Verantwortung für sich selbst – eine informative und hilfreiche Übersicht zum „People Pleasing“
Worum geht es? Emma Reed Turrell beschäftigt sich in ihrem Buch damit, was passiert, wenn die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund treten und „faule Kompromisse“ geschlossen werden. Sogenannte „People ...
Worum geht es? Emma Reed Turrell beschäftigt sich in ihrem Buch damit, was passiert, wenn die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund treten und „faule Kompromisse“ geschlossen werden. Sogenannte „People Pleaser“ neigen dazu gefallen zu wollen, bloß nicht anzuecken und immer „Ja“ zu sagen. Dass das auf Dauer nicht gut sein kann, liegt auf der Hand.
Die Autorin stellt zunächst vier verschiedene Pleasing-Profile vor (der klassische People Pleaser, der Schatten, der Beschwichtiger, der Verweigerer) und widmet sich danach dem Pleasing in unterschiedlichen Lebensphasen (in Beziehungen, in Freundschaften, am Arbeitsplatz, in der Elternrolle, bei besonderen Anlässen, im Internet, als Frau bzw. als Mann und von der Empfängerseite aus). Thematisch deckt sie somit einen großen Bereich ab und berücksichtigt dabei die individuellen Unterschiede – nicht jeder zeigt in jedem Bereich gleich große Ausprägungen des Pleasings. Das Buch ist sehr ausführlich und beinhaltet viele Informationen, die aber gut verständlich dargestellt und mit Praxisbeispielen (aus der Tätigkeit der Autorin als Psychologin) aufgelockert und verdeutlicht werden.
Oftmals sind wir in unserem Alltag, unseren Handlungen und Interaktionen sehr festgefahren. In diesem Buch werden einige Denkanstöße gegeben, die einem dabei helfen, die eigenen Sichtweisen und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Die Autorin gibt dabei nicht nur Hintergrundwissen, sie gibt dem Leser auch Anregungen für die praktische Umsetzung und stellt Fragen, die zur Reflexion des eigenen Verhaltens anregen.
Für mich persönlich waren viele Kapitel dabei, die mich nicht betroffen haben. Ich habe sie (dies rät die Autorin) trotzdem gelesen, habe aber nicht viel daraus ziehen können. Das ging mir streckenweise auch in anderen Kapiteln so. Wie oben geschrieben, sind die individuellen Lebensbereiche und Ausprägungen des Problems sehr individuell. Nicht alles trifft auf jeden zu und nicht alles ist für jeden Menschen gleich relevant – das ist klar. Trotzdem habe ich mich in großen Teilen des Buches einfach nicht angesprochen gefühlt und dementsprechend war das Interesse phasenweise gering. Aus anderen Kapiteln wiederum konnte ich eine ganze Menge ziehen.
Eine weitere Anmerkung habe ich noch: thematisch geht die Autorin manchmal sehr tief in tendenziell problematische Bereiche hinein, wie etwa die Kindheit und das Verhältnis zu den Eltern. Bei manchen Menschen werden dadurch Punkte getriggert und Themen aufgewühlt, die einiges auslösen können. Das Buch kann also unter Umständen ganz schön was bewegen und es nicht leisten, das vollumfänglich aufzufangen. Wie auch – es ist ja „nur“ ein Buch. Deshalb sollte der Leser bei der Lektüre immer aufmerksam bleiben und auf sich achten.
Grundsätzlich spricht das Buch eine wichtige Thematik an und stellt diese umfassend dar. Es sind einige gute Anregungen und Aussagen enthalten, die noch nachwirken und Anstöße für das eigene Leben geben. Ich fand es informativ, habe es gerne gelesen und kann es – mit den oben genannten Einschränkungen – empfehlen.