„Du musst nur lernen, auf dich zu hören und dir selbst zu vertrauen.“
(Will zu Emely in Words I Keep)
Worum geht’s?
Die schüchterne Studentin und Buchbloggerin Emely lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Cassidy im wunderschönen Amber Falls in den Rocky Mountains. Cas, ihre Bookstagram-Community und ihre besten Freunde Lexie und Will sind für Em das Wichtigste im Leben. Als sie dem attraktiven, aber undurchschaubaren David begegnet, fühlt sie es sofort: die Aufregung des Neuen, das Knistern des ersten Verliebtseins. Jedes Mal, wenn sie sich begegnen, sprühen die Funken. Doch die Beziehung mit ihm verändert Em und treibt einen Keil zwischen sie und Cas. Kann er der Richtige sein, wenn er ihr Leben so durcheinanderbringt? Em muss sich entscheiden, oder sie verliert alles. Gibt es Happy Ends doch nur in Büchern und nicht im echten Leben?
Words I Keep ist Band 1 der Amber Falls Reihe und in sich geschlossen. Die Charaktere der Folgebände kommen bereits vor.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Emely in der Ich-Perspektive erzählt und verläuft chronologisch. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, teils sehr ausschweifend bild und teils sehr poetisch. Das Buch enthält keine erotischen Inhalte.
Meine Meinung
Diese Rezension musste leider ziemlich lange darauf warten, getippt zu werden. Das lag daran, dass ich nach Beenden der Lektüre keine wirkliche Lust hatte, mich erneut mit dem Buch befassen zu müssen. Das ist leider ein ziemlich schlechtes Zeichen und entsprechend möchte ich an dieser Stelle auch bereits die Warnung voranstellen, dass die Rezension teilweise wohl sehr kritisch werden könnte. Lange habe ich gehadert, ob ich das Buch überhaupt lesen möchte, dann nochmal, ob ich’s rezensieren möchte. Aber ich war schon immer ein ehrlicher Mensch, deswegen here we go.
Ein Buch zu kritisieren tut immer weh. Das glauben viele einem nicht, denn viele denken, es macht Spaß, Bücher „zu zerlegen“. Das tut es nie. Jedes Buch besteht aus Herzblut, Tränen, der aufopfernden Arbeit von vielen Leuten – Autorin, Lektoren, Marketingleute, Vertriebler, so viele arbeiten an dem Buch mit. Aber manchmal kann man ein Buch leider nicht schön reden und das ist bei Words I keep der Fall. Zunächst möchte ich festhalten, dass sich das Buch sehr schnell lesen lässt – ich war in gut drei Stunden durch. Gern würde ich sagen, dass dies daran lag, weil es so fesselnd war, tatsächlich war es aber einfach nur der relativ schlichte Schreibstil. Der Einstieg in die Geschichte gelang mir ganz okay, man ist recht fix drin und lernt auch schnell die Charaktere kennen. Leider geht es hier aber bereits los: Words I keep zeichnet sich durch eine sehr ausufernde Darstellung aus. Das Buch hat wenig thematische Ausrichtung mit überschaubarem Inhalt, aber sehr viel Drumherum, umfassende Ausschmückungen und detaillierte Beschreibungen. Weite Strecken des Buches lesen sich leider beinahe wie ein Tagebuch, bei dem man das Gefühl hat, dass sich gar nichts tut. Emely steht auf, sie geht manchmal zu Vorlesungen, manchmal nicht, sie geht oft in den Laden, wo ihre Schwester arbeitet, sie macht Ausführungen zum Leben als Bloggerin. Viel mehr passiert ehrlich gesagt nicht und das wirklich lang. Als Love Interest David auftritt, war für mich nicht so wirklich greifbar, was hier gerade los ist. Beide laufen zufällig ineinander und danach ist sie fast schon obsessiv fasziniert von ihm, er zeigt ihr die kalte Schulter, dann plötzlich nicht mehr.
