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Veröffentlicht am 04.07.2017

Guter Auftakt mit leichten Schwächen

Wyvern
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Tarik und sein kleiner Bruder Quirin hatten es bis jetzt nicht leicht im Leben. Ihre Schwester wurde bei einer ihrer Einsätze als Jägerin von einem Wyvern getötet und ihr Vater starb beim Kampf gegen einen ...

Tarik und sein kleiner Bruder Quirin hatten es bis jetzt nicht leicht im Leben. Ihre Schwester wurde bei einer ihrer Einsätze als Jägerin von einem Wyvern getötet und ihr Vater starb beim Kampf gegen einen Reiter. Gerade der Tod des Vaters macht das Leben besonders schwer für die zwei, da er sich weigerte den Reiter zu töten und seither als Verräter und Feigling gilt. Doch Tarik setzt alles daran, dass ihr Leben besser wird und er den Namen seines Vater reinwaschen kann. Dieses Jahr soll es endlich klappen, dass er zur Jäger Prüfung zugelassen wird, nach dem in die Kommission bereits zwei Mal angewiesen hat. Doch Quirins aufmüpfiges und unangepasstes Wesen macht die ganze Sache für Tarik nicht einfacher. Vor allem als Quirin gegen eines der wichtigsten Gesetze Canthars verstößt spitzt sich die Lage zu.
"Das Streben des Jägers" ist der Auftakt zur "Wyvern" Reihe und dies merkt man auch im Laufe des Buches sehr gut. Vor allem der Beschreibung der Welt, der Gesetze und der Personen wird sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Dies erleichtert den Einstieg ungemein und hilft bei der Vorstellung sehr gut, geht dabei aber auf Kosten der Spannung. Über sehr weite Bereiche des Buches plätschert die Handlung eher vor sich hin und dies wird auch noch dadurch verstärkt, dass ab der zweiten Hälfte des Buches noch ein weiterer Handlungsstrang hinzugefügt wird. Dadurch werden neue Personen eingeführt, welche auch ausführlich beschrieben werden müssen. Besonders gestört hat mich an diesem zweiten Handlungsstrang, der sich zwei Barden widmet, dass am Anfang nicht ersichtlich war, wie dies in die Haupthandlung eingeflochten werden soll.
Die Charaktere allen voran natürlich die Brüder Quirin und Tarik sind äußerst sympathisch und durchaus lebensecht beschrieben. Sie kämpfen mit durchaus realen Problemen wie Geldmangel, Armut, Schule, Ausbildung und allgemeinen Geschwisterkonflikten. Dabei sind beide alles andere als perfekt, sondern bestechen eher durch ihre kleine Makel und Fehler. Durch ihre Vielschichtigkeit bekommen sie eine unglaubliche Tiefe und als Leser findet man leicht die eine oder andere Eigenschaft mit der man sich identifizieren kann. Besonders herausragend ist die unglaubliche Willenskraft und Stärke die beide mitbringen. Auch wenn dies an manchen Stellen ein wenig unrealistisch und aufgesetzt wirkt. Obwohl Tarik nur Stöcke zwischen die Beine geworfen wird, gibt er nicht auf, bewundernswert, aber wie gesagt, nicht ganz realistisch.
Die Wyvern, eine spezielle Unterart der Drachen, wurden sehr gut beschrieben, für meinen Geschmack hätte ihnen aber noch deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden können. Ich denke, dass dies aber im zweiten Teil der Fall sein wird.
"Das Streben des Jägers" ist eine durchaus durchdachte Fantasygeschichte, die allerdings auch reale Themen anspricht und von verschiedenen Seiten beleuchtet, wie z.B. das Thema artgerechte Tierhaltung. Hierbei zeigt die Autorin Veronika Serwotka verschiedene Denkweisen auf und versucht dem Leser das Thema ohne erhobenen Zeigefinger zu präsentieren.
Auch wenn ich die fehlende Spannung das Leseerlebnis ein wenig getrübt hat, bin ich trotzdem schon sehr gespannt auf den zweiten Teil.

Veröffentlicht am 04.07.2017

Liebesgeschichte mit Tiefgang

Das Leben fällt, wohin es will
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Die Schwestern Marie und Christine könnten kaum unterschiedlicher sein. Christine ist eine verantwortungsbewusst, ordnungsliebend und durchorganisiert. Denn nur so schafft sie es ihre Kinder und ihren ...

