Cover-Bild Die neue Wildnis
(12)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Science Fiction
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 09.05.2022
  • ISBN: 9783453321588
Diane Cook

Die neue Wildnis

Roman
Astrid Finke (Übersetzer)

Amerika in der nahen Zukunft: Zusammengepfercht in riesigen Megacities leiden die Menschen unter den Folgen der Überbevölkerung und des Klimawandels wie Smog, Dürreperioden und extreme Hitze. Aus Sorge um das Leben ihrer fünfjährigen Tochter Agnes nimmt die junge Mutter Bea an einem nie dagewesenen Regierungsexperiment teil: Gemeinsam mit zwanzig anderen Pionieren möchte sie in einem der staatlich geschützten Nationalparks, zu denen Menschen eigentlich keinen Zugang haben, im Einklang mit der Natur leben. Doch der Alltag in dieser neuen Wildnis wartet mit ganz eigenen Herausforderungen auf, und schon bald stoßen die Pioniere an ihre Grenzen ...

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2022

Hinter meinen Erwartungen zurück

0

Amerika in einer Zukunft, die die Folgen einer Klimakatastrophe erlebt. Bea muss tatenlos dabei zusehen, wie ihre dreijährige Tochter immer kränker wird. Einzige Hoffnung, um ihr Überleben zu sichern ist ...

Amerika in einer Zukunft, die die Folgen einer Klimakatastrophe erlebt. Bea muss tatenlos dabei zusehen, wie ihre dreijährige Tochter immer kränker wird. Einzige Hoffnung, um ihr Überleben zu sichern ist es, an einem Experiment teilzunehmen, bei dem eine Gruppe von Menschen in das letzte Fleckchen unberührter Natur auswandert. Überwacht von Rangern muss die Gruppe hier überleben, ohne allzuviel in die Natur einzugreifen, oder Spuren zu hinterlassen. Die Auserwählten leben dabei wie Nomaden, zurückgeworfen in die Steinzeit, abgeschnitten von jeglichen Annehmlichkeiten der Zivilisation, ohne Verbindung zur Außenwelt.

Diane Cook kreiert eine dystopische Welt, deren Klimaszenario durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Auf dem Klappentext ist von naher Zukunft die Rede, in der Geschichte wird nicht näher auf den zeitlichen Rahmen eingegangen, ebenso wenig auf die konkreten Ereignisse, die zur Klimakatastrophe führten und wie diese sich letztlich äußert. Hier überlässt sie es dem Leser Zusammenhänge herzustellen und das Ganze zu verorten.

Der Einstieg ins Buch unglaublich stark, dramatisch, emitional, aber gleichzeitig auch irgendwie kalt und distanziert. Das liegt vor allem an Hauptfigur Bea und ihrem Umgang mit dieser intimen Situation, in der der Leser ihr begegnet. Dieser kühle und distanzierte Ton bleibt das ganze Buch über bestehen und so baut der Leser nie wirklich Sympathien für die Figuren auf, es fühlt sich immer etwas fremd an, was vielleicht unterstreichen soll, dass man hier einem Experiment beiwohnt, dass man nur Beobachter einer Studie ist. Die Figuren haben keinerlei Substanz, ausser von Bea und ihrer Familie erfährt man von keinem irgendwelche Hintergrundinformationen.

Ab der Mitte des Buches war ich von dieser Art die Geschichte zu erzählen immer weniger angetan. Hier hat auch meine anfängliche Euphorie nachgelassen und die Autorin hat mich immer mehr verloren. An ihren literarischen Fähigkeiten lag das keineswegs, was sie schreibt, die Bilder, die sie erzeugt ist groß, unglaublich anziehend, verstörend und wunderschön zugleich, allerdings dreht sich die Autorin hier über weite Strecken im Kreis und die Bilder täuschen nicht darüber hinweg, dass die Geschichte nicht voran kommt und keine Antworten liefert. Trotzdem bin ich dran geblieben, begierig darauf wartend, dass endlich das große Geheimnis aufgedeckt wird und die Hintergründe für dieses Experiment erkennbar werden, ebenso wie so vieles Andere. Aber nichts!

Das Ende kommt dann schnell, schneller als erwartet und hinterlässt bei mir nichts als Fragen und Verwirrung. Zu einem großen Teil resultiert diese Verwirrung aus dem Umgang der Autorin mit der Zeitabfolge. Während man manchmal über Kapitel hinweg nur einen Tag abhandelt, erfährt man an anderen Stellen in einem kurzen Nebensatz, dass die letzten drei Seiten einen Zeitraum von mehreren Jahren umfasst. Das ist total verwirrend und macht es fast unmöglich den genauen zeitlichen Rahmen zu bestimmen. Ebenso verwirrend ist das fast völlige Ausbleiben von Informationen. Genau wie die Gruppe, die in der Wildnis umherwandert und nichts von den Geschehnissen ausserhalb erfährt, erfährt auch der Leser nichts. Ich bleibe zurück mit Fragen, was bezweckt man mit dem Experiment; warum verhalten sich die Ranger, wie sie es tun; wie kam es überhaupt zu der Entwicklung, deren Folgen wir miterleben. Aber auch so ganz banale, aber eigentlich total wichtige Elemente, wie zum Beispiel, wie soll ich mir diese Wildnis genau vorstellen? Handelt es sich um einen überdimensionalen Park, umgeben von riesigen überbevölkerten Städten? Und wie sind die Größenverhältnisse eigentlich? Die Gruppe brauch teilweise Jahre um von einem Ort zum Anderen zu kommen, wie groß ist den das Gelände dann bitteschön?

