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Veröffentlicht am 14.06.2017

Ein Neuanfang auf dem Hausboot

Zimtsommer
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Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich ...

Dies ist mein zweites Buch der Autorin und anfangs war ich ziemlich irritiert, weil es zu meinem bereits gelesenen Roman der Autorin "Irgendwo für immer" doch größere Ähnlichkeiten aufweist. Nun habe ich mir die Inhaltsangaben der anderen Romane durchgelesen und gesehen, dass ich wohl zu den beiden einzigen Romanen der Autorin gegriffen habe, die Verlust und Trauer beinhalten und die Hauptprotagonistinnen alles verlieren und auf einer Insel bzw. einem Hausboot einen neuen Lebensabschnitt beginnen möchte. Das war nun wirklich Zufall!

Unsere Hauptprotagonistin Ada kehrt New York den Rücken und möchte endlich ihre Trauer hinter sich lassen. Ihr Therapeut vermittelt ihr ein Hausboot in Seattle. Durch den Ortswechsel versucht die stellvertretende Chefredakteurin ihren Verlust zu bewältigen und wieder einen Sinn in ihrem Leben zu finden. In ihrem neuem Zuhause entdeckt sie eine alte Truhe, gefüllt mit einem Hochzeitskleid, Fotos, einem Backbuch und beschriebenen Blättern. Ada entdeckt, dass diese Gegenstände einer jungen Frau namens Penny gehört haben, die in den 1950-iger Jahren auf diesem Boot gelebt hat und die unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Die Hausbootsbesitzer von damals hüllen sich noch heutue in Schweigen und wecken Adas Neugierde....

Auch in diesem Roman von Sarah Jio gibt es Schriftstücke, die eine geheimnisvolle Frau geschrieben hat und über die unsere Protagonistin mehr herausfinden möchte. Trotz des sehr ähnlichen Plots hat mir aber "Zimtsommer" einen Ticken besser gefallen als "Irgendwo für immer". Das lag großteils am Strang aus der Vergangenheit, der in den 1950-iger spielt. Mit Penny, die mit dem wesentlich älteren Künstler Dexter verheiratet ist, hat die Autorin eine sehr sympathische Figur entworfen, über deren plötzliches Verschwinden noch immer in der Bootsstraße spekuliert wird. Penny hat sich ihre Ehe mit Dexter anders vorgestellt. Dem Künstler plagen Depressionen und in ungewollten Schaffenspausen neigt er zum Alkohol. Dazu ist er oft tagelang nicht zuhause und Penny wird immer nachdenklicher und trauriger...

Während Ada versucht etwas Licht in die Geschichte von Penny's Verschwinden zu bringen, erfährt der Leser sowohl Bruchstücke aus Pennys Vergangenheit, wie auch häppchenweise welches Unglück in Ada's Leben geschehen ist. Dabei werden Pennys Kapitel immer intensiver und ich war gespannt, was die Ursache für ihr Verschwinden sein könnte. Die Autorin hat mich dabei - wie von ihr gewollt - in die falsche Richtung gelotst und so war ich am Ende richtig überrascht. Das hat mir gefallen, da doch in vielen Romanen wie diesen, einige Dinge vorhersehbar sind.

Die Kapitel werden abwechselnd aus Ada's und Penny's Sicht erzählt und hinterlassen dem Leser gute Einblicke in die Gefühlswelt der beiden unglücklichen Frauen. Obwohl das Hauptthema die Überwindung der Trauer ist, fühlt man sich beim Lesen nicht traurig oder wird hinuntergezogen. Die Autorin führt uns eher in die Richtung "loslassen" und "neu beginnen" und die Vergangenheit in liebevoller Erinnerung zu behalten. Auch Ada wird durch die Suche nach Antworten von ihrer Trauer abgelenkt. Hinzu kommt noch eine kleine Liebesgeschichte, wobei der attraktive Bootsnachbar Alex einiges dazu beiträgt. Doch ist Ada schon bereit für eine neue Liebe?

