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Veröffentlicht am 05.06.2022

Interessante Geschichte über die Pommerschen Fischerteppiche mit Webfehler

Fischers Frau
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Von lamen

In „Fischers Frau“ von Karin Kalisa wird die Geschichte von der Kuratorin Mia Lund und von der Teppichknüpferin Nina erzählt, die durch einen Pommerschen Fischerteppich miteinander verknüpft ...

Von lamen

In „Fischers Frau“ von Karin Kalisa wird die Geschichte von der Kuratorin Mia Lund und von der Teppichknüpferin Nina erzählt, die durch einen Pommerschen Fischerteppich miteinander verknüpft sind. Die Handlung beginnt in der Gegenwart mit Mia, die einen Pommerschen Fischerteppich zur Begutachtung vorgelegt bekommt, den sie auf seine Echtheit überprüfen soll. Da dieser für die Pommerschen Fischerteppiche untypische Muster aufweist, ist ihr Interesse geweckt und sie beginnt Nachforschungen zu betreiben und mehr über die Herkunft des Teppichs zu erfahren. Für Mia beginnt daraufhin eine Reise von Greifswald nach Zagreb, von der Gegenwart in die Vergangenheit zur Teppichknüpferin Nina und auch eine Reise zu sich selbst.

Die Geschichte hinter den Fischerteppichen ist an sich interessant. Als die Ostseeküste überfischt war, fehlte für die Fischer Arbeit, sodass anstatt der Fischernetze Teppiche geknüpft wurden. Leider konnte mich der Roman und dessen Umsetzung des Themas der pommerschen Fischerteppiche nicht überzeugen.
Die beiden Handlungsstränge in der Gegenwart und in der Vergangenheit mit Mia und Nina wirkten für mich zu konstruiert und deren Verknüpfung miteinander zu erzwungen. Auch konnte mich der Schreibstil nicht so richtig begeistern. Karin Kalisa schreibt sehr poetisch, bild- und detailhaft, also perfekt, um daraus eine gute Geschichte zu weben, die die Besonderheit der Teppiche mit den beiden Handlungssträngen verknüpft, doch wirkte der Schreibstil die meiste Zeit dazu eher deplatziert und sorgte eher für Fehler im Webprozess. Auch konnte ich keine emotionale Nähe zu den Charakteren oder der Handlung aufbauen, besonders Mia blieb mir fremd. Ebenso mäanderte die Handlung oft herum und verlor sich in Nebensächlichkeiten, Handlungsstränge wurden begonnen, ohne richtig zu Ende gebracht zu werden. Ein roter Faden war für mich nicht richtig erkennbar. Das Potenzial war vorhanden, jedoch wurde es nicht vollständig genutzt. Ich habe mir etwas mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Ausdrucksstark und nichtssagend zugleich

Keine gute Geschichte
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2,5 von 5 Sternen

Für mich ist "Keine gute Geschichte" von Lisa Roy leider keine gute Geschichte.
Die ersten Seiten begangen für mich noch vielversprechend, doch mit zunehmender Seitenanzahl ließ meine ...

2,5 von 5 Sternen

Für mich ist "Keine gute Geschichte" von Lisa Roy leider keine gute Geschichte.
Die ersten Seiten begangen für mich noch vielversprechend, doch mit zunehmender Seitenanzahl ließ meine anfängliche Begeisterung an der durchaus spannenden Geschichte, die sich mit einem Milieu beschäftigt, das man literarisch nicht so häufig begegnet.

Die 33-jährige Arielle Freytag hat es geschafft, aus dem sozialen Brennpunkt Katernberg in Essen herauszukommen und als Social-Media-Managerin in Düsseldorf Karriere zu machen. Doch ihre Depressionen führen zu einem Aufenthalt in der Psychiatrie. Als sie wieder zu Hause ist, bekommt sie einen Anruf, dass ihre Oma in Essen Hilfe braucht. Also kehrt Arielle nach 12 Jahren wieder in den Ort ihrer Kindheit zurück, der mit einem schweren Trauma verbunden ist. Denn als sie sechs Jahre alt ist, verschwindet ihre Mutter spurlos. Ohne nennenswerte seelische Unterstützung aus dem familiären und sozialen Umfeld musste sie mit dem Verlust alleine klarkommen. Da Vater unbekannt und Mutter verschwunden, wächst sie bei ihrer Oma auf, die eigentlich nur für ein Dach über den Kopf und für Essen sorgte, so ist das Verhältnis von Arielle zu ihrer Oma nicht das herzlichste. In Essen angekommen, kommen nach und nach Erinnerungen an ihre Mutter hoch und sie beginnt sich zum ersten Mal richtig mit ihren Verlust auseinanderzusetzen. Zeitgleich verschwinden zwei kleine Mädchen aus dem Stadtviertel.

