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Veröffentlicht am 10.08.2022

Netter Krimi für zwischendurch

Dunkle Gemäuer
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Nach „Kalte Lügen“ aus der Feder von Julia Bernard führt sie ihre Leser nun in „Dunkle Gemäuer“ - ein Baden-Krimi. Schon das Cover mutet ganz schön gespenstig an. Das Willstätter Horrorhaus - es ist Kulisse ...

Nach „Kalte Lügen“ aus der Feder von Julia Bernard führt sie ihre Leser nun in „Dunkle Gemäuer“ - ein Baden-Krimi. Schon das Cover mutet ganz schön gespenstig an. Das Willstätter Horrorhaus - es ist Kulisse für einen Film. Im früheren Siechenhaus geht immer noch Hildebrandt um, dessen sind sie sich sicher. Darum drehen sie ausschließlich tagsüber und behelfen sich mit lichtundurchlässigen Pappfensterläden, so machen sie den Tag zur finsteren Nacht. Als Mona, die Kamerafrau, verschwindet, wird Suzanne Griesbaum engagiert, ihres Zeichens Privatermittlerin, ihr zur Seite steht Henry Marbach.

Und da war die Sache mit dem Leuchten. Kurz bevor in dem Haus jemand stirbt, leuchtet ein geheimnisvolles grünes Licht. Das Hildebrandtslicht. Das Gerücht hält sich hartnäckig – was ist da dran? Auch ein Strichmännchen hat die Filmcrew entdeckt, dessen Kopf nach unten hängt, wie abgeknickt. In früheren Zeiten hat Hildebrandt hier gewütet, viele sind umgekommen, alle mit Genickbruch.

Im Keller dann wird Mona gefunden, sie ist tot – Genickbruch, was sonst! Ist sie die steile Treppe hinuntergestürzt? Nicht nur die Privatermittler sind an dieser mysteriösen Sache dran, auch die Polizei ermittelt. Verdächtige gibt es viele, allen voran Gerard, Monas Ehemann. Aber kann er wirklich mit dem Tod seiner heiß geliebten Frau zu tun haben? Ihre Schwester, der Hausmeister, ein Drehbuchautor, Schauspieler, auch Petrow, der Regisseur – sie alle sind verdächtig, jeder hat mindestens ein Motiv.

Keine zehn Pferde hätten mich in dieses Haus gebracht, auch wenn es mich beim Lesen so gar nicht gegruselt, Horror-Feeling sich dabei so gar nicht eingestellt hat. Spannend war das Buch trotzdem, bis fast zuletzt schlich sich in meine Gedanken immer wieder ein Verdächtiger ein, um dann doch wieder meine Zweifel zu haben. Jeder könnte es gewesen sein, keiner hat eine astreine Weste.

Der Baden-Krimi versprüht viel Charme, gerade wenn es um den Badener Dialekt geht, der wohl dosiert eingestreut wird. Auch wenn man diesen Dialekt nicht spricht, versteht man doch (fast) alles. Einen richtig bodenständigen Typen gibt es hier nicht, die Charaktere sind allesamt leicht überzeichnet dargestellt. Suzanne in ihrer unerschrockenen Art bringt sich so manches Mal in arge Bedrängnis. Auch Henry hat so seine Eigenheiten, die schon seltsam anmuten. Und doch habe ich über so manche Szene geschmunzelt. Ja, alle haben sie ihre Macken. Auch und vor allem Suzanne und ihr Dahinschmachten, sobald es um ihren Liam geht. Denn neben der Ermittlungsarbeit waren sie und ihr großer Schwarm Liam, ein Star der Death Metal-Szene, allgegenwärtig. Dieses pubertäre Gehabe war eindeutig zu viel, es hat der Story viel Potenzial geraubt. Weniger wäre hier wesentlich mehr gewesen!