Vielleicht bin ich ja einfach pingelig was das betrifft, aber hier fehlt mir so ein bisschen die Plausibilität, die Grundlage dafür, dass ich der Autorin ihr Szenario glaube. Vielleicht habe ich aber auch einfach nur den Sinn, die Botschaft der Geschichte nicht verstanden und hier sind wir dann auch am, für mich, entscheidenden Punkt. Was will mir die Autorin sagen? Klar, eine Warnung zur Klimawandelproblematik. Aber was sonst? Welche Botschaft soll mir dieses "zurück zur Natur" Szenario mitgeben? Das wir am Ende nur überleben, wenn wir verrohen und wieder zu Tieren werden? Sorry!

Ich bin ein sehr breit interessierter Vielleser, allerdings möchte ich von einer guten Geschichte einen gewissen, befriedigenden Abschluss. Es darf gern mal das Ein, oder Andere der Fantasie überlassen bleiben, aber in diesem Fall ist das 80% der Geschichte. Wenn man von mir erwartet, mir alles selber zusammenzureimen, dann hätte ich die Geschichte auch selber schreiben können. Wenn ich am Ende erst noch ein Literaturstudium brauche, um die Hintergründe zu analysieren, dann bin ich raus.

Ich möchte klarstellen, dass ich das Buch hier nicht schlechtmachen will. Ich hoffe meine Rezi lässt erkennen, wie unbefriedigend ich das Buch trotz seiner tollen Elemente finde und wie sehr mich das auch beschäftigt. Vielleicht hab ich ja tatsächlich etwas übersehen, nicht verstanden, es gibt einige Klassiker, bei denen ich das ähnlich empfinde, obwohl sie hoch gelobt sind. Das Buch wird auch ohne mich eine Fangemeinde finden, für mich ist es leider weit hinter meinen Erwartungen zurück.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2022

Leider nicht sehr spannend

0

Dystopische Szenarien scheinen in unserer heutigen Welt immer weniger unwahrscheinlich - Kriege, Klimawandel und Umweltkatastrophen bieten viel Raum für düstere Vorhersagen. Gerade weil wir gar nicht so ...

Dystopische Szenarien scheinen in unserer heutigen Welt immer weniger unwahrscheinlich - Kriege, Klimawandel und Umweltkatastrophen bieten viel Raum für düstere Vorhersagen. Gerade weil wir gar nicht so weit weg von solchen Vorstellungen sind, üben dystopische Romane auf mich immer wieder eine große Faszination aus.

So auch "Die neue Wildnis" von Diane Cook, das im Amerika der nahen Zukunft spielt und das Leben einer etwa 20-köpfigen Gruppe von Menschen im sogenannten "Wildnis-Staat" beschreibt. Diese Wildnis ist die letzte, die es noch gibt; die Städte sind überfüllt und vermüllt und lassen wortwörtlich kaum Luft zum Atmen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts darf eine kleine Gruppe Freiwilliger nun auswandern in diesen Wildnis-Staat, der an eine Art Nationalpark erinnert und von Rangern betreut wird. Es gibt strenge Auflagen für die Gruppe - sie müssen das Leben von Nomaden führen und dürfen nirgendwo länger als ein paar Tage verweilen, sie dürfen kaum persönliche Gegenstände mitnehmen und vor allem dürfen sie keinerlei Müll oder sonstige Spuren hinterlassen. Ein solches Leben ist hart, auf eine ganz andere Weise, als sie es aus der Stadt gewohnt sind. Plötzlich müssen sie sich mit wilden Pumas arrangieren, müssen auf ihren Wanderungen reißende Flüsse überqueren und nachts und im Winter Kälte und Hunger ertragen. Viele sterben.

Im Zentrum der Handlung stehen Bea, ihr Mann Glen, der einer der Mitentwickler des Programms war, und deren kleine Tochter Agnes. Der Roman schildert die Spannungen in der Gruppe, beschreibt die Schwierigkeiten des Überlebens in freier Natur, die die Gruppe immer wieder an ihre Grenzen führt.

Der Roman klang wirklich toll und hat sofort mein Interesse geweckt; leider war es dann aber doch eine recht kurze Liebe zwischen uns. Mein Problem ist weniger, dass mir Bea (aus deren Sicht der erste Teil der Geschichte erzählt wird) ausgesprochen unsympathisch war. Das hätte ich verkraftet, hätte die Geschichte etwas mehr Spannung entwickelt. Leider plätschert sie die meiste Zeit über jedoch merklich langsamer dahin als die zahlreichen Flüsse, die die kleine Gruppe durchqueren muss, ist also nicht gerade mitreißend; dazu kommt, dass vieles nicht mit der Tiefe beschrieben und erklärt wird, die ich mir gewünscht hätte. Wirklich schade, denn Beas Tochter Agnes und ihre Sicht auf die Welt mochte ich sehr, nur hat auch hier zu oft einfach der Schwung gefehlt und statt einer spannenden Dystopie habe ich, trotz einiger tragischer Szenen, das Gefühl, ein Buch über einen dezent eskalierenden Campingausflug gelesen zu haben. Und das war nicht das, was ich haben wollte.