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Veröffentlicht am 05.09.2022

Spannende Verbrechen in den "Roaring Twenties" im Norden von Deutschland

Das Kind der Lügen
1

Die Geschichte "Das Kind der Lügen" von Helga Glaesener entführt die Zuhörer/Leser anhand der virtuosen Stimme von Christiane Marx in das Hamburg von 1927. Doch statt Varieté, Parties oder Charleston landet ...

Die Geschichte "Das Kind der Lügen" von Helga Glaesener entführt die Zuhörer/Leser anhand der virtuosen Stimme von Christiane Marx in das Hamburg von 1927. Doch statt Varieté, Parties oder Charleston landet man auf der Schattenseite der "Goldenen 20er Jahre". Paula Haydorn, als ein kürzlich dazu gewonnenes Mitglied der weiblichen Kriminalpolizei, ermittelt zusammen mit ihren männlichen Kollegen in einem Vermisstenfall : Dorothee von Arnsberg, die sechsjährige Tochter von Signe von Arnsberg sowie ihr Kindermädchen Alma sind verschwunden.

Die Mutter Signe, die die Vermisstenmeldung bei der Polizei aufgeben will, wirkt auf die Kollegen unglaubwürdig und recht neurotisch. Dennoch kommt nach und nach eine Fahndung ins Rollen, bei der verschiedene Leute in das Visier der Polizei geraten: da ist die Mutter des verschwundenen Kindes (Signe von Arnsberg), der zwielichtige Chauffeur der Familie, der Geliebte von Alma, die Pflegeeltern von Frau von Arnsberg, ihr Bruder Anton und einige mehr. So viele Möglichkeiten, denen Paula, Caro, Gertrud, Martin Broder sowie etliche andere Hüter des Gesetzes nachgehen müssen. Sie ermitteln in dem Städtedreieck Hamburg-Cuxhaven-Bielefeld, auch Bad Oldesloe spielt eine Rolle. Zusätzlich entwickelt sich am Rande des Geschehens die Liebesgeschichte zwischen Paula Haydorn und Martin Broder.

Das Hörspiel/Buch zeichnet mit der Darstellung der Frauen bei der Hamburger Polizei ein Frauenbild, wie es leider auch heute noch teilweise gilt. Die Polizistinnen müssen damals wie heute eigentlich fast mehr leisten, um mindestens genauso anerkannt zu werden wie ihre männlichen Kollegen. Körperlicher Gewaltandrohung können sie sich auch schwer erwehren und die (gleichgeschlechtliche) Liebe muss auch am Arbeitsplatz besser geheim gehalten werden (Caro und Gertrud). Vergewaltigung und Missbrauch von speziell Kindern und Frauen wird seltener und nicht so hart geahndet, aber die Todesstrafe besteht in den 1920ern Jahren in Deutschland dennoch.

Auch die Mittel der Polizei sind damals beschränkt. Aber Fotos vom Tatort werden geschossen, Fingerabdrücke werden genommen, Verhöre aufgenommen und Verdächtige beschattet. Dies führt am Ende zur Auflösung der komplex verflochtenen Handlungsstränge, denen man das Mathematikstudium der Verfasserin anmerkt. Des weiteren thematisiert die Autorin auch die schmerzlichen Nachwehen des 1.Weltkriegs, der auf Körper und Seelen der Überlebenden lebenslange Narben hinterlassen hat. Menschen, die schon wenige Jahre später der nächsten "schwarzen Zeit" entgegen gehen werden.

Als Fazit bewerte ich dieses Buch/Hörspiel als absolut lesens-/hörenswert. Mit Sicherheit wird keine Langeweile aufkommen, wenn man dieses spannende Hörbuch/Buch in gemütlichen Stunden genießen will.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Out of the dark, into the light

Feel me forever
2

"Feel me forever" ist der 2.Teil der "Now and forever -Reihe" von der deutschen Autorin Amy Baxter (Andrea Bielfeldt), die ganz aktuell 2022 vom Lübbe-Verlag aufgelegt wurde.