Ansonsten ein netter Krimi für zwischendurch, der mich schon unterhalten hat, mit einem gut gemachten Cliffhanger.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Undurchdringliche Tiefen

Dunkle Tiefen
1

Unter mysteriösen Umständen ist Rosa, die jüngste der vier Schwestern, vor zwanzig Jahren ums Leben gekommen. Danach ist so einiges passiert mit der Familie und nun haben Jess, Ella und Lydia je eine Einladung ...

Unter mysteriösen Umständen ist Rosa, die jüngste der vier Schwestern, vor zwanzig Jahren ums Leben gekommen. Danach ist so einiges passiert mit der Familie und nun haben Jess, Ella und Lydia je eine Einladung erhalten, die Weihnachtstage in dem Cottage zu verbringen, das sie damals bewohnt hatten. Die Schwestern sind angereist und doch bleibt unklar, wer denn eingeladen hat – keine will es gewesen sein. Sie wollen schnellstens wieder weg, keine fühlt sich wohl mit den anderen und doch bleiben sie.

Langsam tauche ich in deren Leben ein, die Schwestern sind sehr unterschiedlich. Auch Marianne, die Nachbarin, mischt mit.

Die sehr kurzen Kapitel verraten nichts, hören immer dann auf, wenn man eigentlich das Gefühl hat, jetzt endlich mehr zu erfahren. Dazwischen lese ich in ebenso kurzen Sequenzen über das, was im Juli 1997 geschah. Ja, es sind sehr dunkle, undurchdringliche Tiefen, die mir zu sehr hin- und her rotieren, sich im Kreise drehen und nicht recht vorwärts kommen. Dieser schnelle Kapitelwechsel war mir zu sprunghaft. Was ist das lange gehütete Geheimnis von damals? Wie ist Rosa wirklich ums Leben gekommen, ist sie vielleicht gar nicht tot? Zweifel sind allgegenwärtig.

Es passieren im Heute seltsame Dinge, die Spannung ist da und doch verläuft sich dies alles irgendwie, es wird vieles angedeutet, einiges schon aufgeklärt aber so manches bleibt vage, ist nicht auserzählt. Eine dramatische Familiengeschichte um Schuld und Verantwortung. Es gibt Antworten und doch lässt mich das Buch sehr zwiegespalten zurück. Ich mag es, wenn die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten wird, die Story eine überraschende Wendung nimmt - und das ist hier der Fall. Vieles jedoch kommt mir zu konstruiert vor, als ob man etwas mit aller Gewalt zurechtbiegen müsste, um das Gestern und das Heute rund zu machen. Was in meinen Augen leider nicht gelungen ist.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Beklemmend

Amelia
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„Die Unruhen begannen an einem Donnerstag. Um sechs Uhr abends. So jedenfalls erinnerte sich Amelia daran.“ Und so beginnt die Erzählung um Amelia, einem Mädchen, das während der „Troubles“, dem Nordirlandkonflikt, ...

„Die Unruhen begannen an einem Donnerstag. Um sechs Uhr abends. So jedenfalls erinnerte sich Amelia daran.“ Und so beginnt die Erzählung um Amelia, einem Mädchen, das während der „Troubles“, dem Nordirlandkonflikt, in Belfast aufwächst. Wir schreiben das Jahr 1969. Inmitten ihrer großen Familie ist sie doch alleine und weiß auch als Achtjährige schon, was es heißt, wenn sich hinter jeder Ecke Bewaffnete verbergen könnten.

Es ist zwar ein zu Beginn achtjähriges Mädchen, um das sich die Geschichte rankt, von einer normalen Kindheit jedoch ist wenig zu spüren. Sie spielen mit Gummigeschossen, denken sich in ihre eigene Welt, die um sie herum so gar nicht normal ist. Aus Amelias Blickwinkel wird diese Geschichte erzählt, die Jahre gehen dahin. Es sind schlimme Jahre und blutige Kämpfe zwischen zwei Bevölkerungsgruppen – die Protestanten, die für den Verbleib im Vereinigten Königreich sind und die Katholiken, die als Republikaner für eine Loslösung kämpfen. Bis zu den 1994 beginnenden Friedensverhandlungen begleiten wir Amelia.

