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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2022

Die Belagerung dauert an

Wie man ein Imperium regiert und damit durchkommt
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Absolut gelungene Fortsetzung: Die Handlung setzt 7 Jahre nach dem ersten Band (den ich minimal besser fand) an, alte Bekannte treten auf, aber der Fokus wendet sich neuen Figuren zu

Absolut gelungene Fortsetzung: Die Handlung setzt 7 Jahre nach dem ersten Band (den ich minimal besser fand) an, alte Bekannte treten auf, aber der Fokus wendet sich neuen Figuren zu

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Mitreißende Regency Romance mit einer Vielzahl queerer Charaktere

Sonnenkönig, Pechrabe
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Zurecht wird dieser Roman mit Bridgerton verglichen, denn er ist ebenso kurzweilig.
Die erste Begegnung von Edward Arden und Lord Frederick Melville steht unter keinem guten Stern, ebenso wenig die folgenden. ...

Zurecht wird dieser Roman mit Bridgerton verglichen, denn er ist ebenso kurzweilig.
Die erste Begegnung von Edward Arden und Lord Frederick Melville steht unter keinem guten Stern, ebenso wenig die folgenden. Dennoch ist da eine Anziehung, die dazu führt, dass die Beiden immer wieder aneinanderstoßen. Gleichzeitig verkomplizieren neben sozialen Differenzen und persönlicher Lasten Juwelenraube und eine versehentliche so-gut-wie-Verlobung die Lage.
Dem Autor gelingt es, eine wundervoll bildliche Atmosphäre zu schaffen, das historische Setting ist gut recherchiert, besonders die queere Community der Zeit, die so oft vergessen wird, kommt hier hervorragend zur Geltung. Denn damals wie heute fanden queere Personen einander, waren keine Einzelgänger sondern bildeten eine found family. Das scheint mir ein geeigneter Übergang zu den Charakteren zu sein:
Die Charaktere zeichnen sich durch ein hohes Maß an Individualität und Vielschichtigkeit aus, sie agieren und reagieren authentisch. Hier ist es bemerkenswert, wie viel Charakter und Erinnerungswürdigkeit selbst jene Nebencharakter haben, die so gut wie gar nicht in Erscheinung treten. Selten habe ich erlebt, dass sich solche Figuren in einem Roman so lebendig anfühlen, es scheint wirklich so, als ob sie abseits von dem, was wir Leser zu sehen bekommen, ein Eigenleben führen. Zweifelsohne sind die Charaktere mit all ihren persönlichen Stärken und Schwächen das Herz des Romans.
Aber auch die Handlung kommt nicht zu knapp, ohne die Schattenseiten der Zeit zu beschönigen werden Erfolge und Fehlschläge mit einer Romanze verwoben, die ihrerseits Auf und Abs erlebt ohne dabei kitschig zu wirken. Lediglich gegen Ende hatte ich den Eindruck, dass ein mehrere der Handlungsstränge um Nebenfiguren in der Luft hängen blieben (bspw. um Miss Ailesbury, die Forderungen von Freddys Vater, zudem werden die Juwelenraube gelöst, doch was für Konsequenzen dies für die Täter hat, bleibt offen. Generell war Diebstahl schließlich eines jener Vergehen, für das man gehängt/deportiert wurde…). Allerdings weiß ich nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist/in Aussicht steht, das Ende ist allerdings so gehalten, dass es einen befriedigenden Abschluss bildet.
Alles in allem möchte ich diesen Roman allen empfehlen, die sich für einen Ausflug in die Demi-monde des Londons der 1810er interessieren.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Der beste Fantasyroman seit langem!

Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen
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Der Ingenieur Orhan schummelt sich gegen Skaverei, Rassismus und andere Widrigkeiten durch das Leben. Doch trotz seiner Bemühungen, einer zu verantwortungsvollen Aufgabe zu entgehen findet er sich als ...

Der Ingenieur Orhan schummelt sich gegen Skaverei, Rassismus und andere Widrigkeiten durch das Leben. Doch trotz seiner Bemühungen, einer zu verantwortungsvollen Aufgabe zu entgehen findet er sich als Oberbefehlshaber einer belagerten Stadt wieder. Neben stadtinternen Problemen, vorallem um die grüne und blaue Bruderschaft (die vermutlich so heißen, weil sie sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegenseitig grün und blau schlagen) und die heimische Oberschicht stellt sich der unbekannte Gegner als gewieft heraus. Nun ist es an Orhan nicht nur sich, sondern die ganze Stadt mit Lug, Betrug und Kreativität aus der Notlage zu retten.
Der Erzählstil des Romans ist einmalig, wundervoll ironisch bis hin zu boshaft-zynisch, wodurch er kurzweilig und lebhaft zu lesen ist. Gleichzeitig werden stellenweise intelligente emotionale Tiefschläge verpasst (z.B. die Brunnen-Szene) und geradezu am Rande komplexe ethische und moralische Probleme thematisiert, wie man sie nur selten in Fantasyromanen findet.
Die Charaktere sind rund und originell, besonders der Protagonist Orhan, der weder Held noch typischer Antiheld ist, liest sich überaus unterhaltsam. Ich kann gar nicht in Worte fassen wie schön es ist, mit ihm einem Protagonisten durch die Geschehnisse zu verfolgen der intelligent ist.
Auch die Handlung überzeugt: die zahlreichen Wendungen sind nicht nur überraschend, sondern auch nachvollziehbar. Zudem hat sich der Autor hervorragend über Belagerungsstrategien informiert, der Wissenstand der Charaktere ist glaubwürdig und Plotholes nicht vorhanden. Die Welt selbst fühlt sich belebt und alt an, zwar ist keine Karte vorhanden, doch als Leser bekommt man dennoch einen guten Eindruck von der Geographie. Was gibt es noch zu sagen? Das Cover ist offensichtlich gut gestaltet.
Alles in allem… ich liebe dieses Buch. Die Fortsetzung, die Ende des Monats erscheint, ist schon in mein Budget eingeplant.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Spannender historischer Roman mit dynamischer Handlung