Handelte es sich im 1.Teil ...

"Feel me forever" ist der 2.Teil der "Now and forever -Reihe" von der deutschen Autorin Amy Baxter (Andrea Bielfeldt), die ganz aktuell 2022 vom Lübbe-Verlag aufgelegt wurde.

Handelte es sich im 1.Teil dieser Reihe, "Hold me forever"vordringlich um die Geschichte von Ana und Tristan, einer Liebesgeschichte zwischen einer sensiblen, vom Schicksal gebeutelten Frau und einem berühmten Schauspieler, geht es nun im weiteren Teil "Feel me forever" hauptsächlich um die Geschichte von Megan, einer attraktiven Endzwanzigerin, die in ihrem beschaulichen Heimatort Honey Falls ein kleines Hotel führt und in einer signifikanten Ehekrise mit ihrem Mann Doug steckt. Ihr Zufluchtsort in all dem Streß ist ihr Hobby das Fotografieren sowie ihr Instagram-Account, wo sie ihre Werke auch veröffentlicht. In dieser Cyberwelt hat sie sich den Namen "Athena" gegeben. Irgendwann wird ein User namens "Harvey 008 auf ihre Fotos und sie aufmerksam. Die beiden texten sich und merken, dass sie sich auf Anhieb sehr sympathisch sind.

Im weiteren Verlauf der Geschichte verstärken sich Megans Eheprobleme derart, dass sie zu ihrer treuen Freundin Piper nach L.A. reist. Megans Angestellte und ihr Bruder Hunter kümmern sich derweil um das Hotel. Während Megan dort versucht, wieder zu sich selbst zu finden, bricht der Kontakt zu Harvey
008, ihrer Internetbekanntschaft, für eine Weile ab. In Pipers Diner, wo sie arbeitet, trifft sie den charmanten Nate, mit dem sie sich sogar auf eine Reise mit dessen Camper rund um den Grand Canyon begibt. Zwischen beiden entspinnt sich eine Liebesbeziehung, die unterbrochen wird, als Megan sich von Nate verraten fühlt. Als Megan und Nate bei einer Foto-Ausstellung in New York wieder aufeinander treffen, entscheidet sich die Zukunft ihrer Beziehung.

Der Schreibstil von Amy Baxter ist sehr angenehm und die Seiten fliegen nur so vorbei. Die Figuren der Geschichte wirken allesamt sehr authentisch und die Handlung ist zumeist spannend, nachvollziehbar und realistisch erzählt. In dem Buch wird das schwierige Thema "Häusliche Gewalt" behandelt und dies vermittelt so die Wichtigkeit, das Problem erstmal zu kommunizieren um dann Lösungswege aufzeigen zu können. In der Triggerwarnung am Anfang des Buches stehen auch Notrufnummern bei häuslicher Gewalt, so dass sich Betroffene und Angehörige auch gleich um Hilfe kümmern könnten/können. Insofern dient das Buch nicht nur der Unterhaltung, sondern auch einem praktischen Zweck.
Als Cover wurde ein dunkel-violett/türkises Blätterdickicht gewählt. Für mich passt das perfekt zur Geschichte, als ob Megan einen Weg daraus finden muss oder wissen will, was sich dahinter verbirgt.

Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Es zeigt auch, dass es sich im Leben lohnt die "zweite Chance" zu ergreifen. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen und freue mich auf den nächsten Band!




Vielen Dank, dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte und es hat Spaß gemacht, mit allen Teilnehmern zusammen durch das Buch zu reisen!

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Düsteres Drama in der Zirkuswelt

Zirkus der Wunder
4

Man schreibt das Jahr 1866. In einem kleinen südenglischen Dorf steht ein aufregendes Ereignis bevor: Jasper Jupiters Zirkus der Wunder soll in den Ort kommen und eine Vorstellung geben. In besagtem Dorf ...

