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Veröffentlicht am 30.05.2022

Gedämpfte Geburtstagsfreude

Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag (Pappbilderbuch)
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Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die kleine Hummel Bommel hat Geburtstag. Aber o weh, Papa hat die Einladungskarten vergessen und Mama kein Blütenstaubpuder mehr für den Geburtstagskuchen. Bommel ...

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die kleine Hummel Bommel hat Geburtstag. Aber o weh, Papa hat die Einladungskarten vergessen und Mama kein Blütenstaubpuder mehr für den Geburtstagskuchen. Bommel macht sich trotzdem auf den Weg und fragt seine Freunde, ab sie Zeit für eine hummelige Party haben. Doch er bekommt nur Absagen...

Das kleine stabile Pappbilderbuch liegt gut in der Hand und ist robust genug, um auch von kleinen Kinderhänden gehalten und umgeblättert zu werden. Die Zeichnungen im beliebten und bekannten Hummel-Bommel-Style haben eine großen Wiedererkennungswert und wecken die Neugier auf die Geschichte. Liebevoll werden die Szenen illustriert und zum Leben erweckt, sodass jede Seite voll ist mit tollen Ideen und vielen Details .

Leider gibt es aber ganz viele traurige Kindergesichter beim Vorlesen, denn im Verlauf der Geschichte hagelt es Absage über Absage und nicht nur Bommel lässt ganz geknickt den Kopf hängen. Es tauchen Fragen auch, warum denn niemand von Bommels Freunden Zeit hat, denn so eine Geburtstagsfeier ist doch etwas ganz Schönes.

Auch wenn für die Vorlesenden das Happy End schon von Beginn der Geschichte feststeht, fällt es den Kleinsten nicht leicht, bei der großen Überraschungsparty ebenfalls Freude zu empfinden, da die Enttäuschung über die vielen negativen Erlebnisse von Bommel aus den vorhergehenden Seiten überwiegt und für gedämpfte Partystimmung sorgt.


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Veröffentlicht am 30.05.2022

Mehr historisches Sozialdrama statt Krimi

Schatten im Silsersee
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Wie kann ein staatenloser Künstler Glück, Frieden und Freiheit finden, wenn ihm die Obrigkeiten und die Nachbarn nur mit unverhohlener Skepsis und Vorbehalten begegnen ? Giovanni Segantini ist nicht nur ...

Wie kann ein staatenloser Künstler Glück, Frieden und Freiheit finden, wenn ihm die Obrigkeiten und die Nachbarn nur mit unverhohlener Skepsis und Vorbehalten begegnen ? Giovanni Segantini ist nicht nur ein begnadeter Künstler, sondern auch ein ewig Getriebener, dem man seinen Erfolg nicht gönnt. Als der Käsebauer in der Nachbarschaft ermordet wird, steht für alle von vornherein fest, dass nur Segantini der Schuldige sein kann...


Christine Neumeyer erschafft mit Worten genau die Bilder, die Segantini malt und so wird die Welt des Künstlers für die Leser:innen zugänglich. Doch all die bunten Farben verblassen gegen Segantinis Seelenpein. Er kann sich noch so sehr anstrengen, noch so viele Erfolge feiern, als Staatenloser ist er ein beliebtes Opfer für die Obrigkeiten.

Dabei gelingt es der Autorin, mit feinen Pinselstrichen das Seelenleben des Künstlers zu zeichnen und nicht zu ihm, sondern auch zu seiner Familie Zugang zu finden. Es entsteht ein sehr realistisches Bild des Malers, in dem man lesen kann wie in einem offenen Buch. Sein Charakter ist sehr gut ausgearbeitet und so werden genau die Ecken und Kanten ersichtlich, die ihn als Mensch prägen.

Neumeyer hat eine sehr akribische Recherche betrieben, um im Roman eine perfekte Grundlage aus Kunst und Historie für ihre Handlung zu haben. So faszinierend die Geschichte auch ist, so leid tut es mir, ein wenig herumzumäkeln.

