Lebenslüge
Mutters Lüge
Monika Hürlimann hat ihre eigene Geschichte in einen berührenden autobiographischen Roman verarbeitet, der mich als Leserin stellenweise sehr erschüttert hat.
Marta und ihr Zwillingsbruder Tomek wachsen ...
Monika Hürlimann hat ihre eigene Geschichte in einen berührenden autobiographischen Roman verarbeitet, der mich als Leserin stellenweise sehr erschüttert hat.
Marta und ihr Zwillingsbruder Tomek wachsen im Polen der 80-iger Jahre auf. Ihre alleinerziehende Mutter ist Pädagogin in einem Heim behinderte Jugendliche. Ihre eigenen Kinder sind größtenteils auf sich allein gestellt und so muss besonders Marta schon sehr früh Verantwortung übernehmen. Das talentierte Mädchen bringt sich bereits als Vierjährige selbständig das Lesen bei. Doch die Mutter weigert sich, ihre Tochter vorzeitig einschulen zu lassen. Marta darf auch später keine Klasse überspringen, obwohl es ihre Lehrerin empfiehlt. Wir lesen von den Lebensumständen im damaligen Polen. Die Mutter beschließt mit ihren Kindern heimlich Polen zu verlassen. Ihnen gelingt die Flucht ausgerechnet nach Deutschland, denn die Mutter hatte in ihrer eigenen Kindheit Auschwitz erlebt.
Monika Hürlimann schreibt sehr intensiv. Ich fühlte mit der kleinen tapferen Marta. Und auch ich konnte ihre Mutter oft nicht verstehen, wie sie sich ihrer Tochter gegenüber verhielt. Während sie für Tomek immer Verständnis aufbrachte, hatte sie für ihre Tochter kein Lob, kein anerkennendes Wort, egal wie sehr sich die Kleine auch bemühte, die Aufmerksamkeit der Mutter zu erlangen. Die Mutter blieb mir ein Rätsel. Aus ihrer Vergangenheit machte sie ein Geheimnis. Zum Glück gab es Menschen, die es gut mit Marta meinten. Vor allem die Wahl-Großeltern und ihr Pate in Polen, gaben dem kleinen Mädchen Halt. Später in Deutschland war es eine Lehrerin, die ihr half und von der sie sich verstanden wusste. Das Verhältnis zu ihrem Bruder war ein bisschen von Eifersucht geprägt. Er war der Liebling der Mutter.
Erst nach Mutters Beerdigung erfährt Marta von Mutters Geheimnis.
Fazit: Ein spannender und emotional berührender autobiografischer Roman.