Man schreibt das Jahr 1866. In einem kleinen südenglischen Dorf steht ein aufregendes Ereignis bevor: Jasper Jupiters Zirkus der Wunder soll in den Ort kommen und eine Vorstellung geben. In besagtem Dorf wohnt auch Nell mit ihrem Vater und ihrem Bruder Charles. Nell wäre eine ganz normale junge Frau, wären da nicht ihre dunklen, kreisrunden Male, die den ganzen Körper bedecken und sie zu einer Außenseiterin machen. Nells Familie ist nicht sonderlich reich, u.a. halten sie sich mit der Aufzucht und dem Verkauf von Blumen über Wasser. Nells Bruder träumt von einem Leben in Amerika und Nell kann sich auch etwas Besseres vorstellen, als ihre tägliche Arbeit auf dem Feld. Dazu kommt die ständige Verachtung, welche ihr von vielen Dorfbewohnern ob ihres Aussehens ständig entgegenschlägt. Trotz allem ist sie mehr als geschockt, als sie von ihrem eigenen Vater als "zukünftige Sensation" an Jasper und somit an den Zirkus verkauft wird. Die Zurschaustellung "seltsamer" Menschen steht gerade hoch im Kurs und keine Geringere als Queen Victoria bekundet ihre Sympathie für diesen obskuren Trend.

Mit der Zeit gewöhnt sich Nell jedoch an das Zirkusdasein und dabei hilft ihr auch die Freundschaft zu anderen Darstellern und Artisten (z.B.Stella, Brunette oder Pearl) sowie die Zuneigung für Toby, den Bruder des Zirkuseigners Jasper. Auch Toby, von Haus aus Fotograf, hat Interesse an der begabten, durchaus attraktiven Nell. Dennoch fürchtet er zugleich die Interventionen seines herrschsüchtigen Bruders Jasper, der über alle Vorgänge in "seinem" Zirkus die Kontrolle behalten möchte. Dazu taucht auch noch das ungeklärte Schicksal von Jaspers bestem Freund Dash auf, mit dem beide Brüder im Krimkrieg gekämpft haben. Wird sich der Todesfall aufklären lassen und wird es für Toby und Nell schließlich ein "Happy End" geben?

"Zirkus der Wunder" (original "Circus of Wonders") ist das zweite Buch, das von Elizabeth Macneal nach ihrem sehr erfolgreichen Vorgänger "The Doll Factory" veröffentlicht wurde. Die Autorin, die Englische Literatur am Somerville College in Oxford studiert hat und auch die Töpferscheibe zu bedienen weiß, versenkt sich anscheinend mit Vorliebe in Szenarien ihres Heimatlandes Ende des 19.Jahrhunderts. Mit sehr viel Fantasie und einer originellen Sprache lässt sie diese vergangene (Zirkus-)Epoche in der Vorstellung der Leser für eine Weile wieder auferstehen. Viele der erwähnten Zirkusimpresarios oder "Kuriositätendarsteller" hat es wirklich gegeben und die erfundenen Gestalten fügen sich gut in die beeindruckenden bunten Bilder ein, die Elizabeth Macneal entstehen lässt. Immer wieder streut sie auch Tier- und Naturvergleiche ein, was die Geschichte für mich noch plastischer in dieser (vergangenen) Zeit macht. Auch das Cover lädt mit seiner liebevollen Gestaltung (ein Zirkuszelt in grün-weiß-gold mit der schwebenden Nell inmitten von Blumenranken) zum Schmökern ein.
Die Beziehungen zwischen den Personen (Nell-Toby, Toby-Jasper, Jasper-Nell) bleiben zum Teil schwierig zu fassen oder nachzuvollziehen. Es ist, als ob gerade Nell in einer schön-schillernden Seifenblase gefangen wäre: Man kann sie beobachten, aber von ihr dringt nicht so viel nach außen. Die Figuren an sich in dem Buch verfügen eher über wenig Introspektion. Demnach muss man sie über Äußerlichkeiten und ihre Handlungen definieren. Das führt dazu, dass die Handlungsvorgänge manchmal sprunghaft und abrupt wirken und sich dem Leser vielleicht nicht immer erschließen.

