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Veröffentlicht am 28.06.2022

Mit Santa Muerte gegen veraltete Denkweisen

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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Yadriel und seine Cousine Maritza gehören einer Gemeinschaft an, welche traditionell den Totenkult um Santa Muerte pflegen. So festgefahren, wie die Strukturen in ihren Familien sind, bedeutet es für die ...

Yadriel und seine Cousine Maritza gehören einer Gemeinschaft an, welche traditionell den Totenkult um Santa Muerte pflegen. So festgefahren, wie die Strukturen in ihren Familien sind, bedeutet es für die Teenager einiges an Energie, sich gegen das veraltete Schubladendenken zu stellen und sich selbst zu verwirklichen. Als schwulem trans-Jungen wird Yadriel verwehrt, am Brujo-Ritual teilzunehmen, wonach er mit den anderen Männern über die Geister der Verstorbenen wachen könnte. Also ziehen die beiden das Ritual heimlich vor Santa Muerte durch, die Yadriel problemlos als Mann anerkennt. Bei Yadriels erster Beschwörung erscheint auch sogleich der Geist von Julian, der an der Schule als ziemlicher Rebell gilt und noch gar nicht mitbekommen hat, dass er tot sein soll. Seine Leiche ist auch nirgends auffindbar, ebenso sind weitere Kinder kürzlich spurlos verschwunden. Yadriel und Julian beschließen, sich gegenseitig zu helfen und kommen sich dabei mit der Zeit näher. Doch kann es überhaupt ein Happy End für die beiden geben?
Neben der aussergewöhnlichen Liebesgeschichte zwischen Yadriel und Julian überzeugt das Buch mit zwei Themen: Dem Totenkult um Santa Muerte sowie dem Kampf eines queeren Charakters um Akzeptanz in einer Welt veralteter Genderschubladen. Zwar ist Yadriel nicht der einzige queere Charakter, jedoch werden seine Probleme schwerpunktmäßig betrachtet. Ein wenig enttäuscht war ich, dass Yadriel zunächst glaubt, Akzeptanz erreiche er dadurch, dass er sich statt der einen Schublade (Frauen) einfach der nächsten Schublade (Männer) anpasst, anstatt sich komplett gegen diese veraltete Denkweise zu stellen wie seine Cousine Maritza, die u.a. keinen typischen Frauenjob ausüben will. Dass er meint, Maritza hätte es leichter als er, hat mich ein wenig enttäuscht. Einen Schritt heraus aus dieser überholten Denkweise hat Aiden Thomas damit unternommen, dass oftmals Personengruppen genderneutral bezeichnet werden, beispielsweise wird im Roman statt Latinas oder Latinos der Begriff Latinx verwendet oder für die Gemeinschaft rund um den Totenkult der Begriff Brujx statt Brujas und Brujos. Der Totenkult selbst ist verständlich dargestellt und eine wunderschöne Bereicherung für die Geschichte, zumal das jährliche Fest der Toten kurz bevor steht.
Stilistisch ist der Roman sehr einfühlsam, insbesondere Yadriels Seelenleben sowie ein paar Stolpersteine, welche er noch überwinden muss in der Schule oder innerhalb seiner Gemeinschaft. Meine Favoritin des Romans ist Maritza, die zwar mehr eine Nebenfigur ist, aber von vornherein sich komplett gegen das veraltete Schubladendenken stellt. Dadurch, dass einige Dinge doch recht ausführlich dargestellt werden, insbesondere der Totenkult, besitzt der Roman einige Längen, in welcher die aktive Handlung etwas zu kurz kommt und die Spannungskurve unnötig durchhängt. Ebenso konnte ich Julians Verhalten am Schluss nicht immer nachvollziehen, da wurd er etwas überdramatisiert.
Mit Yadriel & Julian erlebt man ein emotionales Abenteuer, in dem es um das Finden und die Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit geht, das Aufbrechen veralteter Denkweisen sowie einen kleinen Kriminalfall, alles vor der Kulisse des kunterbunten Totenkults der Santa Muerte.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Mächtige Feinde und Verbündete treten auf den Plan

Falcon Peak – Mächte des Sturms (Falcon Peak 3)
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Der dritte Band rund um die Aves, die Gestaltwandlerinnen des Mount Avelston Internats, sowie um Kendrick als einzigen männlichen Gestaltwandler-Falken, schließt nahtlos an den zweiten Band an. Kendrick ...