Das ist eines der Hauptprobleme des Buches. Das Buch ist von sprunghaften Entwicklungen geprägt. Die Charaktere sind heute der einen, morgen der anderen Meinung. Wieso, bleibt zumeist offen. Das Buch wirkt leider wahnsinnig planlos, als hätte man einfach losgeschrien. Die Autorin scheint nicht zu wissen, was sie will und wohin sie will. So wirken viele Szenen wahllos aneinandergereiht, viele Dialoge wirken platt und wenig greifbar. Die Charaktere, die Szenen, die Probleme – sie alle haben wenig bis keinen Raum, sich zu entfalten. So viele Gespräche enden abrupt, oftmals genau auf dem Höhepunkt eines Streitgesprächs etwa. Und dann kommt ein vollkommen willkürlicher Szenenwechsel in irgendeine völlig belanglose Situation, die seitenweise ausgeführt wird. Das sorgte dafür, dass ich weder zwischen David und Emely irgendeinen Funken von Chemie und Anziehung finden konnte noch dass mir die Freundschaften wirklich klar wurden. Das Buch ist durchzogen von vielen leeren Phrasen, wenig greifbaren Entscheidungen und dem fehlenden Hintergrund und der notwendigen Tiefe, die in vielen Situationen nötig gewesen wäre. Wenig hilfreich ist hierbei auch, dass sich die zweite Hälfte des Buches auf einmal liest, als hätte jemand anderes das Buch geschrieben. Das Buch bleibt zwar zäh, es gibt durchweg wenig Handlung und es ist fast schon langweilig, aber plötzlich gibt es zahlreiche (pseudo)philosophische Sprüche, statt einfachen Sätzen, werden plötzlich komplexe Satzkonstrukte gebaut und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, plötzlich in einem anderen Buch zu sein – zumindest vom Schreibstil und Aufbau her. Es ist einfach so, dass die Sachen nicht in das Buch gepasst haben. Weder in den Zusammenhang, in dem sie fallen, noch zu den Charakteren. Es ist ein wildes Zusammenzimmern von Inhalten, Zitaten und Ideen, bei denen aber schlichtweg die Konnexität fehlt.
Die Liebesgeschichte verdient es nicht, als solche betitelt zu werden. Von Anfang an sieht der Leser, dass David eine laufende Red Flag ist. Sein manipulatives Verhalten, die leeren Worte und generell das Gefühl, der ist eher ein notwendiger Pappaufsteller als ein Mensch mit Gefühlen, machte es mir nicht einfach. Ich mochte David von Anfang an nicht und mit jeder Szene wurde es schlimmer. Denn David ist ein ambivalenter Charakter, der einfach den Eindruck macht, das die Autorin sich nicht entscheiden konnte, ob sie einen rich good guy mit Problemen oder einen unangenehmen Schnösel ohne Rücksicht und Rückgrat möchte. Und so führen seine Handlungen zu Fragezeichen. Es ist nicht nachvollziehbar, wieso er sich für Emely interessiert, wieso er an einigen Stellen der beste Boyfriend der Welt und an anderen das rücksichtsloseste Gesicht des ganzen Buches ist. Wobei… dieser Titel geht vielleicht auch an eine andere Person, aber dazu gleich. Jedenfalls funktioniert die Liebesgeschichte schlichtweg nicht. Dass sie dies auch nicht soll oder muss, merkt man dann im wenig nachvollziehbaren Finale des Buches, was durchaus Potenzial gehabt hätte, aber leider durch die fehlende Vorarbeit willkürlich und ebenso wenig greifbar ist. Es hätte ein interessanter (wenn auch an einigen Stellen vorhersehbarer) Twist werden können, aber leider mangelt es eben auch hier an Tiefe und Input. Zu schnell wird über alles drübergebügelt und sich lieber wieder auf Belangloses konzentriert. So war ich am Ende einfach nur noch froh, es bis zum Ende durchgehalten zu haben. Wie das Buch endet, war mir an der Stelle schon egal. Auch finde ich, dass die Autorin sich dem durchaus kritischem Thema, welches die Beziehung zu David betrifft, mehr hätte widmen müssen. Die ausufernden Sprüche, die Emely David wohlformuliert und hochgradig reflektiert (interessant, wenn man bedenkt, dass sie woher keine einzige Red Flag wahrgenommen hat) an den Kopf wirft, wirken komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Fast mag ich die Behauptung aufstellen, dass die Autorin vorher gewisse Abschnitte vorgeschrieben hat, weil sie sie unbedingt so haben wollte, aber dann die Zwischenteile schreiben musste, was dazu führte, dass die Puzzleteile nur bedingt zusammenpassen. Wieso hier auch seitens des Lektorats kein Störgefühl eingetreten ist, wundert mich tatsächlich bis heute. Aber sei`s drum, bei Words I keep geht es um mehr als Liebe.
