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Veröffentlicht am 29.05.2022

Ein Buch wie ein Kurzurlaub – nur spannender!

Schatten über Saint-Tropez
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Conny, gerade frisch getrennt von ihrer On-Off-Beziehung mit Félix, reist nach Saint Tropez, um für das Journal ihres neuen Arbeitgebers einen Reisebericht zu schreiben. Doch es kommt ganz anders, denn ...

Conny, gerade frisch getrennt von ihrer On-Off-Beziehung mit Félix, reist nach Saint Tropez, um für das Journal ihres neuen Arbeitgebers einen Reisebericht zu schreiben. Doch es kommt ganz anders, denn ihre langjährige Freundin, Hotelbesitzerin und Ziehmutter Simonette, wurde wegen Mordverdachts festgenommen. Conny glaubt keine Sekunde daran und ermittelt auf eigene Faust, um Simonette zu entlasten. Unterstützt wird sie von Jacques, Simonettes Lebensgefährte. Alle anderen Bewohner des Ortes und sogar die eigenen Familienmitglieder, scheinen keinen Finger rühren zu wollen. Warum schweigt Simonette? Wen will sie schützen oder welches Geheimnis bewahren? Oder ist Simonette doch gar nicht unschuldig? Conny gerät immer tiefer in einen Strudel aus Korruption, Kunstraub, Grundstücksspekulation und bald sogar selbst in Gefahr. Zu allem Überfluss ist nun auch noch ihr Verflossener Félix in den Fall involviert und ermittelt ebenfalls vor Ort.

Direkt nach den ersten Seiten fühlt ich mich wie im Urlaub. Das Setting ist einfach traumhaft und ich habe förmlich das Meer gehört, den Wind gespürt und die südlichen Düfte gerochen. Kein Wunder, denn Sabine Vöhringer beschreibt Land und Leute mit einer Leidenschaft und Liebe, die auf jeder Seite förmlich greifbar ist. Der Aufbau gefällt mir ausgesprochen gut, tappte ich doch bis zum Ende im Dunklen, habe die verschiedensten Szenarien erschaffen und wieder verworfen, wurde von einer Wendung zur nächsten getragen, misstraute Figuren, nur um sie dann wieder sympathisch zu finden und umgekehrt. So nach und nach wurden mir kleine Bröckchen vorgeworfen, die wieder ein bisschen mehr offenbarten und ständig fragte ich mich: was ist hier los? Wer? Warum? Wie?

Anfangs war die Handlung noch chillig, quasi im Urlaubsmodus, nahm dann aber immer mehr an Fahrt zu und ich konnte das Buch dann nur noch schwer aus der Hand legen. Die Sache mit Félix, dem Verflossenen, hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, gestört hat mich dieses Beziehungsding aber auch nicht. Das Ende, die Auflösung, war nachvollziehbar, die Art und Weise für meinen Geschmack jedoch ein bisschen to much (die Hauptfigur, die von einer Journalistin zu einer unerschrockenen Ermittlerin mutiert). Aber nichtsdestotrotz spannend.

Ein Buch, das mich nach Südfrankreich entführt hat. Urlaubsfeeling pur, Sonne, Meer, Wind und Pastis. Von mir sehr gute 4/5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.05.2022

Fantasy in den 1940er Jahren in England – ein ganz besonderes Flair

Die Hexen von Woodville - Rabenzauber
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Faye ist ein ganz patentes Mädchen, das ihrem Vater im Pub aushilft und sehr selbstbewusst durchs Leben geht. Als sie eines Tages ein Buch entdeckt, das diese für Faye geschrieben hat und voller Zaubersprüche ...