Die Handlung ist mehr ein historisches Sozialdrama statt Krimi, denn die Ermittlungen im Fall des toten Käsebauern rücken in den Hintergrund und laufen eher am Rande mit. Großartige Spannung entsteht dadurch leider nicht. Vielmehr erhalten die Leser.innen einen sehr gelungenen Einblick in eine Welt voller Vorurteile, Standesdünkel und den verzweifelten Versuchen, ein Teil der Gesellschaft zu werden.

Unaufgeregt erzählt, jedoch nicht minder mitreißend, hält Christine Neumeyer einen gesellschaftskritischen Spiegel hoch, der an Aktualität nichts eingebüßt hat. Auch heute gibt es noch Menschen, die versuchen, in die Gemeinschaft der anderen aufgenommen zu werden und denen man mit Ablehnung und Intoleranz begegnet.

Für einen Krimi ist mir zu wenig Spannung, Aufregung und Nervenkitzel enthalten, daher vergebe ich schweren Herzens nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Erste Schritte in ein neues Leben

Wo Himmel und Meer sich berühren
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Die Schrecken des Krieges und die Strapazen der Flucht sitzen noch tief, als Edith regelrecht auf Rügen strandet. Die Insel in der Ostsee soll ihr zu einer neuen Heimat werden, aber wie kann es ihr gelingen, ...

Die Schrecken des Krieges und die Strapazen der Flucht sitzen noch tief, als Edith regelrecht auf Rügen strandet. Die Insel in der Ostsee soll ihr zu einer neuen Heimat werden, aber wie kann es ihr gelingen, auf diesem Fleckchen Erde ein Zuhause zu finden, wenn alles fremd und ungewohnt ist. Um Sie herum Wasser, nichts als Wasser. Mit Alma an ihrer Seite gelingt es Edith, wieder neuen Mut zu fassen und mit offen Augen durch die Welt zu gehen...

Ich habe schon viele Bücher über die unmittelbare Nachkriegszeit gelesen und von den verzweifelten Versuchen, den Neuanfang zwischen Gerippen der Häuser und den seelischen Narben zu wagen. Mit "Wo Himmel und Meer sich berühren" versucht Kathleen Freitag, das Licht der Hoffnung und Zuversicht zu entzünden und schlägt einen Bogen zu der aktuell herrschenden Situation, in denen Menschen aus der Ukraine vor dem Krieg flüchten müssen.

Gerade weil die Thematik so aktuell ist, habe ich mir sehr viele Emotionen erhofft, die mich tief im Innern berühren und mir das Gefühl geben, mit den Figuren eins zu werden. Leider gelingt es der Autorin nicht immer, authentische Gefühle und Gemütsregungen zu vermitteln, sodass die Leser;innen häufig außen vor bleiben und nur wenig bis gar keinen Zugang zu den Figuren finden.

Die Geschichte wird von der Schreibenden ohne große Aufreger oder Spannung erzählt, bleibt somit relativ seicht und kann die innere Zerrissenheit von Edith nicht wirklich glaubhaft vermitteln. Sie ist eine ewig Suchende, die zwischen den Stühlen sitzt, geplagt von den traumatischen Ereignissen.

Das Leben auf dem Hof verläuft auch recht ereignislos. Die Vorkommnisse, so erschütternd sie auch manchmal sein mögen, werden ausdruckslos und recht nüchtern beschrieben. Bestürzung, Angst oder Verzweiflung wären die Gefühlsregungen, die die Leser:innen empfinden müssten, aber sie bleiben emotional aussen vor. Fast so, als würde eine dicke Glasscheibe die Lesenden von den Protagonist:innen trennen, sodass kein Vordringen zu ihnen möglich ist. Die Lebenssituation auf dem Hof, die Enge, der Hunger und der Versuche, aus all dem doch das Beste zu machen, wird mitunter wirklich sehr realitätsnah beschrieben - so hätte ich mir den kompletten Verlauf der Handlung gewünscht.

So bleibt Vieles an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe. Geheimnisse kommen ans Tageslicht, Freundschaften werden geschlossen und selbst das Happy End bleibt leider farblos.

