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Veröffentlicht am 29.05.2022

Adieu Le Lavandou

Stürmisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 8)
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Zum ersten Mal trifft sich die Surfergemeinde im provenzalischen Le Lavandou, um dort ihre Wettkämpfe auszutragen. Der gesamte Ort ist auf den Beinen, um den Großevent vorzubereiten. Aber dann wird ein ...

Zum ersten Mal trifft sich die Surfergemeinde im provenzalischen Le Lavandou, um dort ihre Wettkämpfe auszutragen. Der gesamte Ort ist auf den Beinen, um den Großevent vorzubereiten. Aber dann wird ein junges Paar am Strand tot aufgefunden. Brutal ermordet, wie der Rechtsmediziner Leon Ritter bei der Obduktion feststellen muss. Surfer, Touristen und Einheimische sind gleichermaßen verunsichert, und das Team um Capitaine Isabelle Morell, Ritters Lebensgefährtin, arbeitet mit Hochdruck, um den Mörder so schnell als möglich zu schnappen, zumal es weitere Opfer gibt. Die Ermittlungen führen allerdings zu einem überraschenden Ergebnis, mit dem weder Leon noch Isabell gerechnet hätten…

Bisher habe ich sämtliche Bücher der Reihe gerne gelesen, aber dieser achte Band „Stürmisches Lavandou“ war eine einzige Enttäuschung. Nichts Neues unter der provenzalischen Sonne, ein Déjà-vu reiht sich an das nächste. Unzählige Elemente, die man bereits aus den früheren Krimis kennt, mittlerweile abgenutzt: der psychopathische Mörder, die Garrigue, der Thymianduft in der Luft, das unvermeidliche Boule-Spiel, die Beschreibung der forensischen Arbeitsräume, der obligate FAZ-Kauf, Isabelles Tochter und das geplante Wochenende, das einen tragischen Verlauf nimmt. Nicht zu vergessen der Radiosender mit den klassischen Chansons, in dem natürlich genau in dem Moment, in dem Ritter ihn einschaltet, immer Trenets „La Mer“ gespielt wird. Alles wie gehabt.

Die alles lässt vermuten, dass die dichterische Fantasie Eyssens offenbar erschöpft ist, denn es sind noch nicht einmal Variationen, sondern immer wieder die gleichen Motive, die er aus seinem Baukasten holt und hier zu einer langatmigen und langweiligen Geschichte zusammensetzt. Spätestens dann, wenn mich ein Autor nicht mehr überraschen kann, wird es Zeit für mich, eine Reihe zu beenden. Und dieser Zeitpunkt scheint jetzt gekommen zu sein. C’est assez. Adieu, Le Lavandou.

Veröffentlicht am 15.05.2022

Unausgegoren

Der Mann aus dem Schatten
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Lagercrantz hat auf Bitten der Erben Stieg Larssons Millenium Trilogie fortgeschrieben, und das hat er auch ganz ordentlich gemacht. Kein Wunder, waren sowohl die Charaktere als auch die grundlegende Handlungsrichtung ...

Lagercrantz hat auf Bitten der Erben Stieg Larssons Millenium Trilogie fortgeschrieben, und das hat er auch ganz ordentlich gemacht. Kein Wunder, waren sowohl die Charaktere als auch die grundlegende Handlungsrichtung von Larsson bereits weitgehend angelegt. Ein Grundgerüst, an dem er sich entlang hangeln konnte.

Allerdings trugen diese Vorschusslorbeeren nur dazu bei, dass meine Erwartungen enttäuscht wurden. Warum?

In "Der Mann aus dem Schatten" hingegen musste er sich allein auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen, und bei denen hakt es leider an allen Ecken und Enden. Das Personal wirkt hölzern, auch wenn er versucht, es mit einigen Alleinstellungsmerkmalen aufzupeppen, die Story ist unausgegoren, nimmt kaum Fahrt auf und animiert durch unnötiges Füllmaterial in keinster Weise zum zügigen Weiterlesen. Im Gegenteil. Bei mir hat sie viele Male für Augenrollen und die Frage nach dem Was-soll-denn-das gesorgt.

Kein Autor, dessen Werk ich weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 08.05.2022

Insiderblick ins Milieu

Real Easy
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Wenn man dem Klappentext Glauben schenkt, hat die Autorin in einem früheren Leben selbst an der Stange getanzt. Das merkt man diesem Thriller deutlich an, denn sie legt wesentlich mehr Wert auf die Schilderungen ...

Wenn man dem Klappentext Glauben schenkt, hat die Autorin in einem früheren Leben selbst an der Stange getanzt. Das merkt man diesem Thriller deutlich an, denn sie legt wesentlich mehr Wert auf die Schilderungen des Berufsalltags der Tänzerinnen als auf den Plot, der die Bezeichnung Thriller verdient hätte. Die multiperspektivische Erzählweise tut das übrige dazu, denn dadurch zerfasert die Handlung. Die Schilderungen des Arbeitsalltags der Frauen wiederholen sich, man muss nicht zum zigsten Mal wissen, wie wichtig die richtigen Schuhe und das passende Make Up sind, damit am Ende des Abends genug Netto vom Brutto übrig bleibt. Dazu hier eine Rivalität, da Gedanken über unangenehme Kunden, ja, so wird es in diesem Milieu wohl zugehen. Die Einzelschicksale sind nur mäßig interessant und gewähren Eindrücke in Lebenssituationen, die auch nicht weiter überraschen. Tja, und die Frage nach dem Täter? Die konnte ich bereits nach knapp 50 Seiten beantworten.