Die Schwestern Marie und Christine könnten kaum unterschiedlicher sein. Christine ist eine verantwortungsbewusst, ordnungsliebend und durchorganisiert. Denn nur so schafft sie es ihre Kinder und ihren Job in der Familienwerft unter einen Hut zu bringen. Marie hingegen ist chaotisch, freiheitsliebend und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Bis Christine schwer erkrankt und Marie einspringen muss. Sowohl zu hause bei den Kindern als auch in der Werft. Gerade letzteres ist ein besonders schwerer Schritt, hat sie doch der Werft und ihrer Leidenschaft fürs Segeln und für Boote schon vor über 10 Jahren den Rücken gekehrt. Doch es hilft alles nichts, Marie muss sich ihrem Schicksal ergeben und versuchen den Platz ihrer Schwester einzunehmen. Doch das ist schwerer als gedacht.

Auf den ersten Blick erscheint "Das Leben fällt wohin es will" wie ein typischer locker leichter Frauen- und Liebesroman. Doch bereits nach wenigen Seiten merkt man, dass sich hier viel mehr versteckt. Einerseits natürlich aufgrund Christines Erkrankung die in all ihren Facetten durchleuchtet wird und andererseits aufgrund der familieneigenen Werft. Yachten und Segelboote sind ein ständiger Begleiter während des Lesens und der eine oder andere Fachbegriff wird verwendet. Dies stellt aber auch für nicht boot-affine Leser kein Problem dar, da Autorin Petra Hülsmann die Begriffe sehr gut erklärt. Wer allerdings mit Booten überhaupt nichts anfangen kann, sollte aber meiner Meinung nach eher die Finger von diesem Buch lassen, da sie schon ein zentrales Thema darstellen.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der jüngeren Schwester Marie. Aufgrund dessen erfährt der Leser auch besonders viel über ihre Gedanken und Gefühle. Man durchlebt Marie die guten und schlechten Zeiten und auch wenn man ihre Handlungsweisen nicht immer gut heißen kann, so kann man sie doch nachvollziehen. Über Christines Gedanken und Gefühle erfährt man hingegen weniger bzw. nur genau so viel wie sie Marie erzählt. Dies finde ich ein wenig schade, da ich zwischendurch wirklich meine Schwierigkeiten mit Christine hatte. Schön wäre gewesen, wenn einzeln Kapitel aus Sicht von Christine erzählt worden wären. Ich kann allerdings nachvollziehen, warum die Autorin dies nicht gemacht hätte. Das Krankheitsthema wäre dadurch noch mehr in den Fokus gerückt und hätte den Eindruck des leichten Frauenromans vollständig zerstört.

Obwohl sich das Ende bereits relativ früh abzeichnet und dadurch die Spannung eher nicht vorhanden ist, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Dies liegt auf der einen Seite an dem sehr angenehmen Schreibstil der Autorin und andererseits daran, dass einige Handlungsstränge bis zum Schluss offen bleiben.
"Das Leben fällt wohin es will" war für mich das erste Buch von Autorin Petra Hülsmann, aber ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte bleiben wird.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Wenn Träume wahr werden

Schlaflos in Manhattan
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Eigentlich ist Paige ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie liebt ihren Job als Eventplanerin und darf dabei noch dazu mit ihren besten Freundinnen Eva und Franky zusammenarbeiten. Außerdem wohnt sie mit ...

