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Veröffentlicht am 26.08.2022

Gift- Die weibliche Form des Tötens

Die versteckte Apotheke
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Die Apotheke in der Backalley im London des 18.Jahrhunderts hatte eine gewisse Tradition. Schon Nella‘s Mutter war eine Apothekerin, die Heilmittel für Frauen verkaufte. Und Nella wurde schon als Kind ...

Die Apotheke in der Backalley im London des 18.Jahrhunderts hatte eine gewisse Tradition. Schon Nella‘s Mutter war eine Apothekerin, die Heilmittel für Frauen verkaufte. Und Nella wurde schon als Kind in die Fertigkeiten ihrer Mutter eingewiesen und wollte in ihre Fußspuren treten. Doch es kam anders und schnell sprach es sich herum, dass die junge Apothekerin auch in der Lage war tödliche Mittelchen zusammenzubrauen und diese auch bereitwillig an Frauen verkaufte, die z.b einen gewalttätigen Ehemann loswerden wollten. Es gab nur eine Bedingung, dass niemals eine Frau zu Schaden kommen dürfte. Viele Männer verstarben plötzlich und unerwartet, ohne dass ein natürlicher Tod angezweifelt wurde.

Das Blatt wendete sich erst mit dem Zusammentreffen von Nella und dem 12jöhrigen Mädchen Eliza ,die für ihre Herrin ein Gift besorgen sollte und die sofort fasziniert war von der Apothekerin und ihrer geheimen Giftküche. Plötzlich ist die Gefahr am Galgen zu landen für Nella sehr real.

Ein 2. Erzählstrang führt in die Gegenwart zu Caroline, die eigentlich mit ihrem Ehemann ihren 10. Hochzeitstag mit einer Reise nach London feiern wollte. Leider entdeckt sie kurz vor der Abreise seine Untreue und tritt die Reise alleine an, um diesen Schock erst einmal zu verarbeiten. Bei einer Mudlarking Tour, wo im Schlamm nach verborgenen Schätzen gesucht wird, entdeckt Caroline eine alte Phiole. Ihr Forscherdrang als studierte Historikerin erwacht und sie versucht die Geschichte des kleinen Glasfläschchens zu ergründen, während ihr Ehemann ihr heimlich nachreist.



Ich fand die Geschichte zwar recht unterhaltsam, muß aber sagen, dass mir der Erzählstrang der Vergangenheitsebene aufgrund seiner Spannung deutlich besser gefallen hat als die Gegenwart. Leider fehlte es der Geschichte etwas an Tiefe und die Auflösung der Geschichte verlief mir zu glatt und problemlos. Gestört hat mich allerdings, dass die Sprache des 18.Jahrhunderts so gar nicht zum Zuge kam. Es gab quasi keinen Unterschied zur Sprache der Jetztzeit. Es fehlte so an Atmosphäre und Authentizität. Trotzdem war es eine Geschichte, die ich bedingt empfehlen kann, wenn man eine leichte und fesselnde Lektüre für zwischendurch sucht. Das Cover ist ein absoluter Hingucker. Ich hatte den Roman als Hörbuch vorliegen und fand die Stimme der Sprecherin Charlotte Puder sehr passend und angenehm.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Durchhalten lohnt

Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?
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Drei ganz unterschiedliche Frauen freuen sich am Valentinstag auf ein Date und werden versetzt. Was die Frauen jedoch nicht wissen ist, dass der Mann, auf den jede von ihnen vergeblich gewartet hat, ein ...

Drei ganz unterschiedliche Frauen freuen sich am Valentinstag auf ein Date und werden versetzt. Was die Frauen jedoch nicht wissen ist, dass der Mann, auf den jede von ihnen vergeblich gewartet hat, ein und derselbe ist: Joseph Carter.

Die Geschichte wird im Präsens ( was ich gewöhnungsbedürftig fand) , aber im gewohnt locker und lustig, leichten Stil der Autorin abwechselnd aus der Perspektive von Geschäftsfrau und Lifecoach, Siobhan, der Baumpflegerin, Miranda und der Verkäuferin in einem Second Handshop, Jane, erzählt. Alle 3 Frauen sind überzeugt den nahezu perfekten Mann gefunden zu haben. Nur die Leser*innen haben einen Wissensvorsprung. Das ist natürlich eine spannende Ausgangslage bei der ich unbedingt hinter Joseph‘s Geheimnis kommen wollte, und natürlich habe ich mir so meine Theorien zurechtgelegt und wurde dann von Beth O‘Leary mit einer Wendung überrascht, auf die ich nie gekommen wäre.

