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Veröffentlicht am 04.07.2022

Heckenburg

Totenspieler
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Nachdem Mark Heckenburg einen Verhaftungscoup gelandet hat, wird er zu einer Unfallermittlung geschickt. Als Mitglied der Ermittlungsgruppe für Serienverbrechen spürt der mögliche Serienverbrechen auf. ...

Nachdem Mark Heckenburg einen Verhaftungscoup gelandet hat, wird er zu einer Unfallermittlung geschickt. Als Mitglied der Ermittlungsgruppe für Serienverbrechen spürt der mögliche Serienverbrechen auf. Im beschaulichen Surrey ist ein wohl situierter Einwohner bei einem seltsamen Unfall ums Leben bekommen. Bereits vorher hat er einen Unfall nur knapp überlebt. Auch der örtlichen Polizei kommen die Umstände des Todes eigenartig vor, doch die Gerichtsmedizin hat auf Unfall entschieden. Die junge Polizistin Gail will aber nicht lockerlassen. Zusammen mit ihr bildet Mark eine Task Force aus zwei Personen.

In seinem fünften Fall bekommt es Mark Heckenburg mit einem unheimlichen Fall zu tun. Schon bei der ersten Begehung des Unfallortes findet er etwas Unerwartetes. Einen Hinweis, der einen Mord an dem reichen Mann wahrscheinlicher erscheinen lässt. Heckenburgs Zusammenarbeit mit Gail Honeyford gestaltet sich als schwieriger als erwartet. Obwohl er selbst es gewöhnt ist, sich in immer neue Teams einzufügen, eckt er mit Gail schnell an. Na, das kann ja heiter werden. Allerdings handelt es sich bei Gail um ein gewiefte Ermittlerin, trotz ihrer Jugend hat sie ihr Handwerk im Griff. Und auch sie glaubt an einen Mord. Gemeinsam suchen die beiden Beamten nach einem Motiv. Gleichzeitig bittet Mark um Informationen über mögliche weitere ebenso ungewöhnliche Todesfälle.

Bei diesem sehr gut konstruierten Thriller ist man möglicherweise etwas hin und her gerissen. Besonders zu Beginn geht es nicht so recht voran und man sucht nach einem Zusammenhang. Wenn sich die Hinweise zu einer Spur verdichten, wird es zwar sehr spannend, jedoch gleich so brutal, dass man den Beschreibungen kaum folgen möchte. Die Lösung ist dafür völlig unerwartet und beinahe unbegreiflich. Heckenburgs Vorgehensweise ist dabei sehr strukturiert und durchdacht. Mit einigen Ereignissen kann selbst er nicht rechnen. Auch wenn man sich mit einigen Aspekten nur schwer anfreunden kann, so hat man doch einen schließlich fesselnden Kriminalfall mit Wendungen, die verblüffen.

Veröffentlicht am 01.07.2022

Lockdown

Mord in der Straße des 29. November
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Es ist Lockdown in Israel. Man sollte hoffen, dass dsa Verbrechen auch im Lockdown ist. Aber nein, ein Politikerehepaar wird auf offenen Straße erschossen. Nur ihr kleiner Hund war Zeuge. Die Polizei-Psychologin ...

Es ist Lockdown in Israel. Man sollte hoffen, dass dsa Verbrechen auch im Lockdown ist. Aber nein, ein Politikerehepaar wird auf offenen Straße erschossen. Nur ihr kleiner Hund war Zeuge. Die Polizei-Psychologin Kinny kannte die Verstorbenen. Sie ist entsetzt, wer kann den nur etwas gegen das ältere Ehepaar haben. Handelt es sich um einen politischen Mord? Während des Lockdown ist Kinnys Tochter, die kurz vorm Studienabschluss steht, ist während des Lockdowns zu ihr gezogen. Dass Mutter und Tochter sich wieder näher kommen, ist eines der wenigen positiven Dinge am Lockdown. Und dann so ein sinnloser Mord.

Auf unaufgeregte, aber realistische Art und Weise nimmt der Lockdown einen großen Teil dieses Romans ein. Wie gehen die Menschen mit den plötzlichen Einschränkungen um? Welche Sorgen plagen sie bei den kleinsten Anzeichen von Erkältung? Wie gehen mit der wenigen, doch intensiven Nähe um, die ihnen geblieben ist? Und dann noch ein Mord an einer bekannten Politikerin und ihrem Mann. Und was tun, mit einem verwaisten kleinen Hund? Kann Kinny die Hintergründe zu der Tat aufdecken? Die politische Polizei reißt den Fall an sich, was den Ermittlungen nur bedingt gut tut.

