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Veröffentlicht am 02.07.2022

Ein wirres Zwischenspiel, dem der rote Faden fehlt.

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (Das Originaldrehbuch)
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Handlung: Da ich ein großer Fan des ersten Phantastische-Tierwesen-Films war, habe ich mit großer Vorfreude auch die filmische Fortsetzung geschaut. Der Film "Grindelwalds Verbrechen" konnte mich aber ...

Handlung: Da ich ein großer Fan des ersten Phantastische-Tierwesen-Films war, habe ich mit großer Vorfreude auch die filmische Fortsetzung geschaut. Der Film "Grindelwalds Verbrechen" konnte mich aber leider nicht so verzaubern wie der erste Teil und hat mich stattdessen leider enttäuscht und verwirrt zurückgelassen. Da ich die Hoffnung hatte, der Handlung in Buchform besser folgen zu können, habe ich mir deshalb ein Exemplar des Originaldrehbuchs angefragt. Nachdem ich das Drehbuch nun gelesen habe, sind mir die Zusammenhänge zwar deutlich klarer, ich muss aber trotzdem kritisieren, dass diese Fortsetzung eindeutig einen roten Faden vermissen lässt, der die vielen Einzelszenen, die Zeitsprünge und die Ortswechsel stimmig miteinander verbindet. Während der Auftakt durch die ausgebüxten Tierwesen, die liebenswerten Figuren und das Setting der späten 1920er Jahre von Anfang bis Ende charmant und schön anzusehen war, ist die Fortsetzung ein wirres Zwischenspiel, das auf ein großes Finale überleiten soll, dabei aber nicht an den vorherigen Charme anknüpfen kann.

Stil und Gestaltung:
Die Geschichte ist - logisch, da es sich ja um das Originaldrehbuch zum Film handelt - in Drehbuchform geschrieben. Demnach wird die Handlung in 120 Szenen präsentiert, das Setting bloß durch kurze Angaben zum Drehort, die Figuren durch ihre Dialoge und spärliche Szenenkommentare zum Leben erweckt und Überleitungen durch Kameraanweisungen vermittelt. Damit diese Informationen ausreichen, dass im Kopf Bilder oder gar ein Film entsteht, muss man entweder eine sehr lebendige Fantasie haben, oder den Film zuvor schonmal gesehen haben. Angeregt wird die eigene Vorstellungskraft jedoch durch die Gestaltung vom Londoner Grafikdesign-Duo MinaLima, welches auch an der Filmproduktion aller acht Harry-Potter-Filme beteiligt war. Die recht spärlich mit Text bedruckten Seiten des Skripts sind demnach mit einem verschlungenen Rahmen im Jugendstil der 1920er Jahre verziert und Illustrationen der Tierwesen und anderer Elemente der Geschichte lockern die kurzen Szenen zusätzlich auf. Als Zusatzmaterial ist dem Buch ein Glossar über Filmbegriffe, eine Übersicht über den Filmstab und DarstellerInnen und ein Vorwort von David Yates beigefügt. Die 304 Seiten enthalten also nur wenig tatsächlichen Text und konnten von mir deshalb in knapp eineinhalb Stunden gelesen werden.

Figuren:
In "Grindelwalds Verbrechen" geht das Abenteuer des schüchtern-verpeilten Magic-Zoologen Newt Scamander in eine neue Runde. Im Gegensatz zum ersten Teil können weder seine Tätigkeiten als Beschützer und Pfleger von magischen Tierwesen ausführlich gezeigt werden, noch werden die in Band 1 geknüpften Beziehungen zu anderen Figuren wie der Aurorin Tina vertieft. Auch andere neu auftauchende Figuren wie Leta Lestrange oder Yusuf Kama bleiben eher blass. Mit der Flucht Grindelwalds nach Europa werden zwar immer mehr bekannte Figuren aus dem Potter-Universum wie Dumbledore, Nagini und die Lestrange-Familie, in die Ereignisse miteinbezogen, hier fehlten mir jedoch ein wirkliches Ziel der Handlung und ein größerer Zusammenhang.


Die Zitate


NEWT: "Es gibt keine seltsamen Geschöpfe - nur engstirnige Menschen."

DUMBLEDORE: “Wissen Sie, wieso ich Sie bewundere, Newt? Vielleicht noch mehr als jeden sonst, den ich kenne? Wie Sie nicht nach Macht streben. Oder nach Beliebtheit. Sie fragen sich nur, ob etwas richtig ist und getan werden muss. Und dann tun Sie es, koste es, was es wolle.”

