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Veröffentlicht am 27.05.2022

Zwei Frauen wagen einen Neuanfang- Leichter Unterhaltungsroman und Sommerlektüre in einem

Ein Sommer in Rimini
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Hamburg in den 50er Jahren:

Nach dem Krieg mit all seinen Schrecken und Entbehrungen, haben sich die beiden recht unterschiedlichen Frauen Nina und Henni zusammengetan. Beide sind verwitwet und haben ...

Hamburg in den 50er Jahren:

Nach dem Krieg mit all seinen Schrecken und Entbehrungen, haben sich die beiden recht unterschiedlichen Frauen Nina und Henni zusammengetan. Beide sind verwitwet und haben beinahe alles verloren. Zusammen ist es ihnen jedoch gelungen, eine kleine Wohnung zu finden, in der beide zusammenleben. Nina ist Köchin und obwohl ihr keine Aufstiegsmöglichkeiten beschieden sind in ihrem Job, da ihr Chef männliche Arbeitnehmer bevorzugt, hält sie tapfer durch und spart, genau wie Henni, jeden Pfennig.

Eines Tages kommt es jedoch zu einem Vorfall. Ausgerechnet Ninas eigenwillige Salatkreation bringt einen italienischen Gast des Lokals dazu, sie an seinen Tisch zu bitten. Der Herr entpuppt sich als Freund des Geschäftsführers, des Grand Hotels in Rimini. Und mehr noch- er will, dass Nina fortan dort arbeitet. Nina ist hin und hergerissen und bespricht das Angebot zunächst mit Henni. Die ist ganz aus dem Häuschen, als sie davon erfährt und redet Nina gut zu. Zudem passt es wunderbar dass Henni, von ihrem gesparten Geld, ein Auto anzahlen konnte das nun vor der Tür steht.

Beide Frauen wagen die Fahrt ins Ungewisse, doch sie ahnen genau, dass es im fernen Italien nur besser für sie werden kann. Ninas Neuanfang gestaltet sich jedoch nicht allzu leicht. In ihrer Probezeit muss sie zunächst die niedersten Arbeiten in der Küche verrichten und ihre italienischen Kolleginnen und Kollegen machen es ihr alles andere als einfach. Doch das Schwimmen im Meer, die freundlichen Gastwirte der Pension, in der beide Frauen untergekommen sind und das malerische Rimini entschädigen sie für all ihre Mühen. In Pietros Nähe schlägt Ninas Herz schließlich schneller, doch Piero will keine deutsche Frau. Kann sie seine Meinung ändern?

Ein Sommer in Rimini, führt seine Leser zurück in die 50er Jahre. Eine Zeit, in der den Menschen der Krieg noch sehr in den Knochen steckte und das Wirtschaftswunder längst noch nicht jeden erreicht hatte. Der Roman von Fenna Janssen erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die in Italien schließlich einen Neuanfang wagen.
Während Henni eine ziemlich burschikose Frau ist, die bereits so manchen durch ihre offenen Worte brüskiert hat, ist Nina eher zurückhaltend und hat sich mit ihrem Schicksal arrangiert. Henni ist bei dem Frauengespann eigentlich der treibende Motor und sie muss Nina so manches Mal aus ihrer Lethargie reißen.
Dennoch mochte ich Nina ein wenig mehr und konnte gut nachvollziehen, wieso sie ein Problem damit hat, neue Menschen an sich heranzulassen.
Die Ausgangssituation der Geschichte fand ich dazu sehr spannend und ich erhoffte mir von der Lektüre einen schönen, bildhaften Urlaubs/Sommerschmöker.

Um es vorweg zu sagen, in der Tat ist Fenna Janssens Roman unterhaltsam und wer Sommerlektüre im Stile von Autoren wie etwa Janne Mommsen zu schätzen weiß, kann auch hier bedenkenlos zugreifen. Die Autorin beschreibt Ninas Arbeitsalltag glaubwürdig und man hofft als Leser natürlich, dass sie ihr Bindungsproblem überwinden kann. Mir fehlte zu einer besseren Bewertung des Romans, obwohl ich ihn durchaus mochte, mehr Tiefgang. Diverse Probleme der Romanfiguren lösten sich beinahe im Nu und die Dialoge der Figuren, hätten ebenfalls noch ein wenig mehr Tiefe gebrauchen können.
Bitte nicht falsch verstehen. Man bekommt hier durchaus einen gefälligen, leichten und soliden Unterhaltungsroman geboten, doch für meinen Geschmack war noch Luft nach oben gegeben. Und ich hätte mir dazu ein wenig mehr Beschreibungen der Örtlichkeiten gewünscht.