Aus der Ich-Perspektive Arielles erzählt, lässt die Protagonistin einen schonungslos, direkt und reichlich zynisch einen an ihrem Leben und ihren Gedanken teilhaben, was sie nicht unbedingt sympathisch erscheinen lässt. So wirkt der Roman jedoch lebensecht und zeigt auf, dass die Herkunft einen nie so richtig loslässt. Man fühlt sich beim Lesen direkt in den sozialen Brennpunkt Katernberg versetzt.

Der authentisch wirkende und flüssig zu lesende Schreibstil war aber auch das Einzige, das mir gut am Roman gefallen hat. Die Handlung und die Charakterbeschreibung konnten mich nicht so ganz für sich begeistern. So hatte ich beim Lesen ständig das Gefühl, dass ich weiß, was die Autorin mir sagen will bzw. was sie darstellen will, richtig gefühlt habe ich es jedoch nicht.

Insgesamt fehlte es mir an Tiefe besonders in Bezug auf Arielles Beziehungen im familiären, sexuellen und freundschaftlichen Bereich. Auch wirkten die anderen Charaktere im Vergleich zu Arielle blass und teils schablonenhaft.
Zudem habe ich mir von der Handlung mehr erhofft, insbesondere das abrupte und zu vage Ende hat mich enttäuscht. Ebenso wurden die verschiedenen Handlungsstränge teilweise nur sehr oberflächlich behandelt, sodass am Ende mehr Fragen als Antworten zurückblieben.
So blieb bei mir nach Beenden der ca. 240-seitigen Lektüre das Gefühl einer inhaltlichen und emotionalen Leere zurück.

Eine Fokussierung der Handlung auf einige wenige Themen hätten dem Roman sicherlich gutgetan. So wurde das Potenzial für eine ausdrucksstarke Keine Happy End Geschichte über eine soziale Aufsteigerin nicht vollständig ausgeschöpft und es blieb eher eine nichtssagende Geschichte.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Das Befinden des Autors

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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Wie ist denn nun das Befinden auf dem Lande?

Laut dem Autor nicht gut, hat er doch keine guten Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande gemacht.
Björn Vedder geht dem Phänomen Landflucht und dem Grund ...

Wie ist denn nun das Befinden auf dem Lande?

Laut dem Autor nicht gut, hat er doch keine guten Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande gemacht.
Björn Vedder geht dem Phänomen Landflucht und dem Grund für den verklärten Blick auf dem Lande nach, zumindest versucht er es.

Auf rund 160 Seiten nähert er sich dem Thema auf intellektuelle Weise mittels Zitaten von bekannten Denkern, wie z. B. Kant und Sokrates an und berichtet durchaus unterhaltsam und kurzweilig von seinen eigenen (negativ) gemachten Landerfahrungen.
Der Schreibstil richtet sich eher an das gebildete Bürgertum, deren falsches Bild vom Leben auf dem Lande Vedder entlarven will, und nicht das "einfache Landvolk".
Der Autor konnte mich von seinen Argumenten jedoch nicht überzeugen.

Bei dem Versuch, die realitätsfremde Vorstellung vom glücklichen Landleben zu zerstören, verliert er zu sehr die Objektivität und lässt sich so eher von seinen eigenen schlechten Landerlebnissen beeinflussen als zu einer differenzierten Analyse des wirklichen Landlebens mit all seinen Vor- und Nachteilen zu gelangen.

Ja, es ist nicht das Paradies auf Erden, wenn man auf dem Land lebt. Die Landbevölkerung tickt anders und die Gemeinschaft folgt anderen Regeln. Für Fremde oder Zugezogene ist es nicht leicht, Anschluss zu finden. Doch allgemeine Schlüsse über die Bevölkerung lassen sich dadurch nicht ziehen.
Land und Leute sind überall verschieden und so auch Einstellungen, Werte und politische Ansichten. Die Bandbreite und Vielfalt erstrecken sich von links bis rechts, von konservativ bis liberal und von feindlich bis offen, in der Stadt wie auch auf dem Land.
Eigene schlechte Erfahrungen lassen nicht auf die gesamte Landbevölkerung schließen.

Wenig gehaltvoller Inhalt, überdeckt mit ein paar Zitaten für den intellektuellen Touch und Verallgemeinerungen anstatt einer differenzierten Analyse - Das ist der Eindruck, der das "Sach"buch "Das Befinden auf dem Lande" hinterlässt.
Zudem ein Autor, der etwas zu naiv an das Thema Landleben herangegangen zu sein scheint und nun anstatt der rosaroten Brille alles nur noch schlecht sieht, argumentiert hier.
Eine tiefgehende Ergründung der verklärten Vorstellung vom glücklichen Landleben findet sich hier nicht.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Langweilige Jugend

Klarkommen
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Eines muss man der Autorin lassen, gut schreiben kann sie. Ihr Schreibstil ist flüssig, bildhaft und hat etwas leicht Melodisches.

Da hört es leider mit den guten Punkten über "Klarkommen" für mich aber ...