Der dritte Band rund um die Aves, die Gestaltwandlerinnen des Mount Avelston Internats, sowie um Kendrick als einzigen männlichen Gestaltwandler-Falken, schließt nahtlos an den zweiten Band an. Kendrick versucht weiterhin verzweifelt seine Freundin Ivy davon zu überzeugen, in den Büchern der geheimen Bibliothek nach Hinweisen zu seiner verstorbenen Mutter, einer früheren Aves, zu suchen. Und seine beste Freundin Sienna verliert ihr Herz an einen Mitschüler und hat für Kendrick auch mal keine Zeit. Für Kendrick unverständlich. Und während die Hormone mit so manchen Kindern durchgehen, mehren sich die Hinweise auf eine Verräterin oder einen Verräter in der Lehrerschaft. Dass die Polizei nun ebenso wie Kendricks Erzfeind vermehrt an der Schule rumschnüffelt, kommt noch erschwerend hinzu. Wie soll man da die heimlichen Aufgaben der Aves noch unbemerkt durchführen? Bis sich die Ereignisse an mehreren Fronten überschlagen und für lange Überlegungen einfach keine Zeit mehr bleibt.
Neben der Tatsache, dass die Charaktere so langsam reifer werden und sich nicht immer in Kendricks Interesse weiterentwickeln, gibt es diesmal haufenweise Hintergründe rund um die Aves und deren Geschichte. Zudem entwickelt die Handlung nun eine gewisse Komplexität. Auch wenn die ganzen Fakten zusammengenommen hochinteressant sind, hat mir ein wenig die Spannung gefehlt. Könnt auch daran liegen, dass Kendrick diesmal vermehrt Alleingänge durchführt, die Gruppendynamik ging im dritten Band etwas verloren. Dennoch bleibt es weiterhin spannend, denn das Böse im Falcon Peak ist noch längst nicht besiegt und wird immer mächtiger.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Moderne Regency-Interpretation

Wie man sich einen Lord angelt
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Zur Rettung des verschuldeten Familien-Cottage für sich und ihre jüngeren Schwestern benötigt Katherine „Kitty“ Talbot eines: Geld. Viel Geld. Oder einen Mann mit viel Geld. Leider hat ebenjener grad ihre ...

Zur Rettung des verschuldeten Familien-Cottage für sich und ihre jüngeren Schwestern benötigt Katherine „Kitty“ Talbot eines: Geld. Viel Geld. Oder einen Mann mit viel Geld. Leider hat ebenjener grad ihre Verlobung zugunsten einer anderen Dame gelöst. Bleibt Kitty also nur noch der Angriff nach vorn: In Begleitung ihrer Schwester Cecily reist sie zur Männerjagd nach London. Hilfe bekommen die jungen Frauen von einer Freundin der verstorbenen Mutter. Der erste reiche Junggeselle ist auch schnell umgarnt, allerdings hat dessen großer Bruder noch ein Wort mitzureden und durchkreuzt Kittys Pläne. Aber wo ein Wille ist, sind noch andere Junggesellen.
Der Roman rund um die zielstrebige Kitty, die alles dafür tun würde, damit ihre jüngeren Schwestern ihr Heim behalten können, ist recht amüsant zu lesen, wenn auch hier und da mit einigen Längen. Nach und nach mogeln sich Kitty und ihre Schwester in die gehobene Gesellschaft Londons und versuchen, bei den richtigen Personen Anklang zu finden, um Einladungen zu wichtigen Veranstaltungen zu erhalten. Zwar wird Kitty für ihr auf den ersten Blick herzloses Verhalten mehrfach kritisiert, doch ihre Argumente bezüglich der geringen Möglichkeiten einer Frau, ihr Schicksal zu bestimmen, und warum sie ihren Verlobten rein geschäftsmäßig aussucht, halten wiederholt sämtlichen Beanstandungen stand. Insbesondere die kleinen Wortwechsel mit Lord Radcliffe, welcher eine Verlobung mit ihrem ersten Fang verhinderte, sind äusserst unterhaltsam.
Zwischen adliger Arroganz, Fettnäpfchen und rauschenden Bällen gibt es einige Nebenhandlungen rund um Kittys Schwester sowie Lord Radcliffes Bruder, welche leider erst zum Ende hin ausreichend Gewicht finden, nur um dann für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt zu werden. Auch kam mir Lord Radcliffes vom Krieg belastetes Seelenleben am Schluss etwas zu wundergeheilt vor. Inwiefern der Roman bezüglich der Zeit authentisch ist kann ich nicht beurteilen, dazu kenne ich mich historisch zu wenig damit aus. Auf mich wirkt es eher wie eine moderne Interpretation, einiges lief erstaunlich glatt, auch die Kleider wurden zügiger geliefert als heutzutage. Durch die Ballsaison rauscht die Autorin ziemlich schnell durch und macht in ihrem Buch in erster Linie an Stellen mit Arroganz- und Fettnäpfchen-Potential halt. Statt noch einer reichen Witwe, die Kitty von oben herab beäugt, hätt ich mir zur Abwechslung ein paar mehr Erlebnisse von Unternehmungen gewünscht, einfach ein paar mehr Eindrücke der jungen Frauen in der Großstadt, für die London doch das reinste Abenteuer ist. Das hätte die Atmosphäre etwas greifbarer gemacht, mir blieb sowas zu sehr auf der Strecke.
Ein amüsanter, vielleicht nicht ganz ernstzunehmender Regency-Roman rund um eine junge Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen will und dabei fast ihr eigenes Herz vergisst.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Der Kampf gegen die Neverseen beginnt

Keeper of the Lost Cities – Das Tor (Keeper of the Lost Cities 5)
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Für Sophie und ihre Freunde der Geheimorganisation Black Swan wird immer deutlicher, dass die Rebellengruppe Neverseen eine ernstzunehmende Bedrohung für das Leben sämtlicher Völker ist, die es dringend ...