Es sind die täglichen Kleinigkeiten, die Anna Burns vor dem Hintergrund der Konflikte hervorhebt. Die Unruhen und deren Auswirkung beschreibt sie anhand der Einzelschicksale. In einer sehr derben Sprache, die es für mich so nicht unbedingt gebraucht hätte. Gewalt und Missbrauch sind allgegenwärtig, von Zuneigung keine Spur. Immer wieder kommt es zu sehr brutalen Szenen, die bis ins Detail beschrieben werden. Des Öfteren musste ich das Buch zur Seite legen und mich zwingen, doch noch weiterzulesen.

Die Charaktere sind allesamt mit sich selbst beschäftigt, nehmen keinerlei Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer. Sind hemmungslos, Alkoholexzesse und Tablettenmissbrauch sind an der Tagesordnung, keiner schert sich drum. Jeder ist sich selbst der Nächste und der Feind, der Andersdenkende, wird mit allen nur erdenklichen Mitteln bekämpft. Gnadenlos. Skrupellos. Ich lese sehr viel Zwischenmenschliches der brutalsten Art. Jeder nimmt sich, was er kriegen kann und das in jeglicher Hinsicht. Familienmitglieder, Freund und Feind – alle sind mit sehr viel Vorsicht zu betrachten. Zimperlich ist hier niemand, oftmals habe ich das Gefühl, dass es einzig um das nackte Überleben geht. Als ob man noch zu Lebzeiten ein kleines Stück vom Kuchen abbekommen möchte.

Erwartet habe ich einen Roman vor dem geschichtlichen Hintergrund, gelesen habe ich vom Schicksal Amelias und derer, die ihr am nächsten stehen - nichts für schwache Nerven, auch nichts für diejenigen, die mehr über die Troubles erfahren wollen. Es ist ein ungeschönter Einblick in die Psyche eines jungen Menschen, der seinen Weg suchen muss - die Gefahr zu scheitern ist groß. Letztendlich war ich froh, die letzten Seiten gelesen zu haben. Ein zuweilen sowohl beklemmendes als auch schockierendes Zeugnis in einer sehr derben Sprache um verlorene Jugendjahre.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Mehr Roman denn Krimi

Tiefes, dunkles Blau
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Rosa Zambrano ist Seepolizistin geworden, weil sie lieber über den Zürichsee blickt als in menschliche Abgründe – so wird sie beschrieben und bald wird eine Leiche aus dem See gefischt. Dieser Anfang verspricht ...

Rosa Zambrano ist Seepolizistin geworden, weil sie lieber über den Zürichsee blickt als in menschliche Abgründe – so wird sie beschrieben und bald wird eine Leiche aus dem See gefischt. Dieser Anfang verspricht viel Krimifeeling, das ansprechende Cover tut ein Übriges.

Moritz Jansen, der Arzt und Mitinhaber eines Biotech-Unternehmens, ist der Tote im See. Rosa war erst vor Kurzem in seiner Kinderwunsch-Klinik, um Eizellen einfrieren zu lassen, ihre biologische Uhr tickt.

Über Rosa erfahre ich so einiges, lerne sie eher als Privatperson denn als Seepolizistin kennen. Ihre Kochleidenschaft wird ausführlich beschrieben, auch Zürich zeigt sich von seiner schönsten Seite. Am liebsten würde ich mich gleich in Rosas Häuschen einquartieren und mich von ihr bekochen lassen.

Meist ist es so, dass eine Kriminalgeschichte mit Privatem garniert wird. Mal mehr, mal weniger. So als Auflockerung. Hier kommt es mir vor, als ob das Drumherum mit einer Prise Krimi gewürzt wäre, die richtigen Gewürze jedoch fehlen. Die Suppe, die Rosa bevorzugt kocht, schmeckt fade. Das erste Drittel hat mich aus kriminalistischer Sicht so gar nicht mitgenommen, da war ich eher außen vor – ich war stiller Beobachter ohne Emotionen. Um dann langsam mehr Zugang zur Seepolizistin zu bekommen, diese war aber eher sporadisch zu finden. Viel zu häufig driftete der ermittelnde Aspekt ins allzu private Umfeld ab.

