Profilbild von skaramel

skaramel

Lesejury Profi
offline

skaramel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit skaramel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2017

Auf dem Weg verloren...

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
0

Es gibt diese Bücher, die sieht man in den Verlagsvorschauen, liest die kurze Zusammenfassung und für einen Moment stimmt alles. So ging es mir mit „Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ von Ruth ...

Es gibt diese Bücher, die sieht man in den Verlagsvorschauen, liest die kurze Zusammenfassung und für einen Moment stimmt alles. So ging es mir mit „Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ von Ruth Hogan. Das Cover sprach mich an, der Inhalt klang wunderbar und überhaupt freute ich mich einfach die Möglichkeit zu haben, so schnell nach der Erscheinung das Buch zu lesen.

Die Idee fand ich niedlich, denn es geht um Anthony, der verlorene Dinge sammelt und hofft, dass er irgendwann diese seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben kann. Dieses Versprechen hat er sich selbst abgenommen, nachdem er selbst etwas so Wichtiges verloren hatte, dass er nie wieder zurückbekam.
…und dann lass ich voller Euphorie die ersten Seiten über Anthony, über Laura, weiterhin bis zu Eunice und Sunshine und ich merkte, wie die Ernüchterung sich nach kurzer Zeit einstellte. Sie Seiten wurden zäh und das Vorankommen dauerte. Ich wollte es mögen – wirklich. Ich wollte es so sehr. Ich dachte, es wäre das perfekte Buch für mich, mit der perfekten Geschichte über Trauer, schwere Entscheidungen, das Leben und wie man sich selber finden kann. Aber leider, so sehr ich es wollte, ist es nicht mein Buch. Da mag das Cover stimmen, da mag die Beschreibung stimmen, aber Mr. Peardew und ich, wir passen leider nicht.
Ich habe Rezensionen gewälzt, das Buch immer wieder neu aufgeklappt und selbst als ich es beendet habe, habe ich Stellen, Geschichten und Passagen nochmal gelesen. Aber ich kann das, was alle empfinden, nicht nachvollziehen.

Das Buch ist keineswegs ein Reinfall und Ruth Hogan ist auch keine schlechte Autorin. Der Schreibstil ist schön, flüssig und leicht zu lesen. Das ganze Buch steckt voller Details und die Charaktere sind wahrlich wunderbar erschaffen. Hogan platziert in die Geschichten noch Anthonys Erzählungen zu den gesammelten Dingen, was wirklich gut gelungen ist und dem Buch etwas mehr Tiefe gibt. Doch trotzdem fehlte mir etwas, vielleicht waren ein paar der Geschichten mir zu viel, ein paar Details zu wenig – die Fahrt kam einfach nicht auf. Immer wieder musste ich pausieren, das Buch weglegen und mir eine kleine Auszeit können. Schade, ich dachte Anthony und ich würden Freunde werden.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Stürmischer Auftakt...

Stormheart 1. Die Rebellin
0

Auf den Schultern der jungen Königstochter Aurora lastet eine riesen Bürde: sie soll ihr Volk vor den zerstörerischen Stürmen schützen. Dazu nutzt ihre Familie schon jeher ihre Sturmmagie. Was aber noch ...

Auf den Schultern der jungen Königstochter Aurora lastet eine riesen Bürde: sie soll ihr Volk vor den zerstörerischen Stürmen schützen. Dazu nutzt ihre Familie schon jeher ihre Sturmmagie. Was aber noch keiner weiß: Aurora scheint diese Gabe nicht vererbt bekommen zu haben. Daher erschien ihren Eltern eine arrangierte Heirat unerlässlich. Doch als sie ihren baldigen Ehemann kennenlernt, merkt sie, dass er nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Daher fliegt sie aus ihrem Königreich und schließt sich einer Gruppe von Sturmjägern an, denn diese können Stürme ohne Magie jagen…

Stürme, Herzen, magische Kräfte – das Erstlingswerk von Cora Carmack überzeugt durch andere Themen als die gängigen Jugendbücher. Allein schon das Setting durch Königreiche und eine kaum einzuordnenden Ära macht es interessanter als die typischen Dystopien, die seit den Hunger Games förmlich aus den Boden sprießen.

