Ein wirres Zwischenspiel, dem der rote Faden fehlt.
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (Das Originaldrehbuch)Handlung: Da ich ein großer Fan des ersten Phantastische-Tierwesen-Films war, habe ich mit großer Vorfreude auch die filmische Fortsetzung geschaut. Der Film "Grindelwalds Verbrechen" konnte mich aber ...
Handlung: Da ich ein großer Fan des ersten Phantastische-Tierwesen-Films war, habe ich mit großer Vorfreude auch die filmische Fortsetzung geschaut. Der Film "Grindelwalds Verbrechen" konnte mich aber leider nicht so verzaubern wie der erste Teil und hat mich stattdessen leider enttäuscht und verwirrt zurückgelassen. Da ich die Hoffnung hatte, der Handlung in Buchform besser folgen zu können, habe ich mir deshalb ein Exemplar des Originaldrehbuchs angefragt. Nachdem ich das Drehbuch nun gelesen habe, sind mir die Zusammenhänge zwar deutlich klarer, ich muss aber trotzdem kritisieren, dass diese Fortsetzung eindeutig einen roten Faden vermissen lässt, der die vielen Einzelszenen, die Zeitsprünge und die Ortswechsel stimmig miteinander verbindet. Während der Auftakt durch die ausgebüxten Tierwesen, die liebenswerten Figuren und das Setting der späten 1920er Jahre von Anfang bis Ende charmant und schön anzusehen war, ist die Fortsetzung ein wirres Zwischenspiel, das auf ein großes Finale überleiten soll, dabei aber nicht an den vorherigen Charme anknüpfen kann.
Stil und Gestaltung: Die Geschichte ist - logisch, da es sich ja um das Originaldrehbuch zum Film handelt - in Drehbuchform geschrieben. Demnach wird die Handlung in 120 Szenen präsentiert, das Setting bloß durch kurze Angaben zum Drehort, die Figuren durch ihre Dialoge und spärliche Szenenkommentare zum Leben erweckt und Überleitungen durch Kameraanweisungen vermittelt. Damit diese Informationen ausreichen, dass im Kopf Bilder oder gar ein Film entsteht, muss man entweder eine sehr lebendige Fantasie haben, oder den Film zuvor schonmal gesehen haben. Angeregt wird die eigene Vorstellungskraft jedoch durch die Gestaltung vom Londoner Grafikdesign-Duo MinaLima, welches auch an der Filmproduktion aller acht Harry-Potter-Filme beteiligt war. Die recht spärlich mit Text bedruckten Seiten des Skripts sind demnach mit einem verschlungenen Rahmen im Jugendstil der 1920er Jahre verziert und Illustrationen der Tierwesen und anderer Elemente der Geschichte lockern die kurzen Szenen zusätzlich auf. Als Zusatzmaterial ist dem Buch ein Glossar über Filmbegriffe, eine Übersicht über den Filmstab und DarstellerInnen und ein Vorwort von David Yates beigefügt. Die 304 Seiten enthalten also nur wenig tatsächlichen Text und konnten von mir deshalb in knapp eineinhalb Stunden gelesen werden.
Figuren: In "Grindelwalds Verbrechen" geht das Abenteuer des schüchtern-verpeilten Magic-Zoologen Newt Scamander in eine neue Runde. Im Gegensatz zum ersten Teil können weder seine Tätigkeiten als Beschützer und Pfleger von magischen Tierwesen ausführlich gezeigt werden, noch werden die in Band 1 geknüpften Beziehungen zu anderen Figuren wie der Aurorin Tina vertieft. Auch andere neu auftauchende Figuren wie Leta Lestrange oder Yusuf Kama bleiben eher blass. Mit der Flucht Grindelwalds nach Europa werden zwar immer mehr bekannte Figuren aus dem Potter-Universum wie Dumbledore, Nagini und die Lestrange-Familie, in die Ereignisse miteinbezogen, hier fehlten mir jedoch ein wirkliches Ziel der Handlung und ein größerer Zusammenhang.
Die Zitate
NEWT: "Es gibt keine seltsamen Geschöpfe - nur engstirnige Menschen."
DUMBLEDORE: “Wissen Sie, wieso ich Sie bewundere, Newt? Vielleicht noch mehr als jeden sonst, den ich kenne? Wie Sie nicht nach Macht streben. Oder nach Beliebtheit. Sie fragen sich nur, ob etwas richtig ist und getan werden muss. Und dann tun Sie es, koste es, was es wolle.”
LETA: “Ach Newt, du hast bisher noch jedes Monster geliebt.”
Das Urteil:
Im Gegensatz zum ersten Film und Drehbuch kann "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" in meinen Augen leider nicht an den Charme des Auftakts mit den ausgebüxten Tierwesen, liebenswerten Figuren und einem lebendigen Setting der späten 1920er Jahre anknüpfen. Die schöne Gestaltung durch MiraLima kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Fortsetzung kaum mehr als ein wirres Zwischenspiel ist, dem der rote Faden fehlt.