Faye ist ein ganz patentes Mädchen, das ihrem Vater im Pub aushilft und sehr selbstbewusst durchs Leben geht. Als sie eines Tages ein Buch entdeckt, das diese für Faye geschrieben hat und voller Zaubersprüche und derlei magischen Dingen ist, will Faye der Sache auf den Grund gehen. War ihr Mum etwa eine Hexe? Und ist sie dann nicht eigentlich auch eine? Gerade, als sie der Sache auf den Grund gehen will, überschlagen sich die Ereignisse. Lebendig gewordene Vogelscheuchen bedrohen die Bewohner von Woodville und haben es offensichtlich auf Fayes Buch abgesehen. Zeit, sich zu Wehr zu setzen – auch wenn Faye gar nicht weiß, wie sie ihre vermeintlichen Hexenkräfte anwenden kann. Gut, dass es im Dorf noch zwei weitere Hexen gibt.

Ich war ganz überrascht, als ich auf der ersten Seite gelesen habe „Juni 1940“. Ich bin davon ausgegangen, dass die Geschichte in der heutigen Zeit spielt – warum auch immer. Doch das hat in mir die Neugierde nur noch weiter angefacht. Eine Hexenfantasystory im England der 1940er Jahre, mitten im Krieg – wie spannend! Und so passte der irgendwie ruhige, feine Schreibstil hervorragend zum Thema und zur Zeit. Das ist keine rasante Actionfantasy, in der nur so mit Zaubersprüchen um sich geworfen wird. Vielmehr wird hier das Dorfleben geschildert, das durch die lebendig gewordenen Vogelscheuchen (was für eine Idee) aus dem Alltagstrott gerissen wird. Auch wenn die Bewohner das eher zurückhaltend sehen und erst mal ein Tässchen Tee trinken, bevor sie überlegen, was zu tun ist. Es ist eine Geschichte über den Verlust eines Elternteils, über die Gefühle des zurückgelassenen Kindes und über die Verarbeitung dieses Traumas. Das hört sich jetzt so dramamäßig und ernst an, ist es aber überhaupt nicht. Ich würde nicht von brüllend komisch sprechen, aber durchaus von einem feinen, englischen Humor, der sich durch alle Seiten zieht, nicht ulkig, aber sehr sehr amüsant.

Ich mag die Charaktere sehr, auch wenn mir Faye ab und zu ein wenig zu abgeklärt erscheint, zu erwachsen und geerdet. Doch irgendwie passt das auch wieder zu ihr und zur Story. Die ganze Zeit über hatte ich das Dorf, den Pub, das Wäldchen, die Landschaft lebendig und – ohne Witz – sepiafarben vor meinem geistigen Auge. Für mich ein echtes Lesevergnügen. Jetzt nicht unbedingt voller Wendungen und Überraschungen, dennoch absolut vergnüglich und fesselnd und zum Ende hin dann auch sehr spannend und rasant.

Da es der Auftakt einer Trilogie ist, werde ich natürlich die beiden Folgebände auch lesen. Mir hat´s gefallen, ich vergebe sehr gute 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Düster, skurril, voller Fantasie und seltsamer Ideen – Reihenauftakt, der mir Lust auf mehr macht

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
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Clod ist klein und schwächlich und seltsam, weswegen er von seiner Familie bestenfalls gemieden, schlimmstenfalls gemobbt wird. Als eines Tages Lucy Pennant von der Stadt ins Heap House zieht, um dort ...

Clod ist klein und schwächlich und seltsam, weswegen er von seiner Familie bestenfalls gemieden, schlimmstenfalls gemobbt wird. Als eines Tages Lucy Pennant von der Stadt ins Heap House zieht, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten, ist Clod hingerissen von ihren roten Haaren und ihrer so ganz anderen Art. Doch mit ihrer Ankunft geschehen auch seltsame Dinge: die Geburtsobjekte und andere Gegenstände im Haus verschwinden, scheinen sich zusammenzurotten und gegen die Menschen zu wenden. Clod und Lucy wollen herausfinden, was da los ist und kommen einem schrecklichen Ironmonger-Geheimnis auf die Spur, das das Leben aller bedroht.