Aurora als Hauptcharakter wirkt stimmig. Sie scheint eigenständig, klug und nachdenklich zu sein, womit sie vielen Jugendbuchkollegen einiges voraushat. Natürlich ist da das Rebellische in ihr, dass sie dazu drängt ihre Familie zu verlassen, jedoch wirken ihre Handlungen wenig überspitzt und zu impulsiv, sondern durchdacht und wenn spontan, dann trotzdem nicht planlos.
Leider ist die Geschichte ab dem Moment, in dem Aurora bei den Sturmjägern ankommt, einer kleinen Flaute ausgesetzt. Im Palast, auf dem Markt und auch die anfängliche Zeit waren sehr, sehr interessant. Jedoch zieht sich ihre Ausbildung ein wenig in die Länge, so dass man hin und wieder auf die noch verbleibenden Seitenzahlen schaut. Mich persönlich stört – bei allen Arten von Büchern – der Fakt der Geheimnisse. Natürlich konnte ich Auroras Entscheidung, niemandem zu sagen, wer sie ist, sehr lange nachvollziehen, jedoch war es irgendwann wirklich anstrengend. Wenn durch einen so viele Steine ins Rollen kommen, dann legt man irgendwann die Karten auf den Tisch. Der letzte Kritikpunkt ist leider die Trilogie. Ich habe kein Problem mit Büchern, die dazu ausgelegt sind, Mehrteiler zu sein. Ein gutes Buch lese ich auch gerne in Fortsetzungen, dennoch glaube ich, dass ein Autor auch eine Idee für einen Abschluss haben sollte, damit man nicht mit einem unfertigen Buch auf dem Schoss sitzt. Stormhearts Ende war leider kein abgeschlossenes und leider auch kein Cliffhanger – es war einfach zu Ende, mitten in der Story. Inhaltlich gab es keinen Strich, der nachzuvollziehen war und natürlich ist mir bewusst, dass man darauf setzt damit Käufer zu finden. Aber ich bin eher genervt. Ich möchte wenigstens eine kohärente Geschichte lesen, die weiter gehen kann, aber nicht eine, die noch nicht einmal erzählt wurde.

Schade, denn wenn sich Cora Carmack mit dem Ende etwas mehr Mühe gegen hätte, dann hätte ich gut und gerne für die wunderbare Geschichte und den Ideenreichtum gerne vier Sterne gegeben. Jetzt sind es gute drei.

Veröffentlicht am 07.09.2021

von Haushalt und Krankheit

Barbara stirbt nicht
0

In Herr Schmidts Leben gibt es klare Regeln, klare Abläufe und ganz viele Routinen. Für die Einhaltung dieser ist vor allem seine Frau Barbara verantwortlich. Als eines morgens kein Kaffeegeruch in der ...

In Herr Schmidts Leben gibt es klare Regeln, klare Abläufe und ganz viele Routinen. Für die Einhaltung dieser ist vor allem seine Frau Barbara verantwortlich. Als eines morgens kein Kaffeegeruch in der Luft liegt, er nicht vom Gewusel im Erdgeschoss wachwird, ist er zunächst irritiert und danach besorgt. Barbara liegt auf dem Fußboden des Badezimmers, wieder bei Bewusstsein, aber alles in Ordnung ist es nicht. Und ehe sich Herr Schmidt versieht, ist Barbara zum ersten Mal wirklich krank und er steht vor ganz anderen Problemen: Wer kocht denn nun? Und wer räumt auf? Und wie geht das überhaupt?
Eigentlich klingt „Barbara stirbt nicht“ wie ein kurzer, lustiger Roman, der zur Unterhaltung da ist und zwischendurch ist er das auch. Doch neben der kurzweiligen, humoristischen Art ist der Roman von Alina Bronsky doch sehr tiefgründig und melancholisch. Denn während Barbara sich „scheinbar“ erholt, ist Herr Schmidt, dessen Vorname konsequent nicht benutzt wird, überfordert und fast unsympathisch. Er ist eben der typische alte Herr, der von „Frauenkram“ spricht, stoische Ignoranz ausstrahlt und absolut nicht lebensfähig ohne seine Frau ist, dies aber nie zugeben würde. Doch am Ende beschreibt „Barbara stirbt nicht“ die Reise von Herrn Schmidt, wie er sich immer mehr mit den alltäglichen Dingen, aber auch dem Leben auseinandersetzt und die Komfortzone verlässt.
Und während Barbara immer kränker wird, Herr Schmidt dies jedoch gekonnt ignoriert, wird der Roman immer zu seiner Geschichte, der Liebe zum Kochen und dem eigentlichen Familienleben. Stück für Stück wird die Familie Schmidt aufgerollt, ein bisschen mehr erzählt und Hintergründe werden dem Leser auf einmal klar.
Doch hier ist auch der kleine Knackpunkt. Die ganzen Einzelgeschichten sind am Ende etwas zu konstruiert, so als wolle Bronsky noch mehr geben, noch mehr Punkte setzen und noch mehr Diversität zeigen. Feminismus, queere Einflüsse, Rassismus, Inklusion – am Ende wirkt es alles zu viel und zu gewollt. Hier hätte ein bisschen gespart und dafür die einzelnen Themen mehr Tiefe gegeben werden können.
Und das Ende, das kam leider viel zu abrupt. War man noch ein paar Seiten vorher massiv überrascht von so vielen Wendungen, neuen Erzählsträngen, so überfahren war man über den plötzlichen, kurzen Cut, der mir persönlich viel zu wenig gegeben hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2018