Zugegeben die Geschichte hat echt lang gebraucht, um in Fahrt zu kommen, manch einer wäre vielleicht sogar versucht abzubrechen, und auch ich war anfänglich sehr verwirrt und ein bisschen gefrustet, weil ich die Vorgängerromane doch so mochte. Wenn man aber dran bleibt, macht die Auflösung der Geschichte umso mehr Spaß und ich bin froh dass ich nicht zu früh das Handtuch geworfen habe.

Die Protagonistinnen sind alle sehr sympathisch und haben interessante Hintergrundgeschichten und auch die Nebenfiguren waren liebevoll gezeichnet.

Insgesamt hat Beth O‘Leary erneut einen überzeugenden Liebesroman geschrieben, der meiner Meinung nach aber nicht ganz an ihre ersten beiden Bücher „Love to share“ und „Time to Love“ heranreicht. Für die Fans der Autorin, die ihre keinesfalls seichten Liebesromane, die immer auch Tiefgang besitzen, schätzen und für Neuentdecker empfehle ich „Up to date“ mit kleinen Einschränkungen dennoch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Eindringlich und erschreckend nah an der Realität

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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Im Jahr 2032 ist der Klimawandel weiter vorangeschritten mit weitreichenden Folgen für Mensch und Natur. Allen Bürgern der USA werden zur Überwachung Chips implantiert, so dass illegale Einwanderer herausgefiltert ...

Im Jahr 2032 ist der Klimawandel weiter vorangeschritten mit weitreichenden Folgen für Mensch und Natur. Allen Bürgern der USA werden zur Überwachung Chips implantiert, so dass illegale Einwanderer herausgefiltert und schneller abgeschoben werden können. Abschieben reicht der Regierung allerdings irgendwann nicht mehr aus. Man hat noch Schlimmeres im Sinn.

Auf dem Schwarzmarkt können Illegale gefälschte Chips erwerben. Doch diese funktionieren nur unzuverlässig , so dass sich die 16 jährige gebürtige Kolumbianerin Vali, ihr kleiner Bruder Ernesto und ihre Mutter sich gezwungen sehen zu fliehen, nachdem sogenannte Deportationseinheiten wie Pilze aus dem Boden schießen und Undokumentierte jagen. Bald schon hat Vali die alleinige Verantwortung für ihren Bruder und für ihrer beider Leben , denn ihre Mutter ist quasi vor ihren Augen verhaftet worden. Es folgt eine atemberaubende Jagd Richtung Kalifornien, dem einzigen Bundesstaat, der sich von dieser menschenverachtenden Politik losgesagt hat.

Die Autorinnen und Aktivistinnen Paola Mendoza und Abby Sher haben diesen Jugendroman aus Sorge vor einer 2. Amtszeit von Donald Trump geschrieben. Deshalb gab es wohl einen gewissen Zeitdruck, weil das Buch unbedingt vor der entscheidenden Wahl veröffentlicht werden sollte.

In ihrer Geschichte ist dieses Schreckensszenario einer extrem nationalistischen Regierung Realität geworden, und alles was hier beschrieben wird, ist in Ansätzen auch von Trump tatsächlich schon auf den Weg gebracht worden. Das Buch ist somit auch als Weckruf zu verstehen, sich aktiv für Freiheit und Demokratie einzusetzen.

Ich nehme an, es ist dem Zeitdruck geschuldet, dass die Charaktere nicht so komplex angelegt worden sind, wie man es sich als Leser vielleicht gewünscht hätte. Die Geschichte ist extrem aufwühlend, weil man sich eine Zukunft mit Trump genau so vorstellen kann, und die Gefahr ist ja keineswegs gebannt. Weltweit sieht man ja leider zunehmend nationalistische Tendenzen. Ich halte dieses Buch deshalb für sehr wichtig, und es ist sicher nicht umsonst für den deutschen Jugendbuchpreis 2022 nominiert worden. Allerdings hätte ich mir eine Triggerwarnung für Personen mit eigener Fluchterfahrung gewünscht. Das Buch ist an vielen Stellen ausgesprochen brutal und geht wirklich unter die Haut. Auch wenn der Verlag damit wirbt, ist der Roman keine Dystopie, sondern ein Near Future Roman. Es war für mich kein absolutes Highlight, und ich tue mich tatsächlich etwas schwer mit einer Bewertung. Ich wünsche diesem wichtigen Buch aber auf jeden Fall viele Leser*innen. Das Thema verdient jede nur mögliche Aufmerksamkeit.


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Veröffentlicht am 18.04.2022

Roman d‘amour

Roman d’amour
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Die Schriftstellerin Charlotte soll für ihren Roman mit dem Titel Roman d‘amour mit einem Preis ausgezeichnet werden. Anlässlich dieses Anlasses steht ein Interview mit der Journalistin Frau Sittich an.



