Nicht ganz überzeugend
Der FremdeJulia und Tony führen mit ihren beiden Kindern ein fast perfektes Leben, würde nicht Tony sich immer noch als der Beschützer seines jüngeren Halbbruders Nick fühlen, der bei Eltern aufwuchs, die mit der ...
Julia und Tony führen mit ihren beiden Kindern ein fast perfektes Leben, würde nicht Tony sich immer noch als der Beschützer seines jüngeren Halbbruders Nick fühlen, der bei Eltern aufwuchs, die mit der Erziehung eines Kindes vollkommen überfordert waren. Als der homosexuelle Nick von einem unbekannten Mann brutal vergewaltigt wird, hinterlässt der Vorfall Spuren in der Familie. Julia, die Anwältin ist, macht ihre Familie und auch die Leser mit dem amerikanischen Rechtssystem vertraut, bei dem es vor allem darauf ankomt, wer überzeugender ist. Als ein Verdächtiger verhaftet wird, ist das noch lange nicht das Ende der Geschichte, denn eine Schlammschlacht beginnt, die alle bis an die Grenzen des Erträglichen führt.
Das Buch greift eine für die oftmals prüde amerikanische Gesellschaft ungewöhnliche Konstellation auf. Ich habe zumindest bisher noch kein amerikanisches Buch über eine Vergewaltigung unter Männern gelesen. Die Autorin geht mit dem Thema sensibel um, Gewaltszenen bleiben den Lesern weitgehend erspart. Trotzdem ist das Thema natürlich immer präsent.
Ich fand das Buch etwas langatmig, das amerikanische Rechtssystem wird sehr ausführlich behandelt und oft geht es über lange Strecken nicht voran. Statt dessen gibt es viel Selbstbespiegelung auf Kosten der Spannung. Auch schienen mit die Charaktere nicht wirklich stimmig, besonders mit Tony hatte ich einige Probleme.
Insgesamt war das Buch aber gut zu lesen und das Thema interessant. Ein besonderes Lesehighlight war es aber nicht.