Schreibstil:
Der Schreibstil von Sarah Jio hat mir gut gefallen. Sie schreibt lebendig, einfühlsam und sehr bildhaft. Ich hatte die Bootsstraße mit all den Hausbooten und auch die großteils liebenswürdigen Nachbarn vor meinen Augen. Die beiden Zeitebenen aus der gegenwart (2008) und der Vergangenheit (1959) ergänzen sich perfekt.
Der titelgebende Zimt findet sich in den Zimtschnecken wider, die im Roman einige Male erwähnt werden und deren Rezept am Ende des Buches abgedruckt ist.

Cover:


Das deutsche Cover ist gänzlich anders aufgebaut, als diejenigen, die ich gefunden habe. Von links nach rechts sind dies die Cover der niederländischen, norwegischen, türkischen und englischen Ausgabe. Auf drei davon sieht man einen Fluss bzw. Häuser oder ein Boot. Nur das Türkische fällt gänzlich aus der Rolle und könnte für jede beliebige Geschichte stehen. Trotzdem gefällt es mir...wenn auch nicht unbedingt für diesen Roman. Oberflächlich betrachtet passt auch das deutsche Cover nicht zum Inhalt, doch der Originaltitel heißt "Morning Glory" und genau diese Blume sehen wir auf den Cover abgebildet. Ich liebe diese Blumen und habe selbst jedes Jahr welche in meinem Garten.

Fazit:
Ein atmosphärischer Roman über die Überwindung von Trauer und Verlust mit einem Schuss Liebe. Ein nachdenkliches Wohlfühlbuch mit ernsterem Unterton, das mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Abschluss der Meindorff Saga

Hoffnung eines neuen Tages
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Meindorff Trilogie begleiten wir Demy van Campen und ihre Schwester Anki Busch durch die letzten beiden Kriegsjahre 1917 und 1918. In Petrograd ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Meindorff Trilogie begleiten wir Demy van Campen und ihre Schwester Anki Busch durch die letzten beiden Kriegsjahre 1917 und 1918. In Petrograd spitzt sich die Lage zu und die Revolution bricht aus. Für Anki und Robert eine gefährliche Situation. Gemeinsam mit den vier Chabenski Mädchen der Füstenfamilie versuchen sie Russland in Richtung Berlin zu verlassen. Doch auf der Flucht werden sie getrennt....
Auch Demy hat in Berlin immer mehr Schwierigkeiten über die Runden zu kommen. Mit den Meindorffs geht es geschäfltlich bergab, die Lebensmittel werden immer knapper und die Menschen sind kriegsmüde. Das Haus der Meindorffs ist voll von Hilfesuchenden und Demy stößt langsam an ihre körperlichen Grenzen. Als sie schwer erkrankt und um Leben und Tod kämpft, erkennen die Menschen in ihrem Umkreis erst, wie viel Demy eigentlich leistet und dass sie eigentlich der Mittelpunkt in der Meindorff-Villa geworden ist. Das Verhältnis zu Philippe ist noch immer schwierig und ihre beiden jüngeren Geschwister Rika und Feddo machen ebenfalls Probleme. Hannes kämpft noch immer an der Westfront und Edith geht ganz in hrem Beruf als Krankenschwester im Lazarett in Belgien auf. In der Zwischenzeit heckt Karl Roth einen teuflischen Plan aus....

Die Kapitel werden diesmal abwechselnd aus Berlin und St.Petersburg erzählt, zum Ende hin auch aus Belgien. Als Leser weiß man, dass der Krieg sich dem Ende naht und so findet man viele Leidensgeschichten noch sinnloser. Besonders die Revolution in Petrograd und eine ebenso befürchtete in Berlin, führen uns die Sinnlosigkeit des Krieges noch mehr vor Augen. Die politischen Unruhen und die Frauenrechtskämpfe, bei denen wir Lieselotte wieder begegnen, zeigen den Wandel der Zeitgeschichte deutlich. Zu Herzen ging mir die Geschichte von Hannes und Edith. Hier kann ich leider nicht mehr dazu verraten ohne zu spoilern.