Du meine Güte, was für ein seltsames, schräges, skurriles, düsteres, fantasievolles Buch! Ich kann den Schreibstil gar nicht so richtig in Worte fassen. Er ist ausgefeilt und besonders, er ist gut zu lesen und gleichzeitig echt schräg, er ist düster und dennoch mit speziellem Humor gespickt. Mich hat die Geschichte gepackt, ich wollte unbedingt wissen, was da los ist in Heap House, mir hat der Aufbau super gefallen, die Art und Weise, wie das Zusammenleben der Iremongers im Mittelpunkt stand, die verwandtschaftlichen Verknüpfungen und natürlich wollte ich wissen, warum sie in so einem überaus seltsamen Haus leben, inmitten von riesenhaften Müllbergen am Rande Londons. Und was zum Geier es mit diesen Geburtsobjekten auf sich hat und den Namen, die sie sagen und die nur Clod hören kann. Zeitlich sehe ich die Geschichte im 19. Jahrhundert – aber auch wieder nicht. Wie gesagt: schräg!

Ich fühlte mich gut unterhalten, der Spannungsbogen ist meistens oben, auch wenn man gefühlt zwischendurch immer mal wieder wegdriftet, um auf der nächsten schrägen Welle mitzureiten. Die Atmosphäre ist durchgehend düster und ein bisschen bedrückend (wozu sicher auch die dunklen s/w-Zeichnungen beitragen) und gleichzeitig skurril und crazy und voller schwarzem, nicht unbedingt gewöhnlichem Humor. Manch einem mag das vielleicht zu viel sein, ich fand´s ziemlich cool. Das empfohlene Alter ab 12 Jahren kann ich so unterschreiben – jünger sollten die Kids nicht sein, da es dann doch eher schwer zu verstehen sein dürfte. Es ist halt ganz speziell, dieses Buch.

Ein gelungener Auftakt der Trilogie und ich werde sicher auch die Fortsetzungen lesen. Von mir gibt´s 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Ein Erbe, ein altes Familiengeheimnis und viele Rätsel – spannendes Kinderbuchdebut!

Das Glashaus-Geheimnis
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Großtante Adele hat Rosa und ihren Eltern das Haus sowie ihren kleinen Antiktrödelladen vererbt. Rosa ist traurig über den Tod von Adele und tut sich schwer damit, all ihre Sachen herzugeben. Da stößt ...

Großtante Adele hat Rosa und ihren Eltern das Haus sowie ihren kleinen Antiktrödelladen vererbt. Rosa ist traurig über den Tod von Adele und tut sich schwer damit, all ihre Sachen herzugeben. Da stößt sie auf ein Beutelchen mit Meerglassteinen, auf denen Buchstaben und Zahlen stehen, sowie auf eine Karte von Adele mit einem ihrer berühmten Rätsel. Zusammen mit ihrem Freund Sami und Äffchen Uma geht Rosa nun also auf Spurensuche und wird von einem Rätsel zum nächsten geleitet. Als wäre das nicht schon spannend genug, stellen die Kinder bald fest, dass noch jemand anderes hinter dem Geheimnis her ist und dafür auch nicht vor Diebstahl zurückschreckt. Geht es womöglich um ein großes Erbe? Oder steckt doch etwas anderes dahinter?