LETA: “Ach Newt, du hast bisher noch jedes Monster geliebt.”



Das Urteil:


Im Gegensatz zum ersten Film und Drehbuch kann "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" in meinen Augen leider nicht an den Charme des Auftakts mit den ausgebüxten Tierwesen, liebenswerten Figuren und einem lebendigen Setting der späten 1920er Jahre anknüpfen. Die schöne Gestaltung durch MiraLima kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Fortsetzung kaum mehr als ein wirres Zwischenspiel ist, dem der rote Faden fehlt.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Im Vergleich zu Band 1 und zur Serienumsetzung wirken die Figuren und der Plot ein wenig fad...

Bridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount?
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Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die ...

Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die Buchvorlage lesen muss. Nachdem ich nach Band 1 während meines Urlaubs auch Band 2, "The Viscount Who Loved Me" geradezu verschlungen habe, kann ich nun bestätigen, dass der Erzählstoff der insgeheim als "Jane Austen der Moderne" gefeierten Autorin im Buchformat ebenso charmant, unterhaltsam und liebenswert ist wie in der filmischen Umsetzung! Während ich in der Serie die zweite Staffel um einiges besser fand als die erste Staffel, bleibt für mich Band 2 deutlich hinter Band 1 zurück und gerade das letzte Drittel war gefüllt mit recht unnötigem Drama und künstlichen Konflikten. Auch die Enemies-to-Lovers-Spannung wurde in der Serie deutlich lebendiger und spritziger umgesetzt und im Vergleich zur durch das Colorblind-Casting (die Sheffield-Schwestern kommen in der Serie ja aus Indien) und die vielen Nebenhandlungssträngen aufgepeppten zweiten Staffel wirkt die Buchvorlage etwas fade. Nichtsdestotrotz hatte ich auch mit dem zweiten Teil der Bridgerton-Reihe wieder großen Spaß und kann ihn für Fans der Serie und von Regency-Romanen gerne weiterempfehlen.

Schreibstil:
Damit das Setting seinen ursprünglichen Flair behält, habe ich mich dazu entschieden, die Reihe in Originalsprache zu lesen. Schon in der Serie habe ich den britischen Akzent der DarstellerInnen und die köstlich hochgestochene Sprache genießen können und auch hier war das humorvolle Schwelgen in höflichen Floskeln wieder "delightful, ideed"! Julia Quinn entführt hier in eine strahlende, perfekt anmutende Welt, die nur selten getrübt wird durch kurzes Aufblitzen von Realismus. Genau wie in Regency-Romanzen üblich, bekommen wir auch hier nicht besonders viel von geschichtlichen Entwicklungen mit und verbleiben in einer gemütlichen Blase aus aufwändigen Kleidern, opulenten Bällen, Anstandsdamen, Gentleman-Clubs, Kutschen und frühlingshaften Gärten voller Blumen. Während Englands Agrargesellschaft mit revolutionärer Wucht zur Industriegesellschaft wächst und dabei alle sozialen, kulturellen, politischen Fundamente durchschüttelt, beschränkt sich die Geschichte ganz auf das vorherrschende Problem des "Tons": reich heiraten.

Figuren:
Dass die Geschichte angesichts dieses Mangels an Realismus und Tiefe nicht ins Oberflächliche abdriftet, wird durch die Figuren und deren nachvollziehbaren Gefühle gewährleistet. Gebrochene Herzen, Existenzängste, Familienleben, gesellschaftliches Positionieren, öffentlichkeitswirksames Auftreten, Klatsch und Tratsch, Ablenkung in den Problemen anderer sowie der Wunsch nach Selbstverwirklichung und der wahren Liebe - Während wir Anthony und Kate auf ihrem steinigen Weg begleiten, merken wir bald, dass die Menschen im 19. Jahrhundert ähnliche Probleme hatten, wie wir heute und fiebern deshalb auch in handlungsärmeren Passagen gerne mit. Die Nebenfiguren wie andere Mitglieder des Tons oder die Bridgerton-Geschwister, welche in der Serie schon sehr viel Sendezeit erhielten, bleiben hier jedoch leider wieder vergleichsweise blass. Man kann eine gut 300seitige Geschichte aber auch nicht mit einer Serienstaffel vergleichen...