Elisabeth Büchle hat wie auch in den Vorgängerbänden die politischen Ereignisse hervorragend recherchiert und ihr ist es in allen drei Büchern großartig gelungen die Stimmung der damaligen Zeit zu reflektieren.
Trotzdem konnte mich diesmal der Abschlussteil der Trilogie nicht mehr ganz so fesseln, wie Band 1 und 2. Manche Ereignisse fand ich zu glatt, manche zu wenig spektakulär. Die Beziehung zwischen Demy und Philippe fand ich anfangs sehr steif und gab mir erst zum Ende hin das richtige Gefühl.
Der Abschluss bereitet dem Leser ein versöhnliches Ende für viele der liebgewonnenen Figuren, jedoch mussten wir von einigen im Laufe der Trilogie auch Abschied nehmen. Insgesamt fand ich diese Trilogie als Ganzes aber wunderbar zu lesen und deswegen habe ich beim Abschlussband noch ein Auge zugedrückt und statt der vorher bereits vergebenen 3 1/2 Sterne auf 4 aufgerundet.

Charaktere und Weiterwentwicklung:
(von Band 1 bis 3)
Die Charaktere unserer Protagonisten haben sich über die Kriegsjahre sehr weiterentwickelt. Aus dem Herzensbrecher Philippe wurde ein verantwortungsbewusster Mann, Hannes gewinnt an Stärke und Mut, Albert blieb ein bisschen blass, wird aber im letzten Band ein draufgängerischer junger Mann, der Philippe glühend verehrt. Nur Joseph bleibt weiterhin stur, kalt und eingebildet und auch der alte Meindorff bleibt nach außen hin der gefühlskalte und am Ende einsame kranke Mann, der jedoch ein bisschen Herz zeigt....wenn auch im Verborgenen.
Am meisten hat sich aber Demy in diesen drei Bänden verändert. Von einem jungen und ungestümten Mädchen, das sich im fremden Berlin unsagbar einsam fühlte, ist sie zu einer verantwortungsvollen Frau mit einem großen Herzen geworden. Sie sieht in jedem Menschen das Gute und hilft, wo sie kann.
Tilla blieb mir in dieser Reihe als Einzige der van Campens viel zu blass und Rika scheint einen ähnlichen Dickkopf wie Demy zu haben. Sie scheint erst in Band 3 wirklich auf und hinterlässt ebenfalls nicht viele Spuren. Da sie aber in Band 1 und 2 noch ein Kind war und in Holland lebte, kann ich hier ein Auge zurdürcken. Anki's Leben, das mit ihrer Position als Kindermädchen am Fürstenhof weitaus besser als Demy's begann, muss ebenfalls viel Leid erleben und liebt ihre Schützlinge wie ihre eigenen Töchter. Sie empfand ich als sehr liebevoll und sympathisch. Edith wächst im Beruf über sich hinaus, verliert aber durch einen Vorfall im letzten Band ihren Glauben an Hannes.

Schreibstil:
Elisabeth Büchles Scheibstil ist lebendig und einfühlsam. Die Atmosphäre dieser Zeitepoche wurde von der Autorin wunderbar widergegeben. Diese Trilogie ist großes Kino, die Charaktere lebendig und authentisch.
Der Wechsel der Schauplätze wird am Beginn des jeweiligen Kapitels angezeigt, ebenso Monat und Jahr.
in einem Vorwort erklärt die Autorin die prekäre Lage Russlands zu Beginn des Jahres 1917, dem Umsturz von Zarenreich zur später entstehenden sowjetischen Sozialistischen Republik. Am Anfang des Buches befindet sich ein Glossar über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