Kurz gefasst: Zwei Frauen wagen einen Neuanfang- Leichter Unterhaltungsroman und Sommerlektüre in einem.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Solider Auftaktband um einen Mann voller Geheimnisse, der im viktorianischen London auf detektivischen Pfaden wandelt

Das Haus in der Half Moon Street
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London 1880:

Leo Stanhope, Spross eines Pfarrers, arbeitet als Assistent für die Gerichtsmedizin und gilt als gewissenhafter Kollege. Keiner ahnt etwas von seinem brisanten Geheimnis, das ihn, falls es ...

London 1880:

Leo Stanhope, Spross eines Pfarrers, arbeitet als Assistent für die Gerichtsmedizin und gilt als gewissenhafter Kollege. Keiner ahnt etwas von seinem brisanten Geheimnis, das ihn, falls es jemals ans Tageslicht käme, einige Jahre Zuchthaus einbringen könnte. Obwohl er endlich mit sich im Reinen ist, macht es ihm trotzdem zu schaffen, dass seine Familie nicht damit leben konnte und mit ihm brach, da es ihn einst große Überwindung kostete, endlich zu sich und seiner Veranlagung zu stehen.
Daher hat er der ländlichen Idylle den Rücken gekehrt und lebt nun in der Großstadt, wo er bei einem freundlichen, verwitweten Apotheker, der mittlerweile mehr platonischer Freund als Vermieter ist, ein Zimmer gemietet hat. Doch die Apotheke hat schon mal bessere Zeiten erlebt und so bemüht sich Leo nach Kräften, seinen Freund und dessen halbwüchsige, naseweise Tochter, in allen möglichen Belangen zu unterstützen. Regelmäßig sucht Leo das Bordell in der Half Moon Street auf, denn dort arbeitet seine große Liebe, Maria. Er träumt insgeheim davon, ihr eines Tages ein besseres Leben bieten zu können, doch sein Schachpartner hält ihn für einen naiven Träumer.

Tatsächlich fällt Leo aus allen Wolken, als er eines Tages auf dem Seziertisch, ausgerechnet Marias sterbliche Überreste vor sich liegen sieht und bricht beinahe zusammen. Er beschließt auf Mördersuche zu gehen, doch die Polizei hat zunächst ihn als möglichen Täter im Visier. Leos Nachforschungen ergeben, dass Maria nicht ganz die Frau war, für die er sie hielt. Und es gab wohl auch einen Mann, den sie heiraten wollte. Obwohl Leos Enttäuschung groß ist, ob ihrer Lügen, will er dennoch nicht aufgeben und den wahren Täter entlarven. Denn die Polizei hat keine großen Ambitionen, den Mord an einer Prostituierten aufzuklären. Dabei bringt er sich jedoch in Lebensgefahr…

„Das Haus in der Half Moon Street“ ist der Auftaktband einer neuen historischen Krimireihe die im viktorianischen London spielt, was sogleich meine Neugierde weckte, da ich dieses Zeitalter sehr spannend finde. Leo Stanhope, die Hauptfigur dieser Reihe, ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Romancharakter. Damit spiele ich weniger auf sein Geheimnis an, sondern auf seine Fähigkeiten. Denn obwohl er keinesfalls der Polizei zugehörig ist, ist er außergewöhnlich scharfsinnig, empathisch und ein Meister des Schachspiels. Und trotz seiner Selbstsicherheit, nach außen hin getragen, ist er im Inneren doch ganz anders gestrickt. Von Zweifeln getrieben und in ständiger Furcht, dass sein Geheimnis irgendwann doch gelüftet wird. Ich habe lange überlegt, ob ich in meiner Rezension sein Geheimnis spoilern soll, denke aber, dass es nötig ist, um einige Punkte anzusprechen. Andererseits wird Leos Geheimnis eigentlich schon ganz am Anfang gelüftet und es mag womöglich auch Leser geben, denen die Thematik nicht liegt, da im Klappentext nichts davon Erwähnung findet. Also-
wer sich also lieber überraschen lassen möchte, liest an dieser Stelle bitte nicht weiter….