Die Zitate


“A man with charm is an entertaining thing, and a man with looks is, of course, a sight to behold, but a man with honor - ah, he is the one, dear reader, to which young ladies should flock.-Lady Whistledown”

"He smiled wickedly. "There is very little we relish more than a challenge." The music drew to a close, leaving them standing in the middle of the ballroom floor, facing one another. Anthony took her arm, but before he led her back to the perimeter of the room, he put his lips very close to her ear and whispered, "And you, Miss Sheffield, have issued to be the most delicious challenge."

“And then there was Kate Sheffield. The bane of his existence. And the object of his desires. All at once.”

“You have to live each hour as if it’s your last,” she said, “and each day as if you were immortal.”

“In that moment he realized that this was more than love. This woman made him a better person. He´d been good and strong and kind before, but with her at his side, he was something more. And together they could do anything.”

“Love's about finding the one person who makes your heart complete. Who makes you a better person than you ever dreamed you could be. Its about looking in the eyes of your wife and knowing all the way to your bones that she's simply the best person you've ever known.”



Das Urteil:


In "The Viscount Who Loved Me" erzählt Julia Quinn abermals eine charmante, unterhaltsame und liebenswerte Regency- Romanze, welche trotz einer recht vorhersehbaren Handlung und oberflächlichen, aber leicht nachvollziehbaren Themen überzeugt. Im Vergleich zu Band 1 und zur Serienumsetzung wirken die Figuren und der Plot jedoch ein wenig fad.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Eine völlig absurde, skurrile, aber clever konstruierte Science-Fiction-Komödie

Do not eat!
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Die Eindrücke

Handlung: Als großer Fan von Douglas Adams musste ich "Do not Eat" einfach anfragen, als ich die Novelle in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt habe. Und genau wie erwartet erzählt ...

Die Eindrücke

Handlung:
Als großer Fan von Douglas Adams musste ich "Do not Eat" einfach anfragen, als ich die Novelle in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt habe. Und genau wie erwartet erzählt Kevin Hearne eine völlig absurde, skurrile, aber dennoch clever konstruierte Geschichte über Alienentführungen, Nahrungskette, Sondenuntersuchungen, unförmige Raumschiffe und Mitgefühl für Hühner. Was interessant beginnt, artet in der letzten Hälfte des dünnen Büchleins jedoch in einen blutigen Kampf zwischen Aliens und Menschen aus. Statt diesem Gemetzel hätte ich lieber noch einen Ausblick darüber erhalten, was nach dem offenen Ende passiert.

Schreibstil:
Trotz des in meinen Augen eher unglücklichen Verlaufs habe ich die kurze Geschichte in einem Rutsch durchgelesen. Dafür war vor allem der humorvolle Schreibstil des Autors verantwortlich. Teilweise im Stil eines Tagebuchs, teilweise direkt aus der Ich-Perspektive unseres Erzählers Clint, erzählt Kevin Hearne davon, zu was Menschen plötzlich alles fähig sind, wenn überlegene Außerirdische sie schlachten und als Tiefkühlnahrung verwenden möchten. Witzig werden "Do not Eat" aber nur diejenigen finden, die über verspritztes Aliengehirn, nackte Hintern, Pimmelschiffe und schwarzen Humor lachen können.

Figuren:
Die sechs WissenschaftlerInnen, die zusammen mit fünfzigtausend als Nahrung deklarierten Menschen versuchen, die Aliens davon abzuhalten, die Erde zu kolonialisieren können in diesem Format leider nicht ausführlich vorgestellt werden. Auch die Hauptfigur Clint kann nicht besonders vertieft werden und mehr als sein Drang, fremden Menschen Liebeserklärungen zu machen, um ihnen ihren Tod zu erleichtern und seine Rennradler-Waden erfahren wir nicht über ihn. Da "Do not Eat" aber vor allem durch die kuriose Handlung und den Humor getragen wird, ist das nicht weiter schlimm.


Das Zitat:


"Großartig! Dann musst du dir ja keine Sorgen mehr machen."
"Na ja, ihr habt mich entführt, und ich befinde mich auf einem Schiff voller Aliens, denen man extra sagen muss, dass sie mich nicht essen sollen, wenn sie mich sehen. Das finde ich schon ziemlich besorgniserregend."
"Ach Clint. Sei doch nicht albern. Ich kann dir versichern, dass du absolut sicher bist." "Und wenn ich mich weigere?"
"Dann muss ich dich leider zu "Nahrung" umetikettieren."