Schon ...

Die Schriftstellerin Charlotte soll für ihren Roman mit dem Titel Roman d‘amour mit einem Preis ausgezeichnet werden. Anlässlich dieses Anlasses steht ein Interview mit der Journalistin Frau Sittich an.



Schon mit ihren ersten Fragen unterstellt die Journalistin Charlotte, dass ihr Werk autofiktional ist, was die Schriftstellerin vehement verneint. Trotzdem wird sehr schnell klar, dass Charlotte die Dreiecksgeschichte, die sie in ihrem Roman beschreibt sehr wohl selber erlebt hat.

Die Interviewfragen von Frau Sittich sind provokant und anmaßend, so dass die Gesprächsatmosphäre alles andere als angenehm ist. Man merkt, dass sich Fiktion und Realität immer mehr im Kopf von Charlotte vermischen, was interessant zu beobachten war. Als Leser hat man einen direkten Vergleich ihres Romans und der wirklich erlebten Liebesgeschichte, da Sylvie Schenk diese beiden Perspektiven immer abwechselt. Das Interview ähnelt schon fast einem Duell nur halt mit Worten. Trotzdem bricht Charlotte das Gespräch nicht ab, was mich erstaunt hat. Man hat allerdings auch den Eindruck, dass sich durch die bohrenden Fragen der Interviewerin, die Sichtweise der Schriftstellerin auf ihr Werk und damit auch die Sichtweise auf ihre Affaire nochmal verschiebt.



Die schöne , poetische Sprache mochte ich sehr. Durch die Perspektivwechsel wird das Buch abwechslungsreich und spannend. Der kurze Roman ist auch flüssig zu lesen. Trotzdem hat mich das Buch nicht so ganz erreicht, fürchte ich. Ich habe auch überhaupt nicht verstanden, warum Charlotte unbedingt ein Geheimnis daraus macht, dass sie diese Liebesgeschichte in ähnlicher Form tatsächlich erlebt hat. Immerhin liegt das Ganze über 20 Jahre zurück und sie ist heute um die 70 Jahre alt. Wir erleben auch nur Charlotte’s Sicht , was ich etwas schade fand. Das Ende hatte dann aber noch eine Überraschung bereit, die mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Eine Tennisfamilie

Eine perfekte Familie
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Joy und Stan haben sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft Tennis kennen und lieben gelernt. Tennis ist ihr Leben. Bis vor kurzem haben die beiden rüstigen Senioren noch ihre Tennisschule geleitet, die ...

Joy und Stan haben sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft Tennis kennen und lieben gelernt. Tennis ist ihr Leben. Bis vor kurzem haben die beiden rüstigen Senioren noch ihre Tennisschule geleitet, die ihr ganzes Leben bestimmt hat. Alle vier Kinder sind auf dem Tennisplatz groß geworden. Stan hat es geliebt als Trainer junge Talente zu entdecken.Seine Frau hatte die Organisation der Tennisschule im Griff, und trotzdem blieb immer noch Zeit für ein Match mit dem Ehemann. Selbst der Familienhund ist nach der Tennisspielerin Steffi Graf benannt. Alles scheint perfekt, bis Joy spurlos von der Bildfläche verschwindet.



Liane Moriarty kann wunderbar schreiben. Man fliegt als Leser förmlich durch die Seiten. Durch verschiedene Perspektivwechsel, auch in die Vergangenheit, wird die Geschichte abwechslungsreich und man erfährt nach und nach Hintergründe von lange Verschwiegenem und Verdrängtem, dass die Familie in einem anderen Licht erscheinen lässt.



Joy und Stan waren mir direkt sympathisch, ebenso wie ihre vier sehr unterschiedlichen Kinder Brooke, Amy, Troy und Logan. Die Geschwister bilden trotz sehr verschiedenen Charaktere eine Einheit und unterstützen sich und ihre Eltern. Aber da ist noch Savannah, die Frau, die verletzt und Hilfe suchend eines Tages vor der Türe der Delaneys steht. Sie scheint einen Keil in das harmonische Familiengefüge zu treiben.



Der Autorin hat eine Mischung aus Familienroman und Krimi geschrieben, was sehr unterhaltsam war. Es gab allerdings einige Längen im Mittelteil, und auch das Ende hätte für meinen Geschmack straffer erzählt werden können.

Man muss auch sagen, dass sich die Zufälle bei der Auflösung häuften. Da hat es sich die Autorin ein bisschen zu einfach gemacht. Trotzdem hatte ich schöne Lesestunden und empfehle das Buch gerne weiter.



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