Alex Reeve erzählt in seinem Nachwort, wie es dazu kam, dass er sich für einen Transgenderprotagonisten als Romanhelden entschied und ich fand, dass er die Gedankenwelt der Hauptfigur unglaublich realistisch und nachvollziehbar geschildert hat, so dass man sich, auch als Außenstehender, sehr gut in Leo, die einst als Mädchen aufgezogen wurde, sich aber immer schon männlich fühlte, hineindenken kann.
Der Roman, wird aus der Sicht von Leo, also in „Ich-Form“ erzählt, was mir sehr gut gefallen hat, denn ansonsten hätte man womöglich zu wenig mit dem Protagonisten anfangen können, da er sich der Außenwelt gegenüber sehr wortkarg und zugeknöpft gibt. (aus nachvollziehbaren Gründen).

Die Nebenfiguren in diesem Roman blieben, abgesehen von zwei, drei Ausnahmen, allerdings recht blass, so dass es mir anfangs recht schwer fiel, sie auseinander zu halten, bzw. ihre Verbindungen nachzuvollziehen. Dazu zog sich die Handlung in der ersten Hälfte des Romans und Spannung kam leider so gut wie gar nicht auf. Erst ab der zweiten Hälfte änderte sich das gottlob. Der Autor hat dazu einige falsche Fährten eingebaut, so dass man wie Leo Stanhope auch, fast bis zum Ende im Dunklen tappt bezüglich der Mördersuche.
In Romanen ein No-Go, sind für mich „Raping-Szenen“. Sicherlich, Männer gingen damals nicht gerade zimperlich mit Frauen um, doch mir wäre es lieber gewesen, wenn der Autor dabei nicht ganz so ins Detail gegangen wäre. Dazu kommt die düstere, deprimierende Atmosphäre, die in großen Teilen in diesem Krimi vorherrscht, die sicherlich nicht jedermanns Sache sein mag. Ich erwähne das, damit zarter besaitete Leser vorab gewarnt sind.

Ich bin, ob meiner Bewertung, ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits ist „Das Haus in der Half Moon Street“ durchaus atmosphärisch geschrieben und weist historisches Flair auf. Dazu steht nicht nur, wie in vielen anderen Büchern, die Upper Class im Fokus, sondern auch mal der Durchschnittsbürger, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Und Leo Stanhope hat durchaus Potential. Andererseits habe ich mich mit der ersten Hälfte des Romans recht schwer getan, während der Autor mich dann doch in der zweiten Hälfte richtig packen konnte mit seiner Story. Daher vergebe ich für den ersten Band erst einmal 3.5 von 5 Punkten und hoffe sehr, dass Leos Freunde und andere Nebenfiguren, in den Folgebänden, noch mehr an charakterlicher Tiefe gewinnen werden und der zweite Fall dann auch etwas spannender daher kommt.

Kurz gefasst: Solider Auftaktband um einen Mann voller Geheimnisse, der im viktorianischen London auf detektivischen Pfaden wandelt.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Leichter, unterhaltsamer Roman, der Wohlfühlatmosphäre verströmt

Fox Crossing - Mein wildes Herz
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Annie Hatherley lebt zusammen mit ihren Großeltern und ihrer Mutter in dem kleinen, beschaulichen Touristenörtchen FoxCrossing/Maine. Sie arbeitet in einem Laden für Outdoor und Wanderbekleidung, der sich ...

Annie Hatherley lebt zusammen mit ihren Großeltern und ihrer Mutter in dem kleinen, beschaulichen Touristenörtchen FoxCrossing/Maine. Sie arbeitet in einem Laden für Outdoor und Wanderbekleidung, der sich schon seit langem in Familienbesitz befindet.
Was Annie hasst, sind Touristen, die, schlecht vorbereitet die berühmteste Treckingstrecke bezwingen wollen. Denn zumeist bedeutet eine schlechte Vorbereitung, in Lebensgefahr zu geraten. Und dann ist es an den Helfern aus dem Ort, die Verunglückten zu bergen. Da Annie einst einen besonderen Menschen verlor, bei einer solchen Rettungsaktion, ist sie nicht gerade für ihre Geduld bekannt wenn sie auf jemanden trifft, der keine Ahnung von der Materie zu haben scheint.

Und so geht sie den frisch geschiedenen Nick, der nichtsahnend ihren Laden betritt, zunächst ziemlich scharf an. Nick ist hin und hergerissen, ob er Annies scharfe Zunge ärgerlich oder betörend finden soll. Eigentlich hatte er die Strecke geplant, um etwas Ablenkung in sein Leben zu bringen und sich nach seiner schmerzvollen Scheidung etwas zu beweisen.
Annies Warnungen prallen jedoch an ihm ab. Doch immerhin lässt er sich von ihr dazu überreden, einen Peilsender einzustecken.

