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Veröffentlicht am 21.06.2022

von Befreiung kann keine Rede sein

Stille Befreiung
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Ich bin hin- und hergerissen, was ich vom Roman halten soll. Auf der einen Seite hat er mich zum Teil gut unterhalten, zum Teil aufgeregt, aber mit den Charakteren konnte ich nicht so richtig Freundschaft ...

Ich bin hin- und hergerissen, was ich vom Roman halten soll. Auf der einen Seite hat er mich zum Teil gut unterhalten, zum Teil aufgeregt, aber mit den Charakteren konnte ich nicht so richtig Freundschaft schließen und zudem haben die vielen Klischees und veralteten Ansichten sehr gestört. An manchen Stellen fragt man sich als Leser*in aus welchem Zeitalter Sandra und ihre Freunde stammen, dabei sollte es doch ein aktueller Roman sein.
Sandra hat einerseits mein Mitgefühl, aber auch ein Händchen für ungute Situationen – sie fordert das Pech nahezu heraus. Wenn der Titel auch „Stille Befreiung“ heißt, so rutscht sie meiner Meinung nach, von einer Abhängigkeit in die nächste und ändert ihr Leben nicht gerade zu ihrem Besten.
Der Umgang mit ihrer Tochter wird ebenfalls eigenartig beschrieben. Als Mutter würde ich kämpfen bis zum Schluss, wenn ich den Verdacht habe, dass es meinem Kind nicht gut geht und sie auch nicht in dubiosen Verhältnissen zurücklassen und resignieren, weder bei einer psychisch kranken Schwiegermutter und schon gar nicht, wenn ich den Verdacht habe, dass sie verletzt sein könnte.
Auf ihre Freundin Carina kann sie sich zumindest meistens verlassen, sie hilft ihr, wo sie kann und ist auch die einzige vernünftige Person in diesem Buch. Erstaunt war ich, dass die beiden Freundinnen den Zustand der Wohnung, die wirklich schlimm aussehen muss und keinem Standard entspricht, einfach so hinnehmen und mit ein wenig Deko versuchen, wohnlich zu gestalten. An Sandras Stelle wäre ich sofort wieder umgedreht und ausgezogen. Dass sich Sandra vor ihrer Familie schämt, kann ich gut verstehen. Sie kommt mir auch sehr passiv und depressiv vor, sie hat resigniert und sich mit der Situation abgefunden.
Zum Glück findet Sandra bei Rebekka eine Arbeit, die ihr Spaß macht, die gut mit ihrer Familiensituation vereinbar ist und zudem auch noch gut bezahlt ist. Offensichtlich ist auch, dass Rebekka und Sandra sehr voneinander profitieren.
Das Ende lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits freut es mich für Rebekka, dass sie so viele Fähigkeiten wieder erlernen kann und besser zurechtkommt, auch im Wohnheim ist sie bestimmt altersgemäß und gut aufgehoben. Andererseits kann ich den Beziehungswechsel von Sandra nicht nachvollziehen, das war zu schnell, zu glatt, sie stürzt sich wieder einmal von einer Beziehung in die nächste, von einer Abhängigkeit in die nächste – ob das gutgehen kann auf Dauer?

Veröffentlicht am 21.06.2022

ruhiger, atmosphärischer Krimi

Tiefes, dunkles Blau
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Der Krimi punktet mit seiner Atmosphäre durch die bildhafte Beschreibung von Zürich und durch die Darstellung der Charaktere, vor allem Rosa und ihr Freundeskreis sind stark im Fokus. Die eigentliche Geschichte ...

Der Krimi punktet mit seiner Atmosphäre durch die bildhafte Beschreibung von Zürich und durch die Darstellung der Charaktere, vor allem Rosa und ihr Freundeskreis sind stark im Fokus. Die eigentliche Geschichte rund um den toten Gynäkologen der Kinderwunschklinik mit allen Intrigen beruflicher und privater Natur geraten fast schon in den Hintergrund. Die Ermittlungen verlaufen ruhig und gechillt, der Kreis der Verdächtigen ist relativ groß, aber auch ziemlich klar eingrenzbar und auch sonst gibt es keine unerwarteten Wendungen oder Überraschungen. Ich glaube, dass man aus dem Forschungsthema rund um die Gentechnik noch viel mehr herausholen hätte können, hier wurde nur an der Oberfläche gekratzt. Ich hätte mir mehr Spannung, mehr Power erwartet – geworden ist es ein sehr ruhiger, atmosphärischer Krimi mit Flair.

