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Veröffentlicht am 29.05.2022

Witzig, spritzig, unterhaltsam

Affenhitze (Ein Kluftinger-Krimi 12)
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Der zwölfte Kluftinger schon und doch ist „Affenhitze“ mein erster. Das ungekürzte Hörbuch von Hörbuch Hamburg haben mir die beiden Autoren vorgelesen, unterstützt von Martin Umbach, der mir als Schauspieler ...

Der zwölfte Kluftinger schon und doch ist „Affenhitze“ mein erster. Das ungekürzte Hörbuch von Hörbuch Hamburg haben mir die beiden Autoren vorgelesen, unterstützt von Martin Umbach, der mir als Schauspieler und Synchronsprecher ein Begriff ist.

Die Wiege der Menschheit liegt im Allgäu – zumindest will das Professor Brunner herausgefunden haben, als Beweis dient ihm das Skelett des Uhrzeitaffens Udo. Und nun, während einer Feierstunde, bei der sich auch Bayerns Ministerpräsident die Ehre gibt, werden Brunners Überreste gefunden. Kluftinger und seine Kollegen von der Kripo Kempten ermitteln. Dabei sind sie nicht nur einer zwielichtigen Kommune auf der Spur, an Verdächtigen mangelt es beileibe nicht.

Der Kluftinger ist schon ne Marke, ein etwas chaotischer Umstandskramer, der dem Fortschritt immer ein wenig hinterherhinkt, dies aber nicht zugeben will. Er weiß sich schon zu helfen, auch wenn er ob seiner tollpatschigen Art immer ein wenig unbedarft wirkt. Es gibt genug Szenen, in denen ich erst mal so richtig ablachen musste, um dann weiterzuhören. Wenn der Kluftinger beim Italiener bestellt, dann wird auch was geliefert, auch wenns nicht gerade das ist, was die Familie eigentlich möchte. Aber so eng darf man das nicht sehen, schließlich will er für jeden nur das Beste.

Es sind diese alltäglichen Kleinigkeiten, die jeder mehr oder weniger gut bewältigt und unser Held ist stets bemüht, auch ist er jetzt endlich in den sozialen Medien angekommen und klopft sich symbolisch selber auf die Schultern, dass er so schnell den absoluten Durchblick hat. Wie nebenher hilft er auch noch seiner Frau, genug Brauchbares für den Flohmarkt ranzuschaffen.

Es passiert eine ganze Menge, sowohl im privaten Umfeld als auch den Fall betreffend. Dass seine Enkelin nun ein Kindermädchen hat, passt Kluftinger ganz und gar nicht. Also wird diese observiert, schließlich und endlich ist er die Polizei und kennt sich in Sachen verdeckte Ermittlung aus.

Das Hörbuch habe ich sofort gemocht, die beiden Autoren vermitteln das Gefühl, direkt dabei zu sein. Sie sind schlichtweg ne Wucht! Bestens unterstützt von dem sehr erfahrenen Sprecher Martin Umbach. Auch wenn kein Klischee ausgelassen wird, so ist die ganze „Affenhitze“ amüsant und urkomisch. Auch kommt der eigentliche Fall nicht zu kurz, an der Aufklärung wird kontinuierlich gearbeitet und schrittweise kommen sie voran. Dem Kluftinger macht keiner so schnell was vor. Der zwölfte seiner Art hat mich für ihn eingenommen, ich möchte unbedingt mehr davon, es gibt schließlich elf Vorgängerbände, die mir bestimmt – so wie dieser hier – vergnügliche Stunden bescheren werden.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Spannung bis zum Schluss

Kalte Blüten
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Der zweite Fall für die deutsch-französische Kommissarin Marie Mercier ist gelöst. Es heißt für mich nun Abschied nehmen von all den kulinarischen Genüssen und der zauberhaften Landschaft, die Julie Dubois ...

Der zweite Fall für die deutsch-französische Kommissarin Marie Mercier ist gelöst. Es heißt für mich nun Abschied nehmen von all den kulinarischen Genüssen und der zauberhaften Landschaft, die Julie Dubois so einladend beschreibt.

Unter einem Walnussbaum werden ein Schädel und kurz darauf der ganze Leichnam gefunden. Eine Ölmühle sollte hier, auf dem Grundstück der Familie Bartes, neu gebaut werden. Marie, die erst vor kurzem aus Paris zurück in ihre Heimat gezogen ist und das für diesen Fall zuständige Kommissariat leitet, ermittelt. Nicht jeder ist davon begeistert, sie stößt auf viel Widerstand.