Annie kann es nicht fassen, dass ihr Nicks Schicksal so nahe geht, denn sie hat so gar kein Interesse an Flirts oder Beziehungen. Doch als Nick dann tatsächlich in Lebensgefahr gerät und Annie kurz zuvor von der legendären Füchsin aus FoxCrossing gewarnt wurde, die dafür bekannt ist, Paare zu verkuppeln, kommt Annie ins Grübeln.
Kann sie Nick überhaupt noch rechtzeitig finden und bergen oder ist er bereits tot?

Es war zunächst der niedliche Fuchs, also das süße Coverlayout das mir ins Auge fiel, als ich „Mein wildes Herz“ entdeckte. Ich erhoffte mir eine schöne, leichte und romantische Liebesgeschichte, mit einem hoffentlich sympathischen Liebespaar. Und im Grunde erzählt die Autorin eine solche Geschichte durchaus. Die Bewohner von FoxCrossing, allen voran Annies Familie und der weise Banana, der immer einen guten Rat auf Lager hat, sorgen dann auch für die richtige Portion Wohlfühlatmosphäre und Nick ist eine netter Mann, der viel Humor und Geduld besitzt. Allerdings benötigt er beides bei der Romanheldin, denn Annie ist leider nicht ganz so sympathisch gestrickt. Ich fand sie anstrengend, zu sehr beharrend auf ihrer Meinung und den Grund für ihr Handeln, konnte ich ehrlich gesagt nicht so nachvollziehen. Dazu fand ich es schade, dass die erzählte Liebesgeschichte zu sehr an der Oberfläche bleibt und romantische Momente, abgesehen von einem Kuss, praktisch völlig ausgespart werden. Die Idee der Autorin, eine kuppelnde Füchsin einzubauen, fand ich dagegen gut. Aber auch in den Passagen, in denen Melinda Metz beschreibt, wie die Füchsin auf Annie und ihre weiblichen Familienmitglieder trifft, wiederholen sie sich dann alsbald.
Bitte nicht falsch verstehen. Wer auf der Suche nach einem netten, leichten und unterhaltsamen Roman sein sollte, kann hier durchaus einen Blick ins Buch riskieren. Und die Dialoge, die die Akteure führen, wirken flüssig und lebhaft geschildert. Doch wer eine Romance mit viel Tiefgang erwartet, könnte dagegen enttäuscht werden.

Kurz gefasst: Leichter, unterhaltsamer Roman, der Wohlfühlatmosphäre verströmt.



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Veröffentlicht am 19.09.2021

in Paar, das nach Schicksalsschlägen einen neuen Anfang wagen muss und eine Story, die mich leider nicht berühren konnte

All deine Zeilen
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Marie ist seit einigen Jahren mit Max zusammen. Max entstammt einer reichen Familie und nach der Hochzeit, soll auch Marie ins Familiengeschäft, eine Kanzlei, einsteigen. Lediglich Maries Großmutter Anneliese ...

Marie ist seit einigen Jahren mit Max zusammen. Max entstammt einer reichen Familie und nach der Hochzeit, soll auch Marie ins Familiengeschäft, eine Kanzlei, einsteigen. Lediglich Maries Großmutter Anneliese hat hinsichtlich der bevorstehenden Hochzeit Bedenken, doch ausgerechnet am Tag der Verlobungsfeier verstirbt Anneliese plötzlich und unerwartet. Marie ist es, als ob ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Seitdem ihre Mutter vor vielen Jahren sehr früh verstarb, war Anneliese ihre geliebte Omi, Ersatzmutter, Freundin und engste Vertraute zugleich. Scheinbar können Max und seine Eltern Maries Verlust nur bedingt verstehen, denn es kommt nach der Beerdigung von Anneliese zwischen Max und Marie zum Streit. Marie bittet kurzentschlossen Max darum die Hochzeit zu verschieben; der gibt zwar nach, doch hat Marie auch diesmal nicht das Gefühl, dass Max Maries Gründe dafür so wirklich nachvollziehen kann.