Fazit:
Der Abschlussband konnte mich nicht so fesseln, wie die Vorgängerbände. Trotzdem kann ich die Meindorff-Trilogie allen Liebhabern von Familiensagen und historischen Romanen empfehlen. Großartig recherchiert und eine wunderbar aufgebaute Familiengeschichte, die auf jeden Fall im Gedächtnis haften bleibt.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Das Leben macht oft eigene Pläne

Seit du bei mir bist
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Bewertung: 3 1/2

Unüblich für einen Sparks Roman ist der sehr langsame Einstieg, der leider der Geschichte anfangs ziemlich die Spannung nimmt. Jedoch weiß man am Ende, dass die Vorstellung der Charaktere ...

Bewertung: 3 1/2

Unüblich für einen Sparks Roman ist der sehr langsame Einstieg, der leider der Geschichte anfangs ziemlich die Spannung nimmt. Jedoch weiß man am Ende, dass die Vorstellung der Charaktere und das Begleiten von Russel durch seinen Alltag einfach dazu gehören muss. Vielleicht hätte der Autor dies etwas abkürzen können....

Das Verfolgen von Russels Alltag und wie seine Ehe langsam auseinander bricht, ist manchmal für den Leser etwas langatmig. Es geht darum, dass Russels Frau Vivian nach ihrer gewollten Elternzeit wieder zu arbeiten beginnt, als Russel sich gerade selbstständig gemacht hat. Nicht gerade ein günstiger Zeitpunkt. Russel hat nun für die fünfjährige London zu sorgen, wobei es anfangs ziemlich chaotisch zugeht. Jede Mutter weiß, wie einfach sich ihre Ehemänner oft den Alltag mit einem Kind vorstellen und total überfordert sind, wenn sie plötzlich diese Aufgabe übernehmen müssen. Genauso ergeht es Russel. Noch dazu ist er gerade im Begriff seine Firma aufzubauen, die eher schlecht als recht anläuft. Das gibt ihm allerdings mehr Zeit für London und zwischen den Beiden entsteht ein tiefes Band, während sich Vivian immer weiter von ihrer Familie entfernt.

Vivian ist eine sehr Ich-bezogene und unsympathische Frau. Nicht weil sie wieder arbeiten gehen möchte, sondern sie behandelt Russel einfach wie einen Abstreifer. Noch dazu hat sie sich längst von ihm entfernt. Sie ändert täglich ihre Meinung, ist intrigant und hinterhältig.
Russel ist ein netter Mann, romantisch und weich...zu weich. Im Umgang mit seiner Tochter ist er liebevoll und geduldig. Er liebt die Harmonie und will jedem alles recht machen. Er denkt viel, doch handelt nicht. Mit der Zeit beginnt man sich zu fragen, ob Russel jemals aufwacht. Als er beginnt sich Gedanken zu machen und Dinge zu hinterfragen, ist es fast zu spät, denn Vivian hat bereits die Scheidung eingereicht und will das Sorgerecht für London.

In diesem Roman begleiten wir eine normale Familie durch ihren Alltag. Hier geht es einfach ums Leben und dass man zwar Pläne machen kann, aber das Leben sich nicht an diese Pläne hält. Wie sagte John Lennon so passend....."Life is what happens, while you are busy making other plans"

Natürlich wird hier auch nicht mit Klischee gespart. Ich mag es nicht sonderlich, wenn Männer, die Kinderbetreuung und Haushalt machen, als Übermänner bezeichnet werden, während Hausfrauen und Mütter für dieselbe Arbeit oft nur belächelt werden. Auch ist eine arbeitende Frau keine Rabenmutter! In Sparks Roman fällt es aber unheimlich schwer Vivian auch nur ein bisschen sympathisch zu finden.
Die Familie wird in diesem Roman großgeschrieben. Der Leser lernt Russels Eltern und seine Schwester Marge kennen, mit der ihm ein ganz besonders Band verbindet. Marge ist unheimlich sympathisch und hat viel, was Russel fehlt: Durchsetzungsvermögen und Spontanität. Die Beiden haben seit ihrer Kindheit eine sehr enge Beziehung. Gut gefunden habe ich, dass der Autor hier das Thema Frauenliebe aufgegriffen hat, denn Marge ist lesbisch. Ihre Lebensgefährtin Liz ist Psychologin und ebenfalls ein wunderbarer Charakter.

