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Veröffentlicht am 30.05.2022

Temporeicher Rügen-Krimi mit ungewöhnlichem Plot

Todesglut
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Schon bei der Präsentation in der Frühjahrs-Verlagsvorschau war mir „Todesglut“ aufgefallen. Der Plot klang sehr originell, denn wann ist eine private Akademie für angehende Kriminalisten schon mal Thema ...

Schon bei der Präsentation in der Frühjahrs-Verlagsvorschau war mir „Todesglut“ aufgefallen. Der Plot klang sehr originell, denn wann ist eine private Akademie für angehende Kriminalisten schon mal Thema eines Romans? Allein deswegen war ich unheimlich neugierig auf dieses Buch.

Und ich wurde nicht enttäuscht! Temporeich und clever schlägt Cathrin Moeller in ihrem Krimi immer wieder Haken und schickt die jungen Studierenden und ihre Dozenten wie bei einer Schnitzeljagd von einem Puzzleteil zum nächsten. Doch worum geht es da so richtig?

Der neue Dozent Henry Zornik, ehemaliger Ermittler, muss sich durchsetzen im Hörsaal – was ihm mit den spröden Aufzeichnungen seiner Vorgängerin kaum gelingt. Um bei den Studierenden Interesse zu wecken, kommt ihm eine Idee… gerade hat er von einem unaufgeklärten, aber geschlossenen Fall gehört, der sich vor einigen Jahren im selben Ort ereignete. Kurzerhand versucht er es mit der Strategie „Learning by doing“ und setzt seine Studis auf den Fall an. Wer ihn schneller löst als Henry selbst, muss nicht zur Prüfung. Doch er ahnt nicht, in welches Wespennest er damit sticht.

Denn einerseits versuchen sich die Studierenden nun gegenseitig zu übertreffen und ihren Kommilitonen Ideen abzuluchsen, andererseits bemerkt Henry zu spät, dass der Fall aktueller ist denn je und sie dem Täter so nahe kommen, dass es für alle Beteiligten äußerst gefährlich wird.

Ein erfrischend neuer Ansatz für einen Kriminalroman, der sein Tempo über die beachtliche Länge von 528 Seiten halten konnte. Die Erzählweise regte zum Miträtseln an – und diese Challenge habe ich als Leser gern angenommen. Nach ca. der Hälfte des Buches hatte ich eine Vermutung (die sich dann auch bewahrheitet hat). Aber dadurch hat das Buch für mich nicht an Spannung verloren, denn ich war mir ja keineswegs sicher und wollte natürlich unbedingt wissen, ob ich mit meiner Theorie richtig lag.

Das Ende des Buches muss man fast schon als hollywoodreif bezeichnen – da überschlugen sich die Ereignisse und es ging noch einmal voller Action zur Sache.

Für mich war es ein gelungener Auftakt der „Akademie des Verbrechens“. Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass ich am Ende gern ein noch schlüssigeres Motiv bzw. Beweggründe des Täters gehabt hätte. Ohne zuviel verraten zu wollen, wird es aus meiner Sicht ein wenig zu plakativ „abgehandelt“. Mehr kann ich dazu aber, ohne zu spoilern, wirklich nicht sagen.

Was ich aber sagen kann: beim nächsten Fall von Henry Zornik und seinen Studis bin ich gern wieder mit dabei!

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Eine Romanbiografie, die mitten ins Herz trifft

Marilyn und die Sterne von Hollywood
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Wer Fotos und Filme von Marilyn Monroe kennt, würde nie erahnen, was diese selbstbewusste Ikone des amerikanischen Films in ihrer Jugendzeit durchmachen musste. Ich gebe zu, auch ich gehörte zu denen, ...

Wer Fotos und Filme von Marilyn Monroe kennt, würde nie erahnen, was diese selbstbewusste Ikone des amerikanischen Films in ihrer Jugendzeit durchmachen musste. Ich gebe zu, auch ich gehörte zu denen, die bei ihr immer nur den Glamour gesehen und keinen Blick hinter die Fassade geworfen haben.