Veröffentlicht am 30.05.2022

gut gestartet, dann zunehmend surrealer geworden

Als das Böse kam
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Die Idee zur Geschichte finde ich kreativ und ungewöhnlich, sodass ich schon mit großer Freude und hohen Erwartungen zu lesen begonnen habe. Zu Beginn kommt man sehr leicht in die Geschichte hinein und ...


Die Idee zur Geschichte finde ich kreativ und ungewöhnlich, sodass ich schon mit großer Freude und hohen Erwartungen zu lesen begonnen habe. Zu Beginn kommt man sehr leicht in die Geschichte hinein und die Situation, in der sich die Familie befindet, wird auch realistisch und glaubwürdig beschrieben. Mit der Zeit bekommt man als Leser*in dann doch so seine Zweifel, vor allem auch, wenn man die Hintergründe aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert bekommt, z.B. gerade auch von den Kindern. Danach ist klar, hier läuft etwas gewaltig schief und ab diesem Zeitpunkt driftet leider auch die Geschichte etwas zu sehr ins Surreale ab, sodass sie mir nicht mehr ganz so gut gefallen hat, wie der erste Teil des Buches. Ich hätte mir als Auflösung mehr erwartet.

Veröffentlicht am 24.03.2022

zu kurz, zu wenig Tiefgang

Eifersucht
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Nachdem ich die Kriminalromane von Jo Nesbo ziemlich alle gelesen habe, waren meine Ansprüche an die Kurzgeschichten ebenfalls hoch. Leider wurden diese nur teilweise erfüllt. Der Schreibstil ist angenehm, ...

Nachdem ich die Kriminalromane von Jo Nesbo ziemlich alle gelesen habe, waren meine Ansprüche an die Kurzgeschichten ebenfalls hoch. Leider wurden diese nur teilweise erfüllt. Der Schreibstil ist angenehm, klar strukturiert, wenig schnörkelhaft und manchmal muss man als Leser*in auch das Ungesagte, das zwischen den Zeilen steht, erahnen, das gefällt mir ganz gut am Autor. Die Kurzgeschichten an sich sind wenig überraschend aufgebaut und bedienen die üblichen Klischees, besonders interessant finde ich das Berufsbild eines Ermittlers, der sich auf Mord aus Eifersucht spezialisiert hat. Theoretisch klingt dies für mich sehr spannend, umgesetzt kann ich allerdings keinen Unterschied zu einem „normalen“ Ermittler, wie in allen anderen Krimis und Thriller vorkommend, erkennen und auch die ausgewählte Person in der Geschichte wirkt nicht gerade geeignet, vor allem in Bezug auf seine persönlichen Erfahrungen. Dennoch war es ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen, vielleicht sogar zu kurz, denn manche Geschichten hätten gerne weiter ausgeführt werden können, denn in der Kürze ist es leider nicht gelungen, Tiefgang zu erzeugen.

Veröffentlicht am 09.12.2021

großer Hype - zu wenig Zeit für Tiefgang

Was fehlt dir
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Ich kann nur schwer zusammenfassen, wie mir der Roman gefallen hat. Auf der einen Seite ist die Geschichte der beiden Freundinnen seit Jugendtagen, von denen eine an Krebs erkrankt ist, sehr nachdenklich ...

Ich kann nur schwer zusammenfassen, wie mir der Roman gefallen hat. Auf der einen Seite ist die Geschichte der beiden Freundinnen seit Jugendtagen, von denen eine an Krebs erkrankt ist, sehr nachdenklich und auffordernd geschrieben. Die Geschichte wird in einem lockeren Erzählstil, ähnlich wie in einem Gespräch, gebracht. Auf der anderen Seite kommen noch viele weitere Erzählstränge hinzu und das Buch ist recht kurz, sodass alle Themen gerade einmal oberflächlich angerissen werden können, aber nicht in die Tiefe gehen. Mir fehlt gerade der Tiefgang und den großen Hype, der vielleicht auch aufgrund der Vorgängerbücher der Autorin Vorschusslorbeeren sind, kann ich nicht ganz nachvollziehen.