Ablenkung von ihrem Kummer bietet sich Marie ausgerechnet, als sie alte Briefe und ein Photo eines, ihr unbekannten Mannes, in den persönlichen Sachen ihrer Großmutter findet.
Es scheint, als ob Anneliese vor vielen Jahren einmal die große Liebe fand und wieder verlor.
Marie fasst sich ein Herz und schreibt Annelieses ehemaligem Verehrer: Was aus Neugierde beginnt, entwickelt sich bald zu einem regen Briefwechsel. Marie ahnt jedoch nicht, welches Geheimnis Paul vor ihr verbirgt…

Nachdem ich vor einiger Zeit schon einmal einen, wie ich fand, sehr schönen E-Mail- Briefroman der Autorin las ( Herz an Herz) und mich der Klappentext von „All Deine Zeilen“ so sehr angesprochen hat, konnte ich nicht lange widerstehen.
Um es vorweg zu nehmen, diesmal hatte ich leider nicht so ein ungetrübtes Lesevergnügen, wie es bei „Herz an Herz“ noch der Fall war.
Zu großen Teilen lag es meiner Meinung nach an beiden recht sperrigen Hauptfiguren des Romans. Zugegeben, dass der Tod der Großmutter Marie so sehr aus der Bahn geworfen hat, konnte ich als Leser durchaus noch nachvollziehen, doch ihre Unsicherheit in Bezug auf ihr Leben, ihre Liebe und ihren beruflichen Werdegang passte irgendwie nicht so richtig zu einer Frau in diesem Alter, sondern eher zu einem Teenager. Maries Passivität hat es mir dann auch sehr schwierig gemacht, sie überhaupt mögen zu können.

Auch Pauls Handlungen waren für mich nicht nachvollziehbar. Zwar konnte ich auch hier seinen Schmerz und Verlust verstehen, doch konnte ich nicht nachvollziehen, wieso er Marie verschweigt, wer er wirklich ist und dass er ein Jahr zuvor Witwer wurde. Vor allem ab dem Zeitpunkt, als die Briefwechsel zwischen ihnen beiden persönlicher werden. Mir kam die Story, so leid es mir tut, leider etwas zu konstruiert vor. Zudem konnten mich beide Figuren nicht berühren. Sie blieben seltsam plastisch; einfach nicht greifbar genug; man erfährt zwar wo sie im Leben stehen, was sie antreibt, doch kamen sie mir als Leser leider nicht nah, weil sich mir ihre Gefühlswelt einfach nicht erschloss und die Briefwechsel vom Stil her einfach zu gestelzt und aufgesetzt geschrieben wirkten.

Trotz meiner Kritikpunkte ist es kein schlechter Roman; der ansonsten solide Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass sich die Story flüssig lesen lässt, jedoch fehlte mir einfach das gewisse Etwas, das aus einem, wie ich finde, mittelmäßigen Roman einen berührenden Roman gemacht hätte.
Abgerundet wird die Story zwischen Marie und Paul dann am Ende von einigen, lecker klingenden Kuchenrezepten hinten im Buch, die ich sicherlich einmal nachbacken werde.

Kurz gefasst: Ein Paar, das nach Schicksalsschlägen einen neuen Anfang wagen muss und eine Story, die mich leider nicht berühren konnte.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Trotz spannender Ausgangssituation und packender erster Hälfte, geht Nalini Singhs zweitem Neuseelandthriller leider vorschnell die Puste aus

Die dunkle Stille des Waldes
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Damals:

Das attraktive, schwerreiche indische Ehepaar Rai, wird von vielen Mitmenschen und Freunden beneidet. Sie leben in einem luxuriösen Haus, das inmitten einer Siedlung steht, die lediglich von den ...

Damals:

Das attraktive, schwerreiche indische Ehepaar Rai, wird von vielen Mitmenschen und Freunden beneidet. Sie leben in einem luxuriösen Haus, das inmitten einer Siedlung steht, die lediglich von den reichen und einflussreichen Neuseeländern bewohnt wird. Nina ist eine hingebungsvolle Mutter für ihren Sohn Aarav, doch obwohl dieser seine Mutter ebenfalls sehr liebt, hasst er die zerstörerische Beziehung, die seine Eltern führen. Beide lassen keine Gelegenheit aus, den anderen zu beleidigen oder zu brüskieren und oftmals enden diese Streits damit, dass Nina in ihren schicken Wagen steigt und für eine Weile davonbraust.
Doch irgendwann kehrt sie nach einer dieser nächtlichen Fahrten nicht mehr zurück. Während Aaravs Vater glaubt, dass seine Frau ihn verlassen hat, denn es fehlt ebenfalls eine beträchtliche Summe auf seinem Bankkonto und nichts unversucht lässt, sich umgehend und in Abwesenheit Ninas scheiden zu lassen, glaubt Aarav nicht daran, dass seine Mutter ihn einfach im Stich gelassen hätte…

Heute:

Aarav ist ein berühmter Krimi und Thrillerautor geworden, dessen Debütroman gleich ein Bestseller wurde. Er ist nun unabhängig, doch trotz seines Erfolges ist er immer noch im Grunde seines Herzens rastlos und unglücklich. Einige Dinge sind in seinem Leben schief gelaufen, unter anderem auch die Beziehung zu einem Fotomodell. Aarav geht regelmäßig zu einem Psychologen, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten, doch ein Autounfall wirft ihn weit zurück, da er sich nun, für eine Weile, in seinem Elternhaus einquartieren muss. Aaravs Vater hatte nach dem Verschwinden seiner Frau schnell eine neue Frau gefunden und mit ihr eine Tochter gezeugt. Obwohl Aarav seine kleine Schwester vergöttert, hasst er seinen Vater abgrundtief, denn er glaubt nach wie vor, dass sein Vater einst seine Mutter tötete.
Als eines Tages Ninas Wagen im Busch aufgefunden wird, mit ihrer Leiche auf dem Beifahrersitz, ist es Aarav ein besonderes Anliegen den Mörder seiner Mutter zu finden. Doch es ist ein schwieriges Unterfangen, denn seit des Unfalles, scheint er mental nicht mehr ganz der alte zu sein. Anders sind seine Aussetzer und sein nächtliches Schlafwandeln nicht zu erklären. Und plötzlich scheinen seine Erinnerungen zu verschwimmen…

Nach Nalini Singhs erstem Neuseelandkrimi „Im grausamen Licht der Sonne“, führt die Autorin ihre Leser nun erneut in die malerische Gegend zurück, doch ist „Die dunkle Stille des Waldes“, genau wie „Im grausamen Licht der Sonne“, ein stand alone. Lediglich das Setting ist gleich.
Der Roman wird in „Ich-Form“, aus der Sicht von Aarav geschildert. Obwohl Aarav sich für einen Soziopathen hält, wird dem Leser schnell klar, dass Aarav alles andere als das ist und lediglich im Laufe der Jahre gelernt hat, seine wahren Gefühle vor anderen zu verbergen, aus Angst verletzt zu werden. Ich finde, dass es der Autorin überzeugend gelungen ist, Aaravs schwierige Persönlichkeit für den Leser transparent zu machen. Ebenfalls mag ich den schwarzen Humor, den der Romanheld an den Tag legt. Und die Romanpassagen, in denen er sich mit seiner Schwester oder Stiefmutter austauscht finde ich sehr ans Herz gehend.

Die erste Hälfte des Thrillers lässt sich dann auch richtig gut und spannend an, obwohl sie die ganze Aufmerksamkeit ihrer Leserschaft fordert. Denn es werden sehr viele Nebenfiguren eingeführt, die allesamt sehr viele interessante Dinge von sich geben. Man muss also höllisch aufpassen, damit man den Durchblick behält, bei den vielen Beziehungen und den Querverbindungen. Dazu wühlt sich Aarav durch zahlreiche Gerüchte, die in der Siedlung die Runde machen und zahlreiche Rückblenden und Erinnerungsfetzen, die ihm durch den Kopf gehen, sorgen irgendwann schon mal für Verwirrung beim Leser. Besonders in der zweiten Hälfte des Romans, fiel es mir zunehmend schwerer, am Ball zu bleiben, denn Aaravs mentale „Ausfälle“, gepaart mit den Rückblenden, ließen diverse Romanpassagen plötzlich wirr wirken. Man kann es also dem Romanhelden nachfühlen, dass er nicht mehr weiß wo oben und unten ist.
Vielleicht hätte mich dieser Punkt nicht so sehr gestört, wenn es der Autorin gelungen wäre, die Spannung hochzuhalten. Doch leider war das nicht so. Die Handlung drehte ich irgendwann nur noch im Kreis und die Enttarnung des Täters, fand ich dermaßen unspektakulär dargeboten, dass ich schon ziemlich enttäuscht war. Zudem erfährt man praktisch lediglich aus dem „Off“ welches Motiv er hatte, Nina umzubringen.
So kann ich leider nicht mehr als 3.5 von 5 Punkten für den aktuellen Neuseelandthriller der Autorin vergeben.

Kurz gefasst: Trotz spannender Ausgangssituation und packender erster Hälfte, geht Nalini Singhs zweitem Neuseelandthriller leider vorschnell die Puste aus.

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