Für Sophie und ihre Freunde der Geheimorganisation Black Swan wird immer deutlicher, dass die Rebellengruppe Neverseen eine ernstzunehmende Bedrohung für das Leben sämtlicher Völker ist, die es dringend aufzuhalten gilt. Da die Neverseen mittlerweile immer skrupelloser vorgehen, um ihre Pläne, Fintans Visionen, zu verwirklichen, müssen auch Sophie und ihre Verbündeten alle Möglichkeiten nutzen, um die Rebellen aufzuhalten.

„Manchmal muss alles erst schlimmer werden, bevor es wieder besser wird.“ (Keefe, S. 35)

Ein äusserst spannender fünfter Band, die Handlung zieht stark an und wird immer komplexer, die Feinde immer skrupelloser. Wobei der Fokus diesmal stark auf dem Kampf gegen Neverseen liegt. Mit diesem Band kommen mehrere, teils neue Charaktere zum tragen, die gekonnt miteinander interagieren. Persönliche Geheimnisse und Hintergründe werden gelüftet, tragende Schicksale ins Spiel geworfen. Insbesondere Keefe, der sich bereits im letzten Band zu einem dramatischen Schritt entschlossen hat, trägt wesentlich im Kampf gegen die Neverseen bei - mein persönlicher Held dieser Folge. Einige weitere Rätsel werden gelöst oder tragen als Cliffhanger dazu bei, weiterhin am Ball bleiben zu wollen.
Neben all der Spannung und den vielen Geheimnissen bremste lediglich die Eigenart der Autorin meinen Lesespaß aus, unnötige Klischees und Fäkalhumor in die Serie einzubauen, während die Teens eine befremdliche Abneigung gegen menschliche bzw. elfische Nähe zu haben scheinen. Schade, ohne diese Punkte wäre die Serie ein uneingeschränktes Lesehighlight, so kann ich den Band nur mit 4/5 Punkten werten.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Das Leben, der Tod und die Zeit danach

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Im einen Moment ist Wallace Price noch ein misanthroper Anwalt, im nächsten Moment - tot. Oder auch nicht, jedenfalls nicht so ganz. Denn eine Frau, die seinen Geist trotz seines Ablebens sehen kann, bringt ...

Im einen Moment ist Wallace Price noch ein misanthroper Anwalt, im nächsten Moment - tot. Oder auch nicht, jedenfalls nicht so ganz. Denn eine Frau, die seinen Geist trotz seines Ablebens sehen kann, bringt ihn in eine Teestube - ein Teestube? - in welcher Wallace auf aussergewöhnliche Charaktere trifft. Und einige davon sind ebenfalls tot, naja, so halbwegs, denn eigentlich ist dies nur ein Zwischenstadium zum wirklichen Jenseits. Hier bekommen einige nochmal die Chance, mit sich selbst oder anderen Personen ins Reine zu kommen, was Wallace dringend nötig hat - auch, wenn er das ganz anders sieht. Ist doch nicht seine Schuld, wenn kaum jemand ihn mag, oder etwa doch?
Das Buch behandelt den Tod sowie ein etwaiges Daseinsstadium im Anschluss auf fantastische ebenso wie emotionale Weise. Wallace bekommt die Chance, sein Leben zu reflektieren und von den anderen Bewohnern manch verborgende Seiten seines Charakters aufgezeigt. Aufgelockert wird das Thema durch einige recht amüsante Szenen, welche mir stellenweise fast schon zu albern wirkten. Ebenso kommen einige weitere Charaktere zu Wort, welche mal mehr, mal minder mit dem eigenen Tod oder dem eines geliebten Menschen zurecht kommen. Die Bewohner der Teestube sind recht unterschiedlich gezeichnete Charaktere, welche man beim Lesen lieb gewinnen kann, wenn man mag. Einzig Hugo, den Betreiber der Teestube, empfand ich als etwas blass, dafür sorgte er mit seinen Teezeremonien für eine einzigartige Atmosphäre sowohl für die lebendigen Gäste als auch für die Verstorbenen.
Eindeutig gefiel mir beim Lesen die liebevolle Herangehensweise an den Tod, welche dem Thema gekonnt den Schrecken des Verlustes nimmt. Ebenso wird im Roman die Gleichheit der Menschen, unabhängig von Geschlecht und Hautfarbe, äusserst angenehm dargestellt und einfach als Selbstverständlichkeit angenommen statt derlei Themen extra zu betonen. Einige Längen sowie der bereits genannte, manchmal überzogene Humor, nahmen mir ein wenig den Lesespaß, ansonsten kann ich den Schreibstil nur loben.
Ein mal ruhiges, mal bewegendes Buch, welches zum Lachen ebenso anregt wie zum Nachdenken.

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