Umso besser, dass die Schwestern Claudia und Nadja Beinert sich den schwierigen frühen Jahren der berühmten Monroe angenommen und ein gänzlich anderes Bild dieser mythosumwobenen Frau gezeichnet haben.

Und das ist ihnen sehr gut gelungen. Bei vielen dieser Romanbiografien habe ich bisher als Kritikpunkt angeführt, dass sie zu sehr an der Oberfläche blieben und eine in den Mittelpunkt gerückte Lovestory mehr Gewicht bekam als der Blick auf den Menschen, um den es in dem Buch geht. Das ist hier anders.

Man lernt die 16jährige Norma Jeane mit all ihren Wünschen, Hoffnungen und Träumen kennen – und erlebt mit, wie diese durch ihre schwierigen Familienverhältnisse mehr als einmal zunichte gemacht werden. Die junge Frau wird in eine arrangierte Ehe gedrängt, in der sie erst lernen muss ihren Ehemann zu lieben. Gerade als sie glaubt, sie habe die bröckelige Basis ihrer Ehe zementiert und an die Verbindung zu glauben beginnt, geht Jim zum Militär – und die nur 17jährige Norma steht wieder allein vor dem Nichts.

Es ist ein harter Kampf für die junge Frau, die ein Herz für Ausgegrenzte hat, weil sie selbst dieses Gefühl kennt, nicht anerkannt zu werden. Einzig ihre Hündin Muggsie bietet ihr Trost in der Zeit, als sie verzweifelt versucht, sich ein Familienleben aufzubauen. Ihren Traum von der Schauspielerei verfolgt sie kaum noch – aber er lässt sie auch nie ganz los.

Bis ein Army-Fotograf Norma an ihrem Arbeitsplatz „entdeckt“, die ersten Fotoaufträge eingehen und schließlich aus dem Fotomodell Norma Jeane Dougherty die Schauspielerin Marilyn Monroe wird, vergeht einiges an Zeit. Das Buch endet mit dem Zeitpunkt, an dem sie ihren Künstlernamen wählt.

Doch in den 470 Seiten bis dahin bekommt man einen sehr tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der jungen Norma, die ein Opfer der Umstände ist und erst lernen muss, für sich selbst zu kämpfen und ihre Standpunkte zu vertreten. Ihren Weg zu beobachten, der sie von der unsicheren 16jährigen zur selbstbewussten Frau führt, ist sehr einfühlsam und nahbar dargestellt von den Autorinnen.

Ich habe mit Norma gelacht und geweint, gelitten und triumphiert – und eine Frau kennengelernt, die mir ohne dieses wunderbare Buch hinter einer Fassade von Makeup und kirschrotem Lippenstift verborgen geblieben wäre. Ein tolles Leseerlebnis, das bestens unterhält und trotzdem in die Tiefe geht!

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Entschleunigung pur

In den Wäldern der Biber
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Es ist kein neues Thema, das Autorin Franziska Fischer in diesem Roman anpackt: Neuanfang nach Totalcrash, Beziehung im Eimer, Wohnung weg – was tun, wenn alles in Trümmern liegt? Das hat man durchaus ...

Es ist kein neues Thema, das Autorin Franziska Fischer in diesem Roman anpackt: Neuanfang nach Totalcrash, Beziehung im Eimer, Wohnung weg – was tun, wenn alles in Trümmern liegt? Das hat man durchaus schon öfters gelesen.

Den Unterschied machen zwei Dinge: das Setting dieses Romans im ländlichen Brandenburg und diese Nähe zur Natur, die sich durch jede Seite zieht.

Für mich war dieses Buch wie Nachhausekommen. Selbst ein Landei, bin ich empfänglich für die Beschreibungen von Wäldern, Auen und Vogelgezwitscher – denn das ist es, womit ich aufgewachsen bin. Und als sich Alina bei ihrem Großvater inmitten des kleinen Dorfes Spechthausen einnistet und die Erinnerungen an die glückliche Land-Kindheit sie überfluten, hatte ich zeitweise das Gefühl, die Autorin schreibt über mich. Genau so fühle ich mich, wenn ich in meinen Heimatort zurückkomme. Diese unheimliche Erholung, die in den vertrauten alten Bäumen liegt und den Wegen, die man selbst schon so oft gegangen ist...