Es ist sehr positiv zu bewerten, dass die Pandemie hier ganz selbstverständlich stattfindet, während sie in anderen Büchern kaum oder garnicht erwähnt wird. Auch wenn der Krimi so etwas zu kurz kommt, so ist diese realistische Darstellung der momentanen Zeit einfach toll zu lesen. Der Mord scheint zunächst unlösbar zu sein, nur um dann plötzlich gelöst zu sein. Dabei erweist sich Kinny als gewiefter als alle anderen. Trotz ihres Berufes hat Kinny auch mit eigenen Problemen zu kämpfen, was sie ihren Kunden oder Klienten als Hilfe anbieten kann, funktioniert bei selbst nur bedingt. Psychologen sind eben auch nur Menschen. Als Krimi funktioniert dieser Roman nur bedingt, aber dafür enthält er eine authentische Darstellung des Lebens in Jerusalem zur Zeit des Lockdowns.

Veröffentlicht am 04.06.2022

Ferienhaus

Die Liebe braucht ein ganzes Dorf
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Nachdem Annika ihre Hamburger IT-Firma sehr erfolgreich verkaufte, ist sie aufs Land gezogen. In ein idyllisches Reetdachhaus an der Schlei. Dadurch hat sich auch der Kontakt zu Flora, ihrer besten Freundin ...

Nachdem Annika ihre Hamburger IT-Firma sehr erfolgreich verkaufte, ist sie aufs Land gezogen. In ein idyllisches Reetdachhaus an der Schlei. Dadurch hat sich auch der Kontakt zu Flora, ihrer besten Freundin aus Jugendtagen, wieder intensiviert. Flora führt ein kleines, aber gutgehendes Restaurant für die Leute im Dorf und auch für mögliche Touristen. Ihre Kochkunst wird immer bekannter. Die Freundinnen verstehen sich wie in alten Zeiten. Lediglich Floras Verkupplungsversuche nerven Annika ein wenig. Die Trennung von Titus war damals schwierig, doch mit Hilfe von Hund Luchs ist Annika darüber hinweg und nur mäßig erfreut als Titus sich wieder meldet.

Mit ihren um die Vierzig ist Annika noch nicht alt und sie hat es geschafft. Mit ihrer Firma hat sie gutes Geld verdient. Nun ist sie finanziell unabhängig. Als Beraterin ihres ehemaligen Unternehmens kann sie sich aussuchen, ob und wie viel sie arbeiten möchte. Eigentlich erkundet sie lieber mit Luchs die Gegend. In Annika wächst eine Idee, was für Investitionen sie noch für sinnvoll halten würde. Und sie freut sich auf das erste Sommerfest, das Flora ausrichten wird. Etwas Besonderes für den Ort, dessen Bewohner Annika in der kurzen Zeit sehr liebgewonnen hat. Es ist wie ein kleiner Familienersatz, denn Annikas eigene Familie ist eher klein.

Dieser schöne Sommerroman um eine gestandene Geschäftsfrau, die noch etwas anderes will als immer nur in der Tretmühle zu stecken. Endlich kann sie entspannen, bei den Essen in Floras Deli, bei den langen Spaziergängen mit Luchs und mit ihren neuen Plänen. Annika ist keine Eigenbrötlerin, sie ist offen für neue Menschen, nur nicht so für neue Männer. Wenn die Gefühle sie übermannen, reagiert sie für ihren sonstigen Charakter eher kopflos. Dann wundert man sich als Leserin, wieso ihr bestimmte Sachen nicht auffallen. Dennoch überzeugt die liebevolle Beschreibung von Land und Leuten und den sympathischen Hauptpersonen. Dabei unterstützt die Vorleserin die Handlung und die Stimmung sehr gekonnt, ebenso wie das Cover, dass an das Blütenmeer in Annikas Garten denken lässt.

Veröffentlicht am 02.06.2022

Traumhaus

Danowski: Hausbruch
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Nach seinem letzten Fall ist Kommissar Adam Danowski doch erholungsbedürftig. Er bekommt eine Kur genehmigt und fährt nach Damp 2000 an die Ostsee. Der Ort wirkt sehr entspannend, seine Anwendungen nimmt ...

Nach seinem letzten Fall ist Kommissar Adam Danowski doch erholungsbedürftig. Er bekommt eine Kur genehmigt und fährt nach Damp 2000 an die Ostsee. Der Ort wirkt sehr entspannend, seine Anwendungen nimmt er eher so hin. In der Gruppe soll er über die Ereignisse redet. Allerdings fällt Danowski das sehr schwer und doch leicht als es soweit ist. In der Gesprächsgruppe taucht ungeplant die Mareike auf, die auch nichts erzählt. Eigentlich ist sie wegen einer orthopädischen Sache da. Die anderen Teilnehmer der Gruppe tauchen schneller auf. Vielleicht bringt die Reha doch etwas. Auch wenn der Blick aus seinem Zimmer auf den Parkplatz nicht der Tollste ist.