„Kalte Blüten“ ist ein eher unblutiger, aber durchaus fesselnder Krimi. Marie hat das Haus geerbt, in dem sie mit Leonie, ihrer rüstigen Großtante, in einer WG lebt nach der Devise leben und leben lassen - zwei sehr sympathische Charaktere. Leonie bekocht sie mit regionalen Köstlichkeiten, da möchte man direkt mit am Tisch sitzen.

Der Fall ist undurchsichtig, so mancher Typ nicht gerade vertrauenerweckend. Auch die Familie Barthes ist keine Vorzeigefamilie, sie sind sich untereinander nicht gerade wohlgesonnen. Was ist passiert damals, als das Unglück geschah? Oder war es Mord? Man rätselt und hat bald Verdächtige, um dann doch wieder zu zweifeln. So manch dunkles Geheimnis kommt zum Vorschein aber alle schweigen sie. So einiges ist passiert und gegen Ende kommt nochmal richtig Schwung in die Sache.

Die Spannung ist immer da, auch wenn es zwischendurch eher gemächlich zugeht. So manche Passage hat mich des Öfteren schmunzeln lassen - ein liebens- und lesenswerter Krimi mit viel Charme und immer feinen Gerüchen in der Nase. „Kalte Blüten“ fesselt bis zum Schluss – ich freue mich schon auf den nächsten Fall, der hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Großartig erzählt

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen
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Das abwechslungsreiche Leben des Barnaba Carbonaro oder „eine deutsch-italienische Familiengeschichte über die Suche nach dem großen Glück“.

Über drei Generationen lerne ich die Familie Carbonaro kennen, ...

Das abwechslungsreiche Leben des Barnaba Carbonaro oder „eine deutsch-italienische Familiengeschichte über die Suche nach dem großen Glück“.

Über drei Generationen lerne ich die Familie Carbonaro kennen, allen voran den Patriarchen. Um ihn geht es, um seine großen Träume, seinen unbedingten Willen trotz widriger Umstände etwas aus seinem Leben zu machen. Sie sind arm, schon bald muss der kleine Barnaba mit anpacken, jede Lira wird gebraucht. Zum Lernen ist da kein Platz, lesen wird immer ein Problem bleiben und doch gibt er nie auf, seine hochtrabenden Pläne wollen erreicht werden. Die Zahlen haben es ihm angetan, er kann sie sehen, spüren, schmecken – hier macht ihm keiner was vor.

Mario Giordano ist eine anrührende und warmherzige Geschichte gelungen. Seinen Erzählstil kennt man von den Tante Poldi-Büchern, er beschreibt die Lebensgeschichte eines Sizilianers, der zuweilen ein wenig schlitzohrig daherkommt. Ihm wird nichts geschenkt, er will das aber auch gar nicht. Von ganz unten fängt er an, lernt alles über die Zitrusfrüchte und schafft sich mit dem Export nach Deutschland ein gutes Auskommen.

Abwechselnd sind wir auf Sizilien im Gestern und in München um 1960. Als alter Mann kehrt er hierher zurück, seine Kinder und Enkel leben hier. Beide Erzählstränge habe ich gerne verfolgt, auf Sizilien war ich noch ein Stückchen lieber.

Um Barnaba Carbonaro, dem Urgroßvater des Autors, rankt sich „Terra di Sicilia“. Ein Produkt der Fantasie ist dieser Roman, hie und da historisch verwurzelt – so lese ich die letzten Zeilen dieser großartigen Familiengeschichte. Ein unterhaltsamer Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Eine berührende Sommergeschichte, ein Hörerlebnis

Ein unendlich kurzer Sommer
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Vor was läuft Lale davon? Gustavs Campingplatz kommt ihr gerade recht, hier gibt es viel zu tun. Auch wenn ihr Aktionismus nicht unbedingt das ist, was Gustav hier haben möchte, so lässt er sie doch gewähren. ...

Vor was läuft Lale davon? Gustavs Campingplatz kommt ihr gerade recht, hier gibt es viel zu tun. Auch wenn ihr Aktionismus nicht unbedingt das ist, was Gustav hier haben möchte, so lässt er sie doch gewähren. Und dann kommt Christophe – ist er der erste Gast der Saison?

