Zu viele Nebenhandlungen
Gefrorenes Herz"Diese Autorinnen wissen genau, wie die Ermittlungsarbeit im echten Leben abläuft" schreibt der ehemalige Leiter der Mordkommission Kopenhagen zum Krimi-Debüt "Gefrorenes Herz" von Line Holm und Stine ...
"Diese Autorinnen wissen genau, wie die Ermittlungsarbeit im echten Leben abläuft" schreibt der ehemalige Leiter der Mordkommission Kopenhagen zum Krimi-Debüt "Gefrorenes Herz" von Line Holm und Stine Bolther. Tatsächlich wird der Mord nicht in 90 Minuten sondern in mehreren Wochen aufgeklärt und die beiden Cold Case erst nach über 50 Jahren. Das mag realistisch sein, führt aber im Buch zu einigen Längen und Wiederholungen, zumal ich als Leserin immer mehr wusste als die Ermittler und die Polizeihistorikerin Maria.
Klappentext:
Polizeihistorikerin Maria Just bereitet gerade eine Ausstellung zum Thema »100 Jahre ungelöste Mordfälle« im Polizeimuseum von Kopenhagen vor. Da wird mitten in der Stadt der Generalsekretär des Roten Kreuzes auf bestialische Art ermordet. Der Tote hängt gekreuzigt an einem Geländer, auf seinem Körper wurde ein rätselhaftes Zeichen eingeritzt. Die Polizei ermittelt unter hohem Druck von Presse und Politik. Doch es ist Maria, die schließlich eine Verbindung zu einem ungeklärten Doppelmord entdeckt, der über fünfzig Jahre zurückliegt. Ein dunkles Kapitel dänischer Geschichte dringt ans Licht. So dunkel, dass jemand auch nach Jahrzehnten noch Vergeltung sucht. Kann Maria den Rachefeldzug stoppen, bevor es zu spät ist?
Nach einem wirklich mühsamen Beginn nahm die Geschichte dann doch noch Fahrt auf und wurde am Ende richtig spannend. Trotzdem wirkte alles auf mich sehr konstruiert. Musste Maria tatsächlich auch noch eines der Opfer persönlich kennen? Musste wirklich jede Nebenfigur noch eine eigene tragische Geschichte haben? Dadurch wurde der Lesefluss oft durchbrochen.
Ich mag normalerweise gerade diese Nebengeschichten, aber hier wurde es selbst mir etwas zu viel.
Und dann das Thema: Klar, der Krimi ist politisch (mag ich) und es ging um Kinder (funktioniert eigentlich immer). Aber auch hier wieder zu viel des Guten. Die Autorinnen moralisieren häufig und erklären immer wieder, warum das alles so schrecklich ist - bis auch die letzte Leser:in die Zeilen nur noch überfliegt.
Fazit: Ein dänischer Krimi mit einem spannenden, gut recherchierten Thema und einem interessanten Ermittlungsansatz. Doch leider von allem ein bisschen zuviel. Weniger als 569 Seiten hätten auch gereicht.