Eines muss man der Autorin lassen, gut schreiben kann sie. Ihr Schreibstil ist flüssig, bildhaft und hat etwas leicht Melodisches.

Da hört es leider mit den guten Punkten über "Klarkommen" für mich aber auch schon auf. Denn inhaltlich begegnet einem beim Lesen eine gähnende Leere.Es wird von einer ereignisarmen Kindheit, Jugend und Studienzeit erzählt ohne irgendwelche Höhepunkte.
Keine nennenswerte Handlung wäre nicht weiter schlimm, wenn wenigstens die Charaktere interessant wäre. Doch weder die Erzählerin noch ihre Freunde, Familie oder andere Bekanntschaften hinterlassen einen bleibenden Eindruck beim Lesen der kurzen Kapiteln (manche nicht mal eine Seite lang). Die Figuren bleiben erschreckend ungreifbar und unnahbar. Eine emotionale Verbindung entsteht zu keiner Zeit.

Ja, ich klargekommen bin ich mit dem Roman, aber was er sein will, erschließt sich mir nicht so ganz. Es ist kein Coming-of-Age-Roman, es ist keine Reflexion über die eigene Jugend und das Erwachsenwerden, sondern es liest sich einfach nur wie ein gelangweilter Blick zurück, denn man im nächsten Moment schon vergessen hat.

Sprachlich gut, inhaltlich blass.
Vielleicht bin ich auch einfach die falsche Zielgruppe und kann mich deswegen nicht in dieser nüchtern beschriebenen Jugend der Erzählerin wiederfinden.

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Veröffentlicht am 04.11.2023

All dies hätte ein gutes Buch werden können

All dies könnte anders sein
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"All dies könnte anders sein" ist voll von großen Ideen und Themen und beginnt durchaus vielversprechend, doch mit zunehmender Seitenzahl schaffte der Roman es mich immer weniger zu fesseln. Der Autorin ...

"All dies könnte anders sein" ist voll von großen Ideen und Themen und beginnt durchaus vielversprechend, doch mit zunehmender Seitenzahl schaffte der Roman es mich immer weniger zu fesseln. Der Autorin gelingt es nämlich leider nicht wirklich, mit all ihren Charakteren und Themen etwas anzufangen, vieles verbleibt an der Oberfläche, sodass der Roman als Ganzes bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.

Zunächst fing das Buch wirklich gut an und führte die komplexe, wenn auch nervige Protagonistin Sneha ein, die ihren Weg durch ihre Sexualität, ihre soziale Klasse, ihre ethnische Zugehörigkeit, ihre Identität als Immigrantin in ihren Zwanzigern zu finden versucht. Sneha hat es während der Rezession in Amerika zu Zeiten der Obama Jahre glücklich erwischt. Sie ist nach Milwaukee in den Mittleren Westen der USA gezogen, um einen Einstiegsjob in einem Unternehmen zu finden, der, so zermürbend er auch ist, es ihr ermöglicht, ihre Rechnung zu bezahlen und ihren Eltern in Indien Geld zu schicken. Auch in ihrem Liebesleben scheint es gut zu laufen, sie geht auf Dates und bald verliebt sich Sneha in die Tänzerin Marina. Doch dann fängt es an in ihrem Leben alles nicht mehr so gut zu laufen wie am Anfang.

Das alles wird anschaulich dargestellt, man erhält einen Eindruck vom Leben im Mittleren Westen und die Dialoge weisen durchaus Wortwitz und inhaltliche Tiefe auf. Lesen lässt sich, dank des lockeren und lebendigen Schreibstils der Roman, zudem auch leicht und schnell.
Doch umso mehr Charaktere und Themen eingeführt werden, desto schneller verliert die Handlung ihren anfänglichen Reiz.
Die Geschichte fängt an zu mäandern. Am Schluss verbleibt einfach so vieles unvollendet und wartet darauf zufriedenstellend zu Ende gebracht zu werden. Da ich aber schon ab etwa der Hälfte das Interesse zunehmend verloren haben, war mir es ehrlicherweise auf den letzten Seiten auch zunehmend egal, welche Richtung die Handlung nimmt.
Dazu kommt noch, dass die Charaktere in ihrer Beschreibung und in ihrer Interaktion miteinander ziemlich oberflächlich sind. Sneha und die meisten anderen Figuren sind schwer zu liebende Charaktere, sie sind nicht perfekt und haben ihre Macken.
Unvollkommene Charaktere haben durchaus ihren Reiz, aber auch, nur wenn sie die nötige Tiefe und Komplexität besitzen. Beides fehlt hier, so fällt es einem schwer, sich zu verstehen und auf Dauer nerven sie eher.

"All dies könnte anders sein" ist ein Buch, das, wenn es anders in seiner inhaltlichen Konzeption anders gewesen wäre, besser hätte sein können, so bleibt es trotz interessanter Prämisse wenig in Erinnerung.

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