Potential nicht ausgeschöpft

Hazel Wood
0

Wir alle kennen sie, lieben sie und können noch nach vielen Jahren die Geschichten erzählen: Märchen. Jeder kennt noch das Ende von Dornröschen, weiß wer von wessen Teller gegessen hat und dass man niemals ...

Wir alle kennen sie, lieben sie und können noch nach vielen Jahren die Geschichten erzählen: Märchen. Jeder kennt noch das Ende von Dornröschen, weiß wer von wessen Teller gegessen hat und dass man niemals allein seine Oma im Wald besuchen sollte. Doch was wenn Märchen auf einmal war werden? Und diese gar nicht so schön sind wie wir sie kennen? Sondern die bösen, nicht malerischen Märchen auf einmal in die reale Welt spazieren?
Das erlebt Alice, die Hauptfigur aus Melissa Alberts „Hazel Wood“, deren Mutter durch ein paar Märchengestalten entführt zu sein scheint. Generell scheint schon ihr Leben lang „etwas“ hinten ihnen her zu sein. Immerhin ist Alice‘ Großmutter Althea Prosperine, die berühmte Märchenerzählerin, die vom Hinterland und deren Wesen erzählt. Doch gesehen hat sie sie noch nie, da ihre Mutter Ella den Kontakt schlagartig abgebrochen hat. Doch plötzlich bekommen sie die Nachricht über ihr Ableben und von da an passieren seltsame Dinge.
„Hazel Wood“ ist der Auftakt einer neuen Reihe und war schon seit der Vorschau vielversprechend. Es gibt mittlerweile so viele Jugendbücher, dass ein etwas anderartiges Setting schon Interesse weckt und irgendwie wirkt das Buch auch wie eine Mischung aus Cornelia Funkes Tintenherz und auch ihr Reckless. Auch die erste Hälfte des Buches unterstützt diese Annahme und macht Lust auf mehr. Alice ist zwar ein rundum sehr blasser Charakter zu dem man nur schwer eine Bindung aufbauen kann, jedoch ist ihre Geschichte und ihr Kennenlernen mit dem mysteriösen und irgendwie doch sympathischen Finch spannend genug. Die zweite Hälfte des Buches kann leider nicht mehr mit dem spannenden Anfang mithalten.
Sobald Alice mehr über das Hinterland erfährt und mit Finch die Grenzen durchbricht, ist die Luft raus aus dem Buch. Es wird wirr, unverständlich und langatmig, obwohl die beiden Figuren endlich am „Ziel“ angelangt sind. Nach der letzten Seite blieb viel Unverständnis zurück und viele offene Fragen, die aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht in der Fortsetzung beantwortet werden.
Insgesamt fehlt vielen Figuren einfach die Tiefe – aus der Stiefschwester Audrey, auch aus Finch und Ella hätte man weitaus mehr machen können. Leider kann auch die Geschichte keine Fahrt aufnehmen und das Potential wird nicht ausgeschöpft. Außerdem wären mehr Geschichten und Einblicke in das Buch von Alice Großmutter toll gewesen. Die Thematik bleibt viel zu unberührt und „offen“, dabei fehlte mir hier die Vorstellungskraft und hätte in einigen Punkten mehr Unterstützung gebraucht.

