Düstere Machenschaften in St.Pölten
BlutgrundLetztes Jahr habe ich vom Autor "Finsterdorf" gelesen und war richtig begeistert. Deshalb habe ich mich schon sehr auf sein neues Werk gefreut, welches in St.Pölten, unserer niederösterreichischen Landeshauptstadt ...
Letztes Jahr habe ich vom Autor "Finsterdorf" gelesen und war richtig begeistert. Deshalb habe ich mich schon sehr auf sein neues Werk gefreut, welches in St.Pölten, unserer niederösterreichischen Landeshauptstadt spielt. Ich wohne selbst nur 20 km entfernt, war in St.Pölten in der Oberstufe und im Internat und habe später auch lange Zeit dort gearbeitet. Ich kenne also die Stadt sehr gut.
In seinem neuen Krimi hat der Autor sehr aktuelle Themen aufgegriffen: Korruption, Wanderarbeiter und dessen Ausbeutung, sowie unlautere Machenschaften im Baugewerbe.
Als Radu Tirla, ein rumänischer Wanderarbeiter, auf offener Straße angegriffen und schwer verletzt wird, tippt die Polizei zuerst auf einen Überfall von Rechtsradikalen. Kurze Zeit später wird Valentin Gebert, ein junger Journalist ebenfalls überfallen und getötet. Er hat sich zuletzt mit dem Thema Wanderarbeiter auseinandergesetzt, was Radek und seinen Kollegen Neumann stutzig werden lässt. Sie beginnen im Umkreis des verletzten Rumänen nachzuforschen und entdecken in den Ausländerquartieren, in denen Radu mit anderen Wanderarbeiten wohnt, menschenunwürdige Bedingungen. Bald erkennen die Polizeibeamten, dass es sich um eine weitaus komplexere Geschichte handelt, als zuerst angenommen. Die Ermittlungen ziehen immer weitere Kreise, bis in die höchsten Ebenen von Politik und Wirtschaft. Die Suche nach den Hintermännern entwickelt sich äußerst schwierig. Gemeinsam mit Sonja, der Schwester des ermordeten Journalisten, die brisante Aufzeichnungen ihres Bruders findet und Klaus Winkler, Aktivist einer linken Partei, versucht Radek mehr über die Hintergründe der beiden Überfälle zu erfahren. Winkler hatte sowohl Kontakt zu Radu Tirla, als auch zu Valentin Gebert. Der Parteigenosse traut der Polizei jedoch nicht wirklich und hält entscheidene Hinweise zurück. Dies bringt nicht nur ihn, sondern auch Sonja und Radek in Gefahr....
"Blutgrund" ist so ganz anders als Peter Glanningers letztes Werk "Finsterdorf". Hier handelt es sich viel mehr um einen Polit- und Wirtschaftskrimi, bei dem es um Korruption und Machtspielchen geht, und nicht um einen mysteriösen Krimi mit Gruselfaktor. Die Ermittlungsarbeit wird groß geschrieben, wobei Radek und Neumann sehr lange Zeit im Dunkeln tappen. Dadurch ergaben sich für mich in der Mitte doch einige Längen. Die Spannung kommt erst wieder im letzten Viertel auf. Die oftmaligen Perspektivwechsel und inneren Monologe, statt auflockernden Dialogen, lassen den Leser oftmals etwas außen vor.
Hingegen bin ich mit den beiden Ermittlern sehr gerne durch bekannte Straßen und Plätze der Landeshauptstadt gewandert. Ich hatte jede Ecke von St. Pölten im Kopf, die die beiden Ermittler besuchten und richtiges Kopfkino. Die Charaktere sind ebenfalls gut gezeichnet und lebendig.
Außerdem erkennt man wirklich sehr gut, dass Peter Glanninger selbst Polizeibeamter war und ganz genau weiß, wovon er schreibt. Auf seinen nächsten Krimi bin ich shcon sehr gespannt...
Fazit:
Ein topaktueller und düsterer Krimi, der Korruption und diverse Machenschaften anprangert. Der Spannungsaufbau ist eher langsam und die Ermittlerarbeit wird groß geschrieben. An "Finsterdorf" kam der Krimi für mich leider nicht heran. Trotzdem habe ich es sehr genossen in meiner Heimt "mitermitteln" zu dürfen.