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Veröffentlicht am 04.06.2022

Zurück zum Ursprung

Green Mallorca
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Die sommerliche Luft ist erfüllt vom Duft der Mastix, den sirrenden Zikaden und Erinnerungen an ein Damals, bevor der Massentourismus die Insel regelrecht hat ausbluten lassen. Aber Mallorcas Herz schlägt ...

Die sommerliche Luft ist erfüllt vom Duft der Mastix, den sirrenden Zikaden und Erinnerungen an ein Damals, bevor der Massentourismus die Insel regelrecht hat ausbluten lassen. Aber Mallorcas Herz schlägt anders - es bedeutet nämlich nicht nur laute Diskotheken und unkontrollierte Massenbesäufnisse, verdreckte Strände und ein Meer voller Plastik, sondern die Insel hat noch so viel mehr zu bieten.

Ursprüngliche Natur, eine Vielfalt an Aromen und Düften und magische Landschaften, deren Anblick vermuten lässt, direkt im Paradies gelandet zu sein. Und genau diese Paradiese gilt es zu schützen und zu erhalten und deswegen hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die zurück zum Ursprung geht, um das Leben auf der Insel nachhaltiger, sanfter und ökologisch verträglicher zu gestalten.

Im vorliegenden Buch "Green Mallorca" werden die Projekte dreisprachig (spanisch, englisch, deutsch) vorgestellt und zeigen, wie die Initiator:innen mit guten Ideen, handwerklichem Geschick und ganz viel Liebe zur Insel ihre kleinen großen Refugien erschaffen, um den Nachhaltigkeitsaspekt in den Vordergrund zu stellen und nicht nur Einheimische, sondern auch Tourist:innen zum Umdenken zu bewegen.

Achtsamkeit, Gesundheit und Ernährung spielen bei den Projekten eine große Rolle und werden mit eindrucksvollen Bildern vorgestellt. Die Texte geben einen kurzen Einblick in die jeweiligen Konzepte (u.a Weinbau, Flor de Sal, B&B, Keramiken) und zeigen, mit viel Herzblut die Ideen umgesetzt werden. Allerdings bleibt alles sehr oberflächlich und ich vermisse tiefgreifendere Informationen: Was hat die Personen dazu angetrieben, ihre Ideen und Träume zu verwirklichen ? Gab es Rückschläge ? Wie lange hat es gedauert, bis aus dem Traum Wirklichkeit geworden ist ? Wer steckt wirklich hinter den Namen ? Wie fühlt es sich an, wenn die ersten Rückmeldungen kommen ?

In Leinen gebunden, weckt dieses Buch die Neugier auf das neue, grüne Gesicht der Balearen-Insel, kann aber die hoch gesteckten Erwartungen leider nicht erfüllen.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Braucht lange, um in Fahrt zu kommen, aber dann gibt es kein Halten mehr

Späte Rache im Luberon
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Capitaine Malbec steht der Sinn mehr nach einer Auszeit am Meer, als nach einer rätselhaften Mordermittlung in einem provenzalischen Bergdorf. Aber gegen Unheil ist nun mal kein Kraut gewachsen und so ...

Capitaine Malbec steht der Sinn mehr nach einer Auszeit am Meer, als nach einer rätselhaften Mordermittlung in einem provenzalischen Bergdorf. Aber gegen Unheil ist nun mal kein Kraut gewachsen und so versucht Malbec, die ersten Puzzleteile in Trouvac zu finden. Zwischen den wiederbelebten Ruinen des Dorfes sieht auf den ersten Blick alles heimelig und nach trautem Zusammenleben aus, aber der Capitaine weiß, dass nichts so sehr täuschen kann, wie eine heile Fassade. Und die gilt es zu durchbrechen....


Die Leser:innen merken deutlich, dass sich Ralf Nestmeyer in der Provence auskennt wie in seiner Westentasche, denn der Autor setzt stimmungsvolle Akzente, malt wunderschöne Bilder aus Worten und lässt das kleine Dörfchen Trouvac aus den Seiten steigen. Die Gastfreundschaft überträgt sich auf die Lesenden und eine entspannte Urlaubsatmosphäre macht sich breit.

Und genau liegt auch das Problem, denn bis gut zur Hälfte des Krimis bleibt alles recht unaufgeregt und relaxed. Die Handlung lebt von der idyllischen Landschaft, vom Verzehr regionaler Köstlichkeiten und einem guten Tropfen Wein. Für mein Empfinden passt dies eher in einen unterhaltsamen Reisebericht, aber weniger in einen Krimi.