Ein Großteil des Buches entfällt auf die Thematiken Studium (bzw. Nichtstudium), Bookstagram/Bloggerleben und das Leben der beiden ungleichen Schwestern Emely und Cas, die nach dem Tod des Vaters und dem Abgang der Mutter sich irgendwie zusammenraufen müssen. Die Thematik Studium empfand ich als müßig. Ausführlich beklagt sich Emely über das Studium, was ihr keinen Spaß macht, berichtet von Inhalten, aber alles fühlt sich platt und berichtend an. Wo sind die Gefühle gewesen? Bei mir sind sie nicht angekommen. Das betrifft leider auch Emelys Freundschaften. Lexie und Will sind ihre Primärfreunde, die man so halb kennenlernt, bei denen man aber vor allem im Hinblick auf Lexie das Gefühl hat, Emely ist nur am verurteilen. Ernsthaft, sie sagt an so vielen Stellen unnette Sachen über Lexie, dass ich mich gefragt habe, was ihre Freundschaft überhaupt ausmacht. Dabei ist Lexie ein interessanter, ehrlicher Charakter, der durchaus hätte Spaß machen können, wenn man ihr mehr Raum und Möglichkeiten zur Entwicklung gegeben hätte. Welche Rolle Will in dem ganzen Konstrukt spielt, lasse ich jetzt einmal offen. Greifbar erklären kann ich es an dieser Stelle sowieso nicht.
Die Thematik um Bookstagram und das Buchbloggerleben war ehrlich gesagt der Hauptgrund dafür, dass ich dieses Buch lesen wollte. Die Autorin ist selbst Bloggerin und kann somit direkt davon berichten, welche Erfahrungen sie gemacht hat. Was in diesem Buch dann aber präsentiert wird, liest sich weniger wie ein direkter Erfahrungsbericht sondern wie eine sachliche Anleitung, wie man in dieser Welt bestehen kann und sollte. Mir fehlten die Emotionen und die tatsächliche Begeisterung, für das, was Emely dort macht. Auch hier gilt wieder, dass die Autorin es versäumt hat, greifbar zu machen, wie ihr Bloggerleben aussieht. Hier und da werden einzelne Tätigkeiten erwähnt aber ich hatte das Gefühl, dass das große Gesamtbild fehlte. So war es ein zentrales Thema, dass Emely ihr Studium abbrechen möchte, weil sie lieber ihre Bloggerkarriere vorantreiben möchte. Das ist durchaus nicht zu kritisieren, gleichzeitig fehlte mir aber die Erklärung dafür. Denn eigentlich wurde nur thematisiert, dass ein Verlag an einer Zusammenarbeit mit ihr interessiert ist. Die ganze Gestaltung der Thematik konnte mich schlichtweg nicht abholen, insbesondere wenn man die Welt selbst zumindest auszugsweise kennt. Ist ein das Universum Bookstagram und Buchblogger gänzlich unbekannt, dürfte sich vermutlich Ernüchterung einstellen, wie das Thema hier dargestellt wird. Ich muss an dieser Stelle auch einfach gestehen, dass der Klappentext viel mehr versprochen hat und dies - wie so häufig leider - nicht gehalten wurde. Hinzu kommt, dass sich die Autorin irgendwie zu sehr auf Fandoms konzentriert hat, was erneut zu einem gewissen Ungleichgewicht hinsichtlich Tiefe und inhaltliche Ausrichtung der Handlung führt.