In dieser Geschichte stecken so unglaublich viele Möglichkeiten, die Leser:innen mit ins Boot zu holen und sie emotional an die Seiten zu binden. Leider bleibt ein Großteil an Potential ungenutzt und deswegen vergebe ich schweren Herzens 3 Sternchen.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Der aufdringliche Schreibstil ist unglaublich anstrengend

Inselwandern in Kroatien
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Kroatiens Inselwelt lädt regelrecht dazu ein, sie wandernd zu erkunden, neue Eindrücke zu sammeln und den Blick über das kristallklare Wasser schweifen zu lassen. Ein Wanderführer, der die Vorzüge der ...

Kroatiens Inselwelt lädt regelrecht dazu ein, sie wandernd zu erkunden, neue Eindrücke zu sammeln und den Blick über das kristallklare Wasser schweifen zu lassen. Ein Wanderführer, der die Vorzüge der Inseln Krk, Cres, Losinj, Pag, Hvar, Korcila und Pelsjesac zum Vorschein bringt und erste Anreize für eigene Erkundungen setzt, klingt verlockend und macht neugierig.

Da ich einige der im Buch vorgestellten Ecken bereits kenne, sind die Erwartungen an die Autorin dementsprechend hoch. Wenn der Duft von Lavendel und Pinien in der Luft liegt, Olivenhaine Schatten spenden und echte Traumstrände zum Baden einladen,ist die Verlockung groß, die Wanderschuhe anzuziehen und die Inseln per Pedes zu erkunden.

Finde ich den sehr enthusiastischen Schreibstil zu Beginn noch ganz nett, macht dieser Eindruck eine Kehrtwende um einhundertachtzig Grad, denn auf Dauer ist der aufdringliche Schreibstil unglaublich anstrengend und nervtötend. Bei aller Begeisterung, dich ich wirklich nachvollziehen kann, wäre hier doch Sachlichkeit und Neutralität angebracht, um professionell und fachkundig die Erfahrungen an die Leser:innen weiterzugeben.

Die Aufmachung des Wanderführers ist ansprechend, jedoch spärlich bebildert. Allerdings lässt die Qualität der Aufnahmen keine Wünsche offen, denn diese zeigen wirklich die Inseln von ihren schönsten Seiten. Vereinfachte Kartenzeichnungen zeigen den groben Verlauf der Wanderstrecke zur ersten Orientierung, jedoch bieten die Infokästen kurz und knapp alle wichtigen Informationen und GPS-Daten.

Fazit: nett anzuschauen,aber der aufdringliche Schreibstil macht den guten ersten Eindruck leider zunichte.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Gut gemeint ist leider nicht gut gemacht

Urlaub daheim
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"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah" - inspiriert durch das Goethe-Zitat haben sich die SZ-Autor:innen auf den Weg gemacht, um Bayern abseits der angesagten Tourismuspfade zu erkunden ...

"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah" - inspiriert durch das Goethe-Zitat haben sich die SZ-Autor:innen auf den Weg gemacht, um Bayern abseits der angesagten Tourismuspfade zu erkunden und auf ihre schöne Heimat aufmerksam zu machen.

Herausgekommen ist ein Freizeitführer, der viele unbekannte Ecken aus ihrem Dornröschenschlaf wachküssen möchte, aber leider an der Dornenhecke scheitert. Wer Bad Brückenau nur von den Staumeldungen im Autoradio kennt, sollte wirklich einen Abstecher in dieses Kurstädtchen machen, denn die Bäderarchitektur ist wirklich imposant und auch sonst hat das Städtchen einiges zu bieten.

Aber wer weiß heute noch, wer Roy Black oder Michael Heigl gewesen sind ?! Mit diesem Insiderwissen locken die Autor:innen leider die jüngere Generation nicht vom Handy weg und auch sonst findet sich im kleinen Büchlein nicht wirklich viel, auf das die zukünftigen Reisenden ihre Planung aufbauen könnten. Vieles wird angerissen, aber leider nicht vertieft. Oft wird auf weiterführende Lektüre im Internet verwiesen und auch die aufgezeigten Touren sind nur in einer groben Übersichtskarte eingezeichnet.

Die Idee, einmal Ausflüge abseits von Neuschwanstein und Co. zu planen ist gut gemeint, aber leider nicht ganz so gut umgesetzt.

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