Feinsinniger Roman
Simon hat seine Frau Anja an den Krebs verloren. Sie hat für ihn ihren Traum Meeresbiologin zu werden aufgegeben und nach ihrem Tod wird ihm erst richtig bewusst, wie sehr ihr das Meer und die Seehunde ...
Simon hat seine Frau Anja an den Krebs verloren. Sie hat für ihn ihren Traum Meeresbiologin zu werden aufgegeben und nach ihrem Tod wird ihm erst richtig bewusst, wie sehr ihr das Meer und die Seehunde gefehlt haben müssen. Daher möchte er zumindest ihre Asche an einen Ort bringen, wo sie glücklich war. Mit seiner polnischen Haushaltshilfe Milena reist er trotz seiner Seekrankheit zunächst nach Helgoland und dann weiter auf die Orkney-Inseln. Die Reise gestaltet sich teilweise recht abenteuerlich und weckt Erinnerungen, Simon und Milena lernen so aber auch neue Menschen, und sich gegenseitig besser, kennen und gewinnen beide auf unterschiedliche Weise neuen Lebensmut.
Mich hat das Cover dieses Romans sofort angesprochen, mit dem Boot und dem kleinen Seehund, der nicht sofort ins Auge sticht. Meiner Meinung nach passt es sehr gut zu dieser feinsinnigen Geschichte um den erst recht distanziert wirkenden Simon, der bereut, dass er es seiner Frau nicht zu Lebzeiten ermöglicht hat, ihren Traum zu verfolgen, der im Laufe der Geschichte aber offener wird und wieder eine Perspektive sieht. Neben Simons Trauer und seinen Schuldgefühlen wird mit der Geschichte Milenas auch die Situation osteuropäischer Haushaltshilfen und Pflegekräfte in Westeuropa veranschaulicht, wie sie innerlich zerrissen sind, zwischen ihren Kindern in der Heimat und dem Einkommen, das sie dringend benötigen. Ich fand es schön, mitzuerleben, wie Simon und Milena im Laufe der Geschichte erst so etwas wie Komplizen und schließlich sogar Freunde werden und nicht mehr Auftraggeber und Angestellte. Der Schreibstil war angenehm lesbar und besonders die Beschreibungen der Orkney-Inseln haben bei mir Fernweh ausgelöst.