Das Buch, die ganze Geschichte, spaltet. Es hat seine ganz eigene Atmosphäre, ist mit keinem herkömmlichen Krimi zu vergleichen. Es war ein Auf und Ab der Gefühle – mal wollte ich ihn verreißen, mich abfällig dazu äußern, um dann doch wieder hineingezogen zu werden. Rosa blieb mir fremd, ihre warmherzige Art, wie sie beschrieben wird, kam mir eher unnahbar vor. Wie entrückt.

Im Bereich der Genforschung bewegt sich dieses „tiefe, dunkle Blau“. Wie weit darf die Forschung in das Leben eingreifen? Diesem Thema gibt Seraina Kobler viel Raum.

Einen Krimi habe ich erwartet. Gelesen habe ich einen Roman mit kriminalistischen Elementen, der mich zunächst wenig begeistern konnte, mich aber dann doch ins Geschehen gesaugt hat. Der erste Fall für Rosa Zambrano war eher unaufgeregt, der Schluss ungewöhnlich – noch hat mich die Seepolizistin nicht für sich eingenommen, Seraina Koblers Schreibstil jedoch stimmt mich positiv.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Ganz nett

Schallplattensommer
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Brad Pitt soll hier, in diese heruntergekommene Villa, einziehen. So geht das Gerücht. Naja, er war es dann doch nicht. Eine Familie aus dem Westen hat das Grundstück nebst Haus gekauft und jetzt sitzen ...

Brad Pitt soll hier, in diese heruntergekommene Villa, einziehen. So geht das Gerücht. Naja, er war es dann doch nicht. Eine Familie aus dem Westen hat das Grundstück nebst Haus gekauft und jetzt sitzen sie in Omas Gaststätte – Vater, Mutter und zwei Söhne. Eine ganz normale Familie mit viel Geld - so hat es zumindest den Anschein.

Es beginnt federleicht. Maserati ist nun mal das einzige Mädchen weit und breit, sie und ihre Oma sind ein eingespieltes Team. Während ihre Oma ihre berühmten Teigtaschen bevorzugt nachts zubereitet, ist Maserati für den Service zuständig.

„Ich bin Maserati“ „Wow, ist dein Vater Rennfahrer - darf ich dich Ferrari nennen?“ Caspar, der Sunnyboy, findet das amüsant, zieht all die Luxuskarossen heran, um sie gebührend anzusprechen. Und Theo findet auf einem alten Plattencover Maseratis Bild, auch in den Lyrics kommt sie vor. Wie kann das sein?

Alina Bronsky erzählt eine scheinbar belanglose Sommergeschichte, ein Flirt unter Jugendlichen, die vor sich hinplätschert. Man erahnt, dass hinter dieser Leichtigkeit mehr steckt. Und da ist noch Lenchen… Wer ist Lenchen? Peu á peu schält sich immer mehr Vergangenes heraus, drängt an die Oberfläche.

Die Autorin hat einen einnehmenden Schreibstil, es treibt einen vorwärts. Zwischen den Zeilen schwingt immer das Ungesagte mit, man spürt, dass noch mehr kommt, es erst im Laufe der Geschichte ganz erzählt werden wird. Sowohl die Charaktere als auch die ländliche Umgebung sind gut beschrieben, ich hatte von allen ein inneres Bild präsent und doch kamen sie mir nicht sehr nahe.

Ein netter „Schallplattensommer“, dessen Cover richtig gut gelungen ist. Im Nachhinein weiß ich auch mit dem Boot etwas anzufangen. Alina Bronsky hat mich gut unterhalten, es war spannend und doch fehlte mir der Biss.

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