Als Sparks Leser hat man das Gefühl, dass die erste Hälfte des Romans eher untypisch für den Autor ist. In einer Rezension habe ich gelesen, dass die Leserin meinte, er hätte hier wohl seine eigene Scheidung verarbeiten müssen. Dem kann ich bedingt zustimmen. Doch die zweite Hälfte hat dann wieder ganz die Handschrift von Nicholas Sparks und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Mit einem Kloß im Hals habe ich den Roman zugeklappt und warte nun sehnsüchtig auf das nächste Buch des Autors.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es einen kurzen Rückblick in Russels Vergangenheit. Die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt.

Fazit:
"Seit du bei mir bist" gehört nicht unbedingt zu Nicholas Sparks besten Büchern und die erste Hälfte gestaltet sich ein bisschen zäh. Doch ab der zweiten Hälfte läuft der Autor wieder zur Höchstform auf und liefert genau das ab, was wir Fans uns von ihm wünschen. Achtung: Taschentücher bereit halten!

Veröffentlicht am 27.05.2017

Der Hochzeitsring

Glückssterne
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Der turbulente und humorvolle Roman von Claudia Winter erzählt die Geschichte von Josefine Sonnenthal, einer jungen und erfolgreichen Anwältin. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Kollegen Justus, ...

Der turbulente und humorvolle Roman von Claudia Winter erzählt die Geschichte von Josefine Sonnenthal, einer jungen und erfolgreichen Anwältin. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Kollegen Justus, dem nach der Eheschließung die Beteiligung an der Kanzlei prophezeit wird. In Josefines Familie gibt es einen ganz speziellen Ring, der den Frauen aus der Familie Glück bringen soll. Alle Ehen, bei denen die Braut dieses Erbstück nicht getragen hat, sind in die Brüche gegangen. Während der Hochzeitsvorbereitungen erfährt Josefine, dass ihre Cousine Charlie, das schwarze Schaf der Familie, mit einem schottischen Musiker durchgebrannt ist - im Gepäck das Schmuckstück. Daraufhin entzieht ihre abergläubische Großmutter Josefine den Ehesegen. Wutentbrannt reist sie ihrer Cousine hinterher und gerät schon im Flugzeug an den gutaussehenden Schotten Aidan, der immer wieder ihren Weg zu kreuzen scheint....