Eigentlich ist Paige ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie liebt ihren Job als Eventplanerin und darf dabei noch dazu mit ihren besten Freundinnen Eva und Franky zusammenarbeiten. Außerdem wohnt sie mit den beiden zusammen in ihrer absoluten Traumstadt Manhattan. Doch plötzlich ist alles anders. Die drei Mädels stehen ohne Job da und wissen nicht wie es weitergehen soll. Zurück nach Hause? Undenkbar! Und plötzlich hat Jake, der beste Freund von Paiges Bruder Matt, die rettende Idee. Soll Paige den Schritt ins Ungewisse wirklich wagen?
„Schlaflos in Manhattan“ ist der Auftakt zur 6-teiligen „From Manhattan with Love“ Serie der Autorin Sarah Morgan. Die einzelnen Bücher bauen zwar aufeinander auf, sind aber trotzdem in sich abgeschlossen. Das vorliegende Buch kann ohne Probleme auch als Einzelband gelesen werden. Wenn man allerdings wissen möchte ob auch Eva und Franky ihr Glück finden, sollte man unbedingt die Folgebände lesen.
Ich vermute persönlich, dass die Autorin ein großer Meg Ryan Fan ist. Dies merkt man einerseits am Titel des Buches, andererseits aber daran, dass im Buch immer wieder über die Filme „Harry und Sally“ und den titelgebenden „Schlaflos in Seattle“ gesprochen wird. Und tatsächlich muss ich sagen, dass ich mir die junge Meg Ryan gut in der Rolle der Paige vorstellen könnte. Der gesamte Aufbau und die Handlung des Buches entsprechen einfach einhundert prozentig dem Klischee des Herz-Schmerz-Liebesromans.
Die drei Freundinnen Paige, Eva und Franky sind junge, unabhängige Frauen, die mehr oder weniger fest im Leben stehen und äußerst liebenswert und sympathisch sind. Man merkt, dass sie sich schon ewig kennen und blendend verstehen und dies obwohl sie eigentlich grundverschieden sind. Eva ist die hoffnungslose Romantikerin in der Runde, die an die große Liebe glaubt und von ihrem Ritter auf dem weißen Ross träumt. Franky hingegen hat mit Romantik und Liebe nicht sonderlich viel am Hut und kümmert sich lieber aufopferungsvoll um ihre Pflanzen. Paige stellt für mich ein wenig das Bindeglied zwischen den beiden dar, sie schlichtet die kleinen Streitigkeiten und hält das Dreiergespann zusammen. Sie ist das Organisationstalent und die absolute Perfektionistin. Unterstützt und ergänzt wird das Trio von Paiges Bruder Matt, einem selbstständigen Landschaftsgärtner und seinem besten Freund Jake, einem äußerst erfolgreichem Unternehmer und Womanizer.
Bereits relativ früh ist klar, welche Pärchen Konfiguration sich ergeben wird, auch wenn es bis dorthin natürlich ein langer und steiniger Weg ist. Typisch Frauenroman eben, ohne ein bisschen Drama gibt es kein Happy End. Die Stimmung ist aber nicht nur kitschig romantisch, sondern teilweise auch sehr sinnlich aufgeladen und die eine oder andere erotische Szene wird auch eingestreut. Dies wurde allerdings wirklich sehr dezent von der Autorin vorgenommen, so dass es an keiner Stelle plump oder unpassend wirkt.
Neben den Irrungen und Wirrungen der Herzen gibt es aber noch ein paar andere Handlungsstränge. Einerseits werden die Vergangenheiten der Protagonisten teilweise sehr ausführlich thematisiert und man merkt schnell, dass es keiner von ihnen bis jetzt sonderlich leicht in seinem Leben hatte. Besonders die Vergangenheit von Jake und Paige, die eigentlichen Stars des Buches, wird sehr ausführlich beschrieben. Hierbei meine ich sowohl die eigene, als auch die gemeinsame. Mir haben diese Rückblicke sehr gut gefallen, da man dadurch ein besseres Verständnis für die Charaktere bekommt und sie deutlich an Tiefe gewonnen haben. Andererseits spielt auch das Berufsleben der Protagonisten eine sehr wichtige Rolle. Auch dies hat meinen Geschmack getroffen, da sich das Buch dadurch ein wenig von der klassischen, kitschigen Liebesschnulze entfernt hat.
Am meisten begeistern konnten mich aber die detailreichen Beschreibungen der Stadt New York und der Umgebung. Gerade diese Szenen haben einen unglaublichen Zauber ausgestrahlt und erinnerten mich an die Bilder aus „Sex and the City“ und an Woody Allen Filme.
„Schlaflos in Manhattan“ ist an vielen Stellen eine Spur zu vorhersehbar und kitschig, aber für mich dennoch wieder mal ein sehr guter Vertreter des Liebesroman Genres. Ein Buch zum Augen schließen und träumen: Vom Big Apple und der großen Liebe.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Die etwas andere Familiengeschichte

Rechne immer mit dem Schlimmsten
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Mit der großen Hoffnung im Gepäck, dass in Schweden alles besser wird, wandert der Finne Matti Aalto mit seiner Familie dorthin aus. Der Neubeginn startet holprig und ein Todesfall in der Familie macht ...