Die Autorin konnte mich überraschen, da sie mit Handlung und Figuren oft den unkonventionellen Weg gegangen ist (auch typisch für die Briten an sich )Das hat mir sehr gut gefallen, dass in dem Buch nicht alles so berechenbar war. In einem Interview hat Elizabeth Macneal gesagt, dass sie das Leben und die Schwierigkeiten starker Frauen in der Geschichte untersuchen und darstellen möchte. Ich finde, dazu waren in ihrem Buch gute Ansätze zu finden und ich spreche auch gerne eine Leseempfehlung aus. Ich denke aber auch, dass die Autorin das Potential hat, in ihrem nächsten Buch, das es bestimmt geben wird, "noch eine Schippe draufzulegen".

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Hallo, Mr. Gott, hier spricht Annie

Weil ich dich liebe, deine Annie
1

Der Roman "Weil ich Dich liebe, Deine Annie" wurde 2021 unter dem Originaltitel "Minus Me" in den USA veröffentlicht. Die Autorin ist Mameve Medwed, eine US-Amerikanerin mit jüdischen Wurzeln, die in Maine, ...

Der Roman "Weil ich Dich liebe, Deine Annie" wurde 2021 unter dem Originaltitel "Minus Me" in den USA veröffentlicht. Die Autorin ist Mameve Medwed, eine US-Amerikanerin mit jüdischen Wurzeln, die in Maine, wo auch die Geschichte des Buches angesiedelt ist, geboren ist. Mameve Medwed kann auf eine lange schriftstellerische Karriere zurückblicken, zu der Beiträge in der New York Times oder der Washington Post gehören. Zwischen 1997 und 2021 hat sie u.a. zudem 6 Romane geschrieben, wobei "Weil ich Dich liebe, Deine Annie" die jüngste Veröffentlichung ist.

Mameve Medwed nimmt uns nun mit auf die Reise in ein kleines, beschauliches Städtchen mit dem indianischstämmigen Namen Pasamoquoddy. Wir landen in dem Kosmos von Annie Stevens-Strauss und ihrem Ehemann Sam, die als Lebensunterhalt in ihrem Imbiss u.a. ein typisch amerikanisches Fast-Food-Produkt verkaufen, das sich in Pasamoquoddy und den umliegenden Bezirken als Spezialität herumgesprochen hat. Es ist das Paul-Bunyan-Sandwich nach einem Geheimrezept, so geheimnisvoll wie das von Coca Cola. 37 Jahre sind die Eheleute alt, davon 17 Jahre verheiratet und lange im Ort, wo sie schon ihre Kindheit und Jugend verbracht haben.
Zu Annies und Sams Umfeld gehören auch noch Rachel, Annies beste Freundin sowie ratgeberaffine Psychologin, Megan, deren 17-jährige Tochter und Annies Patenkind und Ursula, die von Annie gefürchtete, gemiedene und ungeliebte Mutter, die ein Diva-Dasein als berühmte Schauspielerin in New York führt. Sie stellt gerne die neueste Mode zur Schau und lässt in ihrer affektierten Art gerne ihre Französischkenntnisse in die Konversation einfließen.
Jeder kennt jeden in Pasamoquoddy und das ist es auch, was für die kinderlose Annie zum Problem wird, als sie vom familiären Hausarzt Dr.Buckley die furchtbare Diagnose Lungenkrebs erhält. Es ist klar, dass von diesem Moment an Annies unaufgeregtes, aber geregeltes Leben unter der Käseglocke von Ehealltag und Sandwichladen in der Provinz aus den Fugen gerät. Demnach schafft sie es zunächst nicht ihrem geliebten Ehemann Sam von dieser Hiobsbotschaft zu erzählen. In seiner lakonischen, etwas unbeholfenen Art möchte er die neue Entwicklung in Annies Leben womöglich auch nicht sehen. Schließlich war Annie bisher immer für ihn da, wie eine Art Übermutter. Da sie ihren Sam aber von Herzen liebt, erstellt sie einen teilweise makaber erscheinenden, aber auch von Sorge und Liebe geprägten Leitfaden, der Ratschläge bzw. Anweisungen für sämtliche Lebensbereiche ihres Mannes nach ihrem Ableben enthält. Am Ende gibt sie ihm auch diesen nicht. Stattdessen kündigt sich ihre Mutter zu einem Besuch an, bei dem sich Annie vor Widerwillen sämtliche Haare sträuben. Tatsächlich wirbelt ihre Mutter Annies Leben herum, und tiefgreifender , als es sich Annie vorstellen kann.