Verschiedene Rätsel, exotische Pflanzen, Antiquitäten, Trauer, Neid und ein Familiengeheimnis. Das Buch hat viel zu bieten. So wundert es nicht, dass es spannend zugeht und auch das Miträtseln nicht zu kurz kommt. Alle Charaktere sind bildhaft beschrieben, so dass es mir leichtfiel, sie mir vorzustellen und mich in sie hineinzuversetzen. Mit dem Äffchen Uma ist dann auch mal ein anderes Tier Teil der Story und sie macht alles ein bisschen lebendiger und lustiger. Der Schreibstil ist detailliert, bunt und lebhaft, sehr gut zu lesen und schön kindgerecht. Die vielen s/w-Zeichnungen, die übrigens von der Autorin selbst stammen, sind super gelungen und lockern die Kapitel schön auf. Mir gefällt auch die „Geschichte in der Geschichte“, also der Teil, wo es um Adeles Vergangenheit geht, richtig gut. Es gab einige Wendungen und Unvorhersehbares, vor allem zum Ende hin. Die Rätsel sind für den Leser schwer zu knacken, machen aber Spaß. Der Titel spricht ja von einem Glashaus und ich habe mich immer wieder gefragt, was es damit wohl auf sich hat. Die Antwort auf diese Frage bekam ich – wenn auch erst sehr spät im Buch, was mich aber nicht störte.
Mir ist vor allem aufgefallen, dass in dem Buch sehr viel Liebe steckt (in der Story, wie auch in der Cover- und Innengestaltung), was auch auf die Charaktere übertragen wurde. Ich mag sie alle sehr und sie sind einfach tolle, liebenswerte Menschen.

Für Rätselfreund:innen ab 9 Jahren ein spannendes Leseabenteuer zum Mitraten – daher von mir sehr gute 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Bestialische Morde in ländlicher Umgebung mit sympathischem Ermittler-Paar

Düsterhof (Thriller)
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Sinta Hoymann beauftragt den Privatdetektiv Felix Hertzlich, den Pferderipper ausfindig zu machen, der schon länger sein Unwesen treibt und nun Sintas Pferd angegriffen hat. Kurz später wird eben jede ...

Sinta Hoymann beauftragt den Privatdetektiv Felix Hertzlich, den Pferderipper ausfindig zu machen, der schon länger sein Unwesen treibt und nun Sintas Pferd angegriffen hat. Kurz später wird eben jede Sinta ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, bestialisch zugerichtet. Unter Verdacht festgenommen wird Sintas Exfreund Robin Thaler, der zudem der Reitpädagoge von Felix´ autistischer Schwester ist und die Trennung offensichtlich nicht verwunden hat. Er landet in U-Haft und bekommt die Pflichtverteidigerin Annabelle Hart beigestellt. Felix´ Schwester ist von Robins Unschuld überzeugt und liefert Felix diverse Informationen, mit denen dieser sich an Annabelle wendet. Gemeinsam versuchen sie nun, die Unschuld ihres Mandanten zu beweisen, der dann auch aus der U-Haft entlassen wird. Und schon geschieht ein weiterer Mord und Felix´ Schwester wurde entführt. Ein Spiel auf Zeit beginnt, Felix und Annabelle begeben sich in höchste Gefahr.

Ich mag die Figuren in diesem Thriller allesamt sehr. Sie werden bildhaft und detailliert beschrieben, haben ihre guten Seiten, aber auch ihre Macken und sind einfach menschlich. Privatdetektiv Felix, der ehemalige Polizist, der nach dem Tod seiner Eltern seine autistische Schwester betreut und seinen Humor trotz aller Tiefen, die sein Leben für ihn bereithält, nicht verloren hat, gefällt mir besonders gut. Der Fall an sich ist super spannend und ich hatte mehrere Lösungsmöglichkeiten im Kopf. In einigen Kapiteln kommt der (unbekannte) Mörder zu Wort und diese sind wirklich düster und sehr brutal. Hier bekommt man einen kleinen Einblick in seine extrem kranke Psyche und teilweise ist es schon sehr beklemmend. Aber eben auch so gut geschrieben und super spannend – das geht unter die Haut. Ich bin geradezu über die Seiten geflogen, der Schreibstil ist mitreißend und so bildhaft, dass ich das Setting und die Szenen immer wie in einem Film vor mir sehen konnte (das Cover passt übrigens PERFEKT zum Buch und der Titel auch – was einem erst am Ende so richtig bewusst wird).

Ein sehr guter, teils brutaler Thriller, der mir spannende Lesemomente beschert hat.
Von mir gibt es dafür sehr gute 4/5 Sterne.

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