Mit der großen Hoffnung im Gepäck, dass in Schweden alles besser wird, wandert der Finne Matti Aalto mit seiner Familie dorthin aus. Der Neubeginn startet holprig und ein Todesfall in der Familie macht die ganze Sache nicht einfacher. Doch mit der Zeit scheint alles besser zu werden. Matti ist sehr erfolgreich mit seiner Raubtierinsekten-Zucht und verkauft diese als Schädlingsbekämpfung. Aber Matti weiß, dass es nicht immer so schön bleiben wird und rechnet wie immer mit dem Schlimmsten. Und schon bald soll er Recht haben, denn trotz seiner außergewöhnlichen Erziehungsmethoden scheinen die Kinder völlig motivationslos und unbegabt zu sein. Matti setzt alles daran seine Kinder wieder auf die Spur zu bringen und einen würdigen Nachfolger für sein Geschäft zu finden. Doch die Zeit läuft im davon.
„Rechne immer mit dem Schlimmsten“ ist der erste Roman des Finnen Petteri Nuottimäki, der wie auch seine Hauptperson Matti Aalto, in Schweden aufgewachsen ist. Diese Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr, denn der Autor hat sich bei diesem Buch von realen Begebenheiten inspirieren lassen.
Das Buch zeichnet sich durch einen etwas ungewöhnlichen Erzählstil aus. Generell wird die Geschichte von einem außenstehenden Dritten erzählt, dennoch hat man an manchen Stellen, dass Gefühl, dass der Erzähler ein Teil der Familie oder ein sehr enger Freund sein muss. Trotzdem werden immer wieder Lücken offenbart, in denen der Erzähler zu gibt, dass er eigentlich nicht so genau weiß was eigentlich passiert ist und das eben beschriebene wahr sein kann oder eben auch nicht. Unterstrichen wird das Ganze noch durch eine Reihe von Fußnoten, die einerseits zur Begriffserklärung dienen, was vor allem bei den Kriegsepisoden sehr hilfreich ist, andererseits aber auch um zusätzliche kleine Anekdoten zu erzählen. Ein wenig wird dadurch der Lesefluss unterbrochen, für mich war dies aber nicht weiter störend, da ich schlimmeres gewöhnt bin, z.B. aus „Schrecklich amüsant aber in Zukunft ohne mich“ von David Foster Wallace.
Auch wenn der Klappentext eine normale Familiengeschichte vermuten lässt, ist diese Geschichte sowie auch die Familie alles andere als normal. Die einzelnen Episoden die erzählt werden übertreffen sich an Absurdität und Skurrilität und dies trifft auch auf die Familienmitglieder zu. Hin und wieder bleibt einem als Leser nichts anderes übrig als den Kopf zu schütteln, zu staunen oder lauthals zu lachen. Zu meiner großen Verwunderung kann ich auch nach Abschluss des Buches keinen der Charaktere als liebenswert oder besonders sympathisch beschreiben. Trotzdem hat mich die Geschichte gefesselt und ich wollte wissen wie es Matti, seiner Frau Beata und seinen Kinder Raimo, Risto, Elina und Antti ergeht.
Der Einstieg in das Buch selbst ist mir persönlich äußerst schwer gefallen. Dies lag vor allem an dem gewöhnungsbedürftigen Erzählstil, aber auch an den Kriegsgeschichten von Matti. Im Nachhinein kann ich nicht mit Sicherheit sagen, an welcher Stelle genau der Punkt kam an dem ich Feuer und Flamme für die Geschichte wurde, aber von Kapitel zu Kapitel hat sie mir immer besser gefallen. An den Stil habe ich mich dann doch recht schnell gewöhnt und dieses ironische und sarkastische zu schätzen und lieben gelernt.
Auch das Ende fand ich sehr gut, da es eigentlich alle Handlungsstränge noch einmal aufgreift, zusammenführt und zu einem Abschluss bringt. Dennoch bleibt genug Raum für eigene Gedanken, wie es denn mit der Familie weitergehen wird.
„Rechne immer mit dem Schlimmsten“ ist eine etwas andere Art von Familiengeschichte, voll mit schwarzem Humor, ein wenig Slapstick und einem Haufen Sarkasmus und Raubinsekten. Kein leichtes Buch, aber definitiv eines bei dem sich die Mühe belohnt macht.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Wunderland trifft auf Realität

Alice = Alice
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Die eineiigen Zwillinge Alice und Scarlett leben seit einiger Zeit an verschiedenen Enden der Stadt. Seit der Scheidung der Eltern lebt Alice bei ihrer Mutter, während Scarlett zu ihrem Vater gezogen ist. ...