Und so hatte dieses Buch, obwohl es eine Geschichte von Neuanfang beinhaltet, für mich viel von Entschleunigung und „Runterkommen“. Ich habe mich rundum wohl gefühlt mit diesem Roman und konnte tief eintauchen – wobei mich auch immer wieder Erinnerung an meine Kindheit begleitet haben.

Alinas Geschichte vom Neuanfang im Dorf ihrer Kindheit ist schön erzählt, manche Stellen haben sogar etwas Poetisches. Viele Szenen jedoch entsprechen einem „typischen“ Unterhaltungsroman und sorgten damit dafür, dass sich das Buch absolut flüssig lesen ließ.

Die Figuren waren mir sehr sympathisch, ich glaube in diesem Ort mit diesen Leuten hätte ich mich selbst auch sofort wohlgefühlt. Und letztlich ist das Buch genau das: etwas zum Wohlfühlen, zum Versinken, zum Abschalten. Für mich war es ein Volltreffer, andere werden vielleicht aufgrund der etwas „literarisch“ anmutenden Aufmachung noch etwas mehr Tiefgang erwarten (aber hoffentlich nicht enttäuscht sein).




Zusammenfassend würde ich das Buch durchaus als typischen Wohlfühl-Unterhaltungsroman bezeichnen, wenn auch mit Tendenz zu einer tiefgreifenderen Auseinandersetzung mit Problemfeldern. Nicht verkitscht, aber dennoch mit Romantik, nicht soooo anspruchsvoll, aber dafür mit Herz für Land und Leute. Wer eine kleine Flucht aus seinem stressigen Alltag sucht, ist hier genau richtig!



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Veröffentlicht am 10.05.2022

Inspirierende Geschichte

Eine Frage der Chemie
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Was für ein Hype um Elizabeth Zott! Dieses Buch wird derzeit gefühlt in jeder Buchhandlung groß präsentiert und auf jedem Insta-Kanal vorgestellt. Nur eine große Werbekampagne oder berechtigte Begeisterung?

Anfangs ...

Was für ein Hype um Elizabeth Zott! Dieses Buch wird derzeit gefühlt in jeder Buchhandlung groß präsentiert und auf jedem Insta-Kanal vorgestellt. Nur eine große Werbekampagne oder berechtigte Begeisterung?

Anfangs war ich etwas verwundert. Diese Geschichte soll so einen Wirbel auslösen? Zwei "Nerds" finden zueinander. Okay. Elizabeth hat es als WissenschaftlerIN nicht leicht in den USA der 1960er Jahre. Nachvollziehbar. Sie wollen keine Kinder, dafür zieht ein Hund ein. So weit, so unspektakulär.

Doch dann gerät Elizabeths Welt aus den Fugen. Plötzlich steht sie ohne Job, dafür aber als alleinerziehende Mutter da. Zerbricht anfangs fast an der Situation. Und ab da wird das Buch zum Highlight. Denn die Geschichte von Elizabeth und ihrer hochintelligenten Tochter Madeline sowie dem ebenso hochintelligenten Hund "Halbsieben" (ja, der Name hat eine Bedeutung) ist kämpferisch, herzerwärmend, sympathisch, amüsant, emotional (obwohl Elizabeth davon nichts wissen will!) und berührend.

Elizabeth nimmt in ihrer Geldnot das Angebot eines Fernsehsenders an und moderiert eine Kochsendung. Doch sie ist ja Chemikerin. Und ist der Prozess des Kochens nicht reine Chemie? 😉 Fortan gibt sie den unzähligen Hausfrauen vor dem Bildschirm nicht nur Tipps zur besseren Verwendung von H2O, Natriumchlorid oder Ethansäure, sondern auch Hoffnung und Selbstbewusstsein. Denn wer täglich im Haushalt so selbstverständlich mit Chemikalien umgeht, kann nicht NUR Hausfrau sein...