Das Urteil:


"Do not Eat" ist eine völlig absurde, skurrile, aber dennoch clever konstruierte Science-Fiction-Komödie, die im letzten Drittel leider zu einem Gemetzel ausartet und damit nicht an den Charme eines Douglas Adams anknüpfen kann. Dennoch eine Leseempfehlung an alle Fans von schwarzem Humor und Alien-Splatter!

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Eine völlig absurde, skurrile, aber clever konstruierte Science-Fiction-Komödie,

Do not eat!
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Die Eindrücke

Handlung: Als großer Fan von Douglas Adams musste ich "Do not Eat" einfach anfragen, als ich die Novelle in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt habe. Und genau wie erwartet erzählt ...

Die Eindrücke

Handlung:
Als großer Fan von Douglas Adams musste ich "Do not Eat" einfach anfragen, als ich die Novelle in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt habe. Und genau wie erwartet erzählt Kevin Hearne eine völlig absurde, skurrile, aber dennoch clever konstruierte Geschichte über Alienentführungen, Nahrungskette, Sondenuntersuchungen, unförmige Raumschiffe und Mitgefühl für Hühner. Was interessant beginnt, artet in der letzten Hälfte des dünnen Büchleins jedoch in einen blutigen Kampf zwischen Aliens und Menschen aus. Statt diesem Gemetzel hätte ich lieber noch einen Ausblick darüber erhalten, was nach dem offenen Ende passiert.

Schreibstil:
Trotz des in meinen Augen eher unglücklichen Verlaufs habe ich die kurze Geschichte in einem Rutsch durchgelesen. Dafür war vor allem der humorvolle Schreibstil des Autors verantwortlich. Teilweise im Stil eines Tagebuchs, teilweise direkt aus der Ich-Perspektive unseres Erzählers Clint, erzählt Kevin Hearne davon, zu was Menschen plötzlich alles fähig sind, wenn überlegene Außerirdische sie schlachten und als Tiefkühlnahrung verwenden möchten. Witzig werden "Do not Eat" aber nur diejenigen finden, die über verspritztes Aliengehirn, nackte Hintern, Pimmelschiffe und schwarzen Humor lachen können.

Figuren:
Die sechs WissenschaftlerInnen, die zusammen mit fünfzigtausend als Nahrung deklarierten Menschen versuchen, die Aliens davon abzuhalten, die Erde zu kolonialisieren können in diesem Format leider nicht ausführlich vorgestellt werden. Auch die Hauptfigur Clint kann nicht besonders vertieft werden und mehr als sein Drang, fremden Menschen Liebeserklärungen zu machen, um ihnen ihren Tod zu erleichtern und seine Rennradler-Waden erfahren wir nicht über ihn. Da "Do not Eat" aber vor allem durch die kuriose Handlung und den Humor getragen wird, ist das nicht weiter schlimm.


Das Zitat:


"Großartig! Dann musst du dir ja keine Sorgen mehr machen."
"Na ja, ihr habt mich entführt, und ich befinde mich auf einem Schiff voller Aliens, denen man extra sagen muss, dass sie mich nicht essen sollen, wenn sie mich sehen. Das finde ich schon ziemlich besorgniserregend."
"Ach Clint. Sei doch nicht albern. Ich kann dir versichern, dass du absolut sicher bist." "Und wenn ich mich weigere?"
"Dann muss ich dich leider zu "Nahrung" umetikettieren."



Das Urteil:


"Do not Eat" ist eine völlig absurde, skurrile, aber dennoch clever konstruierte Science-Fiction-Komödie, die im letzten Drittel leider zu einem Gemetzel ausartet und damit nicht an den Charme eines Douglas Adams anknüpfen kann. Dennoch eine Leseempfehlung an alle Fans von schwarzem Humor und Alien-Splatter!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Eine wichtige und ausdrucksstarke Geschichte - leider eher spannungsarm und leblos erzählt!

Firekeeper's Daughter
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"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für ...

"Firekeeper´s Daughter" ist eine weitere Neuerscheinung des Monats März, auf welche ich mich lange gefreut hatte! Der Roman hat in den USA schon nach dem Erscheinen der Originalausgabe im Jahr 2021 für Furore gesorgt und soll jetzt sogar von den Obamas als Netflix-Serie produziert werden. Kein Wunder also, dass ich sehr gespannt auf Angeline Boulleys Thriller über eine Native American war und mir ein Rezensionsexemplar angefragt hatte. Leider hatte ich gerade mit dem ersten Drittel der Geschichte so sehr zu kämpfen wie schon lange mit keinem Buch mehr und war mehrmals kurz davor, die Geschichte abzubrechen. Das Ende macht zwar einiges wieder wett, dennoch kann ich leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen und komme nicht umhin, ein wenig enttäuscht zu sein.