Für mich leider jedoch fast schon der schlimmste Teil ist die Thematik rund um ihre Schwester Cas. Für die schwesterliche Verbindung fällt mir leider nur ein einziges Wort ein, wobei eigentlich zwei: toxische Beziehung. Es tut mir leid, aber die Darstellung führte zu mehr als nur einem Fragezeichen. Bereits von Anfang an hatte ich arge Probleme damit, wie die Schwester Emely behandelt. Denn diese ist tatsächlich volljährig, wird von ihrer Schwester aber tendenziell behandelt als wäre sie noch ein kleines Kind. Die bereits vielfach bemängelte Nachvollziehbarkeit der Geschichte war also auch hier wieder ein Problem. Denn tatsächlich erschloss es sich mir nicht, wie Cas so sehr davon überzeugt sein konnte, über Emely und ihr Leben bestimmen zu dürfen. Ich rede hierbei nicht von Kleinigkeiten, sondern tatsächlich solch gewichtigen Themen, dass Emely von ihrer Schwester bewusst Steine in den Weg gelegt werden, wenn diese etwas machen möchte. An so vielen Punkten wollte ich einfach nur schreien, weil in keinster Form diese Art des Miteinanders zu dulden ist. Von bewusster Manipulation über Lügen bis hinzu subtilen Drohungen ist hier wirklich alles dabei. Selten habe ich mich über eine familiäre Beziehung derart aufgeregt wie in diesem Buch. Dass beide Schwestern durch den Verlust des Vaters leiden, spielt eine wichtige Rolle, rechtfertigt aber in keinster Weise, wie Cas in das Leben von Emely eingreift. Toxische Verhaltensweisen müssen als solche betitelt werden und ich finde es wahnsinnig schade, dass in diesem Buch wenig Raum für eine Beleuchtung der Unangemessenheit der Verhaltensweisen geschaffen wurde. Zwar wagt es Emely an irgendeiner Stelle durchaus, sich gegen ihre Schwester aufzulehnen, dennoch hatte ich das Gefühl, dass die Autorin Cas` Verhalten fast schon beschönigt. Mir fehlt hierfür leider absolut das Verständnis. Man wollte Emely nur dazu raten, ihre Beine in die Hand zu nehmen und zu laufen. Das wird vor allem auch dann bestätigt, als der wohl heftigste Vertrauensbruch durch Cas erfolgt, den Emely dann aber mit ganz viel Verständnis einfach so hinnimmt.
Das plötzlich in Vielerlei konstruierte Ende vermag dann auch nicht zu überzeugen. Die Autorin hat sich an vielen Stellen sehr einfach gemacht, ganz egal, ob dies nachvollziehbar ist. Das betrifft sowohl die Thematik um die schwesterliche Beziehung als auch die nunmehr neu aufkommende Liebesgeschichte und auch Emelys Umgang mit ihrem Studium und ihrem Leben als Blogger. Final kann ich nur sagen, dass dieses Buch an vielen Stellen sicher sehr viel Potential gehabt hätte, ist meiner Meinung nach aber schlichtweg nicht genutzt wurde. Zusammenfassend ist das für mich daher ein Buch ohne wirkliche Handlung, bei dem die Charaktere nicht überzeugen können und welches durch die fehlende Tiefe einen auch nicht wirklich abholen kann.
An dieser Stelle möchte ich tatsächlich auch sagen, dass ist mir durchaus schwer fällt, dieses Buch mit einer Sternebewertung zu versehen, da mir persönlich an dem Buch eigentlich nichts gefallen hat, ich gleichzeitig dem Buch aber auch nicht seine Daseinsberechtigung absprechen möchte, weil ich mir vorstellen kann, dass einige Leser sich von vielen der mir kritisierten Punkte nicht stören lassen. Daher erhält es gerade noch 2 Sterne von mir, aber eben mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass ich es leider bedauerlicherweise nicht empfehlen kann. Es tut mir im Herzen weh, eben weil ich absolut neutral an das Buch herangegangen bin und mich auch von dem Hintergrund der Autorin nicht beeinflussen lassen wollte.
Mein Fazit
Words I Keep konnte mich leider in keinster Weise überzeugen. Das Buch ist für mich geprägt von einer gewissen Oberflächlichkeit, kaum Handlung, sprunghaften Entwicklungen und nicht wirklich liebenswerten Charakteren. Dies gepaart mit den doch etwas kuriosen pseudophilosophischen Ausführungen sorgte bei mir leider für viel Langeweile und Lesefrust. Daher bedauerlicherweise keine Leseempfehlung von mir.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]