𝗗𝗲𝗿 𝗔𝘂𝘁𝗼𝗿𝗶𝗻 𝗶𝘀𝘁 𝗻𝗮𝗰𝗵 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗲𝘁𝘄𝗮𝘀 𝘀𝗽𝗿ö𝗱𝗲𝗻 𝗔𝗻𝗳𝗮𝗻𝗴 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗯𝗲𝗺𝗲𝗿𝗸𝗲𝗻𝘀𝘄𝗲𝗿𝘁𝗲 𝗚𝗲𝘀𝗰𝗵𝗶𝗰𝗵𝘁𝗲 ü𝗯𝗲𝗿 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗯𝗲𝗺𝗲𝗿𝗸𝗲𝗻𝘀𝘄𝗲𝗿𝘁𝗲 𝗙𝗿𝗮𝘂 𝗴𝗲𝗹𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻, 𝗱𝗶𝗲 𝗮𝗹𝗹𝗲𝗻 𝗪𝗶𝗱𝗿𝗶𝗴𝗸𝗲𝗶𝘁𝗲𝗻 𝗱𝗲𝘀 𝗟𝗲𝗯𝗲𝗻𝘀 𝗺𝗶𝘁 𝗥𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗮𝗹𝗶𝘁ä𝘁 𝗯𝗲𝗴𝗲𝗴𝗻𝗲𝘁 𝘂𝗻𝗱 𝘃𝗶𝗲𝗹𝗲 𝗙𝗿𝗮𝘂𝗲𝗻 𝗶𝗻𝘀𝗽𝗶𝗿𝗶𝗲𝗿𝘁. 𝗘𝗶𝗻 𝘀𝗲𝗵𝗿 𝗹𝗲𝘀𝗲𝗻𝘀𝘄𝗲𝗿𝘁𝗲𝘀 𝗕𝘂𝗰𝗵!

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Hochzeit mit Hindernissen

Trügerische Provence
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Albin Leclerc, seines Zeichens Kommissar im (Un-)Ruhestand, wäre nicht Albin Leclerc, wenn er sich einfach nur auf seine Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren würde. Nein, dafür ist er viel zu umtriebig. ...

Albin Leclerc, seines Zeichens Kommissar im (Un-)Ruhestand, wäre nicht Albin Leclerc, wenn er sich einfach nur auf seine Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren würde. Nein, dafür ist er viel zu umtriebig. Als bei einem klassischen Konzert die Violinistin nicht auftaucht und kurz darauf deren Lebensgefährte tot aufgefunden wird, läuten bei Albin alle Alarmglocken und verdrängen die Hochzeitsglocken.

In seiner bekannten - für die Kommissare Castel und Theroux nervtötenden - Art mischt er sich mit seinem mittlerweile seit Jahren abgelaufenen Polizeiausweis in die Ermittlungen ein und läuft am Ende Gefahr, seine eigene Hochzeit zu sabotieren. Ob Albin und sein Mops Tyson es noch rechtzeitig zur Trauung schaffen und ob sie überhaupt in der Lage sind, eine Hochzeit zu feiern… das lest ihr am besten selbst.
Wie immer bleibt zwischen den Krimiszenen genügend Raum für die Beschreibung der wunderschönen provenzalischen Landschaft. Diesmal hat sich der Autor besonders die Gegend um den Mont Ventoux und die Abtei Sénanque, das Wahrzeichen der Provence, vorgenommen und gekonnt in die Handlung eingebaut. Am liebsten würde man sich sofort auf den Weg dahin machen und die Gegend erkunden. Aber auch die beschriebenen klassischen Konzerte an diesen wunderschönen Locations lassen Fernweh aufkommen.

Damit hat dieser Krimi auch diesmal wieder eine sehr gute Mischung aus Urlaubsfeeling und Spannung zu bieten und nimmt die Leser schon von der ersten Seite an direkt mit in die Provence. Abgerundet wird das Buch von einer Figurenfamilie, mit der man gern mal abends bei einem Pastis oder einem Glas Wein zusammensitzen würde. Für mich nach wie vor eine der besten „Urlaubs-Krimi-Reihen“!

PS. Diesmal freue ich mich noch mehr als sonst auf den für Frühjahr ‘23 angekündigten nächsten Band, denn es gibt Andeutungen (und meinerseits große Hoffnungen!), dass er (zumindest teilweise) einen noch exotischeren Schauplatz haben könnte.

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