Doch starten wir wie immer am Anfang: mit dem Cover. Jenes zeigt ein buntes Motiv auf cremefarbenem Grund, welches entfernt an Ledger Art erinnert. Von geometrisch-abstrahierten Flammen, einer Sonne und Tiermotiven umrahmt ist ein Schmetterling zu sehen, dessen Flügel zwei Gesichtshälften bilden. Damit greift das Cover wesentliche Motive der Erzählung auf und bildet den Spirit Name der Hauptfigur grafisch dar. Auf Daunis´ (übersetzt: Tochter) Abstammung von der Familie der Firekeeper (übersetzt: Feuerhüter) weist auch der Titel hin, welcher glücklicherweise vom Verlag aus dem Original übernommen wurden. Sehr gut gefällt mir auch, dass jedes der 57 Kapiteln mit einer kleinen stilisierten Flamme beginnt und auch die Unterteilung in vier Teile, die jeweils nach einer Himmelsrichtung benannt sind, mit Motiven des Covers ausgestaltet sind. Ebenfalls positiv anzumerken ist das Bonusmaterial am Endes des Buches, das aus einem Glossar, einer Sammlung von Erklärungen und einer historischen Einordnung besteht.

Erster Satz: "Ich beginne meinen Tag vor Sonnenaufgang, ziehe Joggingsachen an und lege eine Prise semaa an die Ostseite des Baumes, dort werden die Sonnenstrahlen zuerst auf den Tabak fallen."

Jene drei Abschnitte sind auch dringend notwendig, um der Geschichte ohne großes Vorwissen und regelmäßiger Recherche folgen zu können. Denn Angeline Boulley, welche selbst ein registriertes Mitglied des Sault Saint Marie Tribes der Chippewa Indians auf Michigans Oberer Handinsel ist, hat es sich in "Firekeeper´s Daughter" zur Aufgabe gemacht, ihre LeserInnen die Sprache, Kultur und Lebensart ihrer Ojibwe-Gemeinschaft lebendig zu übermitteln. Als Own-Voice-Autorin kann sie mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufklären und für aktuelle Probleme sensibilisieren. Die große Stärke des Buches ist also, dass man beim Lesen sehr niederschwellig eine Menge lernen kann und mit Sicherheit schlauer aus den 560 Seiten hervorgeht, als man gestartet ist.

Etwas schade ist nur, dass gerade zu Beginn die Balance zwischen Information und Handlung leider gar nicht funktioniert und ich die ersten 200 Seiten als ein wenig künstlich und überfüllt mit Informationen wahrgenommen habe. Da ich wirklich keinerlei Vorwissen mitbrachte, fiel es mir sehr schwer, die zahlreichen Begriffe, Rituale, Verwandtschaftsverhältnisse und Ausdrücke, mit der man auf jeder Seite konfrontiert wird, zu verstehen und gedanklich zu sortieren. Das Glossar zu verwendeten Ausdrücken und Übersetzungen der Ojibwe-Sprache Anishinaabemowin sowie die historische Einordnung helfen dabei nur bedingt und leider habe ich mich mit zunehmender Seitenzahl dabei ertappt, Begriffe oder auch ganze Abschnitte zu überspringen, um mich beim Nachschlagen nicht wieder aus dem Lesefluss bringen zu lassen. Es dauerte also eine ganze Weile, bis ich mich zwischen Powwows und Little People zurechtfand, wusste, was mit Seema oder kwe gemeint ist und was der Unterschied zwischen anishanaabe und anishnaabeg ist, während die Bedeutung mancher Wörter ganz an mir vorbeigegangen ist. Ich würde sagen, dass das erste Drittel also ganz klar unter den guten Absichten der Autorin gelitten hat, ihren LeserInnen möglichst viele Informationen mitzugeben. Doch weniger ist manchmal eben mehr...

"Ich werde ihre Informantin sein. Ich werde herausfinden, was dazu führte, dass Travis Lily getötet hat. Ich richte mich zu voller Größe auf. Meine Wirbelsäule ist eine Stahlstange. Ich überrage Jamie. TJ werfe ich noch einen vernichtenden Blick über den Parkplatz hinweg zu. Ich werde meine Gemeinschaft schützen. Mich. Die Stilettos sind keine Fick-mich-Schuhe. Sondern Fickt-euch-Schuhe. "Ja", erkläre ich Jamie. "Ich bin so weit."