Es „menschelt“ oder anders ausgedrückt – eine unendlich traurig-schöne Geschichte, direkt aus dem Leben gegriffen. Bald bin ich mit ihnen im Campingplatz, meine sie alle schon ein wenig zu kennen. Ja, ihre Fassade ist da, dahinter blicke ich erst später. So nach und nach werden Details aus ihrem Leben bekannt, alles wohl dosiert. Gustav als mürrisches Bindeglied zwischen den beiden Protagonisten, deren Kennenlernen so federleicht daherkommt. Dass sie alle Wunden haben, das Schicksal es beileibe nicht nur gut gemeint hat, erahnt man, je weiter die Story voranschreitet.

Es ist alles dabei, was das Leben ausmacht. Von der Liebe in ihrer Vielfalt ist zu hören, auch Hoffnung und dazwischen Hoffnungslosigkeit, aber auch dieses Gefühl gehört nun mal dazu. Vertrauen und Verrat, Tod und Trauer, all das und noch viel mehr macht diesen „unendlich kurzen Sommer“ aus. "Über das Ankommen, Loslassen und Neubeginnen" schreibt Kristina Pfister. Ich mag ihre Geschichte sehr.

Vanida Karun hat für Argon-Hörbuch diese Sommergeschichte gelesen, sie ist eine versierte Hörbuchinterpretin. Schon von Kindesbeinen an waren Hörbücher ihr Metier, man merkt ihr die Leidenschaft an.

Ein Buch, das berührt. Humorvoll, lebendig, voller Leben, auch in den ernsten Momenten. Als Hörbuch ein besonderes Erlebnis. Es kommt still und leise und ist doch so gewaltig. Perfekt nicht nur als Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Spannender Umwelt-Thriller

Schmelzpunkt
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Und wieder ist es Wolf Harlander gelungen, ein Thema unserer Zeit in einen packenden Thriller zu verpacken. Das ewige Eis bricht – das Cover lässt Schlimmes ahnen. Während es in der Arktis frühlingshaft ...

Und wieder ist es Wolf Harlander gelungen, ein Thema unserer Zeit in einen packenden Thriller zu verpacken. Das ewige Eis bricht – das Cover lässt Schlimmes ahnen. Während es in der Arktis frühlingshaft warm ist, frieren sie in Berlin. Das Wetter schlägt Kapriolen, es wird immer schlimmer, es gibt kein Zurück.

Eine Gruppe Touristen führt der junge Inuk Nanoq über das Eis, sie wollen Eisbären sehen, glauben sich im Disneyland. Schließlich haben sie für diesen Trip bezahlt, also sollte auch was geboten sein. Schöne Fotos wollen sie schießen, Sicherheit ist eher Nebensache.

Als Nanoq eine große Anzahl toter Fische findet, kommt es auch der deutschen Wissenschaftlerin Hanna Jordan nicht geheuer vor. Jedoch sind die verendeten Fische spurlos verschwunden, Hanna und Nanoq geraten immer wieder an ihre Grenzen. Zeitgleich sind die beiden BND-Agenten Nelson und Diana inkognito unterwegs, um mysteriösen Zwischenfällen auf die Spur zu kommen.

Der Klimawandel ist eines der brennendsten Probleme unserer Zeit. Es geht um Profit, um die unbändige Gier nach der Vorherrschaft, nach ungeteilter Macht, wir erleben dies täglich in all seinen erschreckenden Ausmaßen. Das Eis gibt nicht nur Bodenschätze frei, die Begehrlichkeiten wecken und wer der Erste ist, bekommt das größte Stück vom Kuchen ab. Auch Umweltsünden von erschreckendem Ausmaß zeigen leider einen allzu realistischen Aspekt auf.

Wolf Harlander hat gut recherchiert. Er verpackt seinen Umwelt-Thriller in Zwischenmenschliches, hat die hierfür perfekten Charaktere geschaffen. Aus Sicht eines Einheimischen, der von Kindesbeinen an weiß, wie er die Natur lesen muss. Der wissenschaftliche Faktor wird mit Hanna perfekt und spannend abgedeckt und die beiden vom BND sind sehr einflussreichen Mächten auf der Spur.

Wie schon in „Systemfehler“ und „42 Grad“ beschreibt Wolf Harlander in seinem „Schmelzpunkt“ ein nüchtern objektives, ja illusionsloses Szenario vor der beeindruckenden Kulisse Grönlands sehr mitreißend und spannend. Der Autor versteht es, seine Leser informativ zu fesseln. Kurzum: Sehr lesenswert!

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