Märchenhaft und poetisch, mit wunderschönen Illustrationen!
Auf der Suche nach einem neuen schönen Bilderbuch bin ich auf meiner Stöberrunde auf diese tolle Neuerscheinung aufmerksam geworden. Das Cover wirkt herrlich verträumt und geheimnisvoll, mich hat es ja ...
Auf der Suche nach einem neuen schönen Bilderbuch bin ich auf meiner Stöberrunde auf diese tolle Neuerscheinung aufmerksam geworden. Das Cover wirkt herrlich verträumt und geheimnisvoll, mich hat es ja sofort angesprochen. Als ich dann registriert hatte, dass das Cover und die Innenillustrationen von Emilia Dziubak stammen, einer polnischen Illustratorin, deren Bilder ich bereits in anderen Büchern sehr bewundert habe, wollte ich „Linas Reise ins Land Glück“ unbedingt lesen!
Da die Eltern des kleinen Daniel mal wieder eine Spätschicht im Krankenhaus haben, ist Lina da und passt auf den Jungen auf. Daniel findet das super, da Lina immer so tolle und spannende Geschichten erzählen kann. Auch heute, zum Einschlafen, bettelt der Junge um eine neue Gute-Nacht-Geschichte. So erzählt Lina ihm ein wundersames Erlebnis aus ihrer Vergangenheit: Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen ist, verschwand ihr Bruder auf rätselhafte Weise. Lina ist darüber sehr traurig. Von ihren Eltern bekommt sie zur Aufheiterung einen Schlitten geschenkt. Als sie diesen dann auf einem schneebedeckten Hügel ausprobiert, gelangt sie in eine magische Welt – das Land Glück. Dort trifft das Mädchen auf sprechende Insekten und einen Käfer in Frack, der ihr das wunderschöne Land Glück genauer zeigt. Doch der anfängliche heitere Schein trügt: Lina bemerkt recht schnell, dass auch im Land Glück nicht alle Bewohner glücklich sind und dass auch gefährliche Tiere dort ihr Unwesen treiben...
Die Geschichte beginnt recht traurig, da Lina dem kleinen Daniel von dem Verschwinden ihres großen Bruders Leon erzählt. Die Themen Verlust und Trauer in einem Kinderbuch dieser Altersklasse zu bewerten, empfinde ich immer als etwas schwierig. Sie sollten kindgerecht und nicht zu grausam in die Geschichte eingebaut werden, da ich diese sonst wenig geeignet für Kinder ab 5 Jahren halte. In „Linas Reise ins Land Glück“ werden diese Themen aber sehr gut beschrieben. Zuerst hatte es mich ja etwas gestört, dass die Eltern von Lina so wenig Trauer gezeigt haben, als ihr Sohn verschwunden ist. Dann aber dachte ich, dass dies eigentlich sehr klug und gut ist, da das Buch so weniger traurig und bedrückend wirkt. Das Verschwinden des Bruders wird auch gar nicht genauer geschildert, sodass man sich als Leser nicht zu sehr betroffen fühlt.
Ich habe das Bilderbuch am Anfang als etwas düster empfunden. Mit Lina reisen wir zwar ins Land Glück, aber seinem Namen wird diese magische Welt nicht so ganz gerecht, da auch dort nicht alles fröhlich und unbeschwert zugeht.
Dadurch aber, dass die Geschichte so eine schöne, verträumte und märchenhafte Atmosphäre besitzt, legte sich mein erster Eindruck recht schnell wieder. Das Buch erzählt nämlich nicht nur eine Geschichte über Trauer und Verlust, sondern spricht auch die Themen Mut, Zusammenhalt und Hoffnung an. Besonders Lina habe ich für ihre Entschlossenheit und ihren Mut sehr bewundert. Lina trifft in dem Land Glück auf andere Kinder, die von einer gemeinen Krabbe gefangen gehalten werden. Die Kinder halten allesamt wunderbar zusammen und stellen sich der bösen Krabbe.
Die Auflösung der Geschichte kam dann recht schnell und einfach, aber ich habe dieses Ende als genau richtig empfunden, da es nicht brutal, leicht verständlich und gut nachvollziehbar ist. Gerade jüngere Kinder werden mit dieser schönen Auflösung sehr zufrieden sein.
Die Geschichte erinnert ein wenig an den Klassiker „Alice im Wunderland“, da auch dort ein Mädchen in eine wundersame Welt gerät, winzig klein ist und mit Tieren sprechen kann. Die Handlungen der beiden Bücher sind natürlich sehr verschieden, aber ich musste beim Lesen von „Linas Reise ins Land Glück“ dennoch immer an den Klassiker von Lewis Carroll denken. Sowohl dieser als auch dieses schöne Bilderbuch besitzen eine ganz besondere Atmosphäre, die ich sehr gerne mag. Ich kann ja daher besonders „Alice im Wunderland“ - Liebhabern „Linas Reise ins Land Glück“ sehr empfehlen.
Die Geschichte selbst konnte mich nicht in allen Punkten komplett überzeugen; für mich wird das Buch ja erst durch die traumhaft schönen Illustrationen von Emilia Dziubak zu etwas ganz Besonderem. Kennen gelernt habe ich ihre Bilder durch die neuen Ausgaben der „Borger“ - Reihe von Mary Norton, die im Fischer Verlag erschienen sind. Die Zeichnungen in diesen Büchern sind wirklich großartig, daher waren meine Erwartungen an die Illustrationen hier auch recht hoch gewesen. Ich wurde auch nicht enttäuscht. Die Bilder in diesem Bilderbuch sind einfach so schön - ich bewundere das Zeichentalent von Emilia Dziubak ja immer wieder aufs Neue. Nicht nur die Bilder sind klasse und sehr liebevoll gezeichnet, auch die komplette hochwertige Aufmachung der Seiten konnte mich hellauf begeistern.
Martin Widmark und Emilia Dziubak haben auf jeden Fall tolle Teamarbeit geleistet und zusammen ein wundervolles und ganz besonderes Bilderbuch geschaffen!
Fazit: Ein märchenhaftes und wunderschön poetisches Bilderbuch, in dem die Geschichten und ganz besonders die großartigen farbigen Illustrationen zum Träumen einladen. Für Kinder ab 5 Jahren ist das Buch sehr zu empfehlen. Zum Vorlesen eignet es sich perfekt! Hier wird sowohl Kindern als auch Erwachsenen ein richtig schönes Lese-Erlebnis geboten. Von mir erhält „Linas Reise ins Land Glück“ volle 5 von 5 Sternen!