Arnulf. Der Herr der Elbe
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Nördlich der Elbe, wo verfeindete Slawen, Dänen und Sachsen aneinanderstoßen, hat der ehemals im Dienst Karls des Großen stehende Arnulf seine Festung errichtet. Bei „Arnulf. Der Herr der Elbe“ von Robert ...

Nördlich der Elbe, wo verfeindete Slawen, Dänen und Sachsen aneinanderstoßen, hat der ehemals im Dienst Karls des Großen stehende Arnulf seine Festung errichtet. Bei „Arnulf. Der Herr der Elbe“ von Robert Focken handelt es sich um den vierten Band der Reihe, der jedoch auch ohne Vorwissen der drei Vorgänger gelesen werden kann. Selbstverständlich ist es schöner, die Entwicklungen der Figuren über mehrere Bücher hinweg zu verfolgen, doch die sympathischen, vielschichtigen Charaktere überzeugen auch so. Neben Arnulf selbst wird aus den Perspektiven seiner Frau Erika und der gemeinsamen Kinder Arthur, Grimbald und Roswith erzählt, besonders diese drei beginnen nun eigene Wege zu suchen und finden, sich von den Eltern zu lösen und erste Lieben und Verluste zu erleben. Gleichzeitig erhält der Leser über den Königsboten Ebo spannungssteigernde Einblicke in das Agieren der Antagonisten. Bzw. einer Gruppe von Antagonisten, die unscharfe Linie zwischen Freund und Feind wird immer wieder neu gezogen.
Durch den angenehmen Erzählstil werden diese Veränderungen und Motivationen verständlich und schlüssig vermittelt, besonders bei Schlachten wird gekonnt zwischen dem chaotischen Geschehen aus Sicht des Einzelnen und einer für den Leser ersichtlichen Gesamtschau balanciert.
Auf der Handlungsebene werden eine Vielzahl von Konflikten geschickt miteinander verknüpft und kontinuierlich bis zur letzten Seite hin ausgetragen. So werden Allianzen geschlossen und gebrochen, am und abseits des Hofes wird intrigiert, es kommt zu Loyalitätskonflikten, Meinungsverschiedenheiten im Umgang mit bestimmten Personen und alle Taten (oder Nicht-Taten) haben Konsequenzen.
Neben einer ungeheuren Dynamik der Handlung überzeugt der Roman durch seine großartige Recherche, die sich in bildhaften Beschreibungen des historischen Alltags mit all seinen sozialen Ungleichheiten niederschlägt, Fakten werden harmonisch mit Fiktion verbunden.
Alles im allem eine eindeutige Leseempfehlung an alle Fans historischer Romane.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Großartiger historischer Roman um die Reisen eines Nashorns

Die silberne Riesin
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Die silberne Riesin von Jeannine Meighörner erzählt die außergewöhnliche Geschichte der Nashorndame Clara. Jung verwaist und an menschliche (und ziegische) Gesellschaft gewöhnt wurde sie im 18. Jahrhundert ...

Die silberne Riesin von Jeannine Meighörner erzählt die außergewöhnliche Geschichte der Nashorndame Clara. Jung verwaist und an menschliche (und ziegische) Gesellschaft gewöhnt wurde sie im 18. Jahrhundert eine Sensation und Publikumsmagnet in Europa. Und was viele Menschen bewegt, gewinnt natürlich immer auch eine politische Bedeutung.
Mit feinsinnigem Humor und anschaulichen Beschreibungen wird der Leser gemeinsam mit Clara auf eine Reise durch bekannte und doch so zeitlich-fremde Orte geleitet, deren Wunder, Missstände und Alltag lebendig werden.
Neben der augenfälligen großartigen Recherche der Autorin hat mir nicht zuletzt ihr Umgang mit historischen Personen sehr gut gefallen. Auch im Falle kurzer bzw. einmaliger Auftritte gliedern sich diese harmonisch und natürlich in den Handlungsverlauf ein.
Ohne jeden Zweifel ist das Nashorn Clara das Herzstück des Romans und sie wird dem mehr als gerecht. Sie ist unglaublich sympathisch und charakterstark geschrieben, mit ihr fiebert man wieder und wieder mit. Deshalb fünf Orangen für sie und das Buch.
Alles in allem möchte ich diesen Roman jedem uneingeschränkt weiterempfehlen.

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