den Ermittlungen gefehlt, auch das Thema Genforschung hätte gerne intensiver behandelt werden können. Schließlich handelt es sich um ein hochaktuelles und ethisch kontrovers diskutiertes Thema.

Rosa ist ein sympathischer und warmherziger Charakter, ich bin gespannt mit welchen Fällen sie es in Zukunft noch zu tun bekommt.

Von mir gibt es für diesen Reihen-Auftakt 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Hygge-Krimi

Tod im Trödelladen
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Anne-Maj Mortensen ist das, was man als resolute und rüstige Rentnerin bezeichnen kann. Die ehemalige Arzthelferin hat auch im Ruhestand genug Energie, um mehrmals die Woche im Trödelladen der dänischen ...

Anne-Maj Mortensen ist das, was man als resolute und rüstige Rentnerin bezeichnen kann. Die ehemalige Arzthelferin hat auch im Ruhestand genug Energie, um mehrmals die Woche im Trödelladen der dänischen Provinzstadt Odsherred auszuhelfen. Privat lebt sie mit Herrn Mortensen zusammen, ihrem geliebten Dackel. Regelmäßig kommen Tochter und Enkelin zu Besuch, um sich von Anne-Majs Kochkünsten verwöhnen zu lassen. Neben dieser kulinarischen Leidenschaft ist die ältere Dame außerdem eine begeisterte Krimi-Leserin. Als erst Helmer Bergstrøm, ehrenamtlicher Verwalter des Trödelladens, und einen Monat später auch seine Frau Vips sterben, glaubt Anne-Maj nicht an natürliche Todesfälle. Hartnäckig macht sie sich daran, die vermeintlichen Morde selbst aufzuklären.
Anna Grue hat mit diesem Hygge-Krimi eine leichte und kurzweilige Lektüre geschaffen. Anne-Maj ist eine äußerst liebenswert dargestellte Frau, der Familie und Gemeinschaft wichtig ist. Sie kocht leidenschaftlich gerne und hat ein großes Herz. Die Handlung selbst ist mir für einen Krimi jedoch nicht spannend und ereignisreich genug. Klar, es ist ein Cosy-Crime und alles andere als ein Krimi mit Blutvergießen, aber vor allem in der Mitte des Buches zieht es sich doch sehr. Anne-Maj mischt sich in die Ermittlungen ein (besser gesagt: sie versucht es, denn ursprünglich gibt es keine Ermittlungen), immer wieder ruft sie einen jungen Polizisten an, löchert ihn mit Fragen und wirkt ein bisschen übereifrig. Sie scheint eher auf das Abenteuer, als darauf den Täter zu fassen, aus zu sein. Als Charakter hat sie mir trotz dessen sehr gut gefallen, sie hat Ecken und Kanten und sagt meist das, was sie denkt.
Ich mag Dänemark, Land und Leute sehr gerne und hatte hohe Erwartungen an dieses Buch- leider wurden diese nicht zu 100% erfüllt, daher gibt es von mir 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

New York

Der große Fehler
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Andrew Haswell Green hat als Stadtplaner im 19. Jahrhundert das moderne New York erschaffen. Er gilt als Vater von 'Greater New York' und ist doch völlig in Vergessenheit geraten. Dabei gleicht sein Lebenslauf ...

Andrew Haswell Green hat als Stadtplaner im 19. Jahrhundert das moderne New York erschaffen. Er gilt als Vater von 'Greater New York' und ist doch völlig in Vergessenheit geraten. Dabei gleicht sein Lebenslauf der Vorlage eines Hollywood-Films. Im Alter von 83 Jahren wird Green auf der Park Avenue ermordet. An einem Freitag den 13. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits den Central Park, das Metropolitan Museum of Art und die Puplic Library erschaffen.
Jonathan Lee nutzt diesen auf wahren Begebenheiten beruhenden historischen Stoff und schafft einen Roman, der sehr bildlich ist und phasenweise fast an einen Film erinnert. Sein Schreibstil ist besonders und liest sich wirklich toll. Was den Inhalt betrifft, bin ich allerdings nicht so sehr begeistert. Der Roman beginnt mit der Ermordung Greens und wird dann auf verschiedenen Zeitebenen fortgeführt. Einzelne Geschichten wechseln sich immer wieder ab und erschaffen leider keinen durchgängigen Lesefluss. Mir fehlte eindeutig der rote Faden. Ohne Probleme konnte ich das Buch auch mal zur Seite legen und nach einiger Zeit wieder in den Stoff einsteigen; kein Roman, der mich mitgerissen hat.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Mord im Urlaubsparadies

In einer stillen Bucht
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In seinem dritten Fall der Capri-Krimi Serie, schickt 'Luca Ventura' den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen Kollegin Antonia Cirillo nicht nur quer über Capri sondern auch in das berühmte Konservatorium ...

In seinem dritten Fall der Capri-Krimi Serie, schickt 'Luca Ventura' den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen Kollegin Antonia Cirillo nicht nur quer über Capri sondern auch in das berühmte Konservatorium für Musik von Neapel. Als auf einem Felsvorsprung über dem Meer eine Frau tot aufgefunden wird ist schnell klar, es handelt sich um Maria Grifo: Leiterin des Instituts. Rizzi und Cirillo belassen es jedoch nicht bei den Ermittlungen auf der tourisitischen Insel. Voller Tatendrang den Fall zu lösen, bleiben sie hartnäckig und machen sich damit vor allem bei ihren Kollegen von der Mordkomission Neapel nicht gerade beliebt.
Obwohl ich die beiden vorausgegangenen Fälle nicht kenne, habe ich sehr schnell in die Handlung hinein gefunden. Die Charaktere werden direkt zu Beginn vorgestellt. Rizzi ist mir sofort sympathisch gewesen, ein italienischer Polizist, der mit seiner Vespa unterwegs ist, während es bei seiner Kollegin Cirillo eine gewisse Distanz während des gesamten Romans gab. Das mag an ihrer Vergangenheit liegen, über die nicht viel gesprochen wird und ich denke, sie soll als Person einfach geheimnisvoll bleiben.
Neben den beiden, kann man die Insel Capri ohne Zögern als weitere Protagonistin bezeichnen, denn der Autor schafft es, die Insel lebendig wirken zu lassen. Ich hatte richtiges Kopf-Kino und konnte die Landschaft und den Golf von Neapel beim Lesen genießen. Vor allem die Gegensätze des schönen, naturnahen Capri und der dreckigen Stadt Neapel sind sehr bildlich dargestellt.
Es handelt sich um einen 'ruhigen' Krimi, der für meinen Geschmack an ein paar Stellen etwas komprimierter hätte sein können, der aber schöne Lesestunden verspricht und eigentlich so etwas wie perfekte Urlaubslektüre ist.

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