Die eineiigen Zwillinge Alice und Scarlett leben seit einiger Zeit an verschiedenen Enden der Stadt. Seit der Scheidung der Eltern lebt Alice bei ihrer Mutter, während Scarlett zu ihrem Vater gezogen ist. Aufgrund der räumlichen Trennung ist auch der Kontakt der Zwillinge eingeschlafen und umso härter trifft Alice der Scarletts Fenstersturz. Noch schockierter ist sie, als sie erfährt, dass es möglicherweise ein Selbstmordversuch ihrer Schwester war. Während Scarlett im Koma liegt beschließt Alice kurzentschlossen das Leben ihrer Schwester anzunehmen um herauszufinden wie es zu diesem „Unfall“ kommen konnte. Als Scarlett verkleidet nimmt Alice ihren Platz in der Schule ein und lernt ihre Mitschüler und Freunde kennen. Eines Tages findet sie einige von Scarletts Zeichnungen in ihrem Zimmer. Alice nimmt die Zeichnungen mit ins Krankenhaus in der Hoffnung, ihre Schwester dadurch aus dem Koma zu befreien. Doch alles kommt anders, anstatt das Scarlett wieder aufwacht, findet sich Alice im Wunderland wieder und muss dort einige Abenteuer überstehen.

Für mich war es dieses Jahr bereits die zweite „Alice im Wunderland“ Adaption die ich gelesen habe. Auch das erste Buch „Alice – Follow the White“ von Stephanie Kempin ist im Papierverzierer Verlag erschienen. Da mich dieses sehr begeistert hat, habe ich natürlich sehr große Erwartungen in „Alice = Alice“ gesetzt. Leider muss ich sagen, dass ich am Anfang doch ein wenig enttäuscht war. Dies liegt aber weder am Schreibstil von Maxi Schilonka noch an der Geschichte selbst, sondern einfach und allein an meinen Erwartungen. „Alice – Follow the White“ setzt die Figuren aus „Alice im Wunderland“ in einen völligen neuen und ungewohnten Kontext. So etwas hatte ich mir eigentlich auch von „Alice = Alice“ erwartet und genau hier wurden meine Erwartungen enttäuscht, denn die Geschichte bleibt relativ nah am Original dran. Das vorliegende Buch hebt sich jedoch dadurch hervor, dass es auf einmalige und besondere Art und Weise die Realität mit dem Wunderland verknüpft. Dies geschieht mit einer gewissen Leichtigkeit und Schwerelosigkeit, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat.

Die realen Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und mit einer großen Liebe zum Detail beschrieben. Bei den Wunderlandcharakteren fehlt mir diese detailtreue an manchen Stellen, für mich persönlich aber nicht weiter tragisch, da ich das Original sehr gut kenne und dadurch die Personen sehr gut vor meinem geistigen Auge sehen kann. Bei den Beschreibungen merkt man dafür wieder die Detailgenauigkeit sehr gut, denn diese werden wiederum sehr ausführlich beschrieben. Des Weiteren fand ich den Schreib- und Erzählstil der Autorin sehr angenehm. Sie schreibt auf eine sehr jugendliche und lockere Art und Weise, ohne dabei aufgesetzt oder gekünstelt zu wirken. Außerdem passt diese legere Sprache hervorragend zu den jungen Charakteren.

Leider schwächelt die Geschichte an manchen Stellen ein wenig. Die Idee, dass Alice den Platz ihrer Zwillingsschwester einnimmt, erinnert ein wenig an Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ und ist leider nicht wirklich komplett durchdacht. Alice geht diesen Rollentausch ohne große Vorbereitung an und erkennt recht schnell, dass sie völlig überfordert ist. Soweit kann ich das Ganze auch noch nachvollziehen. Die Schwierigkeiten für mich fangen an dem Punkt an, an dem niemand in der Schule ihr Dasein anzweifelt. Alice stolpert mehr oder weniger durch Scarletts Leben, doch weder Lehrer noch Schüler stellen dies in Frage; leider ein wenig unglaubwürdig.

Ansonsten hat mich die Geschichte sehr gefesselt, auch wenn die Spannung nicht wirklich greifbar war. An manchen Stellen hat es sich für mich ein wenig gezogen, aber trotzdem wollte ich immer wissen wie es weiter geht und war von der einen oder anderen Wendung doch sehr überrascht. Ohne vom Inhalt zu viel verraten zu wollen, möchte ich anmerken, dass das Ende für mich doch sehr unerwartet kam.

Besonders die Idee, dass Wunderland mit der Realität zu verknüpfen hat mich begeistert und ich gratuliere Autorin Maxi Schilonka für diesen Geniestreich. In meinen Augen ist die Geschichte nicht 100% glaubwürdig und durchdacht. Trotzdem hatte ich ein einmaliges und wunderbares Leseerlebnis.