Ab der Mitte des Buches zieht aber Nestmeyer die Schubladen seines Könnens auf und überrascht die Leser:innen mit guten Ideen, unvorhergesehenen Wendungen und einer spannenden Handlungsabfolge. In den letzten Kapiteln jagt der Schreibende nicht nur Malbec von einer erhellenden Erkenntnis zur andern, auch die Leser:innen beginnen die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen, um ein überraschendes und verblüffendes Gesamtbild zu erhalten.

So beeindruckend und spannend hätte ich mir alle 221 Seiten des Romans gewünscht, denn hier wird viel Potenzial einfach auf der Straße liegen gelassen. Schade, denn zwischen übereifrigen Schatzsuchern, gewinnorientierten Immobilienmaklern und Schatten der Vergangenheit gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die auch einen Provence-Krimi so richtig in Fahrt bringen.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Gedämpfte Geburtstagsfreude

Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag (Pappbilderbuch)
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Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die kleine Hummel Bommel hat Geburtstag. Aber o weh, Papa hat die Einladungskarten vergessen und Mama kein Blütenstaubpuder mehr für den Geburtstagskuchen. Bommel ...

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die kleine Hummel Bommel hat Geburtstag. Aber o weh, Papa hat die Einladungskarten vergessen und Mama kein Blütenstaubpuder mehr für den Geburtstagskuchen. Bommel macht sich trotzdem auf den Weg und fragt seine Freunde, ab sie Zeit für eine hummelige Party haben. Doch er bekommt nur Absagen...

Das kleine stabile Pappbilderbuch liegt gut in der Hand und ist robust genug, um auch von kleinen Kinderhänden gehalten und umgeblättert zu werden. Die Zeichnungen im beliebten und bekannten Hummel-Bommel-Style haben eine großen Wiedererkennungswert und wecken die Neugier auf die Geschichte. Liebevoll werden die Szenen illustriert und zum Leben erweckt, sodass jede Seite voll ist mit tollen Ideen und vielen Details .

Leider gibt es aber ganz viele traurige Kindergesichter beim Vorlesen, denn im Verlauf der Geschichte hagelt es Absage über Absage und nicht nur Bommel lässt ganz geknickt den Kopf hängen. Es tauchen Fragen auch, warum denn niemand von Bommels Freunden Zeit hat, denn so eine Geburtstagsfeier ist doch etwas ganz Schönes.

Auch wenn für die Vorlesenden das Happy End schon von Beginn der Geschichte feststeht, fällt es den Kleinsten nicht leicht, bei der großen Überraschungsparty ebenfalls Freude zu empfinden, da die Enttäuschung über die vielen negativen Erlebnisse von Bommel aus den vorhergehenden Seiten überwiegt und für gedämpfte Partystimmung sorgt.


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Veröffentlicht am 30.05.2022

Mehr historisches Sozialdrama statt Krimi

Schatten im Silsersee
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Wie kann ein staatenloser Künstler Glück, Frieden und Freiheit finden, wenn ihm die Obrigkeiten und die Nachbarn nur mit unverhohlener Skepsis und Vorbehalten begegnen ? Giovanni Segantini ist nicht nur ...

Wie kann ein staatenloser Künstler Glück, Frieden und Freiheit finden, wenn ihm die Obrigkeiten und die Nachbarn nur mit unverhohlener Skepsis und Vorbehalten begegnen ? Giovanni Segantini ist nicht nur ein begnadeter Künstler, sondern auch ein ewig Getriebener, dem man seinen Erfolg nicht gönnt. Als der Käsebauer in der Nachbarschaft ermordet wird, steht für alle von vornherein fest, dass nur Segantini der Schuldige sein kann...


Christine Neumeyer erschafft mit Worten genau die Bilder, die Segantini malt und so wird die Welt des Künstlers für die Leser:innen zugänglich. Doch all die bunten Farben verblassen gegen Segantinis Seelenpein. Er kann sich noch so sehr anstrengen, noch so viele Erfolge feiern, als Staatenloser ist er ein beliebtes Opfer für die Obrigkeiten.

Dabei gelingt es der Autorin, mit feinen Pinselstrichen das Seelenleben des Künstlers zu zeichnen und nicht zu ihm, sondern auch zu seiner Familie Zugang zu finden. Es entsteht ein sehr realistisches Bild des Malers, in dem man lesen kann wie in einem offenen Buch. Sein Charakter ist sehr gut ausgearbeitet und so werden genau die Ecken und Kanten ersichtlich, die ihn als Mensch prägen.