Nachdem man den Klappentext liest, ahnt man natürlich schon, wie diese Geschichte ausgehen wird. Nichtsdestotrotz sind die vierhundert Seiten bis dahin voller Humor und Herzblut geschrieben. Hier hat man eindeutig einen Wohlfühlroman in den Händen, der gut unterhält und das Herz erwärmt.
Mit Josefine lernt man aber keineswegs eine romantische Protagonistin kennen, sondern eine pragmatisch veranlagte junge Frau, die ihr Leben gerne plant und in geordneten Bahnen lebt. Da kommt ihr die kurz vor der Hochzeit ungeplante Reise nach Schottland alles andere als gelegen. Mit Überraschungen kann die manchmal auch tollpatschige Josie nur schwer umgehen, doch kaum angekommen wartet bereits die Erste auf sie. Im Hotel, das sie gebucht hat, erwarten sie ihre Großtanten Lieselotte und Brigitte, kurz genannt Li und Bri, die sie auf ihrer Reise begleiten wollen. Die 73jährigen Zwillingsschwestern sind unzertrennlich und trotzdem total verschieden. Die Neckereien und Reibereien der Beiden mischen das Leben von Josie und in der Folge auch den Roman gehörig auf. Sie bringen Schwung in die Geschichte und beweisen, dass man auch im hohen Alter noch jede Menge Spaß haben kann.
Mit Josefine hatte ich anfangs kleine Schwierigkeiten, denn sie ist so überhaupt kein spontaner Mensch und lebt ihr bereits "vorgefertigtes" Leben. Sie ist eindeutig ein "Kopfmensch" und manchmal kam sie mir wie eine Spaßbremse vor, die jedoch von einer unglücklichen Situationen in die nächste gerät.
Aber auch der gutaussehende und anfangs nervende Schotte, der Josefine immer wieder über den Weg läuft und ihr aus einigen Schwierigkeiten hilft, entpuppt sich langsam als sympathischer Kerl und Retter in der Not, der mehr mit Josefine gemeinsam hat, als die Beiden denken. In einem etwas anderen Roadtrip machen sich Josefine, Aidan, Li und Bri gemeinsam auf und versuchen Charlie und ihren Musiker ausfzuspüren. Diese Reise voller Hindernisse wird für Josefine am Ende eine Reise zu sich selbst.

Die sympathischen Charaktere, witzige Dialoge und ein paar überraschende Wendungen ließen mich über ein bisschen viel Klischee und unglaubwürdige Zufälle hinwegsehen. Und am Ende gibt es noch ein paar Rezepte, unter anderem auch die titelgebenden Glückssterne.

Schreibstil:
Claudia Winter hat einen sehr spritzigen Schreibstil, der mit einer Prise Humor gewürzt und mit etwas Romantik vermischt wurde.
Die bildhaften Beschreibungen des Schauplatzes hat die Autorin wunderbar eingefangen, auch wenn der sprichwörtliche Dauerregen in den schottischen Highlands normaler Weise eine trübe Stimmung aufkommen hätte lassen können. Trotzdem war die Beschreibung der Handlungsorte perfekt.

Fazit:
Ein witzig-spritziger Wohlfühlroman mit bildhaften Beschreibungen aus Schottland. Etwas vorhersehbar und klischeehaft, aber für einen lauen Leseabend auf der Terrasse, kombiniert mit einem Schuss schottischen Whisky perfekt. Zum Abtauchen und Träumen.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Von Geheimnissen, Verlust und Verrat

Seelendunkel
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Der Klappentext zu diesem Psychothriller hat mich wahrlich angesprochen und deshalb freute ich mich umso mehr, als ich dieses Buch in meiner Bücherei entdeckt habe. Die Autorin ist mir noch unbekannt und ...

Der Klappentext zu diesem Psychothriller hat mich wahrlich angesprochen und deshalb freute ich mich umso mehr, als ich dieses Buch in meiner Bücherei entdeckt habe. Die Autorin ist mir noch unbekannt und so ging ich gänzlich unvoreingenommen an den Roman heran.

Die Geschichte startet rasant mit dem Verschwinden der 3-jährigen Sophie. Jill Lassiter, die Mutter des Mädchens, hat sie nur kurz aus den Augen gelassen, um einer anderen Frau zu helfen. Nachdem die Polizei gerufen wird, taucht Sophie jedoch wieder auf. Alle sind froh und glücklich, dass das kleine Mädchen wieder gesund und munter zurückgekommen ist, nur ihre Mutter bleibt wachsam. Und trotzdem geschehen in den darauffolgenden Wochen einige ungewöhnliche Dinge im Lassiterhaus: umgeschmissene Blumentöpfe, offene Fenster oder durchwühlte Schränke - Dinge, die man bemerkt, aber eher abtut und an sich selbst zweifelt. Doch es gibt eine Person, die auf Rache sinnt und diese hat bereits eine Möglichkeit gefunden, sich Zutritt zum Haus zu verschaffen....und sie ist geduldig. Drei Monate nach dem ersten Verschwinden liegt die kleine Sophie plötzlich nicht in ihrem Bettchen, als sie ihre Mutter frühmorgens aufwecken möchte. Das ist der Beginn eines Alptraumes.....