Der Einstieg wurde mir jedoch nicht nur dadurch erschwert, dass man mit einer ganzen Flut an Informationen und fremdartigen Begriffen erschlagen wird, sondern auch dadurch, dass die eigentliche Handlung erst nach 100 Seiten mit dem ersten Mord startet, der Daunis dazu bringt, als verdeckte Ermittlerin beim FBI anzufangen. Sobald die Kriminalgeschichte um einen Drogenring, der innerhalb und außerhalb der Reservation Crystal Meth verkauft und regelmäßig Todesopfer fordert, angelaufen ist, habe ich auch besser in die Geschichte gefunden, da die vielen kleinen Alltagsrituale und Anekdoten aus Daunis´ Leben nun endlich in einen spannungsgebenden Rahmen eingebettet waren. Auch wenn ich schon sehr bald meinen ersten Verdacht hatte, wer zu den Drahtziehern hinter den Verbrechen stecken könnte, mochte ich, wie die Autorin ihre Krimihandlung mit Thriller-Elementen, Träumen und einer Liebesgeschichte verbindet. Vor allem die letzten 200 Seiten machen den schwachen Einstieg wieder wett, da die Erzählung einmal Fahrt aufgenommen die einzelnen Motive der Handlung zu einem spannenden Showdown verbindet.

Trotz des starken Finales bleibt ein gemischter Eindruck zurück. Da "Firekeeper´s Daughter" sich schnell als ausdrucksstarke und authentische Erzählung zu wichtigen Themen entpuppte, habe ich wirklich versucht, es zu mögen, aber neben dem zähen Einstieg konnten mich auch Schreibstil und Figuren nicht so sehr mitreißen wie gehofft. Denn leider gelang es dem Schreibstil von Angeline Boulley bei allen Beschreibungen, Rückblicken und Kunstgriffen nicht, die Figuren und deren Gefühle glaubhaft und lebhaft an mich zu vermitteln. Es gab zwar einige Passagen, in denen der Charakter der Hauptfigur durchschien oder ein wenig Humor aufleuchtete, leider habe ich die Nähe zur Handlung dann aber genauso schnell wieder verloren, während mir an wieder anderen Stellen die etwas derbe Sprache negativ auffiel.

"In Jamies gelbbraunen Augen leuchtet etwas Heftiges auf - Wut, Verzweiflung, Trotz. Ich revanchiere mich umgehend. Diesmal ist es ein Starr-Wettbewerb. Nein… ein Vernichtender-Blick-Wettkampf. "Keine Ahnung, warum ihr zwei es so eilig habt", sagt Ron, als er schließlich auftaucht. Er geht wie ein Messer zwischen uns und durchtrennt die Spannung. "Ich habe die Autoschlüssel."


Ich bin mir also nicht ganz sicher, ob es an der Fremdheit der Kultur, dem eher leblosen Schreibstil, dem durch das ständige Nachschlagen unterbrochenen Lesefluss, an der Übersetzung oder schlichtweg an der Charakterzeichnung liegt, aber ich während der gesamten Erzählung einfach keinen richtigen Draht zu Daunis finden können. Und das ist wirklich schade, denn sie ist nicht nur clever, meinungsstark und loyal, sondern hat auch mit einigen sehr interessanten inneren und äußeren Konflikte zu kämpfen, bei denen ich sehr gerne auch emotional mehr involviert gewesen wäre. Leider blieb ich während der gesamten 560 Seiten eine distanziert Beobachterin, die die Hochs wie die zelebrierte Freundschaft, Liebe, Familie, Stärke und Herkunft, aber auch die Tiefs wie Rassismus, Drogenmissbrauch, Mord, sexuelle Gewalt und Ungerechtigkeit eher unbeteiligt verfolgte.



Fazit:


In "Firekeeper´s Daughter" hat es sich Angeline Bouelley zur Aufgabe gemacht, mit großer Authentizität und Bedeutungsschwere über das Leben der modernen indigenen Bevölkerung der USA zu informieren, über die Geschichte und das Trauma dieses Volks aufzuklären und für aktuelle Probleme zu sensibilisieren. Leider ist die gerät die eigentliche Handlung dabei gerade zu Beginn zu sehr in den Hintergrund, sodass ich nur schwer Anschluss gefunden habe und bis zum Ende keinen wirklichen Draht zur Protagonistin finden konnte. Schade!

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