In seinem sechsten Fall hat Danowski zu seiner Hypersensibilität auch noch mit den Folgen eines traumatischen Erlebnisses zu kämpfen. Die Entspannung an der Ostsee wirkt sich durchaus positiv aus. Und so langsam reift in Danowski der Gedanke, er könne auch eine andere Arbeit übernehmen als die bei der Polizei. Sein neuer Chef will davon jedoch nichts hören. Der will ein Team nach seinem Gusto aufstellen. Aber Adam Danowski ist sich sicher, er wird sich durchsetzen. Doch dann wird er mit einem Todesfall konfrontiert, in dem er an seine Grenzen nicht nur als Beamter, sondern auch als Mensch kommt.

Von zwei Ebenen aus nähert sich dieser sechste Fall einem ungewöhnlichen Finale. Doch in diesem Roman nimmt die Verstimmtheit des Kommissars einen etwas zu großen Raum ein, während der Krimi doch sehr zu kurz und auch noch ganz anders daher kommt als man üblicherweise annehmen würde. Das ist immerhin überraschend, ob das jedem Leser gefallen wird, könnte zu bezweifeln sein. So langsam driftet diese eigentlich lieb gewonnene Reihe ein wenig arg ins Depressive. Der Autor soll so schreiben, wie es ihm aus der Feder fließt. Der Leser muss dann entscheiden, ob er die Reihe weiter verfolgen möchte. Trotz des sperrigen Endes gewinnt der Roman im Verlauf an Spannungsmomenten und bleibt unvorhersehbar.

Veröffentlicht am 21.05.2022

Ansichten von unten

Katzbach
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Isabel Keppler wohnt zur Untermiete in einer Berliner Kellerwohnung. Ein Studium hat sie nicht zu Ende gebracht und so hält sie sich mit zweieinhalb ungeliebten Jobs über Wasser. Bei der halben Sache handelt ...

Isabel Keppler wohnt zur Untermiete in einer Berliner Kellerwohnung. Ein Studium hat sie nicht zu Ende gebracht und so hält sie sich mit zweieinhalb ungeliebten Jobs über Wasser. Bei der halben Sache handelt es sich um die Tätigkeit als Gesellschafterin der etwas verwirrten Elfriede Baumann, die ihr immer wieder aus ihrem Leben erzählt. So richtig mag Isabel Keppler Elfriede Baumann nicht. Überhaupt mag Isabel nur wenige Leute, eigentlich keine. Noch nicht mal ihre Eltern, mit denen sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hat. Als ihr Vermieter Ferdi sie bittet, an einem Schreibworkshop teilzunehmen, würde Isabel am Liebsten ablehnen, aber sie ist ja nur Untermieterin.

Die Ansichten von unten sind manchmal durchaus interessant. Doch in einer ungewöhnlichen Situation, die kaum lösbar erscheint, müssen die Ansichten von unten erstmal aus der Vergangenheit beleuchtet werden. Ist Isabel tatsächlich so menschenfeindlich? Oder hat sie sich einfach in einem Leben eingerichtet, indem sie lieber auf Distanz geht bevor ihr nur Distanziertheit entgegen gebracht wird. Zumindest kümmert sie sich um ihren Goldhamster Godzilla, dem ein langes Leben beschieden ist. Wie die Vergangenheit zeigt kommt eins zum anderen und die Lage wird für Isabel langsam unübersichtlich. Sollte da eine Gefahr bestehen? Oder geht es vielleicht eher um die Wohnung?

Mit Isabel Keppler hat die Autorin eine recht eckige Persönlichkeit geschaffen, die einem beinahe wider Willen sympathisch wird. Verglichen mit dem Klappentext erschließt sich die Handlung nicht völlig. Oder hat man etwas in einem Moment nicht aufgepasst? Vielleicht muss man auch in Berlin leben wie die Autorin, um gewisse Dinge richtig zu deuten. Abgesehen davon liest man von einem Leben in Berlin, von einer Frau, die mehrere Arbeitsstellen braucht, um zu überleben. Sie gerät in Grenzsituationen, ist aber doch so schlau, sich meist herauszuziehen. So wie sie sich durchlaviert, das ist doch schlau und gewitzt. Und man wünscht ihr, dass sie da durchkommt. Dieser sehr kreative Roman will aufmerksam gelesen werden und hat etwas sehr eigenes, was durchaus überzeugt.