Veröffentlicht am 12.04.2022

Langatmig, spannungsarm und behäbig

In einer stillen Bucht
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Als „In einer stillen Bucht“ ein Koffer mit einem Leichnam gefunden wird, gibt es zu Beginn für die beiden Inselpolizisten Enrico „Erri“ Rizzi, überzeugter Caprese, und Antonia Cirillo, die strafversetzte ...

Als „In einer stillen Bucht“ ein Koffer mit einem Leichnam gefunden wird, gibt es zu Beginn für die beiden Inselpolizisten Enrico „Erri“ Rizzi, überzeugter Caprese, und Antonia Cirillo, die strafversetzte Norditalienerin, zunächst mehr Fragen als Antworten. Warum kam die Direktorin des neapolitanischen Konservatoriums nach Capri? Wollte sie jemanden treffen? Und warum musste sie für diese Stippvisite mit dem Leben bezahlen? Gibt es vielleicht einen Zusammenhang mit dem Verschwinden einer wertvollen Harfe? Es gibt viele Vermutungen, aber kaum handfeste Beweise, die nicht nur die Polizei sondern auch die Leserinnen im Dunkel tappen lassen, bis auf den letzten Metern ein Hinweis aus dem Hut gezaubert wird, der den Täter/die Täterin entlarvt. Aufmerksame Leserinnen können diese/n allerdings schon weit früher identifizieren.

Wer die beiden Vorgänger gelesen hat weiß, dass ihn in dieser Reihe keine actiongeladene Handlung mit unzähligen Finten erwartet, sondern ein klassisch aufgebauter Whodunit, garniert mit Beschreibungen des Gemüsegartens und der Landschaft, natürlich „La familia“ und italienisches Flair in Form von Espresso-Pausen. Natürlich sind das Klischees, aber die dürfen bei einem Urlaubskrimi durchaus wohldosiert in die Handlung eingebaut werden. Was ich allerdings als sehr störend empfunden habe, war die Beschreibung der neapolitanischen Kollegen, die – natürlich – in puncto Scharfsinn den beiden Insulanern meilenweit unterlegen sind.

Behäbig und langatmig erzählt, spannungsarm und ohne Höhepunkte, gestaltet sich dieser dritte Band der Capri-Krimis zu einer äußerst zähen Lektüre, was mein Interesse an dieser Reihe und die Bereitschaft, die zukünftigen Fälle von Rizzi und Cirillo weiter zu verfolgen, gekillt hat. Nix mit Bella Italia und Dolce Vita, dafür Pura Noia. Schade!

Veröffentlicht am 24.03.2022

Der gute Wille allein reicht leider nicht

Das Strandhaus
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Die Ausgangssituation in dem Erstling der britisch-irischen Autorin Deborah O’Donoghue ist genretypisch: Beth, eine junge Frau und Nichte der feministischen Spitzenpolitikerin Juliet, geht ins Wasser, ...

Die Ausgangssituation in dem Erstling der britisch-irischen Autorin Deborah O’Donoghue ist genretypisch: Beth, eine junge Frau und Nichte der feministischen Spitzenpolitikerin Juliet, geht ins Wasser, ertränkt sich im Meer. Dass die Umstände des Suizids zumindest Fragen aufwerfen, fällt den aufmerksamen Leserinnen natürlich auf, werden doch in einer Randbemerkung (verdächtige) Fesselspuren erwähnt. Aber auch Juliet bezweifelt den Selbstmord ihrer lebenslustigen Nichte. Sie beschließt zum Strandhaus der Familie zu fahren, in dem Beth gelebt hat, um sich dort umzusehen und mit Hilfe der örtlichen Polizei eigene Nachforschungen anzustellen. Und was sie dort nach und nach herausfindet, erschüttert sie bis ins Mark.

Einen packenden „Mix aus Psycho-Spannung und Polit-Thriller“ verspricht die Beschreibung, ein Versprechen, das Deborah O’Donoghue leider nicht einlösen kann, auch wenn die Zutaten prinzipiell passen würden. Aber es zeigt sich, dass die Autorin nicht plotten kann, keine Ahnung davon hat, wie ein Spannungsbogen funktioniert und/oder wie man Tempo in einen Text bringt, weshalb dieses Debüt weit über die Hälfte hinaus eine äußerst zähe Angelegenheit ist und die Geduld der Leser
innen mangels Überraschungen über alle Maßen strapaziert. Und auch der Rundumschlag im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Themen wie organisiertes Verbrechen, die Rolle der Medien, sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern und psychische Instabilitäten retten diese langatmige und vorhersehbare Story nicht mehr. Überzeugen kann lediglich die schottische Kulisse, aber allein das reicht bei Weitem nicht aus, um aus einem faden Plot einen gelungenen Thriller zu kreieren und erfüllt in keinster Weise den Anspruch, den ich an dieses Genre habe.