Neumeyer hat eine sehr akribische Recherche betrieben, um im Roman eine perfekte Grundlage aus Kunst und Historie für ihre Handlung zu haben. So faszinierend die Geschichte auch ist, so leid tut es mir, ein wenig herumzumäkeln.

Die Handlung ist mehr ein historisches Sozialdrama statt Krimi, denn die Ermittlungen im Fall des toten Käsebauern rücken in den Hintergrund und laufen eher am Rande mit. Großartige Spannung entsteht dadurch leider nicht. Vielmehr erhalten die Leser.innen einen sehr gelungenen Einblick in eine Welt voller Vorurteile, Standesdünkel und den verzweifelten Versuchen, ein Teil der Gesellschaft zu werden.

Unaufgeregt erzählt, jedoch nicht minder mitreißend, hält Christine Neumeyer einen gesellschaftskritischen Spiegel hoch, der an Aktualität nichts eingebüßt hat. Auch heute gibt es noch Menschen, die versuchen, in die Gemeinschaft der anderen aufgenommen zu werden und denen man mit Ablehnung und Intoleranz begegnet.

Für einen Krimi ist mir zu wenig Spannung, Aufregung und Nervenkitzel enthalten, daher vergebe ich schweren Herzens nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Erste Schritte in ein neues Leben

Wo Himmel und Meer sich berühren
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Die Schrecken des Krieges und die Strapazen der Flucht sitzen noch tief, als Edith regelrecht auf Rügen strandet. Die Insel in der Ostsee soll ihr zu einer neuen Heimat werden, aber wie kann es ihr gelingen, ...

Die Schrecken des Krieges und die Strapazen der Flucht sitzen noch tief, als Edith regelrecht auf Rügen strandet. Die Insel in der Ostsee soll ihr zu einer neuen Heimat werden, aber wie kann es ihr gelingen, auf diesem Fleckchen Erde ein Zuhause zu finden, wenn alles fremd und ungewohnt ist. Um Sie herum Wasser, nichts als Wasser. Mit Alma an ihrer Seite gelingt es Edith, wieder neuen Mut zu fassen und mit offen Augen durch die Welt zu gehen...

Ich habe schon viele Bücher über die unmittelbare Nachkriegszeit gelesen und von den verzweifelten Versuchen, den Neuanfang zwischen Gerippen der Häuser und den seelischen Narben zu wagen. Mit "Wo Himmel und Meer sich berühren" versucht Kathleen Freitag, das Licht der Hoffnung und Zuversicht zu entzünden und schlägt einen Bogen zu der aktuell herrschenden Situation, in denen Menschen aus der Ukraine vor dem Krieg flüchten müssen.

Gerade weil die Thematik so aktuell ist, habe ich mir sehr viele Emotionen erhofft, die mich tief im Innern berühren und mir das Gefühl geben, mit den Figuren eins zu werden. Leider gelingt es der Autorin nicht immer, authentische Gefühle und Gemütsregungen zu vermitteln, sodass die Leser;innen häufig außen vor bleiben und nur wenig bis gar keinen Zugang zu den Figuren finden.

Die Geschichte wird von der Schreibenden ohne große Aufreger oder Spannung erzählt, bleibt somit relativ seicht und kann die innere Zerrissenheit von Edith nicht wirklich glaubhaft vermitteln. Sie ist eine ewig Suchende, die zwischen den Stühlen sitzt, geplagt von den traumatischen Ereignissen.

Das Leben auf dem Hof verläuft auch recht ereignislos. Die Vorkommnisse, so erschütternd sie auch manchmal sein mögen, werden ausdruckslos und recht nüchtern beschrieben. Bestürzung, Angst oder Verzweiflung wären die Gefühlsregungen, die die Leser:innen empfinden müssten, aber sie bleiben emotional aussen vor. Fast so, als würde eine dicke Glasscheibe die Lesenden von den Protagonist:innen trennen, sodass kein Vordringen zu ihnen möglich ist. Die Lebenssituation auf dem Hof, die Enge, der Hunger und der Versuche, aus all dem doch das Beste zu machen, wird mitunter wirklich sehr realitätsnah beschrieben - so hätte ich mir den kompletten Verlauf der Handlung gewünscht.

So bleibt Vieles an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe. Geheimnisse kommen ans Tageslicht, Freundschaften werden geschlossen und selbst das Happy End bleibt leider farblos.

In dieser Geschichte stecken so unglaublich viele Möglichkeiten, die Leser:innen mit ins Boot zu holen und sie emotional an die Seiten zu binden. Leider bleibt ein Großteil an Potential ungenutzt und deswegen vergebe ich schweren Herzens 3 Sternchen.

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