Meinung:
Bevor die Rezension beginnt eine kurze Begründung, warum ich ein Buch nicht sofort nach dem Beenden rezensiere anhand des Beispiels „Nächster Halt: Thailand“:
Ich beende Romane mit gemischten Gefühlen. Diese schwanken von super euphorisch über schwer enttäuscht bis hin zu völliger Gleichgültigkeit. An manche Bücher muss ich noch tagelang denken, an andere überhaupt nicht. Aber was immer gleich ist, ist dass sich – selbst bei den von mir gehypten Büchern – mit jedem Tag Abstand mehr Sachlichkeit in meine Meinung hineinschleicht. War diese Szene X nicht eigentlich sehr bedenklich? Und warum musste Person X wirklich diese Handlung vollziehen? Natürlich mache ich mir solche Gedanken schon während der Lektüre, aber hinterher sammeln sie sich dann doch gebündelter. Meine erste Gedanken nach dem Beenden dieses Romans waren in etwas „Es war nicht perfekt, aber gut zu lesen“. Eine Tag später sah es in etwa so aus: „Hm, nach einer Nacht darüber schlafen muss ich doch zugeben, dass ich länger dafür gebracht habe, als zunächst angenommen“. Und nun, eine Woche später bin ich auf mich selbst sauer, dass ich den zweiten Teil rezensieren „muss“, da ich ihn mir nicht – wie diesen Band hier – selbst gekauft habe.
Zu Beginn des Romans waren mir Georgia und ihre Familie noch sehr sympathisch. Man könnte sie für die typischen Unterschichtenengländer halten, deren Bilder uns klischeehaft durch Film und Fernsehen eingeprägt wurde und dennoch gehen sie, besonders Georgia, charmant mit der Situation um. Dass die vermeintlichen Schwiegereltern so genau das Gegenteil darstellen, setzt ihnen jedoch wieder die Klischeekrone auf. Als ich die Daten zu diesem Roman zusammengetragen habe und nach Informationen über die Autorin gesucht habe, wurde ich wirklich überrascht. Auch wenn Georgia Green eine fiktive Person ist, beruhen die Schilderungen dieses Romans auf den Erlebnissen der Autorin. Da ich mich mit der Protagonistin weder anfreunden, noch identifizieren konnte, macht dieser Umstand mein Eindruck auf Roman und Verfasserin noch schwieriger. Ohne diese Information hätte ich vieles, was Georgia erlebt für völlig überzogen gehalten. Es würde die Bewertung einfacher machen, entweder gar nicht darüber in Kenntnis gesetzt worden zu sein oder aber eben zu wissen, wie viel Wahrheit wirklich hinter den Erzählungen steckt. Bewerte ich eine fiktive Protagonistin, fühlt sich im schlimmsten Fall der Autor auf den Schlipps getreten. Bewerte ich aber nun anscheinend die Autorin selbst, wird es schwierig. Es erklärt jedoch, warum ihre Protagonistin in diesem Band keine Charakterentwicklung durchlebt. Georgia ist wahnsinnig naiv. Die Sorte Naivität, die einen den Kopf schütteln lässt und bei der man sich nur schwer davon abhalten kann, den Roman gegen die Wand zu werfen. Ich bin kein Freund von diesem „In Alter X muss man sich so und so verhalten“. Wenn man jedoch sieht, wie eine fast gleichaltrige Hauptfigur durch eine Teenagerprotagonistin ausgetauscht werden könnte, ohne dass es weiter auffallen würde, bereitet das Lesen keine große Freude.
Das Leben hat nicht immer den eigenen Plan im Sinn und gerne wird er auch einmal völlig über den Haufen geworfen. Wenn in einem Roman jedoch explizit eine Bucketlist eingearbeitet wird, ruft diese eine gewisse Erwartungshalteung beim Leser herbei. Wird diese dann nicht erfüllt, sollte dies auch weitergehende Gründe haben und nicht das Gefühl vermitteln, sie sei beim Plotten in Vergessenheit geraten. Genauso gehen die geplanten Trips in Thailand unter, da hier ein Fettnäpchen an das andere gereiht wird und anscheinend nichts, was laut der To-Do List angesetzt worden ist, wirklich stattgefunden hat. Ob dies nun der „wahren Begebenheit“ oder dem Unwillen interessante Geschichten zu erzählen, um die Love Story in den Fokus zu rücken, geschuldet ist, vermag ich nicht einschätzen zu können. Allerdings hat dieser Umstand dafür gesorgt, dass der Roman erst im letzten Drittel, an dem Georgia endlich an dem angedachten Urlaubsziel angekommen ist, einen Flair von Urlaub und Selbstfindung erhält.
Da ich Klappentexte entweder überhaupt nicht lese, oder sie nur überfliege, wusste ich nicht, wie die Reihe aufgebaut ist. Wer es selbst nicht wissen möchte, geht jetzt am besten direkt weiter zum Fazit. Meine Vermutung war gewesen, dass sich jeder Band mit einem eigenem Charakter befassen wird. Tatsächlich ist Georgia (zumindest in den ersten beiden Büchern) die Protagonistin. Dadurch wird „Nächster Halt: Thailand“ zu einer Einleitung, was mir gut, wenn nicht sogar am besten, gefallen hat.
Fazit
Band 1 der „Lonely Heart Travel Club“ Reihe weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden konnten. Das Besondere an diesem Roman bleibt der Charakter des Reihenaufbaus. Der versprochene Witz erschloss sich mir leider nicht und vor allem die naive Protagonistin machten es mir schwer, gut in die Geschichte hinein zu finden.
Meine Hoffnungen liegen nun beim zweiten Teil „Nächster Halt: Indien“, auch wenn ich mir hier ebenfalls nicht all zu viel von versprechen werde.