Nach diesem dramatischen Einstieg lässt die Spannung allerdings ziemlich nach, jedoch benötigt der Leser diesen Abschnitt, um die Personen näher kennenzulernen. Die Autorin geht dabei besonders auf die Gefühle und Emotionen der Eltern ein und auf die darauffolgenden Spannungen und Schuldzuweisungen. Die sehr einseitige Ermittlung der Polizei, die sich eindeutig auf das Elternpaar fokusiert und die nicht besonders geglückte Pressekonferenz tun das Übrige. Die Lassiters werden auf Schritt und tritt von den Medien verfolgt und von den Menschen in ihrem Umfeld verurteilt. Der Fokus beginnt sich mit der Zeit immer mehr auf Jill zu richten, die durch ihre eher kühl wirkende Art nicht die Herzen der Zuschauer und der Ermittler gewinnt.
Die Emotionen und Gefühle, die vorallem die Mutter durchmachen muss, sind hervorragend und sehr bewegend geschildert. Ehrliche Gefdanken über Erziehung und Ehe, sowie den Schmerz des Verlustes und des Verrates werden so real und intensiv beschrieben, dass mich der Thriller in seinen Bann hielt.
Generell lebt die Geschichte von den unterschwelligen Gefühlen, Vorwürfen, Geheimnissen und Vorurteilen. Die Autorin zeigt auf, wie schnell wir mit einer vorgefertigten Meinung bei der Hand sind und Menschen verurteilen, die wir kaum kennen. Viel zu selten hinterfragen wir Dinge und nehmen sie als gegeben hin.

Obwohl man schon sehr früh weiß, wer hinter der Entführung steckt, (was doch einige Leser sehr gestört hat, wie ich aus einigen Rezensionen herauslesen konnte) erfährt man erst nach und nach die Hintergründe dazu. Und man lernt auch diese Person und ihre Art zu denken besser kennen. Hier hat der Leser den Vorteil, denn die Polizei und die Eltern tappen völlig im Dunkeln.
Ab der Hälfte des Buches beginnt der Spannungsbogen wieder kontinuierlich anzusteigen. Die Autorin hat einige überraschende Wendungen eingebaut, die mich an den Seiten kleben ließen. Mit einem runden Abschluss undeinem schlüssigen Ende klappte ich das Buch zufrieden zu.

Schreibstil:
Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil, der sich besonders durch die grandios beschrieben Emotionen der Charaktere hervorhebt. In abwechselnden Handlungssträngen, die tief in das Seelenleben der drei Hauptprotagonisten blicken lassen, erleben wir ein Auf und Ab an Gefühlen.

Cover:
Die englischsprachigen Cover sagen mehr über den Inhalt aus, als das deutsche, trotzdem spricht es mich mehr an.
Von den beiden Originalcover (links Taschenbuch, rechts Hardcover) gefällt mir eindeutig das linke Cover besser als das rechte, da es auch für ein anderes Genre passend wäre. Das linke Bild, das durch das Abwenden und "weggehen" von Mutter und Tochter eher mit dem Inhalt zu identifizieren ist, spricht mich hier eindeutig mehr an.

Fazit:
Mir hat dieser Thriller, obwohl man den Täter sehr früh weiß, was auch beabsichtigt ist, sehr gut gefallen. Denn hier spielen vorallen die Emotionen und Geheimnisse, die alle Beteiligten haben, eine große Rolle und lassen die Spannung ansteigen. Einige überraschende Wendungen und ein schlüssiges Ende runden diesen Thriller perfekt ab.