Man merkt schnell, dass Mameve Medwed eine versierte Autorin ist, denn mit den ersten Sätzen hatte sie mich schon für ihre Geschichte begeistert. Ihre Protagonistin Annie ist eine starke, liebevolle Persönlichkeit mit einem großen Herzen, so wie sie auch in der jüdischen Müttertradition so oft gezeichnet wird. Annie selbst ist zwar Unitarierin, aber ihr Mann Sam ist jüdischen Glaubens. Annie verfügt aber durchaus auch über eine spitze Zunge und beobachtet ihre Umwelt genau, was sie nicht weniger liebenswert macht. In ihren Vergleichen und Metaphern ist sie äußerst fantasievoll, der örtliche Meteorologe ist der "Holzfällerhemd-Wettermann", ihre Mutter z.B. "Mount Ursula".

In 26 Kapiteln mit Epilog , dem jeweils ein Post-it mit einem Ratschlag/einer Anweisung vorangestellt ist, bettet die Autorin ihre Geschichte ein. Der Leser plätschert mit der Geschichte zuweilen dahin, dann kommen unvorhergesehen Stromschnellen oder sogar wasserfallartige Abgründe. Dadurch wird der Leser hin- und hergeworfen, taucht schon mal im Trüben und muss sich dann in neuen Gewässern umorientieren. Im Zentrum der Geschichte steht stets Annies und Sams Liebesgeschichte, Annies Erkrankung sowie ihr Verhältnis zur berühmten und äußerst dominanten Mutter.
Das Cover des Buches, ein in Rot-, Grün- und Blautönen gehaltener Blumenhintergrund, der bei näherem Hinsehen einen blauen Schmetterling aufweist, (der für Metamorphose, Transformation und Auferstehung steht), hätte mich womöglich nicht zum Kauf des Buches bewogen, der Klappentext schon. Das Cover wäre für mich zu unauffällig bzw. "klassisch". Die Geschichte von Annie und ihren Lieben um sich herum, besticht durch Wortwitz und Warmherzigkeit. Der erste Teil des Buches liest sich meiner Meinung nach flüssiger, da der zweite Teil den Leser in seiner Darstellung mehr fordern könnte. Auch die teilweise unreif anmutende Figur des Sam, der sich immer auf seine Frau stützt und verlässt und die Sprachlosigkeit zwischen den Eheleuten können zuweilen irritieren sowie die Wendungen der Geschehnisse.

Mir hat das Buch mit Abstrichen gefallen, deshalb leider nur dreieinhalb Sterne. Es regt durch seine Unwägbarkeiten zum Nachdenken an, verwirrt aber auch. Zudem ist das Thema Krankheit und Tod ein zentrales im Leben und wird hier auch zeitweise in den Mittelpunkt gerückt, was ich begrüßen möchte. Zu sehr wird Krankheit (hier Krebs) und/oder Tod an den Rand der Gesellschaft geschoben und somit die Menschen, die damit konfrontiert sind. Mameve Medwed, welche selbst im Dezember 2021 an Lungenkrebs verstorben ist, leistet hier einen Beitrag zur Enttabuisierung des Sujets und betont zugleich die "Kraft der Liebe". Denn wie heißt es in einem jüdischen Sprichwort: "Nur die Liebe gibt uns den Geschmack der Ewigkeit".

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