So bleibt „Hazel Wood“ ein solider, wenn auch verwirrender Auftakt einer Jugendbuchreihe, die aber wohl nicht mit den großen Reihen mithalten kann.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Schwacher Roman

Wie man die Zeit anhält
0

Wer hat es sich nicht schon mal vorgestellt: Wie wäre es, wenn ich nicht älter werden müsste? Was könnte ich dann noch alles tun? Klingt wie ein Traum, den man schon immer einmal hatte – Zeit haben für ...

Wer hat es sich nicht schon mal vorgestellt: Wie wäre es, wenn ich nicht älter werden müsste? Was könnte ich dann noch alles tun? Klingt wie ein Traum, den man schon immer einmal hatte – Zeit haben für all das, was man vorhat. Alles erleben, Länder bereisen, Sprachen lernen, Kulturen kennenlernen. Was für manchen eine schöne Vorstellung ist für Tom Hazard ein Fluch. Er ist 400 Jahre alt, gleicht optisch aber einem Vierzigjährigen. Was nach Leichtigkeit und Freisein klingt, ist jedoch ein Balanceakt – alle acht Jahre nimmt er eine neue Identität an und schwört allen Beziehungen ab. Das macht vor allem einsam, aber dann – wie soll es anders sein – lernt er Camille kennen und alle Grundsätze scheinen nicht mehr zu existieren.
Unsterblichkeit – kein neues Thema, sondern schon reichlich durch die Literatur gereicht und trotzdem hat es Matt Haig für seinen neuen Roman gewählt. Leider hat er es sich damit nicht leicht gemacht. Zwar muss ein Autor nicht mit jedem Buch das Rad neu erfinden, doch neue Ansätze sind immer gern gesehen, doch leider in „Wie man die Zeit anhält“ rar gesät. Sicherlich, Matt Haig kann schreiben – immerhin ist dies nicht sein Debütroman, aber gerade in diesem Fall und bei seinen vorangegangen Werken kann man die Messlatte ruhig etwas höher schrauben.
Zeitgleich war die Marketingabteilung fleißig unterwegs und hat die Social Media Welt mit Vorabexemplaren versorgt. Die Kanäle, sei es bei instagram und Twitter, waren voll von seinem Buch. Auch das steigert und steigert Erwartungen, die dann auch erfüllt werden wollen – in diesem Fall aber leider nicht wurden.
Tom Hazard, unser Unsterblicher, bleibt zu blass in seiner Beschreibung, sein Charakter kriegt keine Tiefe. Camille, sein Grund für seine Nachlässigkeiten und Grenzüberschreitungen ist höchstens eine kleine Randnotiz, die keineswegs das wiederspiegelt, was Tom so fühlen mag, um all die aufgestellten Regeln zu brechen. Auch die Geschichte ist zu fad, wobei die Ansätze stimmen. Haig wählt zwei Erzählstränge – zum Einen die Gegenwart, in der es um die aktuelle Lage geht, das Kennenlernen mit Camille und der Misere, in der Tom nach all den Jahren steckt, zum Anderen die Vergangenheit, die dem Leser den Protagonisten näher bringen soll. Das tut es, wenn auch nicht genug. Die Geschichte um seine erste große Liebe ist die einzig gefüllte, wahrlich gut beschriebene Episode des ganzen Buches. Hier gibt es Tiefgang, Gefühle und eine nachvollziehbare Geschichte. Camille, der Streit mit der Organisation – alles wirkt lieblos drangeheftet.
Daher bleibt „Wie man die Zeit anhält“ für mich eins der schwächeren Bücher von Matt Haig. Leider nicht wie gewohnt. Wer also leichte, oberflächliche Lektüre möchte und auf Tiefgang verzichten kann, der findet mit diesem